Lehren der Präsidenten der Kirche
Eine ehrenhafte, glückliche, gute Ehe


Kapitel 18

Eine ehrenhafte, glückliche, gute Ehe

Wenn die Ehepartner dem Herrn und einanander treu bleiben, erfreuen sie sich einer harmonischen und ewigen Beziehung.

Aus dem Leben von Spencer W. Kimball

Ehe Spencer W. Kimball ins Kollegium der Zwölf Apostel berufen wurde, war er Teilhaber einer Versicherungs- und Immobilienfirma in Safford im US-Bundesstaat Arizona. Carmen Richardson Smith, eine seiner Angestellten, erzählt, wie Spencer und Camilla Kimball füreinander da waren, als ihr Sohn Edward Anfang der Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts an Kinderlähmung erkrankte:

„Ich bewunderte die Beziehung zwischen Bruder Kimball und seiner Frau sehr. Als Eddie in Kalifornien zur Behandlung war, blieb Schwester Kimball bei ihm, und Präsident Kimball fuhr immer hin, wenn etwas Entscheidendes geschah. In den Zeiten, da sich Eddie von der Operation erholte, kam Bruder Kimball nach Hause, um sich um die anderen Kinder zu kümmern, und seine Frau blieb allein bei Eddie.

Ich glaube, er hat ihr jeden Tag geschrieben, und nicht bloß ein paar Zeilen. Manchmal stand er unter großem Zeitdruck, und dann diktierte er mir den Brief, und ich weiß noch, was für ein Gefühl das war: Es kam mir wie eine heilige Ehre vor.

Sie führten eine gute, eine glückliche Ehe, und sie schätzen einander offenbar sehr. Es hatte den Anschein, dass sich beider Welt nur um den anderen drehte.“1

Die innige Liebe zwischen Spencer und Camilla Kimball war schon in jungen Jahren deutlich, und als sie älter wurden, wurde diese Liebe noch stärker und tiefer. Präsident Kimball sagte oft, wie dankbar er für die Beziehung war, die ihn mit seiner Frau verband: „Camilla ist stets an meiner Seite gewesen. Beim Begräbnis unserer Eltern und anderer Angehöriger und auch dann, als wir unsere zu früh geborenen Kinder begraben mussten. Wir haben Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt. … Wir haben miteinander geweint und gelacht. … Wir hatten Freude am Leben, obwohl es auch viel Trauriges und Ernstes gegeben hat. Wir haben getanzt, wir haben gesungen, wir hatten Gäste, wir haben geliebt und wurden wiedergeliebt. Mit einer Frau wie Camilla Eyring ist das Leben erfüllt und in jeder Hinsicht reich.“2

Weil Präsident Kimball eine lange und glückliche Ehe führte, konnte er sagen: „Wir brauchen einen liebevollen Partner – einen, der nicht unsere Falten zählt, uns unsere Dummheit vorwirft oder sich an unsere Schwächen erinnert; … wir brauchen einen Partner, mit dem wir leiden und weinen und beten und Gott verehren, einen, mit dem wir Kummer und Enttäuschung durchstehen und der uns liebt um dessentwillen, was wir sind oder sein wollen, und nicht um dessentwillen, was wir nach außen hin zu sein scheinen.“3

Lehren von Spencer W. Kimball

Die ewige Ehe ist von Gott verordnet, und die Familie ist im Plan des himmlischen Vaters für uns von größter Bedeutung.

Die Ehe, eine ehrenhafte Ehe, ist von Gott verordnet. Er hat festgelegt, dass die grundlegende Einheit der Gesellschaft das Zuhause und die Familie ist, und wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der heute vorherrschende, falsche Trend von dem von Gott verordneten Plan wegführt. …

Wie es scheint, geht von den heruntergekommenen Bereichen der Welt eine immer stärker werdende Tendenz gegen die Ehe aus, und ebenso die starke Tendenz hin zur kinderlosen Ehe. Natürlich fragt man sich dann als Nächstes: „Warum heiraten?“ Und schon hat man die „Revolution gegen die Ehe“ vor Augen. Es wird argumentiert, Kinder seien eine Bürde, eine Fessel, eine Verantwortung. Bildung, keinerlei Einschränkungen und keinerlei Verantwortung – manch einer redet sich ein, das sei das Leben. Leider gibt es auch unter den Mitgliedern schon einige, die sich diese kurzsichtige und zerstörerische Sicht der Dinge zu Eigen machen.4

