Liahona
Präsident M. Russell Ballard: Ein Leben lang entschlossen, das Evangelium zu verkündigen
Zum Gedenken: Präsident M. Russell Ballard


„Präsident M. Russell Ballard: Ein Leben lang entschlossen, das Evangelium zu verkündigen“, Liahona, Januar 2024

Zum Gedenken

Präsident M. Russell Ballard: Ein Leben lang entschlossen, das Evangelium zu verkündigen

„Jesus Christus, der Erretter und Erlöser der ganzen Menschheit, ist nicht tot. Er lebt – der auferstandene Sohn Gottes lebt –, das ist mein Zeugnis. Und er leitet die Angelegenheiten seiner Kirche auch heute.“1

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Präsident Ballard schreibt an seinem Schreibtisch

Als junger Träger des Aaronischen Priestertums besuchte Russell Ballard mit einem Freund die Allgemeine Priestertumsversammlung im Tabernakel in Salt Lake City. „Wir standen auf einmal hier an der Treppe, wo wir nicht hingehörten“, erzählte er später. „Präsident George Albert Smith [1870–1951], der unsere missliche Lage sah, bot uns auf seine gütige Art an, wir könnten uns auf die Treppe setzen. Als wir so dort saßen und der Versammlung zusahen, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich dieser Kanzel jemals wieder so nahe sein würde. Ich weiß noch, wie ich beim Verlassen des Tabernakels zu meinem Freund gesagt habe: ,Als Generalautorität hat man es gut; dann kann man auf einem der schönen Stühle auf dem Podium sitzen.‘

[Ich hatte] keine Ahnung, dass ich einmal als Bischof, als Missionspräsident, als Siebziger und … als Apostel dienen würde. Wir können nicht vorhersehen, was der Herr mit uns vorhat. Wir können uns nur vorbereiten und würdig sein für alles, was er von uns verlangt.“2

Sein Leben lang brachte Präsident M. Russell Ballard damit zu, sich auf die Aufgaben vorzubereiten, zu denen man ihn berief, und sie zu erfüllen. Er war stets ein besonders eifriger und begeisterter Missionar. Mit seinem Beispiel und Zeugnis erreichte er Unzählige und rief jedermann auf: „Erhebt euch, werdet den hohen Ansprüchen gerecht, und bereitet euch von ganzem Herzen darauf vor, dem Herrn zu dienen.“3

Ein harter Arbeiter und engagierter Führer

Melvin Russell Ballard Jr. kam am 8. Oktober 1928 in Salt Lake City als Sohn von Melvin Russell Ballard Sr. und seiner Frau Geraldine, geb. Smith, zur Welt. Von vier Kindern war er der einzige Sohn und lernte daher schon früh, Frauen zu respektieren.

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M. Russell Ballard als Kind

M. Russell Ballard als Kleinkind

Sein Vater war ein geschäftstüchtiger Unternehmer und Eigentümer des Autohauses Ballard Motor Company. In Russells Kinderjahren ging sein Vater zwar nicht in die Kirche, aber dennoch hob Präsident Ballard hervor: „Mein Vater hatte einen großen Einfluss auf mein Leben. Er weckte in mir den Wunsch, hart zu arbeiten.“4

Sein Vater gab ihm jedoch nicht nur in seiner beruflichen Tätigkeit ein Beispiel darin, was es heißt, hart zu arbeiten. Ihm gehörte eine kleine Pfirsichplantage in Holladay in Utah. Dort hielt er auch Bienen, die die Pfirsichblüten bestäubten. „Vater mochte seine zarten Honigbienen. [Er] versuchte immer, mich in die Arbeit mit seinen Bienenstöcken einzubeziehen, aber die Versorgung der Bienen überließ ich gern ihm.“5

Dass sein Vater in allen Belangen so hart arbeitete, beeinflusste Russell Ballard sein Leben lang. Seine Schwester Ann Keddington berichtet: „Er hatte immer einen Job, schon als Kind.“ Zunächst mähte er den Rasen und half im Garten, begann dann jedoch schließlich, samstags und nach der Schule im Autohaus seines Vaters zu jobben.6

