Elder Richard G. Scott

(1928–2015)

Sein Bestes für das Werk des Herrn


Elder Richard G. Scott, seit 1988 Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, verstarb am 22. September 2015. Elder Scotts Frau Jeanene, die 1995 verstarb, und zwei ihrer Kinder sind ihm bereits voraus­gegangen. Die beiden haben sieben Kinder, siebzehn Enkelkinder und zehn Urenkel.

Elder Richard G. Scott

 


Elder Scott wurde am 7. November 1928 in Pocatello im Staat Idaho geboren. Seine Eltern, Kenneth und Mary, waren als redliche Menschen mit festen Grundsätzen bekannt.

Als Richard fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Washington, D.C., wo sein Vater unter Elder Ezra Taft Benson vom Kollegium der Zwölf Apostel, damals Landwirtschafts­minister, für das Landwirtschafts­ministerium der Vereinigten Staaten tätig war.

Damals gehörte Kenneth nicht der Kirche an und Mary war weniger aktiv. (Später schloss Kenneth sich der Kirche an. Er und seine Frau wurden als Mitglieder der Kirche aktiv und erfüllten viele Jahre lang eine Berufung im Washington-D.C.-Tempel.) Weil Freunde, Bischöfe und Heimlehrer ihn dazu anhielten, besuchte Richard hin und wieder die Kirche.

Familie Scott (von links nach rechts): Gerald, Wayne, Mary, Walter, Kenneth, Mitchel und Richard

Er war ein aufgeschlossener, kontaktfreudiger junger Mann. In der Highschool wurde er zum Klassenpräsidenten gewählt, er spielte in einer Band Klarinette und war Tambourmajor in der Marschkapelle. Obwohl er in der Schule gut zurechtkam und viele Freunde hatte, fühlte er sich einsam und es fehlte ihm an Selbstvertrauen. Später als Missionar wurde ihm klar, dass diese Gefühle nicht hätten sein müssen, wenn er das Evangelium wirklich verstanden hätte.2

Während der Sommerferien nahm Richard verschiedene Arbeiten an, um Geld für sein Studium zu verdienen. Einmal arbeitete er im Sommer auf einem Austernkutter an der Küste von Long Island im Staat New York. In einem anderen Jahr fuhr er nach Utah, wo er für den Forst­dienst Bäume fällte. Außerdem reparierte er Eisenbahnwaggons. In einem späteren Sommer wollte er für die Utah Parks Company arbeiten, obwohl man ihm dort gesagt hatte, dass sie keine Stelle frei hatten. Er bot an, zwei Wochen lang ohne Bezahlung Geschirr zu spülen, und sagte dem Personalchef: „Wenn Sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden sind, brauchen Sie mich nicht zu bezahlen.“ Auf die Weise hoffte er, wenigstens einen Schlafplatz und etwas zu essen zu bekommen. Als er nicht nur das Geschirr gespült, sondern auch Eigeninitiative bewiesen und beim Kochen mitgeholfen hatte, wurde er angestellt.3

Nachdem Elder Scott an der George Washington University einen Abschluss in Maschinenbau gemacht hatte, erfüllte er eine Mission in Uruguay.

Nach der Highschool studierte Elder Scott an der George Washington University Maschinenbau und machte dort seinen Bachelor-Abschluss. Außerdem spielte er Saxophon und Klarinette in einer Jazzband.


Die Entscheidung, eine Mission zu erfüllen

Im Alter von 22 Jahren hatte er sich noch nicht ernsthaft über eine Mission Gedanken gemacht. Doch er begann, darüber nachzudenken, nachdem Jeanene Watkins, eine junge Dame, mit der er ausging, zu ihm gesagt hatte: „Wenn ich heirate, dann nur im Tempel. Und ich heirate nur jemand, der auf Mission war.“4 Er fing an, dem Herrn im Gebet die Frage zu stellen, ob er eine Mission erfüllen sollte, und sprach auch mit seinem Bischof. Er wurde berufen, von 1950 bis 1953 eine Mission in Uruguay zu erfüllen.