Um den bösen Lehren in den Medien, im Fernsehen, im Theater und auf der Straße entgegenzuwirken und ihnen die Kraft zu nehmen, müssen wir die Ehe lehren – die rechte Ehe, die ewige Ehe.5

Der eigentliche Grund für die ewige Ehe liegt darin, dass das Leben ewig ist, und deshalb muss die Ehe, wenn sie mit der ewigen Absicht im Einklang sein soll, in ihrer Dauer dem Leben entsprechen. Eine vom Standesbeamten oder auch von einem Beamten der Kirche außerhalb des Tempels geschlossene Ehe gilt nur für die Zeit – „bis der Tod euch scheidet“ oder „solange ihr beide leben werdet“. Sie endet mit dem Tod. … Geschlossen wird die ewige Ehe vom Propheten des Herrn oder von einem anderen von den wenigen, denen er die Vollmacht dazu übertragen hat. Die Handlung findet in einem heiligen Tempel statt, der zu diesem Zweck errichtet und geweiht worden ist. Nur eine solche Ehe überdauert das Grab und lässt die Beziehung zwischen Mann und Frau sowie zwischen Eltern und Kindern in alle Ewigkeit fortbestehen.6

Eine ehrenhafte, glückliche und gute Ehe ist gewiss das Hauptziel eines jeden normal veranlagten Menschen. Die Ehe ist vom Herrn vorgesehen, damit das Zuhause und die Kinder gefestigt und glücklich sind. Wer der Ehe absichtlich aus dem Wege geht, ist nicht nur nicht normal, sondern hemmt seinen eigenen Fortschritt.

Ich benutze hier bewusst den Begriff normal, denn der Herr hat selbst die Norm gesetzt, als er Adam und Eva, den ersten Mann und die erste Frau auf Erden, zusammengeführt und sie mittels einer heiligen Zeremonie zu Ehemann und Ehefrau gemacht hat. Die beiden waren von Natur aus recht verschieden und hatten unterschiedliche Aufgaben. Gleich nach der Zeremonie gebot er ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht [darüber].“ (Genesis 1:28.)

Es ist normal, dass man heiratet, und normal und angebracht, dass man Kinder hat. Jeder Mensch sollte sich die Ehe wünschen und darauf hinarbeiten, denn so hat es der Gott des Himmels für uns vorgesehen. So hat er es geplant.7

Der gesamte Plan [des Herrn] war weise so aufgebaut, dass Kinder in Liebe und abhängig von den Eltern zur Welt kommen. Hätten sich die oberflächlichen Ansichten etlicher Menschen von heute durchgesetzt, so wäre es mit der Welt, dem Menschengeschlecht und allem, was gut und recht ist, schon vor langer Zeit zu Ende gewesen. …

Der Herr hat gesagt, um in den höchsten der drei Himmel oder Grade der Herrlichkeit im celestialen Reich zu gelangen, „muss man in diese Ordnung des Priestertums [nämlich den neuen und immerwährenden Bund der Ehe] eintreten; und wenn jemand das nicht tut, so kann er ihn nicht erlangen“ (LuB 131:2,3).

Dies ist die rechte Art und Weise.

Es gibt Männer, die sich bewusst gegen die Ehe entscheiden. Sie enthalten sich selbst etwas vor. Wahrscheinlich gibt es auch viele Frauen, die sich dieser Segnungen berauben. Andere wiederum haben nicht geheiratet, weil sich ihnen nie die Gelegenheit geboten hat. Selbstverständlich wissen wir, dass der Herr für diese Menschen reichlich Vorkehrungen trifft und dass niemand jemals für etwas verdammt wird, wofür er nichts kann. …

Was jedoch die Ehe und die Aufgaben von Mann und Frau betrifft, so hoffe ich, dass niemand sich Gott widersetzt. …

Ich hoffe von Herzen, dass die Mädchen und Frauen unserer Kirche und auch die Männer und Jungen ausgiebig vom Wasser des Lebens trinken und ihr Leben nach den schönen und umfassenden Aufgaben ausrichten, die der Herr ihnen übertragen hat.

