Der geistige Reisepass

RootsTech 2014


Jeder Mensch auf Erden benötigt für seine Erhöhung einen geistigen Reisepass. Um sie zu erlangen, müssen alle Kriterien erfüllt sein.
 

Ein herzliches Willkommen an alle, die hier in dieser Halle versammelt sind, und an alle, die weltweit zuhören. Mehr als 600 Pfähle sehen entweder live zu oder verwenden eine Aufzeichnung bei einer späteren Veranstaltung zum Thema Familienforschung. Die Anwesenden sind größtenteils Priestertumsführer aus Gemeinden und Pfählen, Berater für Familiengeschichte und Leiter von Centern für Familiengeschichte. Ich heiße Sie und alle anderen, die ebenfalls teilnehmen, herzlich willkommen.

Das Erlösungswerk zu beschleunigen ist der Auftrag der Propheten an die heutigen Führungsbeamten und Mitglieder. Beschleunigen bedeutet, sich rasch zu bewegen oder rasch zu handeln, sich zu beeilen, schneller zu sein. [I] Es bedeutet ebenfalls, dafür zu sorgen, dass etwas schneller geschieht. [II] Das Erlösungswerk soll „Einzelnen und Familien den Weg zur Erhöhung … ebnen“.

Wie in Handbuch 2 erklärt wird, wurden uns von Gott vier Aufgabenbereiche vorgegeben, damit wir uns unsere Erhöhung erarbeiten [III]. Einer davon ist, „den Verstorbenen die Erlösung zu ermöglichen, indem Tempel gebaut und stellvertretend heilige Handlungen vollzogen werden“ [IV].

Familienforschung und Tempelarbeit sind zusammen einer der größten Beweise für die Auferstehung und das Leben nach dem Tod. Über die Jahre hat es überzeugende Beweise dafür gegeben, dass durch den Schleier kommuniziert wird, um dieses Werk voranzubringen.

Ich freue mich berichten zu können, dass wir Fortschritt machen. Im letzten Jahr ist die Anzahl der Mitglieder, die Namen für die heiligen Handlungen des Tempels eingereicht haben, um 17 Prozent gestiegen. Sie ist von 2,4 auf 2,7 Prozent der Mitgliederzahl gestiegen. Eigentlich ist eine Steigerung von 17 Prozent recht beeindruckend, aber aus dieser Zahl geht auch hervor, dass über 97 Prozent der Mitglieder nicht regelmäßig Namen für die heiligen Handlungen des Tempels einreichen. Das schreit nach Veränderung!

Mein Ziel heute ist es, offen und ehrlich zu Ihnen zu sprechen – schließlich sind Sie diejenigen, die dafür sorgen können, dass sich im Leben der Mitglieder der Kirche etwas ändert. Ich möchte darüber sprechen, was geschehen muss und weshalb, und werde dann Anregungen geben, wie das erreicht werden kann.

Was Sie bei dieser Konferenz lernen, wird nur dann von Wert sein, wenn es in die Tat umgesetzt wird; ich lade Sie alle also ein, das Gelernte umzusetzen. Bringen Sie das, was Sie in dieser Veranstaltung lernen, in den nächsten 24 Stunden mindestens einem anderen Menschen nahe. Nehmen Sie meine Einladung an? Machen Sie sich also ein paar Notizen. So können Sie sich besser erinnern.

Was man wissen und tun sollte

Es gibt ein paar Dinge, die man unbedingt wissen und in die Tat umsetzen sollte

An einem heißen Sommertag war ich als junger Vater mit unserem ersten Kind unterwegs – einem Sohn, der etwa ein Jahr alt war. Ich bemerkte, dass er zusammengesackt war und stellte gleich darauf fest, dass er bewusstlos war und als Reaktion auf eine Schutzimpfung nicht mehr atmete. Sie können sich vorstellen, wie besorgt ich war. Ich musste ihn sofort wiederbeleben und gab ihm auch einen Segen. Ich hatte keine Zeit, erst zu meinem Vater, einem Scoutführer oder einem Priestertumsführer zu fahren, um Herz-Lungen-Wiederbelebung zu lernen oder wie man einen Priestertumssegen gibt. Zum Glück hatten mein Vater und meine Scout- und Priestertumsführer mich gut unterwiesen. So konnte ich meinem Sohn einen Segen geben und ihn wiederbeleben. Inzwischen hat er eine eigene Familie. Mein Vater und jene Führungsbeamten haben mir geholfen, sein Leben zu retten.