Jeanene studierte an der George Washington University Modernen Tanz und Soziologie. Sie machte ihren Abschluss 1951 und erfüllte anschließend eine Mission im Nordwesten der Vereinigten Staaten. Zwei Wochen nach Elder Scotts Rückkehr wurden er und Jeanene im Juli 1953 im Manti-Utah-Tempel aneinander gesiegelt. Über diese Siegelung sagte er: „Ich kann den Frieden und die innere Ruhe nicht beschreiben, die mir die Gewissheit verschafft, dass ich, wenn ich weiterhin würdig lebe, mit meiner lieben Jeanene und unseren Kindern für immer zusammen sein kann, weil diese heilige Handlung mit der rechten Priestertumsvollmacht im Haus des Herrn vollzogen worden ist.“5

Richard G. Scott und Jeanene Watkins heirateten am 16. Juli 1953.

Trotz Widerstands und gesellschaftlichen Drucks traf Elder Scott in seinem Leben immer wieder rechtschaffene Entscheidungen – so auch, als er seine Missionsberufung annahm. Er erinnerte sich: „Professoren und Freunde versuchten mich davon abzubringen und meinten, ich werde mir damit eine vielversprechende Karriere verbauen. Doch kurz nach meiner Mission wurde ich für das im Aufbau begriffene Nuklear­programm der US-Marine ausgewählt. … Bei einer Sitzung, die ich leiten sollte, erfuhr ich, dass einer der Professoren, die mir davon abgeraten hatten, eine Mission zu erfüllen, im Programm eine Position bekleidete, die rangmäßig wesentlich unter meiner lag. Das bezeugte mir auf eindrucksvolle Weise, wie der Herr mich gesegnet hatte, als ich die richtigen Prioritäten setzte.“6

Als Elder Scott und seine Frau etwa fünf Jahre verheiratet waren, machten sie eine „Erfahrung, durch die sie geistig sehr gewachsen“ sind, wie Elder Scott sagte – eine schwere Prüfung, die sich letzten Endes als Segen für seine Familie erwies. Damals hatten sie eine Tochter und einen Sohn, drei und zwei Jahre alt. Schwester Scott erwartete ein weiteres Baby, ein Mädchen. Leider überlebte das Baby die Geburt nicht. Nur sechs Wochen danach starb ihr zweijähriger Sohn Richard nach einer Herzoperation. Elder Scott erzählte:

„Mein Vater, der damals kein Mitglied der Kirche war, liebte den kleinen Richard sehr. Er sagte zu meiner inaktiven Mutter: ‚Ich kann nicht begreifen, wie Richard und Jeanene den Verlust ihrer Kinder einfach so annehmen können.‘

Meine Mutter hatte eine Eingebung und sagte: ‚Kenneth, sie sind im Tempel gesiegelt. Sie wissen, dass ihre Kinder in Ewigkeit bei ihnen sein werden, wenn sie rechtschaffen leben. Aber du und ich, wir werden unsere fünf Söhne nicht bei uns haben, weil wir diese Bündnisse nicht geschlossen haben.‘

Mein Vater dachte über diese Worte nach. Er begann, sich mit den Pfahlmissionaren zu treffen, und ließ sich bald darauf taufen. Etwas mehr als ein Jahr später wurden Mutter, mein Vater und wir Kinder im [Tempel] gesiegelt.“7

Elder Scott und seine Frau adoptierten später noch vier Kinder.


Eine weitere Mission

Während seiner Arbeit bei der Marine in Oak Ridge in Tennessee machte Elder Scott einen Abschluss in Kernenergietechnik, der einem Doktortitel gleichkam. Weil das Fachgebiet aber streng geheim war, konnte kein akademischer Grad verliehen werden. Hyman Rickover, ein Pionier in seinem Fachgebiet, war der Marineoffizier, der den jungen Richard Scott ermunterte, beim Nuklearprogramm mitzuwirken. Die beiden arbeiteten zwölf Jahre zusammen, bis Elder Scott 1965 als Missionspräsident nach Argentinien berufen wurde. Elder Scott erzählte, wie er diese Berufung erhielt:

„Ich hatte eines Abends eine Sitzung mit Kollegen, die ein wesentliches Teil des Reaktors entwickelten. Meine Sekretärin kam herein und sagte: ‚Da ist ein Mann am Telefon, der sagt, wenn ich Ihnen seinen Namen nenne, kommen Sie an den Apparat.‘

