Generalkonferenz
Jesus Christus ist Hilfe und Befreiung
Frühjahrs-Generalkonferenz 2023


Jesus Christus ist Hilfe und Befreiung

Wir können mit dem Erretter zusammenarbeiten, um den Bedürftigen zeitliche und geistige Hilfe und Befreiung zukommen zu lassen – und dabei zu unserer eigenen Befreiung finden

Im Glauben an Jesus Christus und in der Hoffnung auf das, was sie über seine Wunder gehört hatten, brachten die Begleiter eines gelähmten Mannes diesen zu Jesus. Sie ließen sich etwas einfallen, um ihn dorthin zu bekommen: Sie deckten das Dach ab und ließen den Mann auf seiner Liege zu der Stelle hinab, wo Jesus gerade sprach. Als Jesus „ihren Glauben sah, sagte er [zu dem Gelähmten:] Deine Sünden sind dir vergeben“1. Und dann: „Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause!“2 Und sogleich stand der Gelähmte auf, nahm seine Liege, ging nach Hause und pries Gott.3

Was wissen wir noch über die Freunde, die sich um den Gelähmten kümmerten? Wir wissen, dass der Erretter ihren Glauben erkannte. Und da sie den Erretter gesehen und gehört hatten und Zeugen seiner Wunder waren, waren sie „außer sich“ und „priesen Gott“4.

Jesus Christus hatte die erhoffte Heilung gebracht – körperliche Befreiung von Schmerzen und den belastenden Folgen einer chronischen Krankheit. Bezeichnenderweise sorgte der Erretter auch für geistige Befreiung, indem er den Mann von Sünde rein machte.

Und die Freunde fanden in ihrem Bemühen, sich um einen Bedürftigen zu kümmern, die Quelle der Befreiung: Sie fanden Jesus Christus.

Ich bezeuge, dass Jesus Christus tatsächlich Hilfe und Befreiung ist. Durch das Sühnopfer Jesu Christi können wir von der Last und den Folgen der Sünde erlöst und in unseren Schwächen gestärkt werden.

Und weil wir Gott lieben und gelobt haben, ihm zu dienen, können wir mit dem Erretter zusammenarbeiten, um den Bedürftigen zeitliche und geistige Hilfe und Befreiung zukommen zu lassen – und dabei zu unserer eigenen Befreiung in Jesus Christus finden.5

Unser Prophet, Präsident Russell M. Nelson, hat uns aufgefordert, die Welt zu überwinden und Ruhe zu finden.6 Er beschrieb „wahre Ruhe“ als „Hilfe und Frieden“. Präsident Nelson sagte: „Weil der Erretter jeden von uns durch sein unbegrenztes Sühnopfer von Schwäche, Fehlern und Sünde erlöst hat und weil er jeden Schmerz, jeden Kummer und jede Last, die Sie je bedrückt haben, durchlebt hat, können Sie – wenn Sie wahrhaft umkehren und ihn um Hilfe bitten – über diese gegenwärtig so prekäre Welt hinauswachsen.7 Das ist die Hilfe und Befreiung, die Jesus Christus uns bietet!

Jeder von uns schleppt – bildlich gesprochen – einen Rucksack mit sich herum. Vielleicht ist es ein Korb, der auf dem Kopf balanciert wird, ein Ranzen oder ein mit Stoff umwickeltes Bündel, das über die Schulter geworfen wird. Aber denken wir der Einfachheit halber an einen Rucksack.

In diesem Rucksack tragen wir die Lasten, die das Leben in einer gefallenen Welt mit sich bringt. Unsere Lasten liegen wie Steine darin. Von denen gibt es im Allgemeinen drei Arten:

  • Steine, die wir selbst dort hineingelegt haben, weil wir gesündigt haben

  • Steine, die andere durch schlechte Entscheidungen, Fehlverhalten oder Unfreundlichkeit in unseren Rucksack gelegt haben

  • und Steine, die wir tragen, weil wir in einem gefallenen Zustand leben; dazu zählen Steine wie Erkrankung, Schmerzen, chronische Krankheiten, Trauer, Enttäuschung, Einsamkeit und die Auswirkungen von Naturkatastrophen

Ich verkünde voller Freude, dass unsere irdischen Lasten, diese Steine in unserem Rucksack, uns nicht schwer vorkommen müssen.

