2012
Kraft durch das Gebet
Juli 2012


Kraft durch das Gebet

Bild
youth in front of Cebu City Philippines Temple

Jugendliche von der Insel Cebu in den Philippinen erzählen, wie ihre Gebete erhört wurden.

Es gibt zehntausende Inseln auf der Erde, und 7107 davon bilden die Inselgruppe der Philippinnen in Südostasien. In den Philippinen witzelt man darüber, dass es aber nur bei Ebbe 7107 Inseln gibt. Bei Flut sind es nur noch 7100 Inseln, da ein paar vom Meer überschwemmt werden. Wie halten Jugendliche der Kirche in den Philippinen den Kopf über Wasser, wenn sie sich überfordert fühlen? Sie wenden sich im Gebet an den Vater im Himmel.

Manchmal kommt es vor, dass man sich alleine fühlt. Doch der Gedanke, dass der Vater im Himmel immer für uns da ist – stets bereit, unsere Gebete zu hören und darauf zu antworten –, gibt uns Halt und lässt Hoffnung und Zuversicht in uns aufkeimen.

Beten schenkt Zuversicht

Joselito B. erzählt, dass er mit zwölf ausgewählt wurde, bei einem Geschichtenerzählerwettbewerb mitzumachen. Sein Lehrer trug ihm auf, einen zehnseitigen Text auswendig zu lernen, den er vor hunderten Schülern und Lehrern vortragen sollte. Diese Aufgabe fände wohl jeder beängstigend, vor allem Joselito, der immer großes Lampenfieber hat.

„Deshalb habe ich als Erstes gebetet und Gott um Führung angefleht“, meint Joselito. „Ich habe ihn darum gebeten, dass ich nicht ins Stocken kommen werde, falls ich einen Teil des Textes vergesse, sondern mir einfach ein paar Sätze einfallen, die zu der Geschichte passen. Nach diesem Gebet kam mir meine Lieblingsschriftstelle aus dem Alten Testament in den Sinn, nämlich Sprichwörter 3:6: ,Such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.‘“

Joselito war nervös. Aber eine Woche lang mühte er sich fleißig ab, den Text auswendig zu lernen. Und er betete mehrmals jeden Tag. Schließlich war es so weit. Der Wettbewerb begann.

Während der Begrüßungsreden war Joselito immer noch sehr aufgeregt. „Aber als ich dann die Geschichte erzählte, ging es mir gut“, berichtet er. „Ich habe einfach mein Bestes gegeben, und ich wusste, dass Gott mir helfen würde. Ich war gehemmt und eingeschüchtert wegen der vielen Schüler, aber Gott hat meine Gebete erhört.“

Joselito gelang es nicht nur, sich an den Text zu erinnern. Er machte seine Sache so gut, dass er den ersten Platz belegte. Joselito versichert: „Beten ist die Antwort, wenn sonst niemand da ist, der einen trösten kann. Gott ist immer da und hilft dir.“

Beten schenkt Kraft

Als er noch jünger gewesen war, hatte Ken G., der in einer Familie treuer Heiliger der Letzten Tage aufgewachsen ist, im Grunde genommen keine Schwierigkeiten damit, nach hohen Grundsätzen zu leben. Doch als er dann die Highschool besuchte, wurde alles schwieriger, und Ken fühlte sich manchmal vom positiven Einfluss seiner Familie abgeschnitten, vor allem in der Schule.

„Ich verstand mich sehr gut mit meinen Schulfreunden, auch wenn sie nicht der Kirche angehörten“, sagt Ken. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl war sehr stark. Das Problem war, dass sie anfingen, alles Mögliche zu tun, was nicht mit den Grundsätzen der Kirche in Einklang stand.“

Zuhause war es Ken nie schwergefallen, sich für das Richtige zu entscheiden, aber an der Schule, wo seine Familie nicht in der Nähe war und ihn nicht anleiten konnte, fing er an, falsche Entscheidungen zu treffen. „Ich muss zugeben, dass ich manches getan habe, was gegen die Grundsätze der Kirche verstößt. Deshalb hatte ich im Seminar immer das Gefühl, ich sei derjenige, über den im Unterricht gesprochen wurde.“

