2017
Ein schlechtes Bild
August 2017


Ein unanständiges Bild

„Ich steh für Recht und Wahrheit ein. Auf mich kannst du zählen, Herr!“ (Liederbuch für Kinder, Seite 85)

Bild
the bad picture

Hey, schau dir das an!“ Max zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche. „Ich hab das heute Morgen in einer Zeitschrift gefunden.“ Er faltete das Blatt auseinander und hielt es Taran hin.

Aber Taran sah sofort, dass es etwas war, was er nicht anschauen wollte. Er drehte sich weg und sagte: „Ich will mir das nicht anschauen.“

Max zuckte mit den Schultern und steckte das Blatt wieder in seine Tasche. „Du bist ein Baby!“

Aber das war Taran egal.

Als er nach Hause kam, half er seiner Mutter, Fladenbrote fürs Abendessen zu machen. Er zog einen Stuhl an die Arbeitsfläche heran und Mama legte ihm eine Schürze um.

„Mama“, sagte er, „als ich bei Tim war, hat sein Freund versucht, mir ein Bild von einer Frau zu zeigen, die nichts anhatte. Ich habe mich umgedreht und bin weggegangen.“

Mama stellte die Teigschüssel hin und umarmte Taran. „Das war die richtige Entscheidung. Danke, dass du mir das erzählt hast.“

„Beim Familienabend hast du ja gesagt, dass ich genau das machen soll“, sagte Taran, betupfte seine Hände mit Mehl und legte den Teig auf die Arbeitsfläche.

„Schön, dass du dich daran erinnert hast. War es das erste Mal, dass dir jemand ein unanständiges Bild gezeigt hat?“

Taran nickte.

„Ich freue mich sehr, dass du es mir gesagt hast. Du weißt, dass du mich alles fragen und mir alles sagen kannst, nicht wahr? Selbst wenn du mal eine schlechte Entscheidung getroffen hast, möchte ich das auch wissen, damit ich helfen kann. Ich wäre nicht sauer.“ Mit dem Finger machte sie ihm ein paar Mehltupfen auf die Nase.

Taran lächelte und rümpfte die mit Mehl bepuderte Nase. „Ja, ich weiß.“

Nach dem Abendessen erklärte Papa: „Heute hat jemand versucht, Taran ein unanständiges Bild zu zeigen, und zwar die Art von Bild, über die wir beim Familienabend gesprochen haben.“

Reena meldete sich sofort. „Ich erinnere mich, dass wir darüber schon mal gesprochen haben!“ Dhara war nicht alt genug, um sich wirklich daran zu erinnern, aber auch sie nickte.

Sonia fragte Taran: „Und was hast du dann gemacht?“

„Ich habe nicht hingeschaut, sondern bin weggegangen“, sagte Taran.

Mama nickte. „Wir freuen uns wirklich sehr, dass Taran eine so gute Entscheidung getroffen hat. Und wir sind richtig stolz auf ihn, dass er mir davon erzählt hat.“

Papa lehnte sich über den Tisch und klopfte Taran auf die Schulter. „Gut gemacht, mein Großer!“ Reena und Dhara klatschten und Sonia lächelte Taran strahlend an.

„Zur Feier des Tages gibt es etwas Besonderes!“, sagte Papa. Ein großer Jubelschrei war zu hören.

Mama holte Eis aus dem Eisfach. Taran und Sonia holten schnell Eislöffel und Schälchen.

„Okay, mein Großer“, sagte Papa und zeigte mit dem Löffel auf Taran. „Welches willst du?“

Als alle ihr Eis aßen, meinte Mama: „Papa und ich wollen einfach nur, dass ihr daran denkt, dass ihr immer zu uns kommen und mit uns reden könnt, wenn ihr Sorgen oder Fragen habt, egal welche. Das macht uns glücklich.“

„Und für uns gibtʼs dann Eis?“, fragte Sonia und hielt einen Löffel mit Schokoladeneis hoch.

Mama lachte. „Manchmal. Aber meistens macht es uns einfach nur glücklich. Und das reicht.“

Taran aß den Rest von seinem Eis auf und nickte. Auch er war froh, dass er Mama von dem Bild erzählt hatte.