Jesus Christus kann uns die Last leichter machen.

Jesus Christus kann uns die Last abnehmen.

Jesus Christus eröffnet uns einen Weg, von der Last der Sünde befreit zu werden.

Jesus Christus ist unsere Hilfe und Befreiung.

Er hat gesagt:

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe [also Hilfe, Befreiung und Frieden] verschaffen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“8

Dass das Joch nicht drückt und die Last leicht ist, setzt voraus, dass wir uns mit dem Erretter unter ein Joch begeben, dass wir unsere Lasten mit ihm teilen, dass wir ihn unsere Last tragen lassen. Es bedeutet, mit Gott eine Bündnisbeziehung einzugehen und dieses Bündnis zu halten, wodurch, wie Präsident Nelson erklärt hat, „alles, was das Leben anbelangt, leichter wird“. Er hat gesagt: „Sich unter das Joch des Erretters zu begeben bedeutet …, dass Sie Zugang zu seiner Stärke und erlösenden Macht erhalten.“9

Warum sind wir dann so geizig mit unseren Steinen? Warum sollte sich ein müder Baseballspieler weigern, den Platz zu verlassen, wenn ein Auswechselspieler bereit ist, das Spiel zu beenden? Warum sollte ich darauf bestehen, die Stellung allein zu halten, wenn der Helfer und Befreier bereit ist, sie gemeinsam mit mir zu behaupten?

Präsident Nelson hat erklärt: „Jesus Christus [steht] mit offenen Armen [da], voller Hoffnung und bereit, uns zu heilen, zu vergeben, zu läutern, zu stärken, zu reinigen und zu heiligen.“10

Warum bestehen wir also darauf, unsere Steine allein zu tragen?

Das ist eine persönliche Frage, die sich jeder stellen sollte.

Was mich betrifft, so ist es das uralte Laster des Stolzes. „Ich schaffe das schon“, sage ich. „Keine Sorge, ich kriege das schon hin.“ Der Meistertäuscher ist es, der möchte, dass ich mich vor Gott verstecke, dass ich mich von ihm abwende, dass ich allein weitermache.

Brüder und Schwestern: Ich kann nicht allein weitermachen, ich muss es nicht und ich werde es auch nicht. Wenn ich mich durch die Bündnisse, die ich mit Gott geschlossen habe, bewusst an meinen Erretter Jesus Christus binde, „vermag ich [alles] durch den, der mich stärkt“11.

Wer seine Bündnisse hält, wird mit der Hilfe des Erretters gesegnet.

Nehmen Sie das Beispiel aus dem Buch Mormon: Das Volk Almas wurde verfolgt. Man „bürdete ihnen Arbeiten auf und setzte Arbeitsaufseher über sie“12. Da ihnen verboten wurde, laut zu beten, „schütteten [sie] ihr Herz vor [Gott] aus; und er wusste die Gedanken ihres Herzens“13.

Und „die Stimme des Herrn erging an sie in ihren Bedrängnissen, nämlich: Erhebt das Haupt und seid voller Trost, denn ich weiß von dem Bund, den ihr mir gemacht habt; und ich werde mit meinem Volk einen Bund machen und es aus der Knechtschaft befreien.

Und ich werde auch die Lasten, die euch auf die Schultern gelegt sind, leicht machen, sodass ihr sie nicht mehr auf eurem Rücken spüren könnt.“14

Und ihre Lasten „wurden leicht gemacht“ und „der Herr stärkte sie, sodass sie ihre Lasten mühelos tragen konnten, und sie unterwarfen sich frohgemut und mit Geduld in allem dem Willen des Herrn“15.

Da sie den Bund hielten, empfingen sie Hilfe in Form von Trost, mehr Geduld und Fröhlichkeit, eine Erleichterung ihrer Last, sodass sie als leicht empfunden wurde, und schließlich Befreiung.16

Kommen wir nun zu unserem eigenen Rucksack zurück.

