2022
„Wir brauchen Jesus Christus als Gemeinde“
Oktober 2022


„Wir brauchen Jesus Christus als Gemeinde“

St. Gallen (OB): Er ist Familienvater, seit zehn Jahren mit seiner Frau Jana verheiratet und die beiden Mädchen Liv (5) und Neah (2) versüssen das Leben der Wetterings. Beruflich arbeitet der neue Bischof der Gemeinde St. Gallen als Berater für Cyber Security. Fünf Jahre lang war Primoz Potocnik, Oberarzt am Kantonsspital St. Gallen, der Bischof der Gemeinde.

Die heitere Stimmung schon vor dem Gottesdienst und etwas Getuschel liessen schon etwas vermuten. Nachdem Pfahlpräsident Christian Bolt jun. die Versammlungsräume in St. Gallen/Winkeln mit seinen beiden Ratgebern betreten hatte, wurde es ruhiger und den Gottesdienstbesuchern wurde klar, dass eine Veränderung anstand. Primoz Potocnik erwähnte in seinen Eröffnungsworten, „dass die gesamte Pfahlpräsidentschaft nur zu besonderen Anlässen kommt“.

Die über 150 anwesenden Mitglieder der Kirche Jesu Christi haben dann Marc Wettering mit seinen Ratgebern Wolfgang Bäck und Marco Lechmann sowie Andreas Walser als Sekretär einstimmig angenommen.

Primoz Potocnik dankte in seinen Abschiedsworten der Gemeinde für das Vertrauen, welches sie fünf Jahre in ihn hatten, und dass die Gemeinde immer hinter ihm stand. Besonders dankte er auch seiner Familie für die vielen Stunden, in denen er ehrenamtlich für die Kirche arbeitete. Wichtig für ihn war, dass sich sein Verhältnis zu Jesus Christus während dieser fünf Jahre noch verstärkt hat und er sich dadurch sehr gesegnet fühlt.

Der neue Bischof Marc Wettering sprach darüber, dass er bei Präsident Potocnik als Sekretär lernen durfte, was es heisst, eine Gemeinde zu leiten und für alle Mitglieder ein offenes Ohr zu haben. „Wir brauchen Jesus Christus als Gemeinde“, sagte der neue Präsident den Mitgliedern nachdrücklich.
Primoz Potocnik beantwortete zusätzlich die folgenden Fragen.

Primoz, was ist das für ein Gefühl, nun den Hirtenstab als Bischof weiterzugeben?

Es war eine sehr intensive, aber auch eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Ich freue mich zu diesem Zeitpunkt über die Freundschaften, die dadurch entstanden sind, und hoffe, dass ich etwas zum Fortschritt Einzelner beitragen konnte. Ich gebe die Verantwortung nach dieser Zeit mit gutem Gewissen und gerne an meinen Nachfolger weiter und bin von ganzem Herzen überzeugt, dass er zur richtigen Zeit der Richtige dafür ist.

Stell dir vor, du könntest nochmals als Bischof beginnen, würdest du etwas anders machen? Und wurden deine Erwartungen und Wünsche, die du dir als Bischof gesetzt hattest, erfüllt und worauf blickst du zurück?

Wenn ich mit dem jetzigen Wissen nochmals beginnen könnte, würde ich viel Zeit dabei sparen, überhaupt meine Aufgabe kennenzulernen. Die letzten Jahre waren durch soziale Abschottung aufgrund des Virus geprägt. Das hat dazu geführt, dass gewisse Ziele nicht so erreicht werden konnten, wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich musste umdisponieren. Ich denke aber schon, dass wir als Gemeinde gemeinsam das Problem angegangen und uns damit nähergekommen sind. Ein weiterer Wunsch war, dass meine Familie durch meine Arbeit gesegnet würde und dass die Zeit, die ich durch die Berufung nicht zuhause verbringen würde, uns am Ende nicht fehle.

Wie haben sich während deiner Zeit als Bischof dein Glaube und dein Verhältnis zu Jesus Christus verändert?

Mein Verhältnis zu Jesus Christus war bereits vor dieser Periode sehr stark. Ich habe aber noch direkter sehen dürfen, wie er durch Menschen um uns herum arbeitet. Er ist unser aller Erlöser und für dieses Wissen bin ich dankbar.

Der neue Bischof Marc Wettering gab die folgenden Einblicke.

Was waren deine ersten Gedanken, nachdem du von Präsident Bolt als Bischof berufen wurdest?

Nebst der grossen Ehrfurcht vor dieser Berufung waren da sicher viele Gedanken, wie diese grosse Herausforderung und Verantwortung, die die Berufung mit sich bringt, zu „meistern“ sein solle. Durch meine bisherige Berufung als Gemeindesekretär durfte ich in den letzten Jahren sehr nah miterleben, wie viel zeitlichen und emotionalen Aufwand diese Berufung auch fordert. Da fragt man sich dann, wie das neben der Verantwortung gegenüber einer doch noch jungen Familie sowie den nicht zu vernachlässigenden beruflichen Verpflichtungen und Ambitionen noch hineinpassen kann. Ich kam schnell zu dem Schluss, dass dies ohne die Hilfe des Herrn sowie die Unterstützung meiner lieben Frau und zweier glaubenstreuer und verlässlicher Ratgeber und der Sekretäre nicht möglich sein wird. Die ganzen Gedanken waren aber auch stark begleitet von einer tiefen Dankbarkeit für das mir entgegengebrachte Vertrauen.

Welche Akzente möchtest du als Bischof der Gemeinde St. Gallen setzen? 

Da möchte ich noch nicht zu viel vorwegnehmen, aber was ich sicherlich erreichen möchte, ist, dass die Mitglieder sich wertgeschätzt fühlen, ihr Zeugnis von Jesus Christus weiter stärken können und die Segnungen des Evangeliums noch stärker in ihrem Leben wahrnehmen können. Dies gilt besonders für die Jugendlichen, für die es wichtig ist, dass sie einen aufbauenden Übertritt zur Frauenhilfsvereinigung, dem Ältestenkollegium sowie den jungen Erwachsenen haben und dort guten Anschluss finden.

Stell dir vor, deine Amtszeit wäre schon vorüber und du könntest heute zurückblicken, was alles geschehen ist. Was hättest du gerne erlebt?

Ein Muss ist sicherlich ein Gemeinde-(Tempel-)Lager, das eine Gemeinde immer ein gutes Stück zusammenschweisst und die Einigkeit fördert. Dies war in den letzten Jahren aufgrund der Pandemie nicht möglich. Zudem würde es mich sehr freuen zu sehen, wenn das eine oder andere Mitglied eine der vielen Möglichkeiten wahrnimmt, dem Herrn noch stärker zu dienen, zum Beispiel durch eine Vollzeit- oder eine Service-Mission.