Wenn meine Frau und ich in ein anderes Land reisen, müssen wir dem Grenzbeamten einen Reisepass vorzeigen. Der Reisepass berechtigt zur Einreise. Wenn wir die Kriterien zufriedenstellend erfüllen, lässt der Grenzbeamte uns einreisen. Wenn nicht, werden wir abgewiesen.

Jeder Mensch auf Erden benötigt für seine Erhöhung nach diesem Leben einen geistigen Reisepass. Um sie zu erlangen, müssen alle Kriterien erfüllt sein. (Eine Kopie dieses Handzettels liegt Ihren Anmeldeunterlagen bei; zusätzliche Kopien finden Sie auch beim Verlassen dieser Veranstaltung.)

Wie dank der Herz-Lungen-Wiederbelebung Leben gerettet werden, werden auch durch die Tempelarbeit und Familienforschung Leben gerettet. Wir alle brauchen einen Stempel in unserem geistigen Reisepass.

Die Priestertumsführer und alle, die in der Familienforschung tätig sind, haben die Aufgabe, den Mitgliedern zu helfen, die Berechtigung in ihrem geistigen Reisepass zu bekommen. Zurzeit haben nicht viele Mitglieder einen Stempel in ihrem Reisepass für die Familienforschung. In den Vereinigten Staaten stehen bei 75 Prozent der Mitglieder jeweils vier Generationen im Familienstammbaum. Das bedeutet, bei 25 Prozent ist dies nicht der Fall.

Außerhalb der USA sind bei über 70 Prozent der Mitglieder nicht beide Eltern im Familienstammbaum eingetragen. Bei 90 Prozent stehen die Großeltern nicht im Stammbaum. Bei 95 Prozent der Mitglieder außerhalb der USA sind die Urgroßeltern nicht im Stammbaum erfasst. Die Mitglieder tragen die Verantwortung für mehr als nur die ersten vier Generationen. Wir müssen allen Mitgliedern der Kirche helfen, ihre Vorfahren zu finden.

Die Kirche hat 171 Tempel errichtet oder angekündigt. Mit den steigenden Möglichkeiten und immer mehr Anwesenden werden viel mehr Namen gebraucht, um den Tempelbetrieb am Laufen zu halten. Jeder Tempeldistrikt sollte sich selbst mithilfe der Namen versorgen können, die von Mitgliedern eingereicht werden.

Vergangene Herangehensweisen, diese Thematik zu vermitteln und die Umsetzung anzuregen, haben lediglich bewirkt, dass weniger als drei Prozent der Mitglieder Namen einreichen. Um die anderen 97 Prozent zu erreichen, müssen wir unsere Denkweise, unsere Lehrmethoden und -inhalte ändern. Unsere Abteilung hat sich die 97 Prozent auf die Fahne geschrieben.

Wir müssen uns darauf konzentrieren, den 97 Prozent zu helfen, ihre Vorfahren zu finden und sie für die heiligen Handlungen freizugeben. Es ist ein Aufruf an Sie, den Mitgliedern Ihrer Gemeinden und Pfähle zu helfen!

Unsere Abteilung hat sich Pfähle angesehen, in denen die Mitglieder überdurchschnittlich viele Namen eingereicht haben. Wir sind auf einen Pfahl gestoßen, in dem die Mitglieder fünfmal so viele Namen eingereicht haben wie die Kirche im Durchschnitt. Zwölf Prozent jener Mitglieder haben regelmäßig Namen eingereicht.

Wir fanden heraus, dass die neue Pfahlpräsidentschaft beschlossen hatte, in diesem Pfahl den Tempel in den Mittelpunkt zu stellen. Man wusste auch, dass für die Tempelarbeit Namen gebraucht werden. Ihre Inspiration und Führungsverantwortung wurden an die Führungsbeamten und Mitglieder weitergegeben. Sie lehrten die richtigen Grundsätze und fassten in regelmäßigen Zeitabständen beständig nach.

So schlicht und einfach war das Ganze. Es war ganz natürlich und wirkungsvoll. Infolgedessen gehen die Mitglieder regelmäßig unter schwierigen Bedingungen in den Tempel. Sie versorgen sich dabei selbst mit Namen, sie haben ein tiefes Zeugnis und die Mitglieder reichen jetzt mehr als fünfmal so viele Namen ein wie die Kirche im Durchschnitt.

