2005
Man muss sich auf den Geist einstellen
Juni 2005


Man muss sich auf den Geist einstellen

Ich war an einem Ferienwochenende allein mit dem Auto zu ein paar Freunden unterwegs und bog in eine Landstraße ein, weil ich mir den langen Weg über die Autobahn ersparen wollte. Es dämmerte schon, und ich wollte noch vor Mitternacht bei meinen Freunden ankommen.

Über lange Strecken war mein Auto das einzige auf der Straße, und um mir die Zeit zu vertreiben, schaltete ich das Radio ein. Ich sang laut eines meiner Lieblingslieder mit, doch da hatte ich die deutliche Eingebung, das Radio auszuschalten – und zu lauschen. Zuerst achtete ich nicht darauf und sagte mir, dass es wohl recht absurd sei, ganz still auf einer verlassenen Straße dahinzufahren. Die Eingebung wurde jedoch immer stärker. Widerstrebend schaltete ich das Radio ab, lehnte mich zurück und sagte dem Herrn in Gedanken, dass ich nun lausche.

Kurz nacheinander fühlte ich mich drei Mal gedrängt, sofort langsamer zu fahren. Diese Eindrücke schienen sehr viel stärker zu sein, und ich war nun wesentlich empfänglicher und konzentrierter. Gehorsam trat ich drei Mal auf die Bremse, sodass mein Auto beträchtlich langsamer wurde.

Kurz darauf traf ich auf eine rechtwinklige Kurve, die nicht gekennzeichnet war. Mir blieb keine Zeit, um zu reagieren. Ich wurde aus der Kurve hinausgetragen und kam knapp vor einem tiefen Abgrund zum Stillstand. Zitternd stieg ich aus, um den Schaden zu besichtigen. Mein Auto war völlig unbeschädigt, ragte aber mit der Stoßstange über den Abgrund hinaus. Wäre ich nur ein wenig schneller gewesen, so wäre ich unweigerlich in die Tiefe gestürzt und wäre verletzt worden oder gar ums Leben gekommen. Ich sprach ein Dankgebet.

Den Rest des Weges legte ich in Stille zurück und dachte darüber nach, dass ich so manches „Radio“ in meinem Leben ausschalten müsse. Ich fragte mich, wie oft ich wohl zugelassen hatte, dass weltliche Leichtfertigkeit mir wichtiger gewesen war als Geistiges. Zu Hause und im Auto höre ich zwar immer noch gern Radio, aber regelmäßig schalte ich die Musik ab – und lausche.

Mark Paredes gehört zur Gemeinde Santa Monica 2 im Pfahl Los Angeles Santa Monica in Kalifornien.