Ich hoffe, wir sind nicht darauf aus, einen bereits vollkommenen Plan zu vervollkommnen, sondern wir streben mit aller Macht, allem Sinn und aller Kraft danach, uns selbst zu vervollkommnen innerhalb des umfassenden Plans, der uns gegeben ist. Es wäre doch gewiss nicht gerecht, dem Plan die Schuld zu geben, bloß weil nicht jeder von uns entsprechend lebt. Lassen Sie uns unsere Einstellung, unser Tun, unser gesamtes Leben in die Hand nehmen, damit wir Erben der reichen und zahlreichen Segnungen werden können, die uns verheißen sind.8

Auf die ewige Ehe muss man sich gut vorbereiten.

Wen man heiratet, ist vielleicht die wichtigste Entscheidung überhaupt; sie hat weitreichende Auswirkungen, denn davon hängt nicht nur ab, ob man in diesem Leben glücklich wird, sondern auch, ob man ewige Freude erlangt. Diese Entscheidung wirkt sich nicht nur auf die beiden unmittelbar betroffenen Menschen aus, sondern auch auf ihre Familien und vor allem – über viele Generationen hinweg — auf ihre Kinder und Kindeskinder.

Bei der Auswahl des Lebensgefährten für das irdische Dasein und für die Ewigkeit ist es ganz gewiss unerlässlich, gründlich zu planen und nachzudenken, zu beten und fasten, damit man gerade bei dieser Entscheidung zuverlässig zum richtigen Ergebnis kommt. Für eine gute Ehe müssen die Partner geistig und seelisch miteinander harmonieren. Entscheidungen dürfen nicht nur aufgrund von Gefühlen getroffen werden; der Verstand und das Herz, gestärkt durch Fasten und Beten sowie ernsthaftes Nachdenken, geben dem Betroffenen die größtmögliche Chance auf eine glückliche Ehe. Damit sind Opferbereitschaft, die Bereitschaft zu teilen und große Selbstlosigkeit verbunden. …

„Seelenverwandtschaft“ ist ein Märchen und eine Illusion. Sicher sind jeder junge Mann und jede junge Frau eifrig und gebeterfüllt darauf bedacht, einen Lebensgefährten zu finden, mit dem das Leben so angenehm und harmonisch wie möglich verlaufen kann, doch andererseits können fast jeder gute Mann und jede gute Frau miteinander eine glückliche und gute Ehe führen, wenn beide bereit sind, den Preis dafür zu zahlen. …

Wer sich mit dem Gedanken trägt zu heiraten, muss sich klarmachen, dass die glückliche Ehe, die man sich erhofft, nicht automatisch auf die Heirat folgt, sondern dass man viele Opfer bringen, vieles mit dem Partner teilen und sogar auf einige persönliche Freiheiten verzichten muss. Zur Ehe gehört auch, dass man lange und viel sparen muss. Zur Ehe gehört, dass man Kinder bekommt, die finanzielle Belastungen mit sich bringen, viel Zeit und Fürsorge erfordern und viele Sorgen bereiten. Andererseits erfährt man in der Ehe aber auch die denkbar schönsten und erhabensten Gefühle überhaupt.9

Es ist nicht gänzlich in Ordnung …, wenn man die Ehe aufschiebt. Jeder normal veranlagte Mensch soll seinen Lebensweg so planen, dass dazu die rechte Tempelehe früh im Leben gehört und man sich vermehrt und in den frühen Erwachsenenjahren Kinder bekommt.10

Die jungen Leute, die sich darauf eingestellt haben, ihre Ehe im Tempel zu schließen, haben sich bereits ein Denkmuster zurechtgelegt, das es ihnen leicht macht, mit dem erwählten Partner, sobald er gefunden ist, gemeinsam zu planen. Schon vor der feierlichen Siegelung an heiliger Stätte planen sie ihr gemeinsames Leben und werden das auch danach weiterhin tun. Sie setzen sich zusammen und legen den Weg fest, der sie über ein glückliches, erfolgreiches, geistiges Erdenleben ins Gottesreich, in die Erhöhung führt.11

Wenn Sie wüssten, welche Tragweite die Siegelung hat, wenn Ihnen bewusst wäre, wie herrlich diese Verordnung ist, dann würden Sie bis ans Ende der Welt fahren, um sie zu erlangen. Weder Entfernung noch Mangel an Geld noch sonst irgendwelche Umstände würden Sie davon abhalten können, die Ehe im heiligen Tempel des Herrn zu schließen.12