Die Umkehr befreit uns durch das Sühnopfer Jesu Christi von dem Gewicht der Steine, die infolge von Sünde auf uns lasten. Und mit diesem herrlichen Geschenk befreit uns Gottes Barmherzigkeit von den schweren und sonst unüberwindlichen Anforderungen der Gerechtigkeit.17

Das Sühnopfer Jesu Christi ermöglicht es uns außerdem, Kraft zur Vergebung zu erhalten. Durch sie können wir die Last abwerfen, die wir mit uns tragen, weil uns andere schlecht behandelt haben.18

Wie befreit uns der Erretter von der Last, in einer gefallenen Welt mit einem sterblichen Körper zu leben, der Kummer und Schmerz ausgesetzt ist?

Oft bewirkt er diese Art von Befreiung durch uns! Als Mitglieder seiner Kirche, die Bündnisse geschlossen haben, versprechen wir, „mit den Trauernden zu trauern … und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen“19. Weil wir in die Herde Gottes gekommen sind und sein Volk genannt werden, sind wir „willens …, des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei“20.

Der Segen unserer Bündnisse besteht darin, dass wir uns mit Jesus Christus zusammentun, um allen Kindern Gottes zeitliche und geistige Hilfe zukommen zu lassen. Wir sind einer der Übertragungswege, auf denen er unserem Nächsten Hilfe zukommen lässt.21

Und so stehen wir, wie die Freunde des Gelähmten, den Schwachen bei, heben die herabgesunkenen Hände empor und stärken die müden Knie.22 Wir tragen des anderen Last und erfüllen so das Gesetz Christi.23 Wir lernen dabei den Herrn kennen, werden wie er und finden die Befreiung durch ihn.24

Was ist Befreiung?

Es ist die Befreiung oder Abmilderung von etwas Schmerzhaftem, Beunruhigendem oder Belastendem oder die Kraft, es zu ertragen. Es kann damit gemeint sein, dass jemand den Platz eines anderen einnimmt. Es ist die rechtliche Bereinigung eines Unrechts.25 Im Englischen verwendet man dafür auch das Wort relief, das sich vom lateinischen relevare ableitet und „wieder aufrichten“ bedeutet.26

Brüder und Schwestern, Jesus Christus ist Hilfe und Befreiung. Ich bezeuge, dass er am dritten Tag auferstanden ist und, nachdem er voll Liebe sein unbegrenztes Sühnopfer vollbracht hat, mit offenen Armen dasteht und uns die Möglichkeit gewährt, aufzuerstehen, errettet und erhöht zu werden und so wie er zu werden. Die Befreiung, die er uns bietet, ist immerwährend.

Wie die Frauen, denen der Engel an jenem ersten Ostermorgen erschien, möchte auch ich schnell und voll großer Freude hingehen und verkünden, dass er auferstanden ist.27 Im Namen unseres Erretters, Jesus Christus. Amen.

Anmerkungen

  1. Lukas 5:20

  2. Markus 2:11

  3. Siehe Lukas 5:25

  4. Lukas 5:26

  5. Siehe D. Todd Christofferson, „The First Commandment First“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 22. März 2022, Seite 2, speeches.byu.edu: „Unsere Liebe zu Gott vergrößert unsere Fähigkeit, unsere Mitmenschen noch umfassender und vollkommener zu lieben, weil wir im Grunde gemeinsam mit Gott daran arbeiten, uns um seine Kinder zu kümmern.“ (Hervorhebung hinzugefügt.)