Dieser Pfahl lag an der Elfenbeinküste, wo nur in wenigen Haushalten ein Computer vorhanden ist. Die Mitglieder brauchen zehn bis zwölf Stunden zum Tempel und müssen durch ein Kriegsgebiet reisen, um dorthinzukommen. Die Mitglieder sind auf die Berater und auf die Computer in den Gemeindehäusern angewiesen, um die Namen für die heiligen Handlungen freizugeben. Ungeachtet dieser Bedingungen gingen sie zweimal im Jahr in den Tempel und brachten mehr Namen von Angehörigen mit, als sie selbst bearbeiten konnten.

Wir fanden auch heraus, dass andere Pfähle in dem Gebiet die gleichen Prinzipien erfolgreich anwenden konnten.

Sie können das Vorgehen dieser inspirierten Führungsbeamten übernehmen! Sie können Inspiration empfangen, um zu wissen, was Sie tun sollen. „[Der Heilige Geist wird] euch alles zeigen, was ihr tun sollt.“ [V] Sie können ein Missionar sein, indem Sie denen in Ihrem Verantwortungsbereich helfen, eine Herzenswandlung zu erfahren. Sie können Glauben aufbauen, Zeugnisse stärken, Sie können inspirieren und motivieren. Die Missionare schaffen Situationen, in denen die Freunde der Kirche ein geistiges Erlebnis haben können. Wir können den Mitgliedern zu geistigen Erlebnissen verhelfen. Wir können ihnen helfen, den Geist des Elija zu verspüren. Der Geist des Elija ist der Heilige Geist, der bezeugt, dass die Familie etwas Göttliches ist [VI]. Bei der Missionsarbeit bezeichnen wir diese Wandlung als „Herzenswandlung“ [VII]. Bei der Familienforschung sprechen wir davon, das Herz den Vorfahren zuzuwenden [VIII]. Letzten Endes erhält man ein Zeugnis, das einen auch motiviert. Die Menschen werden durch ihre Empfindungen und ihre Erfahrungen motiviert.

Die Lehre von dieser Arbeit ist im Alten und im Neuen Testament wie auch in den neuzeitlichen heiligen Schriften fest begründet. Die Lehre von der Familie wurde bereits zu Anfang im Rat im Himmel festgelegt. Die Familie steht im Erlösungsplan im Mittelpunkt. Dann wurden Adam und Eva erschaffen und es wurde ihnen geboten, sich zu mehren und die Erde zu füllen, Freude zu haben und sich an ihrer Nachkommenschaft zu erfreuen. Gäbe es keine Familie oder wären die Familienmitglieder nicht miteinander verbunden, wäre der Zweck der Erde zunichte gemacht. In Maleachi lesen wir [Maleachi 3:24]: „Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muss.“ [IX] An anderer Stelle in den Schriften wird das wiederholt und etwas anders formuliert. „Wenn es nicht so wäre, würde die ganze Erde bei seinem Kommen völlig verwüstet werden.“ [X]

Im Neuen Testament lesen wir, dass die Taufe auch für die Toten vollzogen wurde. Auf die Frage, ob die Toten auferstehen werden, steht in den Schriften [1 Korinther 15:29]: „Wie kämen sonst einige dazu, sich für die Toten taufen zu lassen? Wenn Tote gar nicht auferweckt werden, warum lässt man sich dann taufen für sie?“ [XI]

Diese Lehre ist auch in neuzeitlicher Offenbarung [XII] bekräftigt worden, und es wird betont, dass die heiligen Handlungen zunächst für unsere eigenen verstorbenen Angehörigen erledigt werden sollen. Später wird im Buch Lehre und Bündnisse erklärt, dass die Lebenden und die Toten aufeinander angewiesen sind. [LuB 128:18]: „Denn ohne sie können wir nicht vollkommen gemacht werden, und auch sie können nicht ohne uns vollkommen gemacht werden. Und ebenso können weder sie noch wir ohne diejenigen vollkommen gemacht werden, die im Evangelium gestorben sind.“ [XIII]

Wir wissen, dass die heiligen Handlungen, die für die Toten vollzogen werden, dem Einzelnen lediglich angeboten werden. Jeder kann selbst entscheiden, ob er sie annimmt oder ablehnt. Die Betreffenden werden nicht als Mitglieder der Kirche gezählt. Wir vollziehen heilige Handlungen als Dienst am Nächsten und aus Liebe heraus. Dieser Akt reiner Liebe, den die Mitglieder tun, ist ein Zeugnis für die Auferstehung.