In der Schule konnte der junge Russell seine Führungsfertigkeiten entfalten: So wirkte er unter anderem an seiner Highschool in Salt Lake City in der Schülervertretung mit und war in der Oberstufe Klassensprecher seiner Seminarklasse.7 Nach der Schule studierte er an der University of Utah, wo er einer Studentenverbindung beitrat. Weil er seinem Glauben auf so beispielhafte Weise treu war, gaben ihm seine Freunde dort den Spitznamen „Der Bischof“.8

Segnungen durch den Missionsdienst

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M. Russell Ballard als junger Missionar

M. Russell Ballard als junger Missionar

1948 wurde Russell Ballard in die Britische Mission berufen, wo er nacheinander unter zwei Missionspräsidenten als Ratgeber in der Missionspräsidentschaft tätig war. Er ging kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf Mission und erklärte später: „Zu der Zeit waren die Mormonen ein ‚Spott und Schimpf‘ (3 Nephi 16:9), und die Missionare wurden ausgelacht und lächerlich gemacht. Wir wurden sogar von manchen angespuckt oder mit Gegenständen beworfen. Wir zogen uns aber nicht zurück.“9 Er lernte aus diesen Erlebnissen und sagte: „Ich war sehr gern Missionar in England.“10

Eine der größten Segnungen seiner Mission war ein unerschütterliches Zeugnis. Präsident Ballard berichtete dazu: „Dank meiner Mission verankerte sich mein Zeugnis davon, dass die Kirche Jesu Christi durch den Propheten Joseph Smith wirklich wiederhergestellt worden ist. Sowohl im Hyde Park als auch an etlichen anderen Straßenecken der Britischen Inseln legte ich dafür Zeugnis ab, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes ist, dass das Evangelium in seiner Fülle wiederhergestellt worden ist und dass das Priestertum und die Vollmacht, die allen Menschen Segen bringen, wieder auf Erden sind. Je öfter ich Zeugnis ablegte, desto mehr verinnerlichte ich es.“11

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M. Russell Ballard predigt auf einem Marktplatz

Elder Ballard predigt 1949 auf einem Marktplatz in Nottingham in England

Seine Mission trug tatsächlich zur Vorbereitung auf viele künftige Berufungen bei. Kurz vor seiner Berufung ins Kollegium der Zwölf Apostel erklärte Präsident Ballard: „In allen meinen Berufungen in der Kirche habe ich nie mehr gelernt als während meiner Vollzeitmission, die ich als neunzehnjähriger Ältester in Großbritannien erfüllte. Zurückblickend erkenne ich, dass nichts, was ich im Leben gelernt habe, so wichtig für meine gegenwärtige Arbeit in der Kirche war wie die Schulung als Vollzeitmissionar.“12

Ein ergebener Ehemann und Vater

Nach seiner Mission kehrte Russell Ballard an die University of Utah zurück. Kurz darauf fand ein Kennenlerntanzabend für Neuzugänge statt. Präsident Ballard berichtete: „[Ein] Freund erzählte mir von einer hübschen Studentin im zweiten Studienjahr, Barbara Bowen. Er meinte, ich müsse sie unbedingt kennenlernen. Er geleitete sie zu mir, machte uns miteinander bekannt, und wir fingen zu tanzen an.

Leider war es ein sogenannter Abklatsch-Ball; man konnte also mit seiner Partnerin nur so lange tanzen, bis man abgeklatscht wurde. Barbara war temperamentvoll und beliebt, und so konnte ich nicht einmal eine Minute lang mit ihr tanzen, ehe ein anderer junger Mann mich abklatschte.

