1990–1999
Was Gott verbunden hat
April 1991


Was Gott verbunden hat

„Frauen, betrachtet euren Ehemann als euren kostbaren Gefährten. … Männer, seht in eurer Ehefrau euer wertvollstes Gut, hier und in Ewigkeit.”

Vor zehn Tagen hatte ich ein rührendes Erlebnis im Salt-Lake-Tempel, der gleich östlich von diesem Tabernakel steht. Ich durfte in dem Heiligtum in zwei separaten, aber aufeinanderfolgenden Zeremonien zwei Ehesiegelungen vornehmen: zwei schöne junge Frauen, Zwillinge, jede an einen gutaussehenden tüchtigen jungen Mann ihrer Wahl. Am selben Abend gab es einen Empfang, zu dem Hunderte von Freunden kamen, um ihnen alles Gute zu wünschen.

Bei der Trauung vergießen die Mütter oft Tränen, auch die Schwestern, manchmal die Väter. Großeltern zeigen selten ihre Gefühle. Aber diese beiden Mädchen waren meine Enkelinnen, und ich muß gestehen, daß dem alten Großvater das Sprechen ein wenig schwerfiel, ich weiß nicht, warum. Sicherlich war es ein freudiger Anlaß, die Erfüllung von Träumen und Gebeten. Vielleicht waren meine Tränen eigentlich nur der Ausdruck der Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott für diese lieblichen Bräute und ihre stattlichen Männer. In einem heiligen Gelöbnis versprachen sie einander Liebe und Treue für Zeit und alle Ewigkeit.

Die Eheschließung gemäß dem Plan unseres ewigen Vaters ist wirklich etwas Herrliches, denn dieser Plan sorgt in göttlicher Weisheit dafür, daß seine Kinder glücklich und geborgen sind und das Menschengeschlecht nicht ausstirbt.

Er hat uns erschaffen, und er hat die Ehe von Anfang an festgesetzt. Als Eva erschaffen war, sagte Adam: „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. … Darum verläßt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch.” (Genesis 2:23,24.) Paulus schrieb an die Heiligen in Korinth: „Doch im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau.” (l Korinther 11:11.)

Und in der neuzeitlichen Offenbarung sagte der Herr: „Und weiter, wahrlich, ich sage euch: Wer verbietet zu heiraten, der ist nicht von Gott verordnet, denn die Ehe ist dem Menschen von Gott verordnet.” (LuB 49:15.)

Präsident Joseph F. Smith verkündete: „Kein Mann kann ohne die Frau errettet und im Reich Gottes erhöht werden, und keine Frau kann allein Vollkommenheit und Erhöhung im Reich Gottes erlangen. … Gott richtete die Ehe am Anfang ein. Er schuf den Menschen als sein Abbild, als Mann und Frau, und bei ihrer Erschaffung wurde beschlossen, daß sie im heiligen Bund der Ehe vereinigt sein sollten, und eins ist ohne das andere nicht vollkommen.” (Generalkonferenz, Aprü 1913.)

Gewiß kann niemand, der die Schrift liest, daran zweifeln, daß die Ehe von Gott ist. Die schönsten Gefühle des Lebens, die großzügigsten und befriedigendsten Impulse des menschlichen Herzens kommen in einer Ehe zum Ausdruck, die sich rein und unbefleckt über das Böse der Welt erhebt.

Eine solche Ehe, glaube ich, ist der Wunsch - das erhoffte, ersehnte, im Gebet erbetene Verlangen - von Männern und Frauen allerorts. Vor kurzem saß ich im Flugzeug, und da nahm ich New York Magazine zur Hand. Ich kam an einen Abschnitt mit der Überschrift: „Streng persönlich”. Ich zählte 159 Anzeigen von einsamen Männern und Frauen auf der Suche nach einem Ehepartner. Es war klar, daß sich die Inserenten bemüht hatten, in einem möglichst günstigen Licht dazustehen. Ich wünschte, ich hätte Zeit, Ihnen einige der Inserate vorzulesen; Sie hätten Ihre Freude daran. Nichts davon war irgendwie ungehörig, aber man konnte leicht spüren, daß hinter diesen witzigen und gescheiten Beschreibungen viel Traurigkeit und Einsamkeit stand, der sehnliche Wunsch, einen liebenswerten Gefährten zu finden, mit dem man durchs Leben gehen konnte.