Ken wurde klar, dass er sich ändern wollte, aber er fühlte sich nicht stark genug, es alleine zu schaffen. „Deshalb wollte ich Gott bitten, mir die Kraft und den Mut zu geben, meinen Freunden Nein zu sagen, wenn sie etwas Schlechtes machten“, erzählt er. „Und ich kann spüren, dass Gott meine Gebete erhört hat. Mir ist es zunehmend leichtergefallen, Nein zu sagen, wenn meine Freunde mich zu etwas verleiten oder überreden wollten, was falsch war. Ich wusste ja schon lange, was richtig und was falsch war. Aber nun hatte ich gebetet und spürte, dass ich die Kraft bekommen hatte, Nein zu sagen und mich richtig zu verhalten.“

Ken stellt fest, dass er aus dieser Erfahrung vor allem gelernt habe, dass „es ein Zeichen von Demut ist, wenn man betet, weil man sich eingesteht, dass man schwach ist und nur Gott einem helfen kann, stark zu werden“ (siehe LuB 112:10).

Beten bringt Segnungen

Manchmal braucht man mehr als nur Trost oder Kraft. Manchmal braucht man greifbarere Segnungen. Tania D. hat das erlebt. Ihre Familie hatte finanziell größere Sorgen. „Es war Samstagabend, und wir hatten nur 40 Pesos [weniger als 1 Euro] für die Woche übrig. Wir hatten nichts für das Abendessen und nicht einmal Holzkohle für den Herd“, erzählt Tania. „Meine Mutter gab mir eine Einkaufsliste mit allem, was wir brauchten. Dafür hätten wir 250 Pesos gebraucht. Am dringendsten brauchten wir Holzkohle, damit wir Abendessen kochen konnten.“ Tania sah sofort, dass das Geld unmöglich für alles reichte. Dann fiel ihr ein, dass sie auch kein Geld für den Bus hatten, um am nächsten Tag zur Kirche zu fahren. „Ich sagte meiner Mutter, dass wir kein Geld hatten, um mit dem Bus zur Kirche zu fahren. Aber meine Mutter hat großen Glauben und sagte einfach nur: ‚Gott wird für uns sorgen.‘

Auf dem Weg zum Laden musste ich weinen, weil das Geld niemals reichen würde. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte“, sagt Tania. Sie rollte einen der 20-Peso-Scheine auf, steckte ihn in die Tasche und tat das Einzige, was ihr jetzt noch helfen konnte: Sie sprach ein Gebet. „Ich bat den himmlischen Vater, uns irgendwie zukommen zu lassen, was wir brauchten.“

Als sie in den ersten Laden kam, musste sie feststellen, dass der Preis für Holzkohle von 5 auf 20 Pesos gestiegen war. „Ich war erst unschlüssig, ob ich die Holzkohle kaufen sollte“, erklärt Tania, „aber ich spürte, wie der Heilige Geist mir zuflüsterte, ich solle sie trotzdem kaufen. Also kaufte ich sie. Nun hatte ich nur noch 20 Pesos übrig, musste aber noch vieles andere einkaufen, auch Windeln für meinen Bruder und sauberes Trinkwasser. Also ging ich in den nächsten Laden, um Lebensmittel für das Abendessen einzukaufen, aber es war alles zu teuer. Ich griff in die Tasche, wo ich die 20 Pesos hineingesteckt hatte: In der Rolle waren plötzlich fünf 20-Peso-Scheine! Ich stand vor dem Ladenbesitzer, und mir kullerten die Tränen übers Gesicht.

Am Ende hatte ich alles gekauft, was wir brauchten“, sagt Tania. „Und es war noch genügend Busgeld für die Fahrt zur Kirche übrig. Zuhause ging ich in mein Zimmer und dankte Gott für den Segen, den er auf uns herabgeschüttet hatte. Ich weiß, dass Gott wirklich lebt und unsere Gebete erhört, vor allem dann, wenn wir ihn am dringendsten brauchen und aufrichtig zu ihm beten. Solche Gebete wird er erhören.“

Wenn wir beten, bleiben wir dem Vater im Himmel nahe

Wir können sicher sein, dass der Vater im Himmel unsere Gebete hört und erhört, aber wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Gebete nicht immer sofort erhört werden und nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Gott erhört unsere Gebete nach seinem Willen und seinem Zeitplan.

Diese Jugendlichen von der philippinischen Insel Cebu haben die Erfahrung gemacht, dass der Vater im Himmel immer für uns da ist – in guten wie in schlechten Zeiten, ob man unter vielen Menschen ist oder ganz allein, im Auf und Ab des Lebens. Und wenn wir uns in aufrichtigem Gebet an ihn wenden, ist er stets bereit, uns zu segnen.