Das konnte ich einfach nicht hinnehmen. Da ich auf Mission gelernt hatte, wie wichtig das Nachfassen ist, brachte ich ihre Telefonnummer in Erfahrung und rief sie gleich am nächsten Tag an. Ich wollte mit ihr ausgehen, doch sie hatte mit dem Studium zu tun und stand schon bei Freunden im Wort. Zum Glück hatte ich auf Mission gelernt, selbst angesichts von Entmutigung beharrlich zu bleiben, und so gelang es mir schließlich, mich mit ihr zu verabreden. Auf diese Verabredung folgten weitere. Irgendwie konnte ich sie bei diesen Verabredungen davon überzeugen, dass ich der einzig wahre und lebendige zurückgekehrte Missionar war – zumindest soweit es sie betraf.“13

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Hochzeitsfoto von M. Russell Ballard und seiner Frau Barbara

Russell und Barbara heirateten am 28. August 1951

Seine Beharrlichkeit und Mühen zahlten sich aus, und am 28. August 1951 heirateten er und Barbara im Salt-Lake-Tempel. Sie haben sieben Kinder: Clark, Holly, Meleea, Tamara, Stacey, Brynn und Craig.

Einmal berichtete Präsident Ballard von einem Erlebnis als junger Vater, das ihn lehrte, wie anstrengend die Aufgaben einer Mutter sein können. „Ich war zehn Jahre lang zunächst Ratgeber und später Bischof. In dieser Zeit wurden uns sechs unserer sieben Kinder geschenkt. Barbara war oft erschöpft, wenn ich am Sonntagabend nach Hause kam. Sie versuchte zu erklären, wie es war, in der Abendmahlsversammlung mit unseren kleinen Kindern in der letzten Reihe zu sitzen. Dann kam der Tag, an dem ich entlassen wurde. Nachdem ich zehn Jahre auf dem Podium gesessen hatte, saß ich nun mit meiner Familie in der letzten Reihe.

Ein Chor, der sich aus den Müttern in der Gemeinde zusammensetzte, sorgte in der Versammlung für die Musik, und so saß ich allein mit unseren sechs Kindern. In meinem ganzen Leben habe ich nie so viel zu tun gehabt. Ich hatte an beiden Händen Handpuppen, doch das klappte nicht allzu gut. Ich ließ die Knabbereien für die Kinder fallen, das war peinlich. Die Malbücher schienen auch nicht so unterhaltsam zu sein, wie sie sollten.

Während ich mich mit den Kindern durch die Versammlung kämpfte, schaute ich hoch zu Barbara. Sie beobachtete mich und lächelte. Ich lernte aus eigener Erfahrung mehr zu schätzen, was [alle Mütter] so gut und treu leisten!“14

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Familie Ballard

Präsident Ballard mit Familie im Oktober 2008 an seinem 80. Geburtstag

Auch Schwester Ballard betonte, wie viel Zeit ihr Mann seiner Familie widmete. Er sei „seiner Familie treu ergeben gewesen“, berichtete sie. „Sie stand stets an erster Stelle. Er war viele Jahre als Bischof und auch in anderen Berufungen tätig, aber diese Aufgaben haben sich nie zum Nachteil seiner Familie ausgewirkt. Daheim schöpfte er die gemeinsame Zeit so intensiv wie möglich aus.“15

Im Alter verbrachten Präsident Ballard und seine Frau gern Zeit mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Seine Kinder und Enkel haben viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Familienurlaube, in denen sie zu historischen Stätten der Kirche wie Palmyra, Kirtland und Nauvoo fuhren. Auch erinnern sie sich gern daran, dass sie 1998 gemeinsam der Weihung des Preston-Tempels in England beiwohnten, als Familie ins Heilige Land reisten und zu Fuß einen Teil des Weges der Pioniere zurücklegten.

