2023
Gefährliche kleine Abweichungen
Oktober 2023


Nur online: Junge Erwachsene

Gefährliche kleine Abweichungen

Geistige Nachlässigkeit kann uns langsam vom Weg der Bündnisse abbringen

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Eine kurvenreiche Bergstraße

Spätabends fuhr ich einmal mit dem Bus nach Hause. Ich war schläfrig, doch der Busfahrer war hellwach und konzentriert. Mir fiel auf, wie gefährlich so manches Straßenstück war. Es gab keinen Seitenstreifen, nur die Spur für den Gegenverkehr und auf unserer Seite direkt den steilen Abhang. Jedes Abweichen vom Straßenverlauf könnte entweder zu einem schweren Unfall mit dem Gegenverkehr führen oder zu einem tragischen Sturz den Berghang hinab.

Mir fiel auf, wie unbeirrt der Fahrer auf seiner Fahrspur blieb, wie er weder rechts noch links jemals die Sperrlinie überfuhr und sich daher niemals in Gefahr begab. Ich fing an, mir Gedanken darüber zu machen, wie sehr doch auch unser Leben einer solchen Serpentinenstraße gleicht.

Bisweilen sind wir von Versuchungen umgeben, während wir auf dem Weg der Bündnisse auf unser ewiges Ziel hinsteuern. So wie der Busfahrer auf seinem Fahrstreifen bleiben musste, um uns sicher ans Ziel zu bringen, so müssen auch wir innerhalb der Grenzlinien des Evangeliums bleiben, die uns unterwegs vor geistigen Tragödien schützen.

Schwester Rebecca L. Craven, ehemalige Zweite Ratgeberin in der Präsidentschaft der Jungen Damen der Kirche, hat festgestellt: „Wir [befinden uns] auf einem sicheren Weg, dem durch Bündnisse vorgezeichneten Weg, dem zu folgen wir uns bei der Taufe als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage entschlossen haben. Und auch wenn wir gelegentlich auf Hindernisse treffen, führt uns dieser Weg voran zu unserem hehren Ziel in der Ewigkeit – wenn wir ihn fest entschlossen weitergehen.“1

Das Risiko, sorglos und nachlässig zu werden

Manche meinen irrtümlicherweise, kleine Abweichungen vom Weg der Bündnisse seien an sich belanglos und führten zu keinerlei weitreichenden Folgen. Doch das ist ganz und gar verkehrt, denn eine solche Denkweise ist genau das, was uns der Satan vorgaukelt – dass es ja nicht schade, wenn wir (ohnehin nur ein einziges Mal) die rote Linie überschreiten und uns auf den Pfad herannahender Gefahr begeben.

Präsident Dieter F. Uchtdorf hat als Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft warnend darauf hingewiesen: „Ich habe in meinem jahrelangen Dienst für den Herrn und in zahllosen Interviews erfahren, wie oft sich der Unterschied zwischen Glück und Unglück für den Einzelnen, für eine Ehe oder für eine Familie auf eine Abweichung von nur wenigen Graden zurückführen lässt.“2

Natürlich können wir uns dank unseres Erretters Jesus Christus immer an ihn wenden und umkehren und eine Kurskorrektur vornehmen, wenn wir einen Fehler machen – wir sind ja schließlich alle nicht vollkommen. Doch wenn wir bemüht sind, an heiligen Stätten zu stehen, bedeutet dies auch, dass wir die Gabe der Umkehr zu schätzen wissen und aus unseren Fehlern lernen. Wenn wir nicht unablässig den Geist in unser Leben bitten, laufen wir aufgrund von Ablenkung und weltlichen Stimmen Gefahr, als Jünger sorglos und nachlässig zu werden und vom Weg der Bündnisse geringfügig abzuweichen.

Schwester Craven äußerte sich dazu mit folgenden Gedanken:

„Die Welt ist voller Ablenkungen, die selbst die Auserwählten täuschen [können]. Wenn wir nicht sorgsam darauf achten, unsere Bündnisse genau einzuhalten, führt unser sorgloser Umgang uns unter Umständen schließlich auf verbotene Pfade oder zu denen, die bereits das große und geräumige Gebäude betreten haben. …

Wir können noch so viele Begründungen vorbringen, Tatsache ist und bleibt: Es gibt keine richtige Weise, das Falsche zu tun!3

Bei Christus bleiben

Mein Busfahrer wusste schon, dass es schlimme Folgen haben könnte, wenn er von seiner Fahrspur abkam, und deshalb wich er nicht vom Weg ab. Eine ähnliche Einstellung, was weltliche Versuchungen und Ablenkungen anbelangt, kann auch uns helfen, Situationen aus dem Weg zu gehen, die uns oder andere geistig in Gefahr bringen könnten.

Im Alten Testament hatte sich das Volk Israel, nachdem es vor dem Heer des Pharaos gerettet worden war, dazu verpflichtet, alles zu tun, was der Herr ihm gebot (siehe Exodus 24:3,7). Als Mose dann auf den Berg gestiegen war, um die Zehn Gebote zu empfangen, vergaßen die Israeliten sehr rasch den Herrn und begannen, ein goldenes Kalb anzubeten, das sie sich gegossen hatten (siehe Exodus 32:7,8).

Genau wie beim Volk Israel kann es schnell vorkommen, dass wir, wenn wir nicht aufpassen, vom Weg der Bündnisse abweichen. Es ist wichtig, dass wir uns fragen, wie sehr wir uns verpflichtet fühlen, das zu tun, was Jesus Christus von uns erwartet. Vielleicht gehört dazu auch, dass wir uns fragen, ob wir uns jeden Tag Zeit für ihn und den Vater im Himmel nehmen. Oder dass wir überlegen, von welchen Gewohnheiten oder Ablenkungen wir uns trennen sollten. Wenn wir in uns gehen und überprüfen, wie fest wir gewillt sind, auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben, hilft uns das, standhaft zu bleiben.

Manchmal verstehen wir – so wie es auch Nephi ergangen ist – nicht immer den Grund für all das, was der Vater im Himmel von uns erwartet (siehe 1 Nephi 11:17). Wir können jedoch davon ausgehen, dass er uns liebt und möchte, dass wir auf dem Weg der Bündnisse bleiben, sodass wir zu ihm zurückkehren können. Er kennt das Ende von Anfang an, und das bedeutet, dass wir Glauben ausüben und voll Gottvertrauen daran festhalten können, dass er bestimmt weiß, was für uns das Beste ist, selbst wenn wir dabei Versuchungen ausgesetzt sind.

Wenn wir dem Vater im Himmel und Jesus Christus unsere feste Verpflichtung dadurch beweisen, dass wir ihre Gebote halten und tun, wozu uns die Propheten auffordern, und wenn wir uns Tag für Tag um den Geist bemühen, bleiben wir getrost und zuversichtlich auf dem Weg der Bündnisse hin zu unserem ewigen Bestimmungsort.