Ich fragte: ‚Wie heißt er denn?‘

Sie sagte: ‚Harold B. Lee.‘

Ich entgegnete: ‚Der Mann hat Recht‘, und nahm das Gespräch ent­gegen. Elder Lee, der später Präsident der Kirche wurde, bat mich, ihn noch am selben Abend zu treffen. Er war in New York und ich war in Washington, D.C. Ich flog nach New York, und wir hatten ein Ge­spräch, das schließlich dazu führte, dass ich als Missionspräsident berufen wurde.“

Familienfoto, das vor Elder Scotts Berufung als Präsident der Argentinien-Mission Córdoba aufgenommen wurde. Von links nach rechts: Mary Lee (11), Jeanene, Linda (2), Richard und Kenneth (3).

Dann hatte Elder Scott das Gefühl, er solle Admiral Rickover, seinen schwer arbeitenden Vorgesetzten, der viel verlangte, unverzüglich über diese Berufung unterrichten.

„Als ich ihm erklärte, worum es bei der Missionsberufung ging und dass ich meine Arbeit kündigen müsse, regte er sich ziemlich auf. Er sagte einiges, was man nicht wiederholen sollte, zertrümmerte den Zettel­kasten auf seinem Schreibtisch und machte mit seinen Be­merkungen zwei Punkte völlig klar:

‚Scott, was Sie in diesem Verteidigungsprogramm tun, ist so wichtig, dass es vielleicht ein Jahr dauert, bis ein Ersatzmann bereitsteht. Sie können also nicht gehen. Und falls Sie doch gehen, begehen Sie Verrat an Ihrem Land.‘

Ich antwortete: ‚Ich kann meinen Ersatzmann in den beiden ver­bleibenden Monaten einarbeiten, und so besteht kein Risiko für das Land.‘

Das Gespräch dauerte noch eine Weile, und schließlich sagte er: ‚Ich spreche kein Wort mehr mit Ihnen. Ich will Sie nie wieder sehen. Sie sind erledigt, und das nicht nur hier. Schlagen Sie sich jede weitere Anstellung in der Nukleartechnik aus dem Kopf.‘

Ich erwiderte: ‚Admiral, Sie können mich wohl aus dem Büro aus­sperren, aber wenn Sie es mir nicht verbieten, arbeite ich meinen Nachfolger ein.‘“

Getreu seinem Wort sprach der Admiral nicht mehr mit Elder Scott. Wenn wichtige Entscheidungen zu treffen waren, schickte er einen Boten. Er beauftragte jemanden, Elder Scotts Stelle zu übernehmen, und Elder Scott wies diesen Mann ein.

Am letzten Arbeitstag bat Elder Scott um eine Unterredung mit dem Admiral. Seine Sekretärin schnappte nach Luft. Elder Scott nahm ein Exemplar des Buches Mormon mit ins Büro des Admirals. Was dann geschah, hat Elder Scott so beschrieben:

„Der Admiral sah mich an und sagte: ‚Setzen Sie sich, Scott. Was wollen Sie? Ich habe alles Mögliche versucht, Sie davon abzubringen. Also, was wollen Sie noch?‘ Es folgte eine sehr interessante und ruhige Unter­haltung. Und diesmal hörte er mir zu.

Er sagte, er würde das Buch Mormon lesen. Und dann geschah etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Er fügte hinzu: ‚Wenn Sie von der Mission zurückkommen, dann rufen Sie mich an. Hier wartet ein Arbeitsplatz auf Sie.‘“8

Elder Scott hat erklärt, was er durch dieses Erlebnis und viele andere gelernt hat, in denen er sich entschieden hat, trotz Widerstands das Richtige zu wählen: „Das ganze Leben hindurch werden Sie mit Heraus­forderungen und schwierigen Entscheidungen konfrontiert. Ent­schließen Sie sich aber schon jetzt dazu, immer zu tun, was recht ist, und sorgen Sie sich nicht um die Folgen. Die Folgen werden immer zu Ihrem Besten ausfallen.“9

Elder Scott war ein tüchtiger und einfühlsamer Missionspräsident. Wayne Gardner, einer seiner Missionare, erinnert sich daran, wie er einmal Vorbereitungen für eine Missionskonferenz treffen sollte, die weit vom Missionsheim entfernt stattfand, und dass er Präsident Scott vom Flughafen abholen musste. In letzter Minute stellte sich heraus, dass das von Elder Gardner für die Konferenz angemietete Gebäude nicht mehr zur Verfügung stand. Dann kamen er und sein Mitarbeiter zu spät zum Flughafen, wo sie Präsident Scott abholen sollten. Zu allem Überfluss hatten sie auch noch vergessen, dem Taxifahrer zu sagen, dass er warten sollte, und es war kein anderes Taxi in Sicht. Sie saßen also fest.