Wo können Sie anfangen und was können Sie beitragen? Hier sind ein paar Anregungen dazu, wie Sie dazu beitragen können, die Begeisterung der Mitglieder in den Gemeinden und Pfählen zu entfachen, damit mehr von ihnen Namen für die heiligen Handlungen des Tempels einreichen.

Erste Anregung: Helfen Sie den Mitgliedern. Den Mitgliedern können Sie am besten helfen, wenn Sie sich mit ihnen allein oder in einer kleinen Gruppe treffen, am besten in der Familie. Am allerbesten findet dieses Treffen bei der Familie zu Hause statt. Schwester Julene Davidson, eine 17-jährige Beraterin, hatte sich mit einer Familie zu einem Hausbesuch verabredet. Als Ansatzpunkt, um der Familie zu helfen, verkleidete sie sich zuerst mit den Kindern und spielte mit ihnen ein Ereignis aus dem Leben einer Vorfahrin nach. Dadurch wurden sowohl die Kinder als auch die Eltern emotional angesprochen.

Zweite Anregung: Es geht zuallererst um das Herz, dann erst um alles andere. Rühren Sie das Herz der Mitglieder durch Geschichten und Bilder ihrer Vorfahren an, um ihnen zu einem geistigen Erlebnis zu verhelfen, bei dem sie den Geist des Elija verspüren.

Wenn man in der Vergangenheit jemandem beim Einstieg in die Familienforschung helfen wollte, hat man dem Betreffenden erst einmal beigebracht, wie man den Computer bedient. Dann setzte man ihm lang und breit die Regeln und Vorgehensweisen für die genealogische Forschung auseinander. Dabei gelang es meistens nicht, den Betreffenden zu motivieren und zu inspirieren.

Fängt man aber an, indem man jemanden bittet, eine Geschichte über einen Vorfahren zu erzählen, so tut er das. Dabei entstehen Gefühle bei dem Betreffenden. Er verspürt den Geist des Elija, der der Heilige Geist ist. Er erfährt mehr über sich selbst und hat eine größere Zuneigung seinen Vorfahren gegenüber. Diese Zuneigung motiviert ihn, etwas für sie zu tun.

Denken Sie einen Moment über einen Ihrer Vorfahren nach, der einen Einfluss auf Sie hatte. Was hat er für Sie getan? Was denken Sie über ihn? Über Begebenheiten zu sprechen und Fotos zu zeigen fördert geistige Erlebnisse.

Ich möchte ein persönliches Erlebnis schildern. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo meine Eltern diesen Grundsatz angewandt haben. Sie haben Geschichten erzählt. In vielen dieser Geschichten ging es um unsere Vorfahren. Viele der Bilder und Geschichten über diese Vorfahren sind inzwischen im Familienstammbaum. In einer dieser Geschichten ging es um Christine Olsen Wight.

Dies ist ein Bild von Christine Olsen Wight, das in FamilySearch hochgeladen ist. Sie wurde in den 1830er Jahren in Dänemark geboren. Ihre Familie bekehrte sich zum Evangelium. Aufgrund ihrer Armut konnten sie nicht alle zusammen ins Salzseetal kommen. Zuerst wurde einer der Brüder geschickt, später wanderten die Eltern aus und Christine und ihre beiden Schwestern, die etwas ältere Teenager waren, wurden zurückgelassen, um genügend Geld zu verdienen und später ins Salzseetal nachkommen zu können. Drei Jahre später hatten sie genügend gespart und konnten sich einer Handkarrenkompanie anschließen.

