Weihnachtsandachten
Ich verkünde euch eine große Freude


Ich verkünde euch eine große Freude

Weihnachtsandacht der Ersten Präsidentschaft 2022

Sonntag, 4. Dezember 2022

Frohe Weihnachten! Wir danken allen, die in dieser Weihnachtszeit mit ihren Botschaften, ihrer Musik und ihren guten Taten „große Freude“ verkündet haben.

Hunderte Millionen Menschen feiern an Weihnachten die Geburt Jesu Christi. Die ganze Welt sollte das tun. Sein Leben war und ist beispiellos.

I.

Auch nach weltlichen Maßstäben hat Jesus von Nazaret in seinem Leben diese Welt und ihre Geschichte geprägt wie niemand sonst. Seit Jahrtausenden beziehen sich Propheten und Poeten in erster Linie auf ihn. Die größten Kunst- und Musikwerke der westlichen Welt sind der Geburt, dem Leben und der Mission Jesu Christi gewidmet. Philosophen und Theologen haben ihr Leben damit verbracht, seine Lehre zu studieren. Diese Lehre hat unzählige Werke der Nächstenliebe hervorgerufen, die Ausdruck reiner Christusliebe sind.

Niemandem wurden mehr Denkmäler für sein Leben und seine Lehren gesetzt als dem Herrn Jesus Christus. Dazu gehören natürlich auch die großen Kathedralen überall in Europa und Amerika, deren Bau oft mehr als ein Jahrhundert in Anspruch nahm. Heutzutage hat die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage 171 geweihte Tempel in Betrieb; 129 weitere werden gerade renoviert, neu gebaut oder geplant oder wurden eben erst bei der letzten Herbst-Generalkonferenz von Präsident Russell M. Nelson angekündigt. Diese Häuser des Herrn stehen auf jedem Kontinent und in 74 Ländern der Welt. Dort widmen wir unser Leben der Nachfolge Jesu Christi.

Millionen Menschen haben für den Herrn und Gott Israels, Jehova, unseren Erretter Jesus Christus, ihr Leben gegeben, und Millionen haben – was noch wichtiger ist – ihr Leben an ihm ausgerichtet. Präsident Gordon B. Hinckley hat nicht übertrieben, als er verkündete: „Sein unvergleichliches Beispiel war der allerstärkste Antrieb für das Gute und den Frieden auf der ganzen Welt.“1

II.

In der erhabenen Ankündigung der Geburt von Gottes einziggezeugtem Sohn lassen sich eine wichtige Absicht und ein wichtiges Symbol erkennen. Aus den Berichten im Neuen Testament erfahren wir, dass die Ankündigung der Geburt des Jesuskindes in der östlichen Hemisphäre an drei verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Eigenschaften erging. Diejenigen, denen vom Himmel her die Geburt angekündigt wurde, waren besonders demütig, heilig und weise.

Die erste Ankündigung erfolgte gegenüber den Hirten auf den Hügeln bei Betlehem. Ein Engel und ein himmlischer Chor verkündeten „eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll[ – einen] Retter[, nämlich] Christus, [den Herrn]“.2 Die Hirten wurden wahrscheinlich ausgewählt, diese frohe Botschaft zu erhalten, weil sie sanftmütig und demütig waren. Daher waren sie besonders empfänglich für die Botschaft vom Himmel, was sich bestätigte, als sie das Neugeborene besuchten. In den Schriften lesen wir, dass sie „von dem Wort [erzählten], das ihnen über dieses Kind gesagt worden war“.3 Ihre Arbeit als Hirten und die Lämmer, die sie hüteten, verwendete der Heiland später als Beispiel, wenn er lehrte. Und als Jesus zu Beginn seines Wirkens zu Johannes dem Täufer kam, verkündete dieser Prophet: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“4

Die zweite Ankündigung der Geburt des Messias erfolgte im Tempel in Jerusalem gegenüber zwei Tempelbesuchern, die sich durch ihr gottesfürchtiges Leben als würdig erwiesen hatten, vom Heiligen Geist ein Zeugnis zu empfangen. Als Maria und Josef das Jesuskind in den Tempel brachten, um für ihren Erstgeborenen das vorgeschriebene Opfer darzubringen, bezeugten Simeon und Hanna, dass er der Messias war. In den heiligen Schriften wird berichtet, dass Simeon das Kind in seine Arme nahm und Gott pries, weil er ihm gewährte, „das Heil“ zu sehen, „ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel“. Und Hanna, „eine Prophetin“, trat „zu derselben Stunde … hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten“5.

Noch eine dritte Gruppe erfuhr von seiner bemerkenswerten Geburt. Aus der etwas verbesserten Bibelfassung von Joseph Smith geht hervor: „Sterndeuter kamen aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene Messias der Juden? Wir haben seinen Stern im Osten aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“6

Aus ihrer Frage ergibt sich zweifelsfrei, dass sie vom Herrn geführt wurden, um seine heiligen Absichten zu verwirklichen. Aus der Bibel wissen wir: „So erkennt auch keiner Gott – es sei denn, er hat den Geist Gottes.“7 Diese Weisen stammten aus einem fernen Land und einer fremden Kultur, und dieses Zeugnis erinnerte sie daran, dass der Messias für alle Menschen geboren wurde. Darüber hinaus wurde damit vielleicht noch etwas anderes bezweckt. Der Wert des Goldes und der übrigen Geschenke, die die Weisen überreichten, mag Maria und Josef geholfen haben, ihre überstürzte Reise nach Ägypten anzutreten und dort zu bleiben und somit das Jesuskind zu retten, dessen Leben durch den gottlosen Befehl des Königs Herodes bedroht war.8