„Ich konnte an seinen Augen zwar ablesen, dass ihn die Situation ärgerte“, erinnert sich Elder Gardner, „aber er legte den Arm um mich und sagte, er habe mich lieb. Er war so geduldig und verständnisvoll. Hoffentlich werde ich diese Lektion nie vergessen.“10

Präsident Scott in Bolivien mit einem Buch Mormon in der Hand

Präsident Scott vertraute auf das Buch Mormon als Quelle der Inspiration für sich und die Missionare. Einmal kam ein Missionar, der ein Problem hatte, zu ihm ins Büro. Elder Scott erzählte:

„Während er redete, formulierte ich im Geist, was ich ihm sagen wollte, um ihm bei der Lösung seines Problems zu helfen. Als er fertig war, sagte ich: ‚Ich weiß genau, wie ich ihnen helfen kann.‘ Er sah mich erwartungsvoll an und plötzlich setzte mein Verstand aus. Ich konnte mich an nichts von dem erinnern, was ich ihm hatte sagen wollen.

In meiner Not begann ich, das Buch Mormon durchzublättern, das ich in der Hand hielt, bis mir eine wichtige Schriftstelle ins Auge sprang, die ich ihm vorlas. Das wiederholte sich noch zweimal. Jede Schriftstelle traf perfekt auf seine Situation zu. Dann erinnerte ich mich an den Rat, den ich ihm hatte geben wollen, als ob ein Vorhang in meinem Ver­stand aufgezogen worden war. Und nun hatte er viel mehr Be­deutung, denn er gründete auf wertvoller heiliger Schrift. Als ich zum Ende kam, sagte er: ‚Ich weiß, dass Ihr Rat inspiriert ist, denn Sie haben genau die drei Schriftstellen wiederholt, die mir genannt wurden, als ich als Missionar eingesetzt wurde.‘“11


Unablässig im Dienst in der Kirche im In- und Ausland

Als Elder Scott und seine Frau ihre Mission in Argentinien beendet hatten und nach Washington, D.C., zurückgekehrt waren, arbeitete Elder Scott weiter in der Nuklearindustrie. Ein paar Kollegen, mit denen er vor seiner Mission zusammengearbeitet hatte, fragten, ob er sich ihrem privaten Beratungsunternehmen anschließen wolle. In dieser Firma arbeitete er dann von 1969 bis 1977. In der Kirche war er als Ratgeber in einer Pfahlpräsidentschaft und später als Regionalrepräsentant tätig.

1977 begutachten Elder Richard G. Scott und sein Sohn Ken unweit ihres Wohnortes in Washington, D.C., einen Kernbrennstab. Verwendung des Fotos mit freundlicher Genehmigung der Deseret News.

1977, acht Jahre nach seiner Entlassung als Missionspräsident, wurde Elder Scott ins Erste Kollegium der Siebziger berufen. Zuerst war er dort als Direktor der Hauptabteilung Priestertum und dann als Verwaltungsbevollmächtigter in Mexiko und Mittelamerika tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit wohnte er mit seiner Familie drei Jahre in Mexiko-Stadt. Die Mitglieder in Lateinamerika schätzten seinen warmherzigen Führungsstil, dass er Spanisch sprechen konnte und seine aufrichtige Liebe für die Menschen.

Elder Richard G. Scott führt am 25. Juni 1989 bei der Gründung des Pfahles Tecalco in Chalco, Mexiko, den Vorsitz. Verwendung des Fotos mit freundlicher Genehmigung der Deseret News.