In Zion wird ein neuer Geist herrschen, wenn die jungen Frauen ihrem Freund sagen: „Wenn du keinen Tempelschein bekommen kannst, dann werde ich mich nicht mein Leben lang an dich binden, nicht einmal für dieses Leben!“ Und wenn der zurückgekehrte Missionar zu seiner Freundin sagt: „Es tut mir Leid, so sehr ich dich auch liebe – ich werde nirgends als nur im heiligen Tempel heiraten.“ …

Wir fragen uns, weshalb manch einer trotz all dieser Segnungen und Verheißungen nicht auf die rechte Weise heiratet und das Leben in einer Eiswüste verschwendet, die vielleicht niemals taut. Wieso kann ein junger Mensch auch nur mit einem einzigen Gedanken eine Eheschließung außerhalb des Tempels in Betracht ziehen und die Herrlichkeit aufs Spiel setzen, die ihm zustehen könnte?13

Es gibt ein unfehlbares Rezept für eine glückliche Ehe.

Fast jede Ehe kann schön, harmonisch, glücklich sein und ewigen Bestand haben, wenn sich die Ehepartner fest vornehmen, dass es so sein soll, dass es so sein muss, dass es so sein wird!14

Die Zeremonie als solche [führt] noch keine glückliche, gute Ehe [herbei]. Man kann nicht einfach durch das Betätigen eines Schalters – wie beim Licht – bewirken, dass man glücklich wird, denn glücklich sein ist ein Zustand, der im Inneren des Menschen entsteht. Glücklich sein – das muss man sich verdienen. Man kann es nicht mit Geld kaufen, sondern muss etwas dafür tun.

Manche verstehen unter einem glücklichen Leben Bequemlichkeit, Luxus und ständigen Genuss. Eine gute Ehe jedoch entsteht aus jener Art von Glück, die weit darüber hinausgeht und auf Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit und gegenseitigem Dienen basiert.

Wenn zwei Menschen heiraten, deren Lebensumstände sehr verschieden sind, müssen sie bald nach der Trauung den Tatsachen ins Auge sehen. Das Leben, in dem Fantasie und Traumvorstellungen wichtig waren, ist vorüber. Sie müssen auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Verantwortung und neue Pflichten müssen übernommen werden. Man muss auf einige persönliche Freiheiten verzichten und sich häufig selbstlos dem Partner anpassen.

Schon sehr bald nach der Hochzeit merkt man, dass der Ehepartner Schwächen hat, die er sich vorher nicht hat anmerken lassen bzw. die man nicht an ihm entdeckt hat. Die positiven Eigenschaften des anderen, die einem vor der Ehe so wichtig erschienen waren, kommen einem jetzt allmählich weniger bedeutsam vor, während die Schwächen des Partners, die einem vorher so geringfügig erschienen waren, nun beträchtlich an Bedeutung gewinnen. Von nun an muss man Verständnis füreinander aufbringen, sich selbst kritisch betrachten und mit gesundem Menschenverstand nachdenken und planen. …

Es gibt ein Rezept für eine glückliche, ewig währende Ehe, das nie versagt, doch darf man – wie bei allen Rezepten – nicht die wichtigsten Zutaten vergessen oder bewusst etwas davon weglassen. Es ist wichtig, dass man den richtigen Partner auswählt; ebenso wichtig ist es, dass man sich auch nach der Trauung weiterhin den Hof macht. Diese beiden Faktoren sind aber nicht von größerer Bedeutung als die Ehe selbst. Es hängt nun von beiden Partnern ab, ob die Ehe glücklich wird.

Basiert eine Ehe von Anfang an auf einem vernünftigen … Standard, … gibt es keine Kraft von außen, die sie zerstören könnte. Das können nur die beiden Partner selbst. Dafür müssen sie dann auch die Verantwortung tragen. Andere Menschen oder Einrichtungen können guten oder schlechten Einfluss ausüben. Finanzielle, soziale, politische und sonstige Umstände wirken sich möglicherweise auf die Ehe aus, doch in erster Linie hängt die Ehe stets von den beiden Partnern ab, die es in der Hand haben, ob die Ehe glücklich und gut wird. Sie müssen nur den festen Willen dazu haben und selbstlos und rechtschaffen sein.

Das Rezept ist einfach; es gehören nur wenige Zutaten dazu, die sich jedoch beliebig variieren lassen.

Erstens: Man muss sich die richtige Einstellung zur Ehe zu Eigen machen. Dazu gehört die Wahl eines Partners, der in allem, was einem wichtig ist, so vollkommen wie möglich ist. Dann müssen die beiden im Tempel vor den Altar treten, und zwar im Bewusstsein, dass sie sich sehr anstrengen müssen, um miteinander glücklich zu werden.

