2016
Wer du auch bist
July 2016


Wer du auch bist

Die Verfasserin lebt in Utah.

„O nein“, dachte Anni. „Wie wird das bei mir sein? Ich bin doch nicht an meine Familie gesiegelt.“

„Ich bin ein Kind von Gott, der mich zur Welt geschickt.“ (Liederbuch für Kinder, Seite 2)

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Ja, so gefalle ich mir“, dachte Anni, als sie noch schnell einen Blick in den Spiegel warf. Sie trug ihr rotes Lieblingskleid. Sonntags wollte sie immer so gut wie möglich aussehen. Anni rannte die Treppe hinunter, um zu frühstücken.

Sie hatte gerade das letzte Stück Toast gegessen, als sie von der Einfahrt her die Hupe von Familie Reeders Auto hörte. „Tschüss, Mutti! Tschüss, Vati!“, rief Anni und gab beiden beim Rausgehen noch schnell ein Küsschen.

Obwohl ihre Eltern nicht der Kirche angehörten, ermunterten sie Anni dazu, jede Woche in die Kirche zu gehen. Seitdem sie getauft und konfirmiert worden war, nahm Familie Reeder sie fast jeden Sonntag mit zur Kirche. Anni genoss es, dass sie von ihnen immer so herzlich und freundlich begrüßt wurde.

Nach der Abendmahlsversammlung war es Zeit für die PV. Anni gefiel es in der Klasse von Bruder und Schwester Long sehr. Sie waren freundlich und der Unterricht war immer super.

„Heute sprechen wir über den Tempel“, sagte Schwester Long. „Was fällt euch zum Tempel ein?“

Anni wusste eine Antwort: „Im Tempel kann man sich taufen lassen.“ Sie fand das aufregend. Jedes Jahr fuhren die Jungen Damen ihrer Gemeinde zum Tempel, um an Taufen teilzunehmen. Bald konnte Anni auch mitgehen!

„Prima, Anni. Was wissen wir noch?“

„Man kann im Tempel heiraten“, sagte Annis Freundin Allison.

„Sehr gut“, sagte Schwester Long. „Noch etwas?“

„Familien können für immer zusammen sein, wenn sie im Tempel gesiegelt wurden“, fügte Allison hinzu.

„Aber nicht meine Familie“, dachte Anni. „Meine Eltern sind nicht im Tempel gesiegelt worden.“ Plötzlich fühlte sich ihr Gesicht heiß an und Tränen traten ihr in die Augen.

„Ist alles in Ordnung, Anni?“, fragte Schwester Long.

„Ja“, flüsterte Anni und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Aber bis zum Ende des Unterrichts fühlte sie ihr Herz pochen.

Nach dem Schlussgebet setzte sich Schwester Long zu Anni und legte den Arm um sie. „Was bedrückt dich?“, fragte sie.

„Ich werde nicht für immer mit meinen Eltern zusammen sein“, sagte Anni. „Sie haben nicht im Tempel geheiratet. Zu wem werde ich denn gehören, wenn ich gestorben bin? Hat mich der Vater im Himmel auch lieb, obwohl meine Eltern keine Mitglieder sind?“

Schwester Long schaute Anni fest in die Augen. „Du gehörst zur Familie des Vaters im Himmel, wer du auch bist und ganz gleich, ob deine Familie im Tempel war oder nicht. Du kannst ihm nahe bleiben und anderen ein Vorbild sein. Er wird dich immer lieben, führen und beschützen, was auch geschieht. Er möchte dich und deine Familie segnen. Du bist ein Kind Gottes, Anni.“

Annis Herz schien ganz kurz auszusetzen und das Pochen hörte auf. Stattdessen wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie wusste, dass ihre Lehrerin die Wahrheit sagte.