Auch als Generalautorität war er so demütig, dass er von Lehrern und Führungsbeamten in Pfahl und Gemeinde lernen konnte. Einmal besuchte er die Priestertumsversammlung einer Gemeinde in Mexiko-Stadt. Über diese Versammlung berichtete er:

„Ich erinnere mich lebhaft daran, wie schwer es einem einfachen mexikanischen Priestertumsführer fiel, die Evangeliumswahrheiten in seinem Unterricht zu vermitteln. Ich erkannte, wie stark sein Wunsch war, diese für ihn so wertvollen Grundsätze an die Mitglieder des Kollegiums heranzutragen. Ihm war bewusst, dass sie für die an­wesenden Brüder von großem Wert waren. In seinem Verhalten zeigte sich reine Liebe zu seinem Erretter und Liebe zu denen, die er unterrichtete.

Seine Aufrichtigkeit, seine lauteren Absichten und seine Liebe erfüllten den Raum mit geistiger Stärke. Ich war sehr bewegt. Dann empfing ich eigene Eingebungen, welche die Grundsätze erweiterten, die dieser einfache Lehrer vermittelte. Sie waren persönlich und hatten mit den Aufträgen in diesem Gebiet zu tun. Sie waren die Antwort auf meine anhaltenden, gebeterfüllten Anstrengungen, zu lernen.

Jede Eingebung schrieb ich sorgsam auf. Dabei empfing ich kostbare Wahrheiten, die ich dringend brauchte, damit ich dem Herrn ein besserer Diener sein konnte.“12

Nach seiner Rückkehr aus Mexiko erhielt er ein weiteres Aufgaben­gebiet, das ihm sehr am Herzen lag: die Arbeit in der Familien­forschung. Er war als geschäftsführender Direktor der Abteilung Familiengeschichte tätig und nach seiner Berufung in die Präsidentschaft des Ersten Kollegiums der Siebziger wurde er Direktor dieser Ab­teilung. Elder Scotts Vater war zum Evangelium bekehrt worden. Deshalb war viel Forschungsarbeit für diese Linie der Familie zu erledigen. So wandten Elder Scott und seine Frau gemeinsam mit seinen Eltern viel Zeit für die Erforschung ihrer Familiengeschichte auf.

Seit Mitte der 80er Jahre spielte die Technik eine immer größere Rolle bei der Familienforschung, doch Elder Scott erklärte: „Trotz der Hilfe von Computern ist es erforderlich, dass man sich persönlich an diesem Werk beteiligt. Und so wird es immer sein. So werden die Mitglieder der Kirche die wunderbaren Erfahrungen machen, die damit einhergehen. Sie werden den Geist dieses Werkes spüren.“13

1988 kam eine überwältigende Berufung auf ihn zu. Er hatte ein Gespräch mit Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994), der Elder Scott „freundlich, liebevoll und mit viel Verständnis“ berief, ein Apostel des Herrn zu werden. „Mir kamen einfach die Tränen“, erzählte Elder Scott. „Und dann sprach Präsident Benson, um mir Mut zu machen, voller Güte von seiner eigenen Berufung. Er bezeugte, wie es klar geworden war, dass ich berufen werden sollte. Ich werde nie vergessen, wie aufmerksam und verständnisvoll der Prophet des Herrn mir gegenüber war.“14 Zwei Tage später, am 1. Oktober, wurde Elder Scott bei der Generalkonferenz als Apostel bestätigt.

So wie die vielen anderen Berufungen, die er im Lauf seines Lebens angenommen hat, nahm er auch diese an, um ein Bündnis einzuhalten, das er viele Jahre zuvor eingegangen war. Er sagte: „Als ich noch sehr jung war, habe ich mit dem Herrn einen Bund geschlossen, dass ich mich nach besten Kräften seinem Werk weihen werde. Über die Jahre habe ich diesen Bund immer wieder bekräftigt.“15


Seine Ehe mit Jeanene

Elder Scott und seine Frau Jeanene hatten viele gemeinsame Interessen, wie das Beobachten von Vögeln, Malen (er verwendete Wasser-, sie Pastellfarben), Jazz und südamerikanische Volksmusik.

Elder Richard G. Scott malte in seiner Freizeit gern mit Wasserfarben.

