2010
Das Gesetz des Fastens
März 2010


Klassiker des Evangeliums

Das Gesetz des Fastens

Das Gesetz des Fastens ist ein vollkommenes Gesetz, und wir kommen der Vollkommenheit erst dann allmählich näher, wenn wir beschließen, dieses Gesetz zu einem Teil unseres Lebens zu machen.

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Elder Robert L. Simpson

Eines der am meisten vernachlässigten Gesetze, und doch eines, das für diese bedrängte Generation in unserer modernen Welt, die immer schnelllebiger wird und viel Ablenkung bietet, am dringendsten benötigt wird, ist das Gesetz des Fastens. Schon von frühester Zeit an sind Fasten und Beten als Einheit betrachtet worden. Adams Generation fastete und betete, ebenso Mose auf dem Berg Sinai ([siehe] Deuteronomium 9:9-11). …

Nachdem der Herr auf dem amerikanischen Kontinent erschienen war, wurde dem Volk geboten, weiterhin „zu fasten und zu beten und sich oft zu versammeln, um zu beten und auch, um das Wort des Herrn zu hören“ (4 Nephi 1:12). Die Menschen befolgten die Gebote des Herrn so aufrichtig und vollständig, dass es „unter allem Volk im ganzen Land keinen Streit [gab]; vielmehr wurden mächtige Wundertaten unter den Jüngern Jesu vollbracht“ (4 Nephi 1:13). Wäre es nicht eine gewaltige Freude, so einen Zustand heute zu erleben?

Beten und Fasten in unserer Zeit

Das Gesetz des Herrn wurde in unserer Zeit erneut bekräftigt, denn durch einen neuzeitlichen Propheten … offenbarte der Herr: „Auch gebe ich euch das Gebot, von dieser Zeit an mit Beten und Fasten fortzufahren.“ [LuB 88:76.] Gleich im nächsten Vers spricht der Herr davon, dass das Evangelium gelehrt werden soll, fast als sei dies eine unmittelbare Folge des Betens und Fastens. In seinen Worten:

„Und ich gebe euch das Gebot, einander die Lehre des Reiches zu lehren.

Lehrt eifrig, und meine Gnade wird mit euch sein, damit ihr noch vollkommener unterwiesen seiet in Theorie, in Grundsätzlichem, in der Lehre, im Gesetz des Evangeliums, in allem, was das Reich Gottes betrifft und was ratsam ist, dass ihr es versteht.“ (LuB 88:77,78.)

Kein Mensch darf hoffen, Geistiges lehren zu können, ohne von diesem Geist geleitet zu werden, denn „der Geist wird euch durch das Gebet des Glaubens gegeben; und wenn ihr den Geist nicht empfangt, sollt ihr nicht lehren.

Und all dies zu tun, sollt ihr bedacht sein, wie ich es hinsichtlich eures Lehrens geboten habe, bis die Fülle meiner Schriften gegeben werden wird.

Und wenn ihr durch den Tröster eure Stimme erhebt, werdet ihr reden und prophezeien, wie es mir gut scheint;

denn siehe, der Tröster weiß alles und gibt Zeugnis vom Vater und vom Sohn.“ (LuB 42:14-17.)

Eine Verheißung für jeden Lehrer

Möge doch jeder Lehrer den Geist dieser Verheißung erfassen und auf diese Partnerschaft Anspruch erheben, die jedem angeboten wird, der damit befasst ist, die Wahrheit zu lehren.

Die größten Vorbilder dafür, wie man durch den Geist lehrt, sind die Söhne Mosias. Im Buch Mormon erfahren wir, dass sie „in der Erkenntnis der Wahrheit stark geworden [waren]; denn sie waren Männer mit gesundem Verständnis, und sie hatten eifrig in den Schriften geforscht, um das Wort Gottes zu kennen.

Aber das ist nicht alles; sie hatten sich vielem Beten und Fasten hingegeben; darum hatten sie den Geist der Prophezeiung und den Geist der Offenbarung, und wenn sie lehrten, so lehrten sie mit Macht und Vollmacht von Gott.“ (Alma 17:2,3.)

Gibt es irgendwo in der Kirche einen Priester-tumsführer oder Leiter einer Hilfsorganisation, der nicht alles geben würde, um solche Macht und solche Sicherheit zu besitzen? Denken Sie daran, dass sie, wie Alma sagte, sich vor allem vielem Fasten und Beten hingegeben hatten. Es gibt nämlich bestimmte Segnungen, die man nur dann empfangen kann, wenn man ein bestimmtes Gesetz befolgt. Der Herr hat dies unmissverständlich klargestellt, als er dem Propheten Joseph Smith offenbarte: „Denn alle, die aus meinen Händen eine Segnung haben wollen, müssen das für diese Segnung bestimmte Gesetz und seine Bedingungen einhalten, wie sie von vor der Grundlegung der Welt an festgelegt sind.“ (LuB 132:5.)

Diese Lehre hätte der Herr nicht klarer ausdrücken können, und ich meine, dass heutzutage zu viele Eltern in der Kirche sich selbst und ihre Kinder einer der schönsten geistigen Erfahrungen berauben, die der Vater im Himmel ihnen anbietet.

