2000–2009
Die Witwen Zions
April 2000


Die Witwen Zions

Der Herr liebt die Witwen. Wir müssen für die Witwen in unserer Familie, Gemeinde und Nachbarschaft sorgen und ihnen helfen.

Ich habe meiner Ansprache die überschrift „Die Witwen Zions“ gegeben. Das Wörterbuch definiert eine Witwe als eine Frau,die ihren Ehemann durch Tod verloren und die nicht wieder geheiratet hat.1

Einige Witwen sind jung. Der Ehemann verstarb schon sehr früh. Wenn das Zuhause mit kleinen Kindern gesegnet ist, trägt die junge Witwe die alleinige Verantwortung, sie aufzuziehen. Sie hat eine unbeantwortete Frage: „Warum musste das mir geschehen?“ Sehr große Einsamkeit ist nicht selten.

Andere Witwen sind älter. Nach einer langen gepflegten und geschätzten Partnerschaft ist der Ehemann an hohem Alter oder schlechter Gesundheit gestorben. Jahrzehnte voller lieber Erinnerungen, gemeinsame Freuden beim Aufziehen einer guten Familie und das gemeinsame Dienen in der Kirche und im Gemeinwesen weichen der Einsamkeit und dem Gefühl, nicht mehr gebraucht oder erwünscht zu sein. Die Frage „Wie lange muss ich warten, bis ich mit meinem ewigen Partner wieder vereint bin?“ bleibt unbeantwortet. Es kann sein, dass sie mehr Arbeit im Tempel verrichten. Das Leben wird oft schwieriger. Das Zuhause mit Erinnerungen eines ganzen Lebens wird durch ein Leben mit der Familie oder in einer seniorengerechten Einrichtung ersetzt.

Allein zu sein ist ungewohnt für unsere Schwestern, wenn sie Witwe werden. Sie möchten hilfsbereit sein und dazu beitragen, dass es anderen gut geht. Viele sind in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, weil sie nicht gesund sind. Sie möchten glaubenstreu bleiben, damit sie eines Tages mit ihrem ewigen Partner wieder vereint werden. Sie können uns viel über den Glauben lehren.

Die Lehre der Kirche hinsichtlich der Witwen ist sehr deutlich.

In der frühen Kirche wurden die Führer gezüchtigt, weil sie die Witwen vernachlässigt hatten. „Sieben Männer von gutem Ruf“ wurden berufen, sie zu unterstützen.2

Paulus belehrte die Heiligen, die Witwen zu ehren.3 Er lehrte, dass jeder, der „für seine Verwandten, besonders für die eigenen Hausgenossen, nicht sorgt, der verleugnet damit den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger“.4

Als Brigham Young 1847 den ersten Pioniertreck ins Große Salzseetal organisierte, riet er den Heiligen wie folgt:

„Jede Abteilung soll gemäß der verteilbaren Menge ihres Eigentums einen im Verhältnis gleichen Anteil aufbringen, um die Armen, die Witwen und Vaterlosen und die Familien derer, die im Heeresdienst stehen, mitzunehmen, damit nicht die Schreie der Witwen und Vaterlosen zu den Ohren des Herrn emporsteigen--gegen dieses Volk.“5

Ich glaube, diese Bemühungen, den Witwen über die Ebene zu helfen, ist eines der großartigsten neuzeitlichen Beispiele, wie wir für Witwen sorgen sollen.

Neuzeitliche Offenbarungen lassen die Ordnung der Kirche erkennen. „Frauen haben gegen ihren Mann Anspruch auf Unterhalt, bis er durch den Tod dahingerafft wird... Kinder haben gegen ihre Eltern Anspruch auf Unterhalt, ...

und danach haben sie Anspruch gegen die Kirche.“6

In Lehre und Bündnisse heißt es weiter: „Und das Vorratshaus soll durch die Weihungszuwendungen der Kirche erhalten werden; und Witwen und Waisen sollen versorgt werden, ebenso die Armen.“7

Das Buch Jakobus enthält eine der schönsten Beschreibungen der Lehre der Kirche hinsichtlich unserer Verantwortung als Familie und Freunde von Witwen: „Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Witwen und Waisen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.“8

Der Begriff Witwen wird 34 Mal in den heiligen Schriften verwendet. In 23 dieser Stellen bezieht sich der Begriff auf Witwen und Vaterlose. Ich glaube, der Herr empfindet sehr liebevoll für Witwen und Vaterlose oder Waisen. Er weiß, dass sie sich mehr als jeder andere vollständig auf ihn verlassen müssen. Ihre Gebete sind persönlicher und anhaltender, der Dienst am Nächsten ist aufrichtiger und der Glaube größer.

Der Glaube der Witwen ist legendär in der Schrift.

Die Witwe von Sarepta zeigte ihren Glauben, als sie den Propheten Elija mit einem Bissen Brot versorgte, statt diese letzte Mahlzeit für sich und ihren Sohn zu verwenden und dann zu sterben. Die Schrift berichtet: „Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Sohn viele Tage zu essen.

Der Mehlkrug wurde nicht leer, und der ölkrug versiegte nicht, wie der Herr durch Elija versprochen hatte.“9

Vielleicht ist die Aussage „sie ging hin und tat, was Elija gesagt hatte“ symbolisch für das Vertrauen, das Witwen in den Herrn haben.

