Seminar und Institut
Lektion 1: Wie die Proklamation zur Familie entstanden ist


Lektion 1

Wie die Proklamation zur Familie entstanden ist

Einleitung

Im September 1995 gaben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel an Kirche und Welt eine Proklamation mit dem Titel „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“ heraus. (Liahona, November 2010, Umschlagrückseite.) In dieser prophetischen Erklärung wird die gottgegebene Rolle der Familie in Gottes ewigem Plan dargelegt. Diese Lektion verschafft den Teilnehmern einen besseren Überblick darüber, weshalb die neuzeitlichen Propheten, Seher und Offenbarer dieses inspirierte Schriftstück herausgegeben haben.

Zusätzlicher Lesestoff

Anregungen für den Unterricht

Mosia 8:15-17; Mose 6:26,27,31-36; 7:16-21

Die Proklamation zur Familie wurde von Sehern verfasst

Ein Teilnehmer soll Mose 6:26,27 vorlesen. Die anderen sollen darauf achten, was der Herr hier über das Herz, die Ohren und die Augen des Volkes sagt.

  • Wie beschreibt der Herr die Schlechtigkeit des Volkes?

  • Was bedeutet es, dass ihr Herz hart geworden ist, ihre Ohren schwerhörig sind und ihre Augen nicht weit sehen können?

Ein Teilnehmer soll Mose 6:31-34 vorlesen.

  • Wie hätten Sie an Henochs Stelle Zuversicht aus diesen Worten des Herrn geschöpft?

  • Inwiefern zeigen diese Verse auf, dass der Herr seinen Propheten Macht verleiht?

Die Teilnehmer sollen für sich Mose 6:35,36 durchlesen.

  • Was konnte Henoch sehen, nachdem er den Lehm von seinen Augen gewaschen hatte?

  • Wofür steht der Lehm wohl? (Der Lehm steht für die Welt. Fragen Sie, was die Teilnehmer wohl alles erkennen könnten, wenn sie alles Weltliche von ihren Augen waschen würden.)

  • Wie wird in Vers 36 ein Seher definiert? (Die Teilnehmer sollen unter anderem dies begreifen: Ein Seher kann erkennen, was für das natürliche Auge nicht sichtbar ist.) Schlagen Sie den Teilnehmern vor, neben Vers 36 einen Querverweis zu Mosia 8:15-17 zu schreiben.)

Elder John A. Widtsoe (1872–1952) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat noch näher erklärt, was ein Seher ist. Bitten Sie einen Teilnehmer, diese Aussage vorzulesen:

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Elder John A. Widtsoe

„Ein Seher ist jemand, der mit geistigen Augen sieht. Er begreift die Bedeutung dessen, was anderen unverständlich erscheint, und kann daher ewige Wahrheit auslegen und deutlich machen. … Kurz gesagt, er ist jemand, der sieht, der mit offenen Augen im Licht des Herrn wandelt [siehe Mosia 8:15-17].“ (Evidences and Reconciliations, Hg. G. Homer Durham, 1960, Seite 258.)

Sie können anregen, dass sich die Teilnehmer diese Definition neben Mose 6:35,36 schreiben. Erklären Sie, dass ein Seher auch ein Prophet ist.

Fassen Sie Mose 7:16-21 zusammen. Was wurde aus denen, die Henoch als Seher annahmen und seine Worte beherzigten?

  • Wie wichtig ist es also, auf die neuzeitlichen Propheten und Seher zu hören? (Die Teilnehmer sollen diese Lehre verstanden haben: Die Propheten helfen uns, etwas aus dem Blickwinkel Gottes zu sehen. Wenn wir ihren Worten Glauben schenken, werden wir gesegnet.)

Lesen Sie diese Aussage von Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel vor:

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Elder M. Russell Ballard

„Brüder und Schwestern, in diesem Jahr wird die Proklamation zur Familie, die 1995 von der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel herausgegeben wurde, zehn Jahre alt [siehe „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Umschlag­rückseite]. Damals wie heute ist sie ein eindringlicher Aufruf, die Familie zu schützen und zu stärken. …

Die Proklamation ist ein prophetisches Dokument, nicht nur deshalb, weil sie von Propheten herausgegeben wurde, sondern auch, weil sie ihrer Zeit voraus war. Sie warnt nämlich vor genau dem, was die Familie im letzten Jahrzehnt bedroht und untergraben hat, und fordert, der Familie die wichtige Stellung und Bedeutung beizumessen, die sie benötigt, um in einem Umfeld zu bestehen, das der traditionellen Ehe und der Eltern-Kind-Beziehung so feindlich wie nie zuvor gegenübersteht.