Nach dem Tod seiner Frau im Oktober 2018 sagte Präsident Ballard: „Wie dankbar bin ich doch, dass ich weiß, wo meine geliebte Barbara ist und dass wir mit unserer Familie für alle Ewigkeit vereint sein werden.“16

Kraft durch ein Vermächtnis des Glaubens

Russell Ballard war ein Nachfahr von Hyrum Smith, dem Bruder des Propheten Joseph Smith. Es erfüllte ihn stets mit Stolz, von den Pionieren abzustammen. Zwei seiner Großväter und ein Urgroßvater hatten dem Kollegium der Zwölf Apostel angehört. Über seine eigene Berufung zu diesem Amt sagte Präsident Ballard: „Es ist ein Segen für mich, die Familie von Joseph und Hyrum vertreten und in aller Öffentlichkeit verkünden zu dürfen, welch große Ehre und enorme Verantwortung es ist, meinem Urgroßvater, Joseph F. Smith, und meinen beiden Großvätern, Hyrum Mack Smith und Melvin J. Ballard, in den Rat der Zwölf Apostel zu folgen. Ich werde mein Bestes geben, ein Diener zu sein, der dieses Geburtsrechtes würdig ist.

Die führenden Brüder haben mir mehrfach versichert, dass sowohl meine Vorväter auf der anderen Seite des Schleiers sowie die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf auf dieser Seite des Schleiers meine Berufung in den Rat unterstützen.“17

Die Vision seines Großvaters Melvin J. Ballard, in der der Erretter ihn im Salt-Lake-Tempel in die Arme schloss, half Präsident Ballard in schwierigen Zeiten.18 In seinem Büro hingen eingerahmt die letzten Worte seines Großvaters vor dessen Tod: „Brüder, lasst uns vor allem klar denken.“ „Es vergeht kein Tag in der Woche, da ich nicht ins Büro gehe und diese Worte lese“, erklärte Präsident Ballard. „Sie sind mir eine große Stütze.“19 Tatsächlich wurde die Aufforderung, klar zu denken, zu einem Familienmotto für Präsident Ballard. Stets legte er seiner Familie ans Herz, klar zu denken, gute Entscheidungen zu treffen und nicht zu vergessen, wie einfach das Evangelium doch ist.20

Beispielhaft stützte sich Präsident Ballard auf das Vermächtnis des Glaubens, das er von seinen Vorfahren erhalten hatte, und gab es weiter. Er erkannte in der Geschichte der Kirche und dem Glauben der Mitglieder aus jener Zeit eine unzerstörbare Verbindung zu seiner eigenen Familiengeschichte. Für ihn war klar: „Wir, und ganz besonders unsere Jugendlichen, können viel Kraft aus Erkenntnissen schöpfen, die auf der Geschichte unserer Kirche beruhen.“21 Und obwohl der Glaube vieler Heiliger durch den „Zug der Mormonenpioniere im 19. Jahrhundert [geprüft wurde], dürfen wir doch nicht vergessen, dass ‚die Reise durchs Leben‘ für jeden von uns weitergeht und wir beweisen müssen, dass auch wir ‚jeden Schritt im Glauben‘ gehen“22.

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M. Russell Ballard wirft einen Baseball

Im August 2009 eröffnete Elder Ballard ein Spiel der Los Angeles Dodgers mit dem ersten Pitch

Foto von Lori Shepler/AP

Berufliche Erfolge und Misserfolge

Beruflich war Russell Ballard in der Automobil-, Immobilien- und Anlagebranche tätig. Er lernte oft auf ganz unerwartete Weise fürs Leben und erfuhr am eigenen Leibe, wie wichtig es ist, sowohl in geistigen als auch in zeitlichen Belangen auf den Rat seines Vaters und die Eingebungen des Geistes zu hören.