Der monatliche Fasttag

Mitglieder der Kirche können gelegentlich für einen bestimmten Zweck fasten. Darüber hinaus wird von jedem Mitglied der Kirche erwartet, dass es am Fast- und Zeugnissonntag auf zwei [aufeinanderfolgende] Mahlzeiten verzichtet. …

Kompetente medizinische Fachleute erklären, dass gelegentliches Fasten unserem Körper guttut. Das ist die erste Segnung und hat wohl die geringste Bedeutung. Zweitens spenden wir das Geld, das wir durch die ausgelassenen Mahlzeiten einsparen, als Fastopfer, das der Bischof für die Armen und Bedürftigen verwendet. Drittens empfangen wir konkrete geistige Segnungen, die wir auf keine andere Weise erlangen können. Unsere Seele wird geheiligt. Das ist heute nicht anders als bei den rechtschaffenen Menschen, die vor zweitausend Jahren gelebt haben. Ich zitiere kurz aus dem Buch Mormon: „Doch fasteten und beteten sie oft und wurden stärker und stärker in ihrer Demut und standhafter und standhafter im Glauben an Christus, sodass ihre Seele mit Freude und Trost erfüllt wurde, ja, bis dass ihr Herz gereinigt und geheiligt wurde, und diese Heiligung kommt zustande, wenn man sein Herz Gott hingibt.“ (Helaman 3:35.) Möchten Sie das nicht selbst erleben? Sie können es!

Haben Sie bemerkt, dass die Seele derer, die dies tun, „mit Freude und Trost erfüllt“ wird? Allgemein herrscht doch die Ansicht, dass Fasten eine Zeit sei, sich in „Sack und Asche“ zu hüllen und eine trübselige Miene aufzusetzen, als müsse man bemitleidet werden. Doch im Gegensatz dazu rät uns der Herr:

„Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.

Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht,

damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Matthäus 6:16-18.)

Die Segnungen des Fastens

Nun kommen wir zum wichtigsten Teil dieses bedeutenden Gesetzes. Bis jetzt haben wir nur über die Segnungen gesprochen, die wir empfangen. Die wahre Freude entsteht jedoch dadurch, dass die Armen und die Bedürftigen Segnungen erhalten. Denn wenn wir diese wunderbare christliche Tat erfüllen, dann praktizieren wir den „reinen und makellosen Dienst vor Gott“, von dem Jakobus sprach [siehe Jakobus 1:27]. Können Sie sich eine bessere oder vollkommenere christliche Aufgabe vorstellen als einen „reinen und makellosen Dienst vor Gott“? Ich kann es nicht.

Der Herr sprach durch Mose:

„Wenn bei dir ein Armer lebt, irgendeiner deiner Brüder in irgendeinem deiner Stadtbereiche in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, dann sollst du nicht hartherzig sein und sollst deinem armen Bruder deine Hand nicht verschließen.

Du sollst ihm deine Hand öffnen.“ (Deuteronomium 15:7,8.)

Dann verheißt der Herr dem, der gibt: „Der Herr, dein Gott, [wird dich] segnen in allem, was du arbeitest, und in allem, was deine Hände schaffen.“ (Deuteronomium 15:10.) Er schließt: „Darum mache ich dir zur Pflicht: Du sollst deinem notleidenden und armen Bruder, der in deinem Land lebt, deine Hand öffnen.“ (Deuteronomium 15:11.) …

Ein Gesetz, das vollkommen macht

Ja, das Gesetz des Fastens ist ein vollkommenes Gesetz, und wir kommen der Vollkom-menheit erst dann allmählich näher, wenn wir beschließen, dieses Gesetz zu einem Teil unseres Lebens zu machen. Sie können selbst entscheiden, wann Sie mit dem Fasten beginnen und aufhören, aber wäre es nicht schön, wenn die Fast- und Zeugnisversammlung den Höhepunkt bildete?

Wie viel Sie dem Bischof als Fastopfer geben, ist ebenfalls Ihre Entscheidung, aber ist es nicht eine gewaltige Freude, zu wissen, dass Sie Ihren Beitrag korrekt und bereitwillig gezahlt haben? …

Zufriedenheit durch Gehorsam

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, welch tiefe Zufriedenheit Sie im Innersten spüren, immer wenn Sie dem Willen des himmlischen Vaters gehorsam sind? Nichts kommt dem inneren Frieden gleich, den der Gehorsam gegenüber der Wahrheit stets als Lohn mit sich bringt.

Die Welt braucht Selbstdis-ziplin. Sie entwickeln sie durch Fasten und Beten. Unserer Generation mangelt es sehr an Selbstbeherrschung. Fasten und Beten tragen dazu bei, diese Tugend zu entwickeln.

Um der Zukunft der Welt willen muss die Einigkeit in der Familie dringend wiederhergestellt werden. Fasten und Beten tragen auch dazu bei. Jeder Mensch braucht mehr göttliche Führung. Dafür gibt es keine bessere Möglichkeit als Fasten und Beten. Wir alle müssen die Mächte des Widersachers überwinden. Sein Einfluss ist nicht vereinbar mit Fasten und Beten. …

Ich schließe mich Almas Zeugnis an, der verkündete:

„Siehe, ich bezeuge euch, ich weiß, dass das, wovon ich gesprochen habe, wahr ist. Und wie, meint ihr, weiß ich denn, dass es gewiss und wahr ist?

Siehe, ich sage euch: Es wird mir durch den Heiligen Geist Gottes zu wissen gegeben. Siehe, ich habe viele Tage gefastet und gebetet, um dies für mich selbst wissen zu können. Und nun weiß ich für mich selbst, dass es wahr ist; denn der Herr, Gott, hat es mir durch seinen Heiligen Geist kundgetan.“ (Alma 5:45,46.)

Ausschnitt aus dem Gemälde Die Bekehrung Almas des Jüngeren und der Söhne Mosias von David Linn; Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Historischen Museums der Kirche; Foto von Matthew Reier

Links, von oben: Fotos von Jerry Garns und Michael Sandberg; rechts: Foto von Steve Bunderson