2002
Elder, sie werden Sie lieben
August 2002


Klassiker Im Liahona

Elder, sie werden Sie lieben

Elder LeGrand Richards diente als Präsidierender Bischof und danach als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel. Er war Verfasser des Buches Ein wunderbares Werk, ja, ein Wunder (A Marvelous Work and a Wonder) und war in der ganzen Kirche für seine Begeisterung für die Missionsarbeit bekannt.

Als ich ein junger Mann war und noch vor meiner Ordinierung zum Diakon stand, hörte ich einmal auf einer Versammlung in unserer Gemeinde zwei zurückgekehrte Missionare über ihre Missionszeit in den Südstaaten der USA berichten. Als ich die Versammlung verließ, hatte ich das Gefühl, ich könne in jedes Missionsgebiet der Welt reisen, wenn man mich nur berufen würde.

Ich begab mich nach Hause, ging in mein Zimmer und kniete nieder. Ich bat den Herrn, mir die Kraft zu geben, ein würdiges Leben zu führen, so dass ich, sobald ich alt genug sei, auf Mission gehen könne. Als mein Zug später endlich den Bahnhof von Salt Lake City verließ – mein Ziel war Holland –, lauteten die letzten Worte, die ich an meine Lieben richtete: „Dies ist der glücklichste Tag meines Lebens.“

Die Missionare Lagen Mir Sehr Am Herzen

Vor meiner Abreise hatte Präsident Anthon H. Lund (1844–1921), der damals Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft der Kirche war, zu uns Missionaren gesprochen und gesagt: „Die Menschen werden Sie lieben. … Man wird Sie lieben der Botschaft wegen, die Sie bringen.“ Damals verstand ich das nicht, aber als ich Holland wieder verließ, ging ich vom einen zum anderen und verabschiedete mich von den Mitgliedern, besonders von den neuen Mitgliedern, die ich zur Kirche gebracht hatte. Viele, viele Tränen vergoss ich dabei – mehr als damals, als ich von meiner Familie zu Hause Abschied genommen hatte.

In Amsterdam beispielsweise besuchte ich eine Familie, deren erster Missionar ich gewesen war. Die Mutter schaute zu mir herauf, und die Tränen liefen ihr dabei über die Wangen. Sie sagte: „Bruder Richards, mir ist der Abschied schon schwer gefallen, als meine Tochter vor einigen Monaten nach Zion ausgewandert ist. Aber noch viel schwerer fällt es mir, Sie gehen zu lassen.“ In jenen Augenblick war mir, als ob ich Präsi-dent Lunds Worte verstehen konnte, dass nämlich die Menschen uns lieben werden.

Ich ging zu einem Mann, um mich von ihm zu verabschieden. Mit der Uniform seines Landes bekleidet stand er aufrecht da. Doch als ich kam, kniete er nieder, ergriff meine Hand mit beiden Händen, drückte und küsste sie und benetzte sie mit seinen Tränen. Wiederum schien mir, dass ich Präsident Lunds Worte jetzt begreifen konnte.

Eine Mission Macht Freude

Ich habe viel mit Missionaren zusammengearbeitet. Viermal war ich selbst auf Mission; zweimal habe ich über eine Mission präsidiert. Darüber hinaus habe ich viele Missionen bereist. Ich höre diese jungen Männer nur zu gern Zeugnis geben. Ein junger Mann in Oregon hat auf einer Zeugnisversammlung beispielsweise gesagt, es gebe auf dieser Welt keine Firma, die ihm ein so hohes Gehalt bieten könnte, dass er dafür seine Mission abbrechen würde.

Ich habe hier einen Brief von einem Missionar aus Idaho. Er hat Folgendes geschrieben:

„Es gibt keine wichtigere Arbeit als die eines Missionars. … Ich habe mich ganz dem Dienst für den Herrn verschrieben. Das Herz fließt mir vor Freude über, und Freudentränen quellen mir aus den Augen, während ich dies schreibe. Es gibt nichts Schöneres –nichts –, als die Freude und den Erfolg zu erleben, die mit der Missionsarbeit einhergehen.“

Nach all der Missionsarbeit, die ich geleistet habe, möchte ich keinen Jungen heranwachsen sehen, der dann nicht auf Mission geht – zum einen, weil er selbst davon profitiert, und zum anderen, weil wir es meiner Meinung nach der Welt schuldig sind, sie an den Wahrheiten des Evangeliums teilhaben zu lassen.

Nach einer Ansprache anlässlich der Generalkonferenz im Oktober 1978.