„Die Firma Ford war auf der Suche nach Händlern für ihre neue Modellreihe“, berichtete er einmal. „Die Geschäftsführer von Ford luden uns zu einer Vorführung ihres Produkts ein, von dem sie annahmen, es würde ein riesiger Erfolg werden. Als wir die Autos sahen, warnte mein Vater, der seit 35 Jahren in der Branche tätig war, mich davor, in den Handel einzusteigen.“

Präsident Ballard führte weiter aus: „Als ich mit dieser wichtigen Entscheidung rang, bat ich auch den Herrn um Führung. Schließlich ging es um eine Menge Geld und verlangte enorm viel Einsatz von mir. Als mein Vater und ich die Autos sahen, hatte ich sofort das Gefühl, nicht in den Handel einsteigen zu sollen.“

Das Verkaufspersonal von Ford war jedoch, so erzählte Präsident Ballard, „sehr überzeugend, und so entschied ich mich, der erste – und auch der letzte – Edsel-Händler in Salt Lake City zu werden. Wenn ihr nicht wisst, was ein Edsel ist, dann fragt euren Großvater. Er wird euch bestätigen, dass der Ford Edsel ein sensationeller Fehlschlag war.“

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Ford Edsel

Ein Ford Edsel, den Russell Ballard in seinem Autohaus in Salt Lake City verkaufte

Foto über Getty Images

Präsident Ballard schloss: „Ich ließ zu, dass ich von den Eingebungen des Geistes abwich, die ich zuvor empfangen hatte. Zwar hatte ich den Rat im 9. Abschnitt des Buches Lehre und Bündnisse befolgt, geriet dann jedoch ins Wanken und hielt mich nicht an die Eingebung des Herrn.“ Er lernte diese Lektion: „Wenn ihr bereitwillig zuhört und lernt, könnt ihr einige der bedeutsamsten Lehren aus dem Leben derer ziehen, die lange vor euch geboren wurden. … Wenn ihr ihren Rat beherzigt, können sie euch zu Entscheidungen führen, die zu eurem Nutzen und Segen sein werden, und euch von Entscheidungen abbringen, die euch schaden.“23

Russell Ballard war zwar bei seinen übrigen geschäftlichen Unternehmungen äußerst erfolgreich, nahm sich diesen Misserfolg jedoch zu Herzen und lernte daraus, bei künftigen Entscheidungen dieser Art klar zu denken.24

Im Dienst für den Herrn

Russell Ballard war zweimal Bischof, ehe er mehrfach als Hoher Rat sowie als Berater des Priesterkollegiums tätig war. Im Juli 1974 wurde er dann als Präsident der Kanada-Mission Toronto berufen. Diese Berufung sollte sich für seine künftigen Aufgaben im Vollzeitdienst der Kirche als unsagbar wertvolle Vorbereitung erweisen. Zwei Jahre später, am 3. April 1976, wurde er als Mitglied des Ersten Kollegiums der Siebziger berufen. Ab dem 21. Februar 1980 gehörte er der Präsidentschaft dieses Kollegiums an. Am 6. Oktober 1985 wurde er im Alter von 57 Jahren als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel berufen. Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) ordinierte ihn am 10. Oktober 1985 zu dieser Berufung – es sollte Präsident Kimballs letzte heilige Handlung im Priestertum vor seinem Tod sein.

Nach dem Tod von Präsident Thomas S. Monson (1927–2018) und der Einsetzung von Präsident Russell M. Nelson als 17. Präsident der Kirche wurde Präsident Ballard am 14. Januar 2018 als Amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel eingesetzt.

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Präsident Ballard und Präsident Nelson

Präsident Russell M. Nelson und Präsident Ballard im März 2019 vor den Toren des Vatikans

Bei seinen Aufgaben als Generalautorität hatte Präsident Ballard die Chance, sich auf verschiedene Weise im Werk des Herrn einzubringen. Er war als Direktor der Missionsabteilung tätig und stand ebenfalls der Abteilung Lehrplan sowie der Korrelationsabteilung vor. Außerdem beaufsichtigte er das Komitee für Öffentlichkeitsarbeit.