Christine berichtete: „Nach 70 Tagen unterwegs waren beide Paar Schuhe ganz zerschlissen. Mein drittes Paar Schuhe hatte ich mir um den Hals gebunden. Ich bewahrte mir das dritte Paar Schuhe auf, weil ich das Salzseetal mit meinen Schuhen betreten wollte.“ [XIV]

Später berichtete sie: „Am letzten Tag unserer Reise lag etwas Schnee, als ich morgens aufwachte. Ich setzte mich auf einen Felsen, um mir die Schuhe vom Hals zu nehmen. … Ich versuchte, sie mir anzuziehen, doch meine Füße waren so geschwollen und zerschunden, dass mir die Schuhe nicht passten. Ich musste also, als ich das Salzseetal betrat, immer noch meine Schuhe schleppen, wie ich es all die vielen hundert Meilen getan hatte. Ich betrat das Tal barfuß, und mit jedem Schritt, den ich tat, hinterließ ich blutige Fußabdrücke im Schnee.“

Christine Olsen Wight hat mein Leben geprägt. Die Geschichten, die meine Eltern erzählt haben, haben mir diese Menschen lebendig gemacht, und ich entwickelte eine große Liebe für sie. Von klein auf habe ich nie irgendetwas tun wollen, was mein Erbe befleckt.

Denken Sie an die Christines in Ihrem Leben. Welchen Einfluss hatten sie auf Sie?

Es sind wirkliche Menschen, nicht bloß Datumsangaben auf einem Grabstein. Das hier ist der Grabstein von Christine und ihrem Mann Lyman Wight.

Die Namen und Datumsangaben auf dem Grabstein sind genealogische Angaben, und genau das verbinden die meisten Leute mit dem Wort Familienforschung. Genealogische Angaben sind Teil der Familienforschung, aber Familienforschung ist noch viel mehr. Familienforschung beinhaltet alles, was sich in der Vergangenheit in unserer Familie ereignet und zugetragen hat. Familienforschung beinhaltet ebenfalls die Gegenwart, in der wir durch unser Leben Geschichte schreiben. Außerdem beinhaltet Familienforschung die künftige Geschichte des Lebens unserer Nachkommen. Wir formen die Zukunft, ebenso wie unsere Vorfahren unser Leben geformt haben. Wir formen die Zukunft für unsere Nachkommen durch das Leben, das wir führen, und durch die Geschichten und Fotos, die wir anderen zugänglich machen.

Sie können das Gleiche erreichen, indem Sie sich an ein Muster halten, wie sie anderen zu einem geistigen Erlebnis verhelfen können, das zu einer Herzenswandlung führt:

  1. Erzählen Sie selbst eine kurze Geschichte über Ihre Familie.
  2. Bitten Sie denjenigen, dem Sie helfen, eine Geschichte zu seiner Familie zu erzählen.
  3. Ermuntern Sie ihn, mehr über diesen Vorfahren herauszufinden, indem er mit Angehörigen und Verwandten spricht.
  4. Halten Sie die Geschichten fest und geben Sie sie weiter, indem Sie sie im Familienstammbaum hochladen oder in das Heft „Meine Familie“ schreiben.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit, wie Sie anderen helfen können, Erfahrungen mit dem Geist des Elija zu sammeln. Wenn Sie in einem Gebiet wohnen, wo Sie Zugang zum Internet haben, ist es eine gute Möglichkeit, den Familienstammbaum aufzurufen und nach Fotos und Geschichten zu einem Vorfahren zu suchen. Das habe ich im Prinzip gemacht, als ich die Geschichte meiner Vorfahrin Christine Olsen Wight weitergegeben habe.

Wenn Sie keinen Internetzugang haben, verwenden Sie das Heft „Meine Familie“. Fangen Sie an, Fotos und Geschichten einzufügen. Ein Berater für Familiengeschichte kann Ihnen helfen, die Geschichten in den Familienstammbaum hochzuladen.

Noch eine Anregung: Nehmen Sie an Familientreffen teil. Ein Familientreffen ist eine großartige Gelegenheit, Angehörige zu Vorfahren zu befragen. Es ist auch sehr unterhaltsam, wenn Sie Geschichten zeigen, die Sie gesammelt haben. Die ganze Verwandtschaft kann ermuntert werden, Geschichten und Fotos in den Familienstammbaum hochzuladen und so zu bewahren.

Als Nächstes: Gehen Sie inhaltlich anders vor, wenn Sie einen Kurs zur Familienforschung durchführen. Wie ich schon sagte, müssen wir die Thematik anders vermitteln. Es geht zuallererst um das Herz, dann erst um alles andere. Lassen Sie die Schüler zunächst mehr über sich selbst lernen, indem sie etwas über einen Vorfahren herausfinden und anderen eine Begebenheit aus dessen Leben erzählen und Fotos von ihm zeigen.