Die klare und einfache Sprache der Proklamation steht in scharfem Gegensatz zu den wirren und verdrehten Äußerungen einer Gesellschaft, die sich nicht einmal auf eine Definition der Familie einigen … kann.“ („Am wichtigsten ist das, was bleibt“, Liahona, November 2005, Seite 41.)

  • Was meinte Elder Ballard wohl damit, dass die Proklamation zur Familie „ihrer Zeit voraus war“?

  • Wie bestärkt die Proklamation zur Familie Sie in Ihrer Überzeugung, dass die Erste Präsidentschaft und die Zwölf Apostel Propheten, Seher und Offenbarer sind?

Geben Sie Zeugnis, dass der Vater im Himmel uns Propheten und Seher schickt, weil er uns liebt und möchte, dass wir einmal so werden wie er.

„Die Familie – eine Proklamation an die Welt“

Wie die Proklamation zur Familie entstanden ist

Jeder Teilnehmer soll ein Exemplar der Proklamation zur Familie vorliegen haben (lds.org/topics/family-proclamation). (Bringen Sie gegebenenfalls ein paar extra Exemplare mit.) Bitten Sie die Teilnehmer, die Proklamation zu jedem Unterricht mitzubringen. Erklären Sie, dass Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) die Proklamation zur Familie am 23. September 1995 der Kirche bei der Allgemeinen FHV-Versammlung vorgelegt hat.

  • Was verrät der Titel der Proklamation über deren Zielgruppe?

  • Weshalb ist die Proklamation ein Aufruf an die ganze Welt und nicht nur an die Mitglieder der Kirche? (Lassen Sie die Teilnehmer antworten. Schreiben Sie dann an die Tafel: Gott beruft Propheten, damit sie allen seinen Kindern die Wahrheit verkünden.)

Erklären Sie, dass unsere Führer seit Gründung der Kirche nur fünf Proklamationen herausgegeben haben – eine stammt von der Ersten Präsidentschaft, eine vom Kollegium der Zwölf, die übrigen von der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf gemeinsam. Eine Proklamation ist eine Stellungnahme von außerordentlicher Tragweite. (Mehr zu den fünf Proklamationen finden Sie in Encyclopedia of Mormonism, 5 Bände, 1992, „Proclamations of the First Presidency and the Quorum of the Twelve Apostles“, 3:1151, eom.byu.edu.)

Erklären Sie: Bevor Präsident Hinckley die Proklamation zur Familie vorlas, nannte er einige Gründe, die die Führer der Kirche dazu bewogen hatten, dieses bedeutsame Dokument zu veröffentlichen. Ein Teilnehmer soll diese Aussage Präsident Hinckleys vorlesen:

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Präsident Gordon B. Hinckley

„Ich muss Ihnen sicher nicht sagen, dass wir in einer unruhigen Welt leben, wo sich die Werte ständig wandeln. Laute, schrille Stimmen wollen uns verlocken, die Verhaltensmaßstäbe aufzugeben, die sich in der Vergangenheit als richtig erwiesen haben. Die moralischen Grundfesten unserer Gesellschaft sind erschüttert.“ („Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 89.)

  • Was meinte Präsident Hinckley wohl damit, dass „die moralischen Grundfesten unserer Gesellschaft … erschüttert“ seien? (Weisen Sie gegebenenfalls darauf hin, dass mit Grundfesten das Fundament gemeint ist.)

  • Was hat sich seit 1995, als Präsident Hinckley über den heftigen Sittenverfall gesprochen hat, in den „moralischen Grundfesten“ der Gesellschaft getan?

