2020
Wie ich Glauben fand, als ich meinte, alles verloren zu haben
Februar 2020


Nur online: Junge Erwachsene

Wie ich Glauben fand, als ich meinte, alles verloren zu haben

Meine Hand und liebe Menschen zu verlieren waren schwierige Prüfungen, aber der Vater im Himmel hat mir geholfen, ein besserer Mensch zu werden

Eines Abends kniete ich vor meinem Bett und bat den Vater im Himmel, mir zu helfen, mehr Glauben zu entwickeln. Ich dachte dabei an eine Schriftstelle im Neuen Testament, wo die Jünger Jesus Christus bitten: „Stärke unseren Glauben!“ (Lukas 17:5.) Ich ahnte dabei nicht, dass ich bald nach diesem Gebet einige der schwierigsten Prüfungen meines Lebens würde durchstehen müssen. Ich bin so dankbar, dass ich schon vor diesen Prüfungen meinen Glauben an den Erretter stärken wollte, denn ich weiß nicht, ob ich sie ohne die Hilfe meines Vaters im Himmel überstanden hätte.

Einige Tage nach diesem Gebet hatte ich einen schlimmen Unfall, bei dem ich beinahe meine linke Hand verlor. Leider mussten alle Finger dieser Hand amputiert werden. Natürlich war mein Leben danach nie wieder dasselbe. Ich spürte während der vielen Operationen und langwierigen Therapien zwar die Liebe des Vaters im Himmel und meiner Familie und Freunde, aber es war trotzdem unheimlich schwer.

Eines Tages ging ich weinend nach Hause. Der Arzt hatte mir mitgeteilt, dass ich mehrere Monate lang Physiotherapie bekommen musste. Ich fragte den Vater im Himmel: „Wie lange muss ich das denn noch aushalten?“ Da war mir im selben Augenblick so, als hörte ich eine sanfte, deutliche Stimme: „Du kannst ohne Prüfungen keinen Fortschritt machen. Du brauchst sogar noch mehr.“

Ich konnte es kaum fassen, dass ich sofort eine Antwort auf mein Gebet erhalten hatte. In diesem Moment beschloss ich, mit Glauben vorwärtszugehen. Ich entschloss mich, trotz meiner Herausforderungen meine Missionspapiere erneut einzureichen und Gott zu dienen. Einige Monate später erhielt ich meine Berufung in die Guatemala-Mission Guatemala-Stadt Süd. Aber dort hatte ich es auch nicht leichter. Es kostete mich viel Mut, meine Situation zu akzeptieren, mich selbst zu vergessen und andere einzuladen, Christus nachzufolgen.

Ich denke daran, dass ich Schwieriges schaffen kann

Meine Mission war wunderschön. Ich lernte den Wert der Evangeliumsgrundsätze noch mehr schätzen und erlangte genug Selbstbewusstsein, um mein Zeugnis zu geben und vielen Menschen Hoffnung zu bringen, die nicht wussten, wo sie Hoffnung finden konnten. Ich merkte, wie der Vater im Himmel mich innerlich wandelte. Ich hatte bis dahin – als ich nun tagein, tagaus, bei Wind und Wetter mit müden, schmerzenden Füßen durch die Straßen lief – noch nie erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man vollkommen fremde Menschen liebt und ohne Zögern bereit ist, für sie alles von sich zu geben.

Als meine Mission zu Ende war, halfen mir diese Erlebnisse, weiterhin Hoffnung zu haben, trotz der chaotischen, oberflächlichen Welt zuhause. Als ich nach Hause kam, ging es meiner Familie und meinem Land nämlich schlecht. Es gab viele politische und wirtschaftliche Probleme und viele Familien wanderten aus, weil es an Arbeitsplätzen und Bildungschancen mangelte. Ich konnte kaum glauben, dass sich in so kurzer Zeit so viel verändert hatte, selbst in meiner eigenen Familie. Außerdem waren einige meiner Verwandten und Freunde gestorben. Ich fühlte mich von all den Schwierigkeiten um mich herum überfordert.

Eines Tages, als ich sehr mutlos war, nahm ich mein Studientagebuch zur Hand und begann, meine Gefühle aufzuschreiben. Ich dachte an die vielen Erlebnisse während meiner Mission zurück, als ich anderen gedient hatte. Genau diese Erinnerungen brauchte ich, um mich noch mehr in Gottes Werk zu verlieren, anderen zu dienen und die Talente, die er mir geschenkt hat, weiterhin zu entfalten. An jenem Tag fiel mir ein Satz auf, der eine besondere Bedeutung hatte. Die Frau meines Missionspräsidenten hatte ihn uns immer wieder gesagt: „Ihr könnt Schwieriges schaffen.“ Ich habe mich bemüht, immer daran zu denken. Auch als ich lernte, eine Handprothese zu benutzen, und versuchte, ein normales Leben zu führen.

Ich bin ein besserer Mensch geworden

Im Laufe all dieser Schwierigkeiten ist mein Zeugnis gewachsen – und besonders auch mein Glaube an Wunder. Wunder geschehen, wenn wir etwas entschlossen, beständig und mit Glauben angehen. Wer an den Vater im Himmel glaubt, kann in jeder Situation Hoffnung haben.

Ich weiß, dass ich in meinem Leben weitere Prüfungen haben werde. Doch ich brauche davor keine Angst haben, weil Prüfungen uns dem Vater im Himmel näherbringen können – und er kann uns zeigen, wie wir Fortschritt machen können. Mein Unfall und jede Schwierigkeit, die ich seitdem hatte, haben mich daran erinnert, den Vater im Himmel um Hilfe zu bitten. Und er hat mir dann geholfen, ein besserer Mensch zu werden. Ich bin sehr dankbar, dass ich um mehr Glauben gebetet habe. Ich weiß, dass ich durch meine Prüfungen dem Vater im Himmel dienen und ihm viel näher kommen konnte. Auch wenn mein Leben sich durch meine Prüfungen sehr verändert hat, bin ich wirklich glücklich. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit der Hilfe des himmlischen Vaters so weit gekommen bin. Ich kann den Tag meiner Auferstehung kaum erwarten. Dann kann ich Gott wiedersehen und ihm sagen: „Danke! Danke, dass du mich demütig gemacht hast. Danke, dass du mich geformt hast. Danke, dass du meinen Glauben gestärkt hast!“