1980 genehmigte M. Russell Ballard den Bau des ersten Gemeindehauses in Nigeria. Vier Jahre später kehrte er nach Afrika zurück. Nach einer Hungersnot in Äthiopien wollte er sich ein Bild davon machen, wie man die Spendengelder, die nach einer besonderen Fastenaktion in der ganzen Kirche zusammengekommen waren, am besten einsetzen konnte. Gemeinsam mit Glenn L. Pace, dem geschäftsführenden Direktor der Wohlfahrtsabteilung, kam er mit dem damals einzigen Mitglied der Kirche in Äthiopien zusammen, einem Träger des Melchisedekischen Priestertums. Bei dem Treffen sprach Präsident Ballard ein Gebet und bat um einen Segen für Äthiopien, in dem er, wie Bruder Pace berichtet, „die Macht und Vollmacht des heiligen Melchisedekischen Priestertums herabrief und den Elementen befahl, sich zu sammeln und Regen über das Land zu bringen, damit es den Menschen, die ja viele Jahre lang hatten leiden müssen, endlich besser ginge. Es hatte über ein Jahr lang nicht geregnet, und er sprach das Gebet an einem klaren, sonnigen Sonntagvormittag.“

Elder Pace berichtete, was dann später am selben Tag geschah: „Ich saß am Schreibtisch und schrieb Tagebuch, als es laut donnerte. Ich lief auf die Veranda, als es plötzlich wie aus Eimern schüttete. … Ich eilte zu Elder Ballards Zimmer und klopfte. Als er öffnete, sah ich gleich, dass er genauso überwältigt war wie ich. Wir dankten Gott im Gebet, dann kehrte jeder in sein Zimmer zurück und vertiefte sich in seine Gedanken. Wohin wir von jenem Tag an in dem Land auch fuhren, regnete es.“25 Dieses Erlebnis veränderte Präsident Ballards Leben nachhaltig.

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Elder Ballard in Äthiopien

Elder Ballard besuchte Äthiopien während der Hungersnot im Jahr 1985. Er wollte sich ein Bild davon machen, wie die Kirche die über sechs Millionen Dollar, die die Mitglieder im Rahmen einer besonderen Fastenaktion gespendet hatten, am besten einsetzen konnte.

Eine weitere prägende Erfahrung machte Präsident Ballard 1988, als er an einem Wochenende sieben neue Pfähle in Lima in Peru gründete. Sein Großvater, Elder Melvin J. Ballard, hatte 1925 Südamerika für die Verkündigung des Evangeliums geweiht und vorhergesehen, dass die Kirche dort ganz beträchtlich wachsen werde. „Es war ein besonderes Erlebnis für mich“, berichtete Präsident Ballard. „Ich spürte den Einfluss meines Großvaters immens, denn ich wusste, dass ich dazu beitrug, seine erstaunliche Prophezeiung zu erfüllen.“26

Themen, die Präsident Ballard betonte

Präsident Ballard verkündete immer wieder, wie wichtig es ist, ein Zeugnis zu erlangen und andere an der Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums teilhaben zu lassen: „Wenn nicht wir es begreifen und bereitwillig anderen von der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi durch den Propheten Joseph Smith erzählen, wer wird es dann tun?“27 Oft rief er die Mitglieder dazu auf, sich ein Datum zu setzen, bis wann sie jemanden finden wollen, mit dem sie über das Evangelium sprechen. Wenn er zu so etwas aufrief, fasste er auch stets nach.

Außerdem äußerte er sich lobend über die wichtige Rolle der Frau in der Familie und in der Kirche und erklärte, wie man sich eine Ratsversammlung am besten zunutze macht. Er setzte sich stets für die Missionsarbeit der Vollzeitmissionare und der Mitglieder ein. Einer seiner Amtsbrüder scherzte sogar, das Initial „M.“ stehe in Wirklichkeit für „Missionar“.28

