2020
Elder Cook: Durch Offenbarung verfügt die Kirche über „eine eng verzahnte Struktur, die ihr Stärke verleiht“ – das hilft ihr jetzt auch in der Coronakrise
COVID-19: Botschaften des Glaubens


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Elder Cook: Durch Offenbarung verfügt die Kirche über „eine eng verzahnte Struktur, die ihr Stärke verleiht“ – das hilft ihr jetzt auch in der Coronakrise

Lesen Sie Teil 5 einer Reihe von Interviews, in denen Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel in Zeiten der Coronakrise Rat erteilen

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Eine Familie betet zusammen

Der Herr habe sein Werk in den letzten Jahren beschleunigt, und im Zuge dessen habe Offenbarung zu neuen Initiativen und Weisungen geführt, so Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel. Diese inspirierten Bestrebungen bilden nun „eine eng verzahnte Struktur, die [der Kirche] Stärke verleiht“ und den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in der weltweit grassierenden COVID-19-Pandemie Halt und Stütze gibt.

„Jeder von uns kann unter den derzeitigen Umständen sein Zuhause zu einem Zufluchtsort des Glaubens machen“, meint Elder Cook.

Als Reaktion auf die Coronakrise hatte die Erste Präsidentschaft Versammlungen der Kirche aussetzen und die Tempel schließen lassen und dafür gesorgt, dass Tausende Missionare nach Hause gebracht wurden. Wenige Wochen danach gab nun Elder Cook, Vorsitzender des Führungsrats für Priestertum und Familie, den Nachrichten der Kirche per Videokonferenz ein Interview.

Die COVID-19-Pandemie hat der ganzen Welt Krankheit und Tod gebracht, die Wirtschaft mancherorts erstickt, behördliche Verfügungen und Schulschließungen nach sich gezogen sowie den Alltag massiv beeinträchtigt.

Doch inmitten dieser ungewissen Lebensumstände legen die Heiligen der Letzten Tage Optimismus und Stärke an den Tag und halten den Gottesdienst bei sich zuhause ab. „Ich bin sehr dankbar für die Treue der Mitglieder und das, was ich in ihnen erkennen kann“, so Elder Cook. „Meine Dankbarkeit dafür, dass sie auf die Belastungen dieser Zeit so bewundernswert reagieren, kommt von Herzen. Sie geben aufeinander acht, bleiben einander durch den Einsatz technischer Mittel nahe und sind bestrebt, sich auf die kommenden Segnungen vorzubereiten.“

Er betont, diese schwierige Zeit werde „die Grundlage dafür bilden, dass die Kirche künftig wächst, mehr Menschen erreicht und dass das Erlösungswerk besser vorankommt als jemals zuvor. Rückblickend werden wir erkennen, dass sie sich für uns als notwendig zur Vorbereitung erwiesen hat und nicht nur als eine Zeit, die wir ertragen mussten.“

Grundsätze für die Verwaltung

In schwierigen Zeiten, so Elder Cook, würden sich die Führer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wenn sie Rat erteilen, auf die heilige Lehre und die Verordnungen konzentrieren, mittels derer die Kirche des Herrn verwaltet wird.

„Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist darauf bedacht, mit von Gott übertragenen Aufgaben ihre Mitglieder zu unterstützen, die auf dem Weg der Bündnisse dem ewigen Leben entgegenstreben“, erklärt er und zitiert damit ein Schreiben, das unter dem Titel „Grundsätze für die Verwaltung in schwierigen Zeiten“ am 16. April 2020 von der Ersten Präsidentschaft herausgegeben wurde. Dort heißt es weiter: „Um dieses gottgegebene Ziel erreichen zu können, versorgen die Kirche und ihre Führer sie mit Priestertumsvollmacht und -schlüsseln, Bündnissen und Verordnungen sowie mit prophetischer Weisung. Die Kirche lädt alle Menschen überall ein, zu Jesus Christus zu kommen und seine Gebote treu zu befolgen.“

Aus den heiligen Schriften, so heißt es in dem Schreiben weiter, geht klar hervor, dass zu dieser Evangeliumszeit auch schwierige Zeiten gehören. „Inmitten schwieriger Umstände verkündet die Kirche zum Wohle der Kinder des himmlischen Vaters fundamentale Grundsätze und führt erforderliche Verordnungen durch. Wie die Zeiten oder die Umstände auch sein mögen – bestimmte Dinge sind in der Kirche des Herrn unverzichtbar. Dazu zählen heilige Lehre und Verordnungen.“

Bei einer Pandemie oder einer Naturkatastrophe leistet die Kirche den behördlichen Anordnungen Folge und ergreift die erforderlichen Maßnahmen.

„Wir werden immer gute Weltbürger sein, das Gesetz beachten, es ehren und dafür eintreten“, bekräftigt Elder Cook.

„In unserem Bestreben, gute Weltbürger zu sein“, zitiert er aus dem Schreiben weiter, „treten wir mit allem Respekt dafür ein, dass allen Gläubigen vernünftige Möglichkeiten eingeräumt werden, an den für ihren Glauben grundlegenden Riten teilzunehmen.“

Eine eng verzahnte Struktur, die Stärke verleiht

Der Herr habe seine Kirche durch inspirierte Führer auf wechselvolle und schwierige Zeiten vorbereitet – in zeitlicher wie in geistiger Hinsicht, stellt Elder Cook fest.