  6. Siehe Russell M. Nelson, „Die Welt überwinden und Ruhe finden“, Liahona, November 2022, Seite 95–98

  7. Russell M. Nelson, „Die Welt überwinden und Ruhe finden“, Seite 96

  8. Matthäus 11:28-30, Einheitsübersetzung 1980

  9. Russell M. Nelson, „Die Welt überwinden und Ruhe finden“, Seite 97

  10. Russell M. Nelson, „Wir können besser handeln und besser sein“, Liahona, Mai 2019, Seite 67

  11. Philipper 4:13

  12. Mosia 24:9

  13. Mosia 24:12

  14. Mosia 24:13,14; Hervorhebung hinzugefügt

  15. Mosia 24:15

  16. Siehe Mosia 24:13,14

  17. Siehe Alma 34:14-16; siehe auch Mosia 15:8,9

  18. Siehe Russell M. Nelson, „Vier Gaben, die Jesus Christus Ihnen anbietet“, Weihnachtsandacht der Ersten Präsidentschaft, 2. Dezember 2018, broadcasts.ChurchofJesusChrist.org: „Die zweite Gabe, die der Erretter Ihnen anbietet, ist die Fähigkeit zu vergeben. Durch sein unbegrenztes Sühnopfer können Sie denen vergeben, von denen Sie verletzt wurden und die für die Unmenschlichkeit Ihnen gegenüber möglicherweise nie die Verantwortung übernehmen werden.

    Meist fällt es uns leicht, zu vergeben, wenn uns jemand aufrichtig und demütig um Verzeihung bittet. Doch der Erretter kann Sie dazu befähigen, jedem, der Sie in irgendeiner Weise schlecht behandelt hat, zu vergeben. Dann kann das verletzende Verhalten eines anderen Ihnen nicht länger die Seele vergiften.“

  19. Mosia 18:9

  20. Mosia 18:8

  21. Die Frauenhilfsvereinigung, die Organisation der Frauen in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wurde am 17. März 1842 vom Propheten Joseph Smith als eine „von Gott eingerichtet[e] Beigabe zum Priestertum“ gegründet (Dallin H. Oaks, „Die Schlüssel und die Vollmacht des Priestertums“, Liahona, Mai 2014, Seite 51). Bei der Wahl des Namens für die neue Organisation wurde das Wort wohltätig in Betracht gezogen, aber die Frauen bevorzugten den Gedanken, dass Hilfe geleistet wird. Emma Smith, die erste Präsidentin der Organisation, und Eliza R. Snow, ihre Sekretärin, die später als zweite Präsidentin der FHV tätig war, erklärten, dass wohltätig ein beliebtes Wort sei – beliebt bei den Institutionen der damaligen Zeit –, dass aber „Beliebtheit nicht der Maßstab für uns sein sollte“. Emma erläuterte, dass das Wort Hilfe ihren Auftrag besser beschreibt. „Wir werden Außergewöhnliches leisten. … Wir erwarten außergewöhnliche Ereignisse und dringende Hilferufe.“ (Emma Smith im Protokollbuch der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo, 17. März 1842, Seite 12, josephsmithpapers.org.) Der Auftrag der FHV bestand allerdings schon immer darin, zeitlich und geistig Hilfe zu leisten. Joseph Smith hat erklärt: „Die [Frauenhilfsvereinigung] ist nicht nur dazu da, den Armen zu helfen, sondern auch dazu, Seelen zu retten.“ (Protokollbuch der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo, 9. Juni 1842, Seite 63, josephsmithpapers.org.) Und so leistet die Frauenhilfsvereinigung weiterhin Hilfe: „Linderung von Armut, Linderung von Krankheit, Linderung von Zweifel, Linderung von Unwissenheit – Linderung von allem, was die Freude und den Fortschritt der Frau behindert.“ (John A. Widtsoe, Evidences and Reconciliations, zusammengestellt von G. Homer Durham, Band 1 von 3, 1960, Seite 308.)

  22. Siehe Lehre und Bündnisse 81:5; siehe auch Hebräer 12:12

  23. Siehe Galater 6:2

  24. In einer der ersten Versammlungen der neu gegründeten Frauenhilfsvereinigung sagte Lucy Mack Smith, die Mutter des Propheten Joseph Smith: „Wir müssen füreinander sorgen, übereinander wachen, einander trösten und Weisung erhalten, damit wir alle im Himmel beisammensitzen können.“ Die Historikerin Jennifer Reeder schrieb dazu: „In ihrem gemeinsamen Bestreben, Hilfe zu leisten, schlossen sich die Frauen mit Christus zusammen und fanden auf diese Weise Befreiung durch ihn.“ (First: The Life and Faith of Emma Smith, 2021, Seite 130.)

  25. Siehe Merriam-Webster.com Dictionary, Stichwort „relief“

  26. Siehe Dictionary.com, Stichwort „relief“

  27. Siehe Matthäus 28:1-8