Präsident Ballard legte den Missionaren und den Mitgliedern in aller Welt ans Herz, in Bezug auf Missionsarbeit optimistisch eingestellt zu sein. An der Brigham-Young-Universität erklärte er den Studenten, von denen viele schon auf Mission gewesen waren oder sich darauf vorbereiteten: „Dass die Kirche wächst, ist eure und meine Verantwortung und die Verantwortung der aktiven Mitglieder der Kirche.“ Wenn er früher gehört habe, so Präsident Ballard weiter, man müsse jede lebendige Seele am Evangelium teilhaben lassen, habe er sich gesagt, „der Herr fordert uns zu etwas Unmöglichem auf. Aber es ist nicht unmöglich. Es ist nicht unmöglich, sofern alle Mitglieder der Kirche sich dazu verpflichten, der Aufforderung des Herrn nachzukommen und das Evangelium mit viel stärkerem Nachdruck auf der Erde voranzubringen. …

Sorgen wir uns nicht darum, ob oder wie die Kirche wächst. Der Herr sorgt dafür. Er erhebt uns, er inspiriert uns und er macht es möglich, dass sein Werk voranschreitet. … Gott segne uns alle, dass wir Mut, Urteilsvermögen, Disziplin und Vorbereitung an den Tag legen und in jeder Hinsicht unseren Teil tun, was von uns auch abverlangt werden mag, das Gottesreich auf Erden zu errichten.“29

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Präsident Ballard und andere in Schottland

Im Oktober 2021 kam Präsident Ballard in Schottland mit Regierungsvertretern zusammen und besuchte anschließend den Friedhof samt Kapelle, wo seine Urururgroßeltern zur Kirche gegangen waren und später begraben wurden

Ein Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium

Präsident Ballards Zeugnis wurde ihm schon als Kind ins Herz gepflanzt, festigte sich auf Mission und wurde noch stärker, weil er anderen sein ganzes Leben lang diente. Es war stets in der Einfachheit der Evangeliumswahrheiten verankert. „Ich erhebe vor aller Welt die Stimme zum Zeugnis, dass ich ohne Frage und ohne Vorbehalt weiß, dass der Prophet Joseph Smith diese Evangeliumszeit durch eine Offenbarung von Gott eingeleitet und dadurch die Wiederherstellung der wahren Kirche Jesu Christi auf der Erde begonnen hat.“30

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Führer der Kirche im Besucherzentrum des Rom-Tempels in Italien

Mit der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel bei der Weihung des Rom-Tempels im Jahr 2019

Unser Glaube, so verkündete Präsident Ballard, „muss auf Jesus Christus, sein Leben, sein Sühnopfer und die Wiederherstellung seines Evangeliums in den Letzten Tagen hier auf Erden ausgerichtet sein. …

Es gibt nichts Bemerkenswerteres und Wichtigeres als die Erkenntnis, dass Gott, unser ewiger Vater, und sein Sohn, Jesus Christus, erneut vom Himmel gesprochen und Propheten und Apostel berufen haben, die Fülle des immerwährenden Evangeliums wieder auf Erden zu verkündigen.“31

Was Präsident Ballard sein Leben lang engagiert leistete, um das Werk des Herrn zu beschleunigen, hat gewiss dazu beigetragen, dass aus ihm das wurde, was der Herr für ihn vorgesehen hatte. „Mein Verständnis vom Evangelium hat mir stets vor Augen geführt, welche Art Vater und Großvater ich sein soll. Das Zeugnis, das ich als junger Mann erlangte, hat bewirkt, dass ich jede Berufung in der Kirche angenommen habe, auch die überwältigende Aufgabe als Mitglied im Kollegium der Zwölf Apostel. Dieses Zeugnis, das ich vor langer Zeit an den Straßenecken Englands empfing, ist Zeile um Zeile, Weisung um Weisung gewachsen, und nun kann ich vor Ihnen stehen … und als besonderer Zeuge des Herrn Jesu Christi bezeugen, dass der Heiland lebt und der Sohn Gottes, des ewigen Vaters, ist. Seitdem meine Seele in den Wahrheiten des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi Wurzeln geschlagen hat, ist in meinem Leben nichts mehr wie zuvor.“32

