2023
Wie Bildung mir in Verbindung mit Glauben geholfen hat, Ungewissheit zu verkraften
März 2023


Nur online: Junge Erwachsene

Wie Bildung mir in Verbindung mit Glauben geholfen hat, Ungewissheit zu verkraften

Nachdem ich mir im Knie das Kreuzband gerissen hatte, war ich mir nicht sicher, wie die Zukunft aussehen würde, aber die Verletzung hat mir schließlich mehr gebracht, als ich mir hätte vorstellen können.

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Ein Polarisationsfilter wird vor eine Winterlandschaft gehalten

Ich erinnere mich noch, wie ich an jenem Tag aus dem Krankenhaus kam. Meine Eltern halfen mir aus dem Auto, ins Haus und ins Bett. Ich weiß noch, wie ich dort lag und mich zum ersten Mal im Leben hilflos fühlte.

Ich war mit Sport aufgewachsen. Ich hatte sogar gehofft, eines Tages für eine College-Mannschaft laufen zu dürfen. Aber gegen Ende meiner Highschool-Zeit riss mir zum zweiten Mal das Kreuzband. Die Verletzung zog mehrere Operationen und über ein Jahr Reha nach sich. Die erste Operation hatte ich kurz vor meinem Schulabschluss. Ich musste also zu Hause bleiben, während meine Freunde das nächste Kapitel ihres Lebens aufschlugen, an der Universität studierten, auf Mission gingen oder in eine coole Stadt wegzogen. Meine Zukunft, die mir einst in Stein gemeißelt schien, bestand nun aus lauter Fragezeichen.

Mir war schon bewusst, dass ich mit solchen Problemen nicht allein dastand, aber es waren eben meine Probleme – und sie stellten ganz schöne Ansprüche an mich! Meine erste Reaktion war die Sehnsucht nach einem gewissen Fixpunkt, und so schmiedete ich Pläne für die Zukunft. Bei diesem bis heute noch nicht abgeschlossenen Streben nach Gewissheit und festem Boden unter den Füßen habe ich einiges gelernt.

In der Ungewissheit liegen auch Chancen

Ein kluger Bischof hat mir einmal gesagt: „Der Zweck des Evangeliums besteht nicht darin, unsere Probleme zu beseitigen – nein, es soll uns helfen, sie zu bewältigen.“

Wenn wir uns bemühen, aus der Ungewissheit zu lernen, anstatt sie zu meiden, hilft uns das, dem Erretter näherzukommen. Psychologen deuten sogar an, dass man sich am besten weiterentwickelt, wenn man mit einem gewissen Maß an Ungewissheit lebt.1 Aber letzten Endes bewältigen wir Ungewissheit dadurch, dass wir sie voll Glauben annehmen.

Brian K. Ashton, Präsident von BYU Pathway Worldwide, hat einmal gesagt: „Gehen Sie im Glauben voran. Wenn Sie die Lösung Ihrer Probleme jetzt noch nicht sehen können, glauben Sie daran, dass sich Lösungen ergeben werden, solange Sie vorwärtsgehen und das tun, was Gott von Ihnen erwartet.“2 Ungewissheit lässt sich am ehesten bewältigen, wenn wir zuversichtlich handeln, bei jedem Schritt dazulernen und darauf vertrauen, dass Gott uns hilft, solange wir uns auf ihn stützen.

Aus- und Weiterbildung kann die Zukunft sicherer machen

Meine Weiterbildung hat bei mir eine wichtige Rolle gespielt und mir geholfen, mit Ungewissheit umgehen zu lernen. Während ich mich von der Operation erholte, belegte ich im Fernstudium Vorlesungen an der Brigham-Young-Universität Idaho. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob Online-Lernen für mich überhaupt das Richtige sei, aber ich habe dabei unglaublich viel gelernt und meine Meinung rasch geändert.

Ich habe viel von meinen Kommilitonen gelernt, die sich in ganz unterschiedlichen Lebenslagen befanden. Meine Ausbildung hat mir geholfen, mich selbst und mein Umfeld mit anderen Augen zu sehen, und meine Prioritäten änderten sich. Ich fand Freude am Lernen, statt bloß so vor mich hinzulernen, und das Evangelium Jesu Christi gewann für mich an Bedeutung.

Ohne meine Ausbildung wäre ich heute nicht der, der ich bin. Ich glaube, dass mein Entschluss, eine Vollzeitmission zu erfüllen, auf diese Kurse zurückging. Ich glaube, dass Gott mich geführt hat und weiterhin mit mir zusammenarbeiten wird, wenn ich Glauben an ihn habe.

Das große Ganze sehen

Meine Zukunft ist zwar immer noch voller Ungewissheit, aber das schreckt mich nicht mehr so sehr. Meine Beziehung zu Gott ist inniger geworden und meine Einstellung zum Leben hat sich geändert. Statt mir über alles den Kopf zu zerbrechen (darin bin ich echt gut), sehe ich ein, dass ich manchmal einfach handeln muss. Das ist keine Unbekümmertheit, sondern Zuversicht, denn ich weiß ja nun, dass der Vater im Himmel mir beisteht, mich inspiriert und mir Türen zu neuen Möglichkeiten öffnet, solange ich Schritt für Schritt im Glauben vorangehe.

Präsident Russell M. Nelson hat vor kurzem gesagt: „Positiver geistiger Schwung wird uns inmitten von Angst und Ungewissheit … voranbringen.“3 Mit dem Schwung, den ich gewonnen habe, wurde also die Wolke der Ungewissheit durch strahlende Hoffnung auf die Zukunft ersetzt. Rückblickend erkenne ich, dass Gott mit mir war – vielleicht nicht so, wie ich es erwartet hatte, aber er war immer da, wenn ich ihn am meisten brauchte.

Anmerkungen

  1. Siehe Ronald A. Beghetto und Garrett J. Jaeger, Uncertainty: A Catalyst for Creativity, Learning and Development, Springer International Publishing AG, 2022, Seite 3

  2. Brian K. Ashton, „Learning is a Spiritual Endeavor“, Brigham Young University – Pathway Worldwide, 30. April 2019, byupathway.org

  3. Russell M. Nelson, „Geistige Schwungkraft“, Liahona, Mai 2022, Seite 97