Mein Bruder David und seine Frau Sue unterrichten einen Kurs zum Thema Familienforschung. Für sie hat es sich bewährt, dass sie in den ersten zwei, drei Unterrichtsstunden über Geschichten sprechen und dann die Schüler ihre Gedanken mitteilen lassen. Sie fordern die Schüler auf, jemanden auszuwählen, über den sie mehr erfahren möchten. Sie fangen mit einer Frage an, die es den Teilnehmern ermöglicht, sich Gedanken über ihre Vorfahren zu machen: „Weshalb hast du diese Person ausgewählt?“ „Erzähl uns etwas über sie.“ Ein Mitglied der Kirche namens Kelly wählte seinen Vater aus, der gestorben war, als Kelly gerade erst acht Jahre alt war. Er hatte den Kontakt zu dieser Seite der Familie verloren. Dann veröffentlichte er im Familienstammbaum eine Geschichte über seinen Großvater und fragte, ob jemand etwas darüber wüsste. Innerhalb weniger Tage hatte er einen Ansprechpartner und erhielt eine CD mit Fotos und Geschichten. Dann fand er andere Verwandte, traf sich mit ihnen und entdeckte noch mehr Geschichten und Fotos. Nun wollte Kelly unbedingt mehr herausfinden. Kelly nennt den Familienstammbaum „Facebook für Verstorbene“. [XV]

Viele Jahre lang haben wir zuerst das Technische und die Regeln im Zusammenhang mit der Genealogie vermittelt. Fangen Sie jetzt mit Geschichten und Fotos an. Helfen Sie anderen, mehr über sich selbst zu entdecken. Bei der Familienforschung geht es zuallererst um das Herz, alles andere steht hintan.

Eine weitere Anregung ist, die Familie wieder in die Familienforschung und Tempelarbeit einzubeziehen. Über die Jahre ist Familienforschung und Tempelarbeit zu etwas geworden, was nur der Einzelne verrichtet. Jeder macht das bloß für sich alleine. Wenn jemand Familienforschung betreiben will, setzt er sich alleine an den Rechner oder sucht eine Forschungsstelle auf. Man würde niemals kleine Kinder in die Forschungsstelle mitnehmen. Die Kinder hätten dort auch nichts zu tun oder würden hinausgeschickt werden, sobald sie stören. Wenn die Jugendlichen zum Tempel fahren, wer ist dabei? Die Klasse oder das Kollegium. Nur selten gehen sie mit der Familie dorthin. Selbst am Familienforschungskurs während der Sonntagsschule nehmen nur ein, zwei Familienmitglieder zusammen teil.

Wir müssen die Familie wieder mehr in die Familienforschung und Tempelarbeit einbeziehen. Wir können damit anfangen, dass ein Kurs zu Hause bei der Familie stattfindet. Statt mit einer Klasse oder einem Kollegium zum Tempel zu fahren, unterstützen Sie es, dass eine Familie zusammen hinfährt und die heiligen Handlungen für Angehörige verrichtet. Unsere Center für Familiengeschichte könnten familienfreundlicher gestaltet werden. Sie können dabei Ihre eigenen Ideen umsetzen.

Einige Tipps, die sich bewährt haben, konnten wir aus einer Umfrage unter Bischöfen ableiten. Die Abteilung Familiengeschichte hat untersucht, was in Gemeinden anders läuft, in denen viel Familienforschung betrieben wird. Folgende Punkte kamen dabei zutage. Wo fünf von den sieben Punkten umgesetzt wurden, war die Beteiligung an der Tempelarbeit etwa doppelt so hoch wie in einer durchschnittlichen Gemeinde.

  1. Die Anleitung „Das Herz zuwenden“ steht im Fortschrittsplan der Gemeinde mit im Mittelpunkt. Der Gemeinderat stellt einen Plan auf und arbeitet daran.
  2. Jugendliche werden als Berater für Familiengeschichte berufen.
  3. Es gibt mindestens drei aktive Berater für Familiengeschichte.
  4. Jugendliche nehmen eigene Namen zum Tempel mit. Die Erste Präsidentschaft [XVI] hat die Jugendlichen aufgefordert, immer Namen eigener Angehöriger oder von anderen Mitgliedern ihrer Gemeinde oder ihres Pfahl zum Tempel mitzunehmen.
  5. Die Berater für Familiengeschichte helfen den Mitgliedern mindestens einmal monatlich.
  6. Die Berater für Familiengeschichte kommen mindestens einmal monatlich mit den Priestertumsführern zusammen.
  7. Die Berater für Familiengeschichte helfen den Neubekehrten mindestens einmal monatlich.