Wer Elder Scotts Ansprachen bei den Generalkonferenzen gehört hat, weiß von seiner Liebe zu Jeanene. Er sprach oft von ihr, auch nachdem sie gestorben war. 1977, bei seiner ersten Generalkonferenzansprache als Mitglied des Ersten Kollegiums der Siebziger, würdigte er seine Frau als „eine geliebte Gefährtin. … Jeanene ist stets ein Beispiel reiner Über­zeugung, Liebe und Hingabe gewesen. Sie ist für mich eine ver­läss­liche Stütze.“16

In jüngerer Zeit erinnerte er in einer inspirierenden General­konferenz­ansprache zum Thema Ehe an die vielen Liebes­beweise, die er und Jeanene im Lauf ihrer Ehe ausgetauscht hatten. Abschließend sagte er:

„Verzeihen Sie mir, dass ich so viel von meiner lieben Frau Jeanene gesprochen habe, aber wir sind eine ewige Familie. Sie war immer fröhlich und glücklich, und oftmals gerade deshalb, weil sie anderen diente. Selbst als sie schwer krank wurde, bat sie den Vater im Himmel morgens im Gebet, dass er sie zu jemandem führen möge, dem sie helfen konnte. …

Ich weiß, was es heißt, eine Tochter des Vaters im Himmel zu lieben, die mit Anmut und Hingabe gelebt und ihren Glanz als rechtschaffene Frau voll und ganz zur Geltung gebracht hat. Wenn ich sie eines Tages auf der anderen Seite des Schleiers wiedersehe, werden wir sicher er­kennen, dass wir einander sogar noch mehr lieben. Wir werden noch dankbarer füreinander sein, nachdem wir so lange durch den Schleier getrennt waren.“17

Jetzt sind sie wieder vereint.

Jeanene und Richard Scott vor seinem Gemälde der Iguazu-Wasserfälle. Elder Scott sprach oft liebevoll von seiner Frau, auch nach ihrem Tod 1995.


Ausgewählte Zitate

Elder Scotts Generalkonferenzansprachen waren durch seinen auf­richtigen Wunsch geprägt, anderen bei der Überwindung schwer­wiegender Probleme zu helfen: bei Zweifeln, Depression, Sünde, Missbrauch und anderen Bedrängnissen. „Ich habe eine Botschaft der Hoffnung für Sie alle, die Sie sich nach Erleichterung von [schweren Lasten] sehnen“, sagte er bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1994. Dann erklärte er den Mitgliedern der Kirche, wie man sich um Linderung bemühen kann, indem man Glauben an Jesus Christus ausübt. („Heilung finden“, Der Stern, Juli 1994, Seite 6ff.)

Die folgenden Aussagen sind eine Auswahl aus dem weiten Themenspektrum, auf das er im Laufe der Jahre eingegangen ist:

Vergebung: „Sie können nicht auslöschen, was geschehen ist, aber Sie können vergeben (siehe LuB 64:10). Vergebungsbereitschaft heilt auch schreckliche, tragische Wunden, denn sie lässt zu, dass die Liebe Gottes Sie in Herz und Sinn vom Gift des Hasses reinigt. Sie reinigt Ihr Be­wusst­sein von dem Verlangen nach Rache. Sie schafft Platz für die reinigende, heilende Liebe des Herrn.“ („Healing the Tragic Scars of Abuse“, Ensign, Mai 1992, Seite 33.)

Glaube und Charakter: „Wenn man Glauben an wahre Grundsätze ausübt, festigt das den Charakter; ein gefestigter Charakter wiederum vergrößert die Fähigkeit, noch mehr Glauben auszuüben. … Der Charakter wird dadurch sittlich und stark, dass man in den Prüfungen des Lebens konsequent die richtigen Entscheidungen trifft. Solche Entscheidungen trifft man im Vertrauen auf das, woran man glaubt. Wenn man danach handelt, wird das auch bestätigt.“ („Charakter und Glaube, der Macht hat, uns zu verwandeln“, Liahona, November 2010, Seite 43f.)

Elder Scotts Generalkonferenzansprachen waren durch seinen aufrichtigen Wunsch geprägt, anderen bei der Überwindung schwerwiegender Probleme zu helfen.