Ich habe herzliches Mitgefühl mit denen, vor allem den alleinstehenden Schwestern, die die Ehe ersehnen und sie doch nicht erlangen können. Für diese bewahrt der himmlische Vater alle verheißenen Segnungen auf. Weit weniger Anteilnahme empfinde ich für die jungen Männer, die nach der Gepflogenheit unserer Gesellschaft das Privileg haben, in dieser Angelegenheit die Initiative zu ergreifen, es aber in vielen Fällen nicht tun. Die Präsidenten der Kirche haben zu ihnen sehr klar und eindeutig gesprochen.

Ehe bedeutet gewöhnlich Kinder und Familie. Kann eine Mutter, die soeben ihr erstes Kind geboren hat, daran zweifeln, daß das alles von Gott ist, wunderbar und wundersam? Kann ein Vater, der das Neugeborene ansieht, etwas anderes fühlen, als daß dies zu den Absichten des Allmächtigen gehört?

Natürlich ist nicht alles in der Ehe eitel Wohlgefallen. Vor Jahren habe ich mir den folgenden Ausschnitt aus einem Artikel von Jenkins Lloyd Jones aufgehoben:

„Unter den vielen tausend jungen Leuten, die Händchen halten und im Autokino knutschen, herrscht anscheinend der Aberglaube, die Ehe sei ein ewig rosenumblühtes Häuschen, wo ein ewig junger und ansehnlicher Mann nach Hause kommt zu einer ewig jungen und hinreißenden Frau. Wenn dann die Rosen welken und Langeweile und Rechnungen aufkommen, sind die Scheidungsgerichte übervoll. … Wenn sich jemand einbildet, Seligkeit sei der Normalzustand, so verschwendet er eine Menge Zeit, wenn er dann herumrennt und schreit, man habe ihn bestohlen.” (Deseret News, 12. Juni 1973.)

In jedem Haushalt gibt es bisweilen stürmisches Wetter. Zum Gesamtablauf gehört naturgemäß viel Schmerz - körperlicher, geistiger, seelischer Schmerz. Es gibt viel Spannung und Selbstbehauptung, viel Ängste und Sorgen. Für die meisten bedeutet es den kaum je nachlassenden Kampf mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten. Es scheint, daß nie genug Geld da ist, um den Bedarf der Familie zu decken. Immer einmal gibt es Krankheit und passieren Unfälle. Vielleicht streckt auch der Tod ganz heimlieh die Hand aus, um einen geliebten Menschen wegzunehmen.

Das alles aber gehört anscheinend zum Ablauf des Familienlebens. Es gibt wirklich nur wenige, die nichts von alledem durchmachen müssen. So ist es seit Anbeginn. Kain stritt mit Abel und beging dann seine furchtbare Tat. Welch schrecklichen Kummer müssen die Eltern, Adam und Eva, erlitten haben!

Abschalom war der dritte von Davids Söhnen, sein Lieblingssohn. David hatte ihm den Namen gegeben, der „Vater des Friedens” bedeutet. Aber er brachte keinen Frieden, vielmehr Zorn und Ehrgeiz und Kummer. Er tötete seinen Bruder, verschwor sich gegen seinen Vater. Inmitten seines bösen Tuns, in der schändlichen Absicht, seinen Vater um den Thron zu bringen, ritt er auf einem Maultier und verfing sich mit den Haaren in einer Eiche. Hilflos hing er zwischen Himmel und Erde.

Joab, ein Neffe Davids und Hauptmann des königlichen Heeres, nahm die Gelegenheit wahr, diesen aufrührerischen und verräterischen Königssohn loszuwerden, und stieß ihm drei Spieße ins Herz. Offenbar dachte er, dem König damit einen Gefallen zu erweisen.

Als aber David hörte, daß sein Sohn tot war, auch wenn dieser ihn hatte vernichten wollen, „da zuckte der König zusammen, stieg in den oberen Raum des Tores hinauf und weinte. Während er hinaufging, rief er immer wieder: Mein Sohn Abschalom, mein Sohn, mein Sohn Abschalom! Wäre ich doch an deiner Stelle gestorben, Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!” (2 Samuel 19:1.)