Wo fünf dieser sieben Faktoren umgesetzt wurden, hat sich die Anzahl der Mitglieder, die Namen einreichen, verdoppelt. Wir haben keine Gemeinden gefunden, wo all diese Faktoren umgesetzt wurden. Vielleicht wurden diese ja schon entrückt.

Der neue Quartalsbericht kann Ihnen eine Hilfe sein. Seit diesem Jahr gibt es einen überarbeiteten Quartalsbericht. Zum ersten Mal bekommt jeder Führungsbeamte in der Gemeinde und im Pfahl Rückmeldung über die Familienforschung und Tempelarbeit in seiner Einheit. Ich möchte Ihnen ans Herz legen, sich mit diesen Angaben zu befassen und sie zu nutzen, damit Sie als Führer mehr erreichen können. Die Angaben im Quartalsbericht werden Ihnen von der Kirche zur Verfügung gestellt und erfordern keinerlei weitere Arbeit Ihrerseits.

Hindernisse überwinden

Über die Jahre gab es Hindernisse bei der Erledigung dieser Arbeit, die viele davon abgehalten haben, der Familienforschung und Tempelarbeit nachzugehen. Diese Hindernisse haben sich tief ins Denken vieler Mitglieder eingeprägt. Es wurden zwar die meisten oder sogar alle dieser Hindernisse beseitigt, doch die Denkweise ist gleich geblieben. Es ist an der Zeit, den Mitgliedern zu helfen, anders zu denken. Hier sind einige Beispiele.

Das ist nur etwas für alte Leute. Manche meinen, sie müssten mit der Familienforschung warten, bis sie alt und im Ruhestand sind. Diese Konferenz ist der beste Beweis dafür, dass dem nicht so ist. Rund 4000 Jugendliche haben sich zur Veranstaltung zum Thema Familienforschung angemeldet.

Andere meinen, die Arbeit sei schon getan. Vor einigen Jahren nahm ein Großvater ein paar Enkelkinder in seine Urlaubshütte mit. Unterwegs erzählte er den Kindern einige Geschichten über ihre gemeinsamen Vorfahren. Nach vielen Geschichten fragte eines der jüngeren Kinder: „Was sind Vorfahren?“

Viele Leute kennen sich mit diesem Thema offenbar nicht aus, da sie meinen, alles sei getan oder sie könnten niemanden mehr finden, für den sie die Arbeit freigeben können.

Man kann die heiligen Handlungen aber nicht nur für seine direkte Vorfahrenlinie suchen und freigeben, sondern auch für Cousins und Cousinen von Vorfahren sowie deren Nachkommen. Das wird als Nachfahrenforschung bezeichnet. In einer Studie wurde ausgerechnet, dass wenn man zehn Generationen zurückginge und für alle Cousins und Cousinen und deren Nachkommen die Arbeit erledigte, es bis zu acht Millionen Menschen betreffen könnte, wenn jede Familie nur vier Kinder hätte. Viele hatten allerdings wesentlich mehr Kinder. Falls Sie acht Millionen Namen bearbeitet haben, dann sind Sie vielleicht fertig und können anderen helfen. Haben Sie aber noch keine acht Millionen Namen, müssen Sie noch weitersuchen.

Ein anderer Irrtum ist zu meinen, man hätte alle verfügbaren Aufzeichnungen durchsucht. Sollten Sie meinen, es gäbe ja keine Aufzeichnungen: Es kommen täglich 1,7 Millionen Namen auf FamilySearch dazu! Vor kurzem haben wir Partnerschaftsverträge mit einer Reihe von Unternehmen wie Ancestor, Find My Past, My Heritage oder der genealogischen Gesellschaft Neuenglands geschlossen. Wir schätzen, dass die Anzahl der Namen, die man durchsuchen kann, sich dadurch verdrei- oder vervierfachen wird. Suchen Sie doch also noch einmal!

Ein weiteres Hindernis ist die Annahme, man bräuchte jede Menge technisches Wissen. Manche haben regelrecht Angst vor Technik oder davor, wie technisch Familienforschung in der Vergangenheit gewesen ist. Diese Arbeit wurde auf der Website stark vereinfacht, da der Computer sich um die Einzelheiten kümmert.