Zweitens: Beide Partner müssen äußerst selbstlos sein. Sie müssen sich selbst vergessen und das Wohl der Familie bei jeder Entscheidung in den Vordergrund stellen und sich selbst zurücknehmen.

Drittens: Auch nach der Hochzeit muss man sich gegenseitig den Hof machen und einander zeigen, dass man sich liebt. Man muss freundlich zueinander sein und aufeinander Rücksicht nehmen.

Viertens: Beide Partner müssen völlig im Einklang mit den Geboten des Herrn leben, wie sie im Evangelium Jesu Christi niedergelegt sind.

Wenn diese Zutaten gut gemischt und regelmäßig aufgefüllt werden, ist es eigentlich gar nicht möglich, dass Eheleute unglücklich sind und es versäumen, Missverständnisse auszuräumen, sodass es zur Trennung kommt. Scheidungsanwälte müssten sich auf andere Gebiete spezialisieren und Familiengerichte geschlossen werden.15

Selbstlosigkeit und das Halten der Gebote führen zu einer guten Ehe.

Bevor Verliebte heiraten, müssen sie sich bewusst machen, dass sich beide Partner uneingeschränkt damit abfinden müssen, dass das Wohl der Familie, die sie gründen wollen, stets über dem Wohl eines der beiden Ehepartner stehen muss. Beide müssen die Wörter „ich“ und „mein“ durch … „wir“ und „unser“ ersetzen. Bei jeder Entscheidung ist zu bedenken, dass zwei oder mehr Personen davon betroffen sind. Wenn die Ehefrau wichtige Entscheidungen zu treffen hat, muss sie sich fragen, wie sich diese auf sie und ihren Mann, die Kinder, die Familie als Ganzes und das geistige Leben jedes Einzelnen auswirken. Der Ehemann muss bei der Berufswahl und im gesellschaftlichen Leben, beim Umgang mit Freunden und bei all seinen Interessen berücksichtigen, dass er nur ein Teil der Familie ist und es zuallererst auf deren Wohl ankommt.16

Wenn zwei Menschen wollen, dass ihre Ehe Bestand hat, müssen beide, Mann und Frau, gemeinsam einen ausführlichen Haushaltsplan aufstellen und sich dann genau daran halten. So manche Ehe geht beim Einkaufen zugrunde – wenn nämlich ungeplante Käufe getätigt werden. Bedenken Sie, dass die Ehe eine Partnerschaft ist und dass sie höchstwahrscheinlich nur als solche erfolgreich sein kann.17

Das Eheleben wird wahrscheinlich nicht immer ruhig und gleichförmig verlaufen, doch es kann von großem innerem Frieden geprägt sein. Selbst wenn ein Ehepaar mit Armut und Krankheit zu kämpfen hat, wenn es Enttäuschungen und Fehlschläge hinnehmen muss oder gar jemand in der Familie stirbt, kann der innere Friede erhalten bleiben. Die Ehe ist so lange glücklich, wie die Partner nicht selbstsüchtig werden. Gemeinsam ertragene Sorgen und Schwierigkeiten schweißen das Paar zu einer unzertrennlichen Einheit zusammen, wenn beide selbstlos sind. …

Die Liebe ist wie eine Blume. So wie der Körper bedarf sie ständig der Nahrung. Der sterbliche Körper würde sehr bald abmagern und sterben, wenn ihm nicht regelmäßig Nahrung zugeführt würde. Die schöne Blume würde ohne Nahrung und Wasser verwelken und sterben. So kann man auch nicht erwarten, dass die Liebe für immer anhält, wenn sie nicht ständig mit Liebe, Wertschätzung und Verehrung, Dankbarkeit und Selbstlosigkeit genährt wird.

Mit völliger Selbstlosigkeit erlangt man eine weitere Eigenschaft in einer glücklichen Ehe. Wenn jemand immer auf die Interessen, die Bequemlichkeit und das Glück des anderen achtet, wird die Liebe, die in der Zeit des Werbens gefunden und mit der Ehe gefestigt wurde, in unvorstellbarem Maße zunehmen. Viele Ehepaare lassen es zu, dass ihre Ehe langweilig und ihre Liebe schal wird wie altes Brot, abgedroschene Witze oder kalte Pizza. Die für den Erhalt der Liebe wichtigsten Zutaten sind Rücksichtnahme, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Sorge, Zuneigung, Umarmungen, Wertschätzung, Verehrung, Stolz aufeinander, Freundschaft, Vertrauen, Glauben, Partnerschaft, Gleichheit und gegenseitige Abhängigkeit.