Anmerkungen

  1. M. Russell Ballard, „Das Sühnopfer und der Wert einer einzigen Seele“, Liahona, Mai 2004, Seite 86

  2. M. Russell Ballard, „Nur wer rein ist, ist auch stark“, Der Stern, Januar 1991, Seite 34

  3. M. Russell Ballard, „Die großartigste Generation von Missionaren“, Liahona, November 2002, Seite 47

  4. Zitiert in Kathleen Lubeck, „Elder M. Russell Ballard: True to the Faith“, Ensign, März 1986, Seite 6

  5. M. Russell Ballard, „Widmen wir uns eifrig einer guten Sache“, Liahona, November 2012, Seite 29

  6. Siehe Lubeck, „Elder M. Russell Ballard“, Seite 6; siehe auch Carolyn Hyde, On the Lord’s Errand: A Biography of Elder M. Russell Ballard of the Quorum of the Twelve Apostles, 2007, Seite 35f.

  7. Siehe Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 32

  8. Siehe Lubeck, „Elder M. Russell Ballard“, Seite 6; Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 36

  9. M. Russell Ballard, „Der Herr braucht Sie jetzt!“, Liahona, September 2015, Seite 17

  10. M. Russell Ballard, „Die Verbreitung des Evangeliums mithilfe des Internets“, Liahona, Juni 2008, Lokalteil, Seite N3

  11. M. Russell Ballard, „Anchor to the Soul“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 6. September 1992, Seite 5f., speeches.byu.edu

  12. M. Russell Ballard, „Macht euch bereit zu dienen“, Der Stern, 1985, Bericht von der 155. Frühjahrs-Generalkonferenz, Seite 40

  13. M. Russell Ballard, „Nachfassen“, Liahona, Mai 2014, Seite 78

  14. M. Russell Ballard, „Töchter Gottes“, Liahona, Mai 2008, Seite 108

  15. Barbara B. Ballard, zitiert in Lubeck, „Elder M. Russell Ballard“, Seite 9

  16. M. Russell Ballard, „Die Vision von der Erlösung der Toten“, Liahona, November 2018, Seite 73

  17. M. Russell Ballard, „Choose to Serve“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 5. Januar 1986, Seite 2, speeches.byu.edu

  18. Siehe etwa Präsident Ballards Bericht, wie er in der Gemeinde Geld für ein eigenes Gemeindehaus sammelte („Für Opferbereitschaft werden wir gesegnet“, Der Stern, Juli 1992, Seite 70f.)

  19. M. Russell Ballard, „Let Us Think Straight“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 29. November 1983, Seite 2, speeches.byu.edu

  20. Siehe Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 21f.

  21. M. Russell Ballard, „Hyrum Smith: ,Firm as the Pillars of Heaven‘“, Ensign, November 1995, Seite 6

  22. M. Russell Ballard, „Die Reise geht weiter!“, Liahona, November 2017, Seite 105

  23. M. Russell Ballard, „Aus der Vergangenheit lernen“, Liahona, Mai 2009, Seite 31; M. Russell Ballard, „Let Us Think Straight“, Seite 6

  24. Siehe Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 49

  25. Glenn L. Pace, zitiert in Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 260f.

  26. M. Russell Ballard, „Reflections on the Life of Melvin J. Ballard“, Vortrag bei Cache Valley Heritage: Mormon Religious Leaders and Their Origins, 4. Mai 1991, zitiert in Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 409f.

  27. M. Russell Ballard, „Jetzt ist die Zeit“, Liahona, Januar 2001, Seite 88

  28. Siehe Hyde, On the Lord’s Errand, Seite 203

  29. M. Russell Ballard, „Future Challenges for an International Church“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 8. November 1984, speeches.byu.edu

  30. M. Russell Ballard, „Wunderbar sind die Offenbarungen des Herrn“, Der Stern, Juli 1998, Seite 34

  31. M. Russell Ballard, „Anchor to the Soul“, Seite 2

  32. M. Russell Ballard, „Anchor to the Soul“, Seite 6