Das letzte Hindernis, das ich ansprechen möchte, ist die Annahme, man müsse umherreisen, um Zugang zu Aufzeichnungen zu bekommen. Man muss jetzt aber nicht mehr weit reisen. Immer mehr Aufzeichnungen sind im Internet zugänglich. Vieles kann schon über das Internet erreicht werden und indem man von zu Hause aus mit unseren Beratern zusammenarbeitet.

Zum Abschluss

Die Kirche hat oftmals mit Reisenden und Reisepässen zu tun. Manchmal kommt ein Reisender in einem Land an, verfügt aber nicht über alle notwendigen Berechtigungen. Er braucht nicht lange, um zu telefonieren und um Hilfe zu bitten. Der Reisende ruft stets diejenigen an, die ihm helfen können.

Eines Tages in der Zukunft müssen wir alle die geistige Berechtigung vorweisen, das Reich Gottes zu betreten. Die meisten unserer Vorfahren sind bereits von uns gegangen. Sie haben sich schon auf den Weg gemacht und stehen vor der Einreise. Viele, wenn nicht die meisten, haben nicht alle Berechtigungen, die sie für die Einreise benötigen. Ihnen fehlen die heiligen Handlungen. Sie warten sehnsüchtig oder gar verzweifelt darauf, dass ihre Tempelarbeit erledigt wird, damit sie weiterreisen können. Wie fühlen sie sich wohl in dieser Lage? Können Sie ihr Drängen nachempfinden? Wie die Lebenden bei der Einwanderungsbehörde wenden sich die Verstorbenen an diejenigen, die ihnen am ehesten helfen können. Sie wenden sich an diejenigen, die ihnen helfen können, nämlich an ihre Nachfahren, die ihre Namen finden und die heiligen Handlungen für sie freigeben können.

Können Sie sich nicht auch vorstellen, wie die Verstorbenen, die vor dem geistigen Grenzposten anstehen, denen beistehen, die ihre Nachkommen beeinflussen, unterweisen und motivieren können? Genau Sie sind diejenigen, denen sie zur Seite stehen!

Wie lange ist es her, seit Sie dachten: „Ich wusste doch, ich hätte das tun sollen.“ Oder: „Ich wusste doch, ich hätte das nicht tun sollen.“ Das sind Eingebungen des Geistes. Seien Sie nicht überrascht, wenn Sie oftmals an einen eigenen Vorfahren denken müssen oder an Vorfahren von jemandem, den Sie kennen.

Spüren Sie, wie die Verstorbenen die Hand ausstrecken? Spüren Sie ihre Hoffnungen und Wünsche? Können Sie sich vorstellen, wie sie Ihnen zurufen? Präsident Eyring hat gesagt: „Die Hoffnung Ihrer Vorfahren liegt in Ihrer Hand.“ [XVII]

Wir alle brauchen den Stempel in unserem Reisepass. Sie sind in der Lage, den 97 Prozent zu helfen, ihren Stempel zu bekommen. Sie können etwas bewirken. Sie müssen etwas bewirken! „Die Hoffnung Ihrer Vorfahren liegt in Ihrer Hand.“ [XVIII]

 


[I] Siehe Internet: The Free Dictionary by Farlex

[II] Siehe Merriam-Webster Dictionary im Internet

[III] Siehe Handbuch 2, Abschnitt 2.2

[IV] Handbuch 2, Abschnitt 2.2

[V] 2 Nephi 32:5

[VI] Siehe Elder Russell M. Nelson, Frühjahrs-Generalkonferenz 1998

[VII] Siehe Alma 5:12

[VIII] Siehe Maleachi 3:23,24; LuB 2

[IX] Maleachi 3:24

[X] LuB 2:3

[XI] 1 Korinther 15:29

[XII] Siehe LuB 2:1-4

[XIII] Lehre und Bündnisse 128:18

[XIV] Aus der Lebensgeschichte von Christine Olsen Wight

[XV] Geschichte erzählt von David Packer

[XVI] Siehe Schreiben der Ersten Präsidentschaft vom 8. Oktober 2012: „Namen für die heiligen Handlungen des Tempels“

[XVII] Präsident Henry B. Eyring, Frühjahrs-Generalkonferenz 2005

[XVIII] Präsident Henry B. Eyring, Frühjahrs-Generalkonferenz 2005