Ist es nicht aufschlussreich, dass die wundersame Geburt Christi und die Bedeutung dieses Ereignisses nur denen zuteilwurde, die besonders demütig, heilig und weise waren? Elder James E. Talmage schrieb in dem Buch Jesus der Christus: „So hatte Gott fürwahr Zeugen für sich erweckt, die allen Schichten von Menschen unter allen Bedingungen entgegentreten konnten – das Zeugnis der Engel für die Armen und Niedrigen; das Zeugnis der Weisen für den hochmütigen König und die stolzen Priester Judäas.“9

Uns Simeon und Hanna vor Augen zu führen, kann uns motivieren, wie sie zu sein und uns in dieser Weihnachtszeit ihrem Zeugnis von der heiligen Geburt und den damit verbundenen Absichten anzuschließen.

III.

Für uns ist die Feier der Geburt Christi nichts Neues. Die Botschaft ist zeitlos und wohlbekannt. Sie wurde Adam überbracht. Den Kindern Israel wurde sie verkündet. Sie wurde den Nachkommen von Vater Lehi offenbart. Immer wieder haben Propheten die Kernwahrheiten der Lehren und des Sühnopfers Jesu Christi verkündet. Immer wieder haben sie seine Mission bekräftigt und sein Gebot verbreitet, dass Gottes Kinder Gott und einander lieben und dienen sollen. Diese Erklärungen, zu allen Zeiten ständig wiederholt, sind die wichtigste Botschaft in alle Ewigkeit. Wer Christus nachfolgt, muss diese Erklärungen nicht umgestalten, es muss sie vielmehr jeder in seinem Leben neu gestalten.

Weihnachten weckt in uns den Wunsch, über unsere Liebes- und Freundschaftsbeziehungen hinaus Gutes zu tun. Die erhabenen Worte „Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“10 beschränken sich nicht auf diejenigen, für die wir bereits Liebe und Zuneigung empfinden. Sie beziehen sich auf Bekannte, auf Fremde und sogar auf Feinde. Weihnachten ist auch eine Zeit des Verzeihens, eine Zeit, in der alte Wunden geheilt und zerrüttete Beziehungen wiederhergestellt werden.

Weihnachten ist die Zeit, Arroganz und Provokation abzulegen, Kritik zurückzuhalten, sich in Geduld zu üben und die Unterschiede zwischen den Menschen nicht so stark hervorzuheben. Wir sind angespornt, allen Menschen, ob sie unserem Glauben angehören oder nicht, aufrichtig unsere Gemeinschaft anzubieten und dabei das Gebot zu befolgen, das Gott dem Propheten Mose für die Kinder Israel gab:

„Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.

Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“11

Weihnachten ist eine Zeit, in der wir uns daran erinnern, dass wir alle Kinder des Vaters im Himmel sind, der seinen einziggezeugten Sohn gab, damit alle vom Tod erlöst werden, und der allen Menschen die Segnungen der Errettung und Erhöhung zu den gleichen Bedingungen angeboten hat.

Als Nachfolger Christi sollten wir die freundlichsten und rücksichtsvollsten Menschen sein, die es gibt. Wir sollten unseren Kindern beibringen, allen Menschen gegenüber freundlich und rücksichtsvoll zu sein. Selbstverständlich sollten wir Beziehungen und Unternehmungen meiden, die nicht zu unserer Lebensführung passen oder unseren Glauben und unsere Gottesverehrung schwächen. Aber dies sollte uns nicht von der Zusammenarbeit mit Menschen jedweder Überzeugung abhalten – Gläubigen wie Nichtgläubigen.

Vor Jahrzehnten sagte Präsident Thomas S. Monson einmal:

„Die Hirten suchten damals nach Jesus, dem Kind. Wir aber suchen Jesus den Messias, unseren älteren Bruder, unseren Mittler beim Vater, unseren Erlöser, den Urheber unserer Errettung, der am Anfang beim Vater war, der die Sünden der Welt auf sich nahm und bereitwillig starb, damit wir für immer leben können. Das ist der Jesus, den wir suchen.“12

Die Heiligen der Letzten Tage verfügen über einzigartige Voraussetzungen, das ganze Jahr hindurch die errettende Botschaft Jesu Christi zu feiern. Wir haben die Gabe des Heiligen Geistes, dessen Aufgabe es ist, für den Vater und den Sohn Zeugnis zu geben.13 Wir sind Kinder eines himmlischen Vaters, der verkündet hat: „Dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit: die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“14 Und die Propheten unseres Erretters Jesus Christus, des Herrn und Gottes Israels, haben sein Evangelium verkündet:

„Er [ist] in die Welt gekommen …, nämlich Jesus, um für die Welt gekreuzigt zu werden und um die Sünden der Welt zu tragen und um die Welt zu heiligen und um sie von allem Unrecht zu säubern;

dass durch ihn alle errettet werden können, die der Vater in seine Macht gegeben hat und durch ihn gemacht hat,

der den Vater verherrlicht und alle Werke seiner Hände errettet.“15

Daher verkünden wir in seiner wiederhergestellten Kirche, „dass durch das Sühnopfer Christi alle Menschen errettet werden können, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums beachten“16. Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.