Entscheidungsfreiheit, Recht und Unrecht: „Schon vor der Erschaffung der Welt hat Gott, der ewige Vater die Wahrheit sowie Recht und Unrecht festgelegt. Er hat auch die Folgen des Gehorsams und des Ungehorsams gegenüber diesen Wahrheiten festgelegt. Er lässt zu, dass wir unseren Lebensweg selbst wählen, sodass wir wachsen, uns entwickeln und glücklich sein können, aber wir haben nicht das Recht, die Folgen unseres Handelns zu wählen.“ („Ein zerstörtes Leben in Ordnung bringen“, Der Stern, Januar 1993, Seite 55.)

Gebet: „Er ist unser vollkommener Vater. Er liebt uns mehr, als wir begreifen können. Er weiß, was für uns am besten ist. Er sieht von Anfang an das Ende. Er möchte, dass wir so handeln, dass wir die Erfahrungen machen können, die wir brauchen:

Wenn er mit Ja antwortet, schenkt er uns Vertrauen.

Wenn er mit Nein antwortet, möchte er Fehlverhalten ausschließen.

Wenn er keine Antwort gibt, möchte er, dass unser Glaube an ihn und unser Gehorsam gegenüber seinen Geboten zunehmen und dass wir bereit sind, gemäß der Wahrheit zu handeln.“ („Learning to Recognize Answers to Prayer“, Ensign, November 1989, Seite 31f.)

Zeugnis von Jesus Christus: „Der Erretter liebt einen jeden von uns und wird es möglich machen, dass jedes unserer Bedürfnisse erfüllt wird, wenn wir uns durch Gehorsam für alle Segnungen bereit machen, die er uns hier auf Erden wünscht. Ich liebe und verehre ihn. Als sein be­voll­mächtigter Diener gebe ich feierlich mit der ganzen Kraft meines Wesens Zeugnis, dass er lebt.“ („Er lebt, sein Name sei gelobt“, Liahona, Mai 2010, Seite 78.)

Anmerkungen

  1. Richard G. Scott, „Er lebt“, Liahona, Januar 2000, Seite 108
  2. In: Marvin K. Gardner, „Elder Richard G. Scott: ‚The Real Power Comes from the Lord‘“, Ensign, Januar 1989, Seite 7; Tambuli, Februar 1990, Seite 18
  3. In: Gardner, „Elder Richard G. Scott: ‚The Real Power Comes from the Lord‘“, Ensign, Januar 1989, Seite 8; Tambuli, Februar 1990, Seite 19
  4. Jeanene Watkins, in: Gardner, „Elder Richard G. Scott: ‚The Real Power Comes from the Lord‘“, Ensign, Januar 1989, Seite 8; Tambuli, Februar 1990, Seite 20
  5. Richard G. Scott, „Die ewigen Segnungen der Ehe“, Liahona, Mai 2011, Seite 94
  6. In: „Elder Richard G. Scott of the First Quorum of the Seventy“, Ensign, Mai 1977, Seite 102f.
  7. Richard G. Scott, „Die Segnungen des Tempels erhalten“, Der Stern, Juli 1999, Seite 31
  8. Richard G. Scott, „Making Hard Decisions“, New Era, Juni 2005, Seite 4–6; Liahona, Juni 2005, Seite 8–10
  9. Richard G. Scott, „Tu, was ist recht!“, Liahona, März 2001, Seite 14
  10. Wayne L. Gardner, in: Gardner, „Elder Richard G. Scott: ‚The Real Power Comes from the Lord‘“, Ensign, Januar 1989, Seite 9; Tambuli, Februar 1990, Seite 21
  11. Richard G. Scott, „The Power of the Book of Mormon in My Life“, Ensign, Oktober 1984, Seite 9
  12. Richard G. Scott, „Wie wir geistige Führung erhalten“, Liahona, November 2009, Seite 7
  13. In: „Elder Richard G. Scott of the Quorum of the Twelve“, Ensign, November 1988, Seite 102
  14. In: „Elder Richard G. Scott of the Quorum of the Twelve“, Ensign, November 1988, Seite 101
  15. In: „Elder Richard G. Scott of the Quorum of the Twelve“, Ensign, November 1988, Seite 101
  16. Richard G. Scott, „Gratitude“, Ensign, Mai 1977, Seite 70
  17. Richard G. Scott, „Die ewigen Segnungen der Ehe“, Liahona, Mai 2011, Seite 97