Verteilen Sie den nachstehenden Absatz aus Präsident Hinckleys Ansprache. Die Teilnehmer sollen Begriffe und Sätze herausarbeiten, aus denen die Probleme ersichtlich sind, die die Führer der Kirche in der Welt erkannt haben, und die Gründe, weshalb sie die Proklamation herausgegeben haben.

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Präsident Gordon B. Hinckley

„Wir wissen, dass wir warnen und ermahnen müssen, weil es heute auf der Welt so viele falsche Lehren gibt, die als Wahrheit dargestellt werden, so viele falsche Ansichten in Bezug auf Maßstäbe und Wertvorstellungen und so viele Verlockungen, sich nach und nach von der Welt beflecken zu lassen. Daher verkünden wir der Welt als Erste Präsidentschaft und Rat der Zwölf Apostel der Kirche eine Proklamation, in der wir auf die für das Familienleben notwendigen Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten hinweisen, die die Propheten, Seher und Offenbarer dieser Kirche in der Vergangenheit immer wieder betont haben.“ („Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Seite 91f.)

Schreiben Sie die Punkte an die Tafel, die die Teilnehmer nennen. Beispielsweise könnte genannt werden:

Welche Probleme sehen die Führer der Kirche in der Welt?

falsche Lehren werden als Wahrheit dargestellt

falsche Ansichten in Bezug auf Maßstäbe und Wertvorstellungen

die Verlockung, sich der Welt anzugleichen

Aus welchen Gründen wurde die Proklamation herausgegeben?

um zu warnen und zu ermahnen

um auf Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten hinzuweisen, die die Führer der Kirche schon immer verkündet haben

  • Inwiefern werden falsche Ansichten in Bezug auf die Familie als Wahrheit dargestellt? (Auch in LuB 89:4 finden wir einen ähnlichen Hinweis auf böse Absichten.)

  • Was kann man Präsident Hinckleys Aussage über die Verantwortung der neuzeitlichen Propheten und Apostel entnehmen? (Die Teilnehmer sollen unter anderem erkannt haben: Propheten haben die heilige Pflicht, die gottgegebenen, „für das Familienleben notwendigen Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten“ zu verkünden.)

Die Teilnehmer sollen sich kurz mit der Proklamation befassen und Antworten auf Fragen herausarbeiten, die in der heutigen Zeit zur Familie gestellt werden. Geben Sie ihnen ausreichend Zeit und lassen Sie sie dann berichten, was sie herausgefunden haben. Verwenden Sie jedoch nicht allzu viel Zeit darauf – die Proklamation wird im Laufe der Lektionen noch eingehend besprochen.

Geben Sie von diesen Grundsätzen Zeugnis: In der Proklamation zur Familie finden wir inspirierte Lösungen für gesellschaftliche Probleme. In einer Welt, in der sich Wertvorstellungen ständig lockern, stellt die Proklamation einen festen Anker für jedermann dar.

Erklären Sie: Nachdem Präsident Hinckley die Proklamation vorgelesen hatte, verkündete er:

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Präsident Gordon B. Hinckley

„Wir legen Ihnen ans Herz, diese Proklamation sorgfältig, aufmerksam und gebeterfüllt zu lesen. Die Kraft eines Volkes steht und fällt mit der Familie. Deshalb fordern wir unsere Mitglieder überall auf der Welt auf, ihre Familie im Einklang mit den altbewährten Wertvorstellungen zu stärken.“ („Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 92.)

  • Was bedeutet das für Sie konkret, dass wir die Proklamation zur Familie gebeterfüllt lesen sollen?

  • Welchen Einfluss haben die Grundsätze aus der Proklamation darauf, was Sie über Ehe und Familie denken?

Die Teilnehmer sollen sich überlegen und gemeinsam besprechen, wie man Präsident Hinckleys Aufforderung nachkommen und die Lehren und Grundsätze aus der Proklamation lernen und anwenden kann. (Beispielsweise könnte man Teile der Proklamation auswendig lernen.) Die Teilnehmer sollen ihre Gedanken an der Tafel festhalten. Fordern Sie sie dann auf, gebeterfüllt darüber nachzudenken, wie sie und ihre Familie gestärkt werden, wenn sie diese „altbewährten Wertvorstellungen“ anwenden.

Lesestoff für die Teilnehmer