Um in der Ehe wirklich glücklich sein zu können, muss man getreu die Gebote des Herrn halten. Niemand, ob ledig oder verheiratet, hat jemals das höchste Glück erfahren, ohne rechtschaffen zu leben. Es gibt vorübergehende Befriedigung und vermeintlich glückliche Situationen, die eine kurze Zeit andauern, doch ständiges, völliges Glück kann man nur finden, wenn man rein und würdig ist. …

Wenn zwei Menschen den Herrn mehr lieben als ihr eigenes Leben und sich dann auch gegenseitig mehr lieben, als ihnen ihr eigenes Leben wert ist, werden sie ganz sicher dieses erhabene Glück finden, sofern sie ihr Leben völlig nach dem Evangelium ausrichten und in diesem Sinne zusammenarbeiten. Wenn Mann und Frau häufig gemeinsam in den heiligen Tempel gehen, wenn sie zusammen mit ihren Kindern zu Hause zum Beten niederknien, wenn sie Hand in Hand zu den Versammlungen der Kirche gehen, wenn sie völlig keusch leben, und zwar in Gedanken und in der Tat, sodass sie alle Gedanken und Wünsche und ihre ganze Liebe auf den Partner richten, und wenn beide gemeinsam dabei mithelfen, das Gottesreich aufzubauen, dann erklimmen sie den Gipfel des Glücks.18

Die Ehe erfordert völlige Hingabe und absolute Treue.

Es gibt verheiratete Menschen, die Augen und Herz umherschweifen lassen und meinen, es sei nichts dabei, ein bisschen zu flirten, einem anderen ein wenig von seinem Herzen zu schenken oder neben der Ehefrau bzw. dem Ehemann noch jemand anders zu begehren. Doch der Herr sagt in unmissverständlichen Worten: „Du sollst deine Frau mit deinem ganzen Herzen lieben und sollst an ihr festhalten und an niemandem und nichts sonst.“ (LuB 42:22.)

Und wenn der Herr sagt von ganzem Herzen, darf es nicht auch für andere geöffnet oder dem Ehepartner vorenthalten werden. Und für die Frau heißt es sinngemäß: „Du sollst deinen Mann mit deinem ganzen Herzen lieben und sollst an ihm festhalten und an niemandem und nichts sonst.“

Die Worte an niemandem und nichts sonst schließen jeden anderen und alles andere aus. Der Ehepartner spielt dann die wichtigste Rolle im Leben des Mannes oder der Frau, und weder dem gesellschaftlichen Leben noch dem Berufsleben, weder einer politischen Betätigung noch irgendeinem anderen Interesse und auch keiner anderen Person oder Sache darf jemals Vorrang vor dem Ehepartner eingeräumt werden. Es gibt Frauen, die auf Kosten des Mannes nur noch Augen für ihre Kinder haben und sich keine Minute von ihnen trennen können und sie so manchmal sogar dem Vater entfremden.

Der Herr sagt ihnen: „Du sollst an ihm festhalten und an niemandem und nichts sonst.“19

Auch nach der Eheschließung klammern sich viele weiterhin an ihre Eltern und Freunde. Manche Mutter will nicht darauf verzichten, so wie früher Einfluss auf ihre Kinder auszuüben, und viele Ehemänner und -frauen fragen ihre Eltern um Rat und ziehen sie ins Vertrauen, obwohl sie vor allem an ihrem Ehepartner festhalten sollen. Über alle intimen Angelegenheiten muss sowieso unbedingt Stillschweigen gewahrt werden.20

Die Ehe setzt völlige Hingabe und absolute Treue voraus. Jeder Ehepartner entscheidet sich für den anderen unter der Voraussetzung, dass er dem Partner voller Würde sein ganzes Herz, seine ganze Kraft, uneingeschränkte Treue, alle Anerkennung und all seine Liebe schenkt. Alles, was davon abweicht, ist Sünde; jemand anderem Platz im Herzen einzuräumen ist Übertretung. So, wie wir das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes richten sollen, sollen wir Auge, Ohr und Herz ebenso nur auf die Ehe, den Ehepartner und die Familie richten.21

Ich bitte alle, die sich durch ein Ehegelübde und durch Bündnisse gebunden haben, ihre Ehe heilig zu machen, sie lebendig zu erhalten und ihrer Zuneigung aufrichtig, oft und bewusst Ausdruck zu verleihen.

