2021
Kleidertausch – mit Bedacht und Abstand
Juni 2021


Kleidertausch – mit Bedacht und Abstand

Innsbruck (RHS): Der Tauschmarkt der Gemeinde Innsbruck findet normalerweise zwei Mal im Jahr statt: kurz nach Ostern und im Herbst nach dem Schulbeginn. Der Termin wird rechtzeitig über Facebook, einen E-Mail-Verteiler und Flugzettel bekanntgegeben. Da sich inzwischen schon eine Fangemeinde gebildet hat und die Mitglieder über den Winter fleißig gesammelt hatten, sollte der Tauschmarkt auch im Frühjahr 2020 stattfinden – auch unter dem Aspekt, dass Menschen speziell in der Coronazeit auf dieses Angebot angewiesen sind. Darum haben sich die Beteiligten auch gleich nach Ende des ersten Lockdowns hingesetzt und geplant. Vieles war schon Routine: Ein Plakat am Eingang sowie Hinweisschilder, wo sich welche Warengruppe befindet, mussten nicht neu angefertigt werden. Auch waren schon genügend Spenden für die Eröffnung vorhanden, sodass sich die ersten „Kunden“ etwas mitnehmen konnten. Jedes Mal mag man denken, dass es wohl das letzte Mal ist, dass so viel zusammenkommt, aber es ist jedes Mal noch mehr als das Jahr davor.

Der Markt findet am Samstag statt, die Großspenden treffen bereits am Freitag und Samstagmorgen ein. Die ersten Kunden werden meist um die Mittagszeit begrüßt. Aber die gesetzlichen Sicherheitsvorgaben im Mai und Juni zwangen die Organisatoren und Organisatorinnen, das bewährte System aufzuweichen. Um die persönlichen Kontakte zu reduzieren und zu verhinden, dass zu viele Menschen zusammenkommen, wurden mehrere Abgabetermine in der Woche vor dem Markt organisiert. Damit ein größerer Abstand zwischen den Besuchern gewährleistet werden konnte, wurde die Trennwand von der Kulturhalle zur Kapelle geöffnet und so die Marktfläche wesentlich vergrößert. Um die Besucher an den nötigen Abstand zu erinnern, konnte ein Raster am Boden aufgeklebt werden. Alle „Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ bekamen Face Shields aus recyceltem Plastik. Ebenfalls wurden die Öffnungszeiten auf 10 bis 18 Uhr ausgeweitet.

Das Prinzip des Tauschmarktes ist ganz einfach: Man bringt mindestens ein Stück als „Zahlungsmittel“ mit und kann dafür so viel mitnehmen („kaufen“), wie man möchte. Dieser adaptierten Art eines Flohmarktes liegen zwei wesentlichen Prinzipien zugrunde: Nächstenliebe gegenüber finanziell Schwächeren und die Nachhaltigkeit. Und darum ist wahrscheinlich auch die Schar der Besucher bunt gemischt: Flüchtlinge aus der nahen Flüchtingsunterkunft, die nach einem positiven Bescheid in ihre erste Wohnung ziehen, sowie Studenten und Studentinnen, Familien mit Kindern und viele andere Menschen.

Ohne die tatkräftige Mithilfe einiger Mitglieder und bis zu sechs Missionaren, die der Missionspräsident Brown als Unterstützung schickte, hätte dieser Tag nicht stattfinden können. Aber der Erfolg und die Freude aller überwiegen die Erschöpfung bei Weitem. So suchte eine Frau aus der Flüchtlingsunterkunft für ihre Familie jedes Stück mit Bedacht aus und wurde anschließend von ihrem Mann abgeholt, weil sie gar nicht alles mit dem Kinderwagen transportieren konnte. Das machte glücklich.

Leider musste der Markt im letzten Herbst aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Aber es konnte eine Organisation gefunden werden, die speziell für die kalte Jahreszeit Kleidung für Bedürfte sammelt. Auf diesem Wege konnte Unterstützung dennoch stattfinden. Für alle Beteiligten steht aber jetzt schon fest: Der nächste Tauschmarkt kommt bestimmt – es werden Wege gefunden werden, denn mit Gottes Hilfe ist alles möglich.