Zu allen Zeiten haben die Taten rebellischer Kinder Kummer und Herzeleid verursacht, aber selbst wenn es Auflehnung gab, haben die starken Familienbande den Rebellen noch immer umfangen.

Ich kenne im gesamten Schrifttum keine Geschichte, die schöner wäre als eine, die der Meister erzählt hat. Sie steht im 15. Kapitel bei Lukas. Es ist die Geschichte eines unbesonnenen, habgierigen Sohnes, der sein Erbe forderte und es völlig durchbrachte. Reuig kehrte er zum Vater zurück, und dieser, als er ihn von weitem kommen sah, lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn.

Einige von Ihnen, die mir jetzt zuhören, könnten aus eigener Erfahrung von Familiensorgen berichten. Doch zu den größten Tragödien, und leider auch zu den alltäglichsten, gehört die Scheidung. Das ist eine wahre Geißel geworden. In der letzten Ausgabe des World Almanach heißt es, daß in den zwölf Monaten vom März 1989 bis März 1990 in den Vereinigten Staaten 2423000 Paare geheiratet haben. Im gleichen Zeitraum gab es 1177000 Scheidungen.

Das heißt, es kam auf je zwei Eheschließungen eine Scheidung.

Das sind nur Zahlen, die in einem Buch stehen. Aber dahinter verbirgt sich mehr Betrug, mehr Leid, mehr Vernachlässigung und Armut und Kampf, als man sich vorstellen kann. Millionen Geschiedene in unserem Land sind einsam, frustriert, ungesichert und unglücklich. Millionen alleinerziehende Väter und Mütter mühen sich ab, um ihre Kinder großzuziehen, und tragen eine Last, die zu tragen sie gar nicht fähig sind. Millionen Kinder wachsen in einer Ein-Eltern-Familie auf, wo die Mutter denn gewöhnlich ist sie es - notwendigerweise kaum zu Hause ist. Diese „Schlüsselkinder” kommen jeden Tag von der Schule in eine leere Wohnung nach Hause, haben kaum das richtige Essen und als einzige Zuflucht den Fernsehapparat. Nicht nur die Kinder leiden, sondern die Gesellschaft zahlt einen furchtbaren Preis für diesen Zustand. Wenn die Kinder größer werden, kommt es immer häufiger zum Drogenkonsum. Eine riesige Anzahl wird kriminell. Wegen ihrer unzureichenden Ausbildung sind viele arbeitslos. Einige vergeuden ziellos ihr Leben. Millionen sind zum Strandund Treibgut des Lebens geworden, von einem Meer von Vernachlässigung, Mißhandlung und Enttäuschung ans Ufer gespült, ohne daß sie imstande wären, sich diesem Zustand zu entziehen. Im Magazin Time werden Probleme der Stadt New York angesprochen, und es wird festgestellt, daß das schwerwiegendste davon das Auseinanderbrechen der Familie ist. Sechzig Prozent der Schüler in den öffentlichen Schulen New Yorks, insgesamt also etwa 600000, kommen aus Familien mit nur einem Elternteil. Vergleichbare Studien in den anderen Großstädten Amerikas und den meisten größeren Städten der Welt brächten wahrscheinlich ein ähnliches Ergebnis. Wir bauen und unterhalten mehr Haftanstalten, als wir uns leisten können. Die

Kosten sind enorm, übersteigen das Vorstellungsvermögen.

Eine alarmierende Anzahl derjenigen, die in diesen Einrichtungen verstaut sind, kommt aus einer zerbrochenen Familie, wo sich der Vater davongemacht und die Mutter sich vergeblich bemüht hat, gegen übermächtige Widrigkeiten anzukämpfen.

Wie kommt es zu diesen zerbrochenen Familien? Was geschieht in den Ehen, die mit aufrichtiger Liebe und dem Wunsch nach gegenseitiger Treue begonnen haben? Es gibt darauf keine einfache Antwort. Das gebe ich zu. Aber mir scheint, daß es doch einige ganz offensichtliche Gründe gibt, die einem sehr hohen Prozentsatz dieser Probleme zugrunde liegen. Ich spreche aus Erfahrung, ich habe mit diesen Tragödien zu tun gehabt. Ich habe festgestellt, daß meistens Egoismus die Ursache ist.