Männer, kommen Sie nach Hause – was Körper, Geist, Sinn, Treue, Interessen und Zuneigung betrifft – und lieben Sie Ihre Frau in einer heiligen, unverbrüchlichen Beziehung.

Frauen, kommen Sie nach Hause – mit all Ihren Interessen, Ihrer Treue, Ihrer Sehnsucht, Ihrer Loyalität und Zuneigung –, und arbeiten Sie gemeinsam daran, aus Ihrem Zuhause einen gesegneten Himmel zu machen. Das würde Ihrem Herrn und Meister sehr gefallen und Ihnen selbst das höchste Glück einbringen.22

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite vii-xii.

  • Woran lässt sich erkennen, dass eine Ehe ehrenhaft ist? Dass sie glücklich ist? Und gut? Welche Merkmale dafür können Sie an der Beziehung zwischen Präsident Kimball und seiner Frau, Camilla, erkennen? (Siehe Seite 226, 228.)

  • Gehen Sie den Abschnitt ab Seite 228 unten durch. Welche Einflüsse in der heutigen Welt richten sich Ihrer Meinung nach gegen die Ehe? Wie wirken sich derartige Angriffe aus? Was können wir tun, um ihnen entgegenzuwirken und ihnen die Kraft zu nehmen –ganz besonders in unserer eigenen Familie?

  • Welche Aussagen Präsident Kimballs über die Vorbereitung auf die ewige Ehe beeindrucken Sie am meisten? Warum? (Siehe Seite 231ff.) Welche Aussagen können jemandem helfen, der bereits verheiratet ist?

  • Präsident Kimball spricht von einem „unfehlbaren Rezept“ für die Ehe (Seite 234f.). Wie kann es sich auf die Ehe auswirken, wenn etwas davon weggelassen wird?

  • Präsident Kimball lehrt, dass die Ehepartner aneinander festhalten müssen und an niemandem und nichts sonst (Seite 238f.). Was können Ehepaare tun, um sicherzugehen, dass ihre Aufgaben und Interessen außerhalb der Ehe nicht mit ihrer beiderseitigen Bindung in Konflikt geraten?

Einschlägige Schriftstellen: Genesis 2:18,21-24; 1 Korinther 11:11; Epheser 5:22-25; LuB 132:7-21

Anmerkungen

  1. „President Spencer W. Kimball: On the Occasion of His 80th Birthday“, Ensign, März 1975, Seite 6, 8

  2. Caroline Eyring Miner und Edward L. Kimball, Camilla: A Biography of Camilla Eyring Kimball, 1980, Seite VIII

  3. The Teachings of Spencer W. Kimball, Hg. Edward L. Kimball, 1982, Seite 310

  4. Conference Report, April 1979, Seite 5ff.; Ensign, Mai 1979, Seite 6

  5. „Marriage Is Honorable“, Speeches of the Year, 1973, 1974, Seite 266

  6. Das Wunder der Vergebung, Seite 234

  7. „The Importance of Celestial Marriage“, Ensign, Oktober 1979, Seite 5

  8. „The Lord’s Plan for Men and Women“, Ensign, Oktober 1975, Seite 4f.

  9. „Einigkeit in der Ehe“, Liahona, Oktober 2002, Seite 36-39

  10. Conference Report, Gebietskonferenz in Stockholm, Schweden, 1974, Seite 10

  11. Das Wunder der Vergebung, Seite 240

  12. Ensign, Oktober 1979, Seite 4f.

  13. „The Marriage Decision“, Ensign, Februar 1975, Seite 6

  14. „Marriage Is Honorable“, Seite 257

  15. Liahona, Okober 2002, Seite 36–39

  16. Liahona, Oktober 2002, Seite 39

  17. Conference Report, Oktober 1975, Seite 6; Ensign, November 1975, Seite 6

  18. Liahona, Oktober 2002, Seite 40f.

  19. Faith Precedes the Miracle, 1972, Seite 142f.

  20. Liahona, Oktober 2002, Seite 41

  21. Faith Precedes the Miracle, Seite 143

  22. Faith Precedes the Miracle, Seite 148