Zu den neuen Initiativen und Weisungen, die Teil der zuvor erwähnten „eng verzahnten Struktur“ sind, die „Stärke verleiht“, gehören eine innigere Sabbatheiligung sowie der Einsatz von Methoden beim Evangeliumslehren, die sich am Erretter orientieren, außerdem Änderungen bei den Kollegien des Melchisedekischen Priestertums, der Wechsel vom Heim- und Besuchslehren zur Betreuung, die erweiterten Aufgaben von Ältestenkollegium und Frauenhilfsvereinigung, die Einführung des ganzheitlichen Lehrplans sowie die neue Initiative für Kinder und Jugendliche.

Sabbatheiligung: 2015 haben die Führer der Kirche die Mitglieder weltweit aufgefordert, der Sabbatheiligung verstärkt Bedeutung beizumessen. „Damals hieß es: ‚Es reicht nicht aus, seine Kinder zur Kirche zu schicken und zu erwarten, dass die Kirche ihnen alles vermittelt, was sie an geistiger Erkenntnis brauchen.‘ Sie müssen sonntags auch zuhause geistig genährt werden. Das Zuhause muss ein Zufluchtsort des Glaubens sein“, so Elder Cook.

Die Leitfäden Komm und folge mir nach! sowie Auf die Weise des Erretters lehren hätten dazu geführt, die Unterweisung mehr ins eigene Zuhause zu verlagern und dort auch vermehrt auf den Lehrplan zurückzugreifen, fügt er hinzu.

Betreuung: Der Wechsel zur Betreuung hat die Kirche vom „straff organisierten“ Heimlehrprogramm zu einer „flexibleren Art“ geführt, füreinander da zu sein. Aktuell bleibt es den Mitgliedern der Kirche verwehrt, die eigenen Brüder und Schwestern der Gemeinde oder andere Menschen in ihrem Umfeld zu besuchen. Doch sie sind bereit, „aufmerksamen und achtsamen Blickes über sie zu wachen und ihnen Liebe entgegenzubringen“.

„Da die Menschen jetzt so isoliert sind, wird unsere Betreuung dringend benötigt“, erinnert Elder Cook und betont, der Wechsel von monatlichen Besuchen zum christlichen Dienst gewinne „jetzt an Bedeutung“.

Aufteilung von Aufgaben: Dass die Kollegien des Melchisedekischen Priestertums und die Frauenhilfsvereinigung jetzt gestärkt worden sind, sei eine weitere Veränderung, die von inspirierter Weitsicht zeugt, erklärt der Apostel. In Krisenzeiten wie diesen würden wichtige Aufgaben „unter den Führungsverantwortlichen aufgeteilt und verbleiben nicht allein beim Bischof“. So „wird die Kirche auf wunderbare Weise gesegnet, ebenso die Menschen“.

Ein ganzheitlicher Lehrplan: Noch vor wenigen Jahren seien Eltern und ihre Kinder nach unterschiedlichen Lehrplänen vorgegangen. „Jetzt sind wir alle beim gleichen Kapitel“, so Elder Cook. „Familien, die gemeinsam Gott verehren, halten sich nun an genau denselben Lehrplan. Das kommt ihnen enorm zugute und unterstützt sie sehr.“

Kinder und Jugendliche: Zusätzlich zum Lehrplan Komm und folge mir nach! soll die neue Initiative für Kinder und Jugendliche den jungen Männern und jungen Damen helfen, auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben. Das gilt vor allem jetzt, wo sie nicht regelmäßig zusammenkommen können. Das Zuhause spiele bei diesem Ansatz eine wichtige Rolle – anstatt alles straff durchzuorganisieren, gehe es mehr darum, inspiriert vorzugehen, erklärt Elder Cook.

„Die Familie kann den Jugendlichen helfen, die Ziele zu erreichen, die sie sich gesetzt haben“, sagt er weiter. „Jetzt ist eine gute Gelegenheit, dass jede Familie mehr Zeit zuhause mit den Kindern verbringt.“

Wenn man über diese eng verzahnten, inspirierten Maßnahmen nachsinnt, zeigt sich, welch großer Segen aus ihnen erwächst, fügt er hinzu. Änderungen wie diese hätten die Mitglieder der Kirche auf „diese besondere Zeit vorbereitet, da wir nicht in der Lage sind, alles wie gewohnt zu erledigen“.

In den nächsten Jahren kämen weitere Änderungen auf uns zu, kündigt Elder Cook an, doch das grundlegende Ziel allen Handelns der Kirche bleibe immer gleich: die Stärkung des Glaubens eines jeden Mitglieds der Kirche an den Vater im Himmel und an Jesus Christus und dessen Sühnopfer.

Weitere inspirierte Hilfen

Elder Cook führt zwei weitere inspirierte Hilfen an, die den Heiligen der Letzten Tage – sowohl jedem Einzelnen als auch den Familien – in Zeiten der Coronakrise an die Hand gegeben worden seien: die Reihe Videos zum Buch Mormon und der in Erzählform wiedergegebene Geschichtsbericht der Kirche mit dem Titel Heilige: Die Geschichte der Kirche Jesu Christi in den Letzten Tagen.

Videos zum Buch Mormon: Diese ausgezeichneten Videos stehen den Mitgliedern in dieser ganz besonderen