Hanna, eine Witwe von 84 Jahren, die ständig im Tempel gedient hatte, erkannte das Kind Jesus, als er im Tempel vorgestellt wurde.10

Als Jesus Christus den großen Glauben der Witwe aus Nain erkannte, erweckte er ihren toten Sohn, ihren einzigen Sohn, zum Leben, als man ihn gerade zum Tor der Stadt hinaustrug, um ihn zu beerdigen.11

Als Beispiel des wahren Geistes des Gebens ist die Geschichte vom Opfer der Witwe als eine der größten Belehrungen des Erretters unsterblich geworden:

„Die Leute [warfen] Geld in den Kasten.... Viele Reiche kamen und gaben viel.

Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.

Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.

Denn sie alle haben nur etwas von ihrem überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“12

Sie, liebe Schwestern, die Sie Witwen sind, sollen wissen, dass Gott Sie liebt. Sie sind die Erwähltesten unter den Auserwählten. Ich weiß, wovon ich spreche. Meine Mutter ist seit fast drei Jahren Witwe. Sie präsidiert als edle Matriarchin über eine erweiterte Familie mit 247 Mitgliedern. Die Mutter meiner Frau ist 97 und bleibt glaubenstreu und harrt aus bis ans Ende, auch wenn die Gesundheit nachlässt. Liebe Schwestern, Ihr Leben als Vorbild eines rechtschaffenen Lebens inspiriert weiterhin jüngere Familienmitglieder dazu, sich zu verbessern. Sie sind weiterhin Lehrerinnen.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt in Gottes Zeitplan werden sie mit ihrem ewigen Partner wieder vereint werden und gemeinsam für immer im großen Werk in der Geisterwelt dienen.

Sie, die jungen Witwen, deren Verantwortung in der Familie immer weiter anwächst, sollen wissen, dass Gott Ihre Bedürfnisse kennt und dass er dafür Sorge tragen wird. üben Sie weiterhin Ihren Glauben aus und tun Sie Gutes. Glaubenstreue Familienangehörige und Mitglieder der Kirche werden Sie unterstützen. Seien Sie bereit, die Unterstützung von anderen anzunehmen, wenn es nötig ist. Ihre Kinder werden wissen, dass Sie Ihnen ein doppeltes Maß an Liebe entgegenbringen. Es ist mein Zeugnis, dass der himmlische Vater Ihre Familie wegen der Güte Ihres Herzens mit ewigen Segnungen in Fülle entschädigen wird.

Gott weiß vom Dienst, den Sie, die Familien und Freunde der Witwen, leisten, und er wird Ihre Werke danach beurteilen, wie gut Sie die Witwen unterstützen. Präsident James E. Faust erzählte einmal den Generalautoritäten eine wunderbare Geschichte darüber, wie Nachbarn und Freunde in einem kleinen ländlichen Gemeinwesen in Zentralutah die Witwen behandelten.Jeder von ihnen hatte eine bestimmte Anzahl von Stunden und Minuten, in denen sie Wasser zur Bewässerung ihrer eigenen Gärten entnehmen durften. Sie stimmten alle zu, dass sie etwas weniger Wasser nehmen würden, so dass die Witwen in der Nachbarschaft mehr Wasser für ihre Gärten hatten.

Ich habe vor kurzem gesehen, wie fünf ältere Witwen in einem schlichten Auto gemeinsam zu einer Versammlung der Kirche fuhren. Sie betraten gemeinsam die Versammlung und setzen sich nebeneinander. Es schien, als ob sie Kraft und Schutz voneinander bezogen. Ich spürte das Gute in ihrem edlen Leben, als ich ihre liebevolle Beziehung beobachtete, die sie in der Abenddämmerung ihres Lebens pflegten.

Brüder und Schwestern, der Herr liebt die Witwen. Ich weiß, dass die Führer der Kirche um das Wohlergehen der Witwen besorgt sind. Wir Mitglieder müssen für die Witwen in unserer Familie, Gemeinde und Nachbarschaft sorgen und ihnen helfen. Ich fordere euch junge Leute, Mitglieder der Primarvereinigung, Jugendliche und junge Erwachsene auf, die Gelegenheit wahrzunehmen, den Witwen in eurem Gemeinwesen zu helfen und Stärke von ihnen zu beziehen.

Mögen wir uns vermehrt um die Witwen Zions sorgen und ihnen Aufmerksamkeit schenken, das ist mein demütiges Gebet. Im Namen Jesu Christi, amen.

  1. Merriam-Webster’s New Collegiate Dictionary, 10. Ausgabe, siehe „widow“.

  2. Siehe Apostelgeschichte 6:1–3.

  3. Siehe 1 Timotheus 5:3.

  4. 1 Timotheus 5:8.

  5. LuB 136:8.

  6. LuB 83:2,4,5.

  7. LuB 83:6.

  8. Jakobus 1:27.

  9. Siehe 1 Könige 17:8–16.

  10. Siehe Lukas 2:36–38.

  11. Siehe Lukas 7:11–15.

  12. Markus 12:41–44; siehe auchLukas 21:1–4.