Ich bin überzeugt, daß eine glückliche Ehe nicht so sehr eine Sache von romantischer Verliebtheit ist als vielmehr davon, daß man sich beständig um das innere und äußere Wohlergehen des Partners kümmert.

Egoismus ist sehr häufig der Grund für Geldprobleme, die etwas Ernstes und sehr Reales sind und die Stabilität des Familienlebens untergraben. Egoismus ist der Grund, daß man Ehebruch begeht, daß man feierliche und heilige Bündnisse verletzt, nur um selbstsüchtige Begierden zu befriedigen. Egoismus ist das Gegenteil von Liebe. Er ist die schwärende Manifestation der Habsucht. Er zerstört die Selbstdisziplin. Er vernichtet die Treue. Er zerfetzt heilige Bündnisse. Er greift Männer und Frauen gleichermaßen an.

Allzu viele, die heiraten, sind verhätschelt worden und haben sich irgendwie zu der Ansicht verleiten lassen, alles müsse immer ihren Vorstellungen entsprechen, das Leben sei eine einzige lange Unterhaltung, Gelüste müßten ohne Rücksicht auf Prinzipien befriedigt werden. Wie tragisch sind doch die Folgen solch seichter und unvernünftiger Denkweise!

Die bitteren Folgen werden bei den Kindern sichtbar, die einen Vater brauchen, aber keinen haben - einen Vater, der sie liebt, belehrt, beschützt und mit Beispiel und Weisung durchs Leben geleitet. Lassen Sie mich etwas erzählen, was ich vor zwei Jahren hier im Tabernakel gehört habe. Da gab es eine große Versammlung von alleinstehenden Männern und Frauen. Eider Marion D. Hanks leitete ein Podiumsgespräch. Unter den Teilnehmern befand sich eine hübsche jüngere Frau, geschieden, Mutter von sieben Kindern im Alter von fünf bis sechzehn Jahren. Sie erzählte, daß sie eines Abends über die Straße gegangen sei, um einer Nachbarin etwas zu bringen. Hören Sie nun, was sie, wenn ich mich recht erinnere, gesagt hat: „Als ich wieder zu unserem

Haus ging, sah ich es voll erleuchtet. Ich hatte noch im Ohr, was meine Kinder vor ein paar Minuten gesagt hatten, als ich aus dem Haus ging:,Mutti, was haben wir heute zum Abendessen?’, Kannst du mich zur Bibliothek fahren?’, Ich brauche heute noch Zeichenpapier! ’ Müde und abgespannt, wie ich war, schaute ich das Haus an und sah Licht in jedem Zimmer. Ich dachte an alle diese Kinder, die darauf warteten, daß ich nach Hause käme und für sie etwas tue. Die Bürde auf meinen Schultern war sehr schwer.

Ich weiß noch, daß ich durch die Tränen zum Himmel aufsah und sagte:, O mein Vater, ich kann das heute Abend nicht mehr schaffen. Ich bin zu müde. Ich kann es einfach nicht. Ich kann nicht heimgehen und mich allein um alle die Kinder kümmern. Kann ich nicht zu dir kommen und nur über diese Nacht bei dir bleiben? Am Morgen gehe ich nach Hause!

Ich habe die Antwort nicht wirklich gehört, aber sie ist mir so in den Sinn gekommen:, Nein, Kleines, du kannst jetzt nicht zu mir kommen. Du würdest dann nie mehr zurückkehren wollen. Aber ich kann zu dir kommen.’”

Es gibt viele, sehr, sehr viele, denen es so geht wie dieser Mutter. Sie erkennt die göttliche Macht, die ihr zu Gebote steht. Sie hat das Glück, jemanden um sich zu haben, der sie liebt und ihr hilft. Es gibt aber sehr viele, die keine solche Hilfe haben. Einsam und verzweifelt sehen sie, wie ihre Kinder zu Drogen und zum Verbrechen abgleiten, und können es nicht verhindern; sie weinen und beten. Für das alles gibt es ein Heilmittel, aber Scheidung ist es nicht. Es ist vielmehr im Evangelium des Gottessohnes zu finden, der gesagt hat: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.” (Matthäus 19:6.) Das Heilmittel für die Belastungen in der Ehe heißt nicht Scheidung, sondern Umkehr. Nicht Auseinandergehen ist es, sondern einfache Redlichkeit, die dazu führt, daß man seine Schultern strafft und sich seinen Verpflichtungen stellt. Das ist die Goldene Regel.

Die Ehe ist etwas Schönes, wenn man nach dem Schönen trachtet und es pflegt. Sie kann etwas Häßliches und Unbequemes sein, wenn man das Fehlerhafte sucht und für Tugend kein Auge mehr hat. Edgar A. Guest hat einmal gesagt: „Man muß in einem Haus viel leben, damit daraus ein Zuhause wird.” Das stimmt. Ich kann Ihnen in der Kirche hunderttausend Familien zeigen, die mit Liebe und Friedlichkeit, mit Disziplin und Ehrlichkeit, mit Besorgtheit und Selbstlosigkeit genau das zustande bringen.

Mann und Frau, beide müssen erkennen, daß die Ehe etwas Feierliches und Heiliges ist und daß dahinter ein göttlicher Plan steht.

Sie müssen willens sein, kleine Fehler zu übersehen, zu vergeben und dann zu vergessen.

Sie müssen ihre Zunge im Zaum halten können. Ein heftiges Temperament ist gefährlich und verwerflich, denn es zerstört die Zuneigung und vertreibt die Liebe.

Es muß Selbstdisziplin vorhanden sein, die sich gegen die Mißhandlung und Mißachtung der Frau, der Kinder und des eigenen Ichs zur Wehr setzt. Der Geist Gottes muß vorhanden sein, den man herabruft und sich erarbeitet, den man nährt und festigt. Es muß die Erkenntnis vorhanden sein, daß jeder ein Kind Gottes ist - der Vater, die Mutter, der Sohn, die Tochter, jedes mit göttlichem, angeborenem Erbe - und gleichermaßen die Erkenntnis, daß wir den Vater im Himmel beleidigen, wenn wir dieses Erbe entwürdigen. Hier und da mag es einen legitimen Grund für eine Scheidung geben. Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, eine Scheidung sei nie gerechtfertigt. Aber ich sage ohne Umschweife, daß diese Plage, die wohl schon überall auftritt, nicht von Gott ist, sondern eher das Werk des Widersachers aller Rechtschaffenheit, des Gegners von Frieden und Wahrheit.

(Wegen der Kürze der Zeit wurde der letzte Teil dieser Ansprache nicht mehr öffentlich vorgetragen. Präsident Hinckley hat gebeten, ihn hier anzufügen.)

Ihr habt es nicht nötig, zu seinen Opfern zu zählen. Ihr braucht seinen Listen und Anschlägen kein Gehör zu schenken. Macht euch von dem unterhaltsamen Kitzel frei, von der Pornographie, die zu bösen Lüsten und verwerflichen Handlungen führt. Ihr Frauen, betrachtet euren Ehemann als euren kostbaren Gefährten, und lebt so, daß ihr dieser Gemeinschaft würdig seid. Ihr Männer, seht in eurer Ehefrau euer wertvollstes Gut, hier und in Ewigkeit - eine Tochter Gottes, eine Gefährtin, mit der ihr Hand in Hand gehen könnt, im Sonnenschein und im Regen, durch alle Gefahren und Triumphe des Lebens. Ihr Eltern, seht in euren Kindern die Söhne und Töchter eures Vaters im Himmel, der von euch Rechenschaft für sie fordern wird. Seid miteinander ihre Hüter, Beschützer, Führer und ihre Zuflucht.

Die Stärke einer Nation gründet sich auf ihre Familien. Gott hat den Plan für die Familie entworfen. Es ist seine Absicht, das schönste Glücksgefühl, die höchste Befriedigung und innigste Freude im Leben aus der Verbundenheit der Familie entstehen zu lassen und daraus, daß wir als Vater, Mutter und Kinder füreinander da sind.

Gott segne unsere Familien. Möge er sie segnen, damit es treue, wahre Väter gibt, gute, wunderbare Mütter und folgsame, strebsame Kinder, aufgezogen in der „Obsorge und Ermahnung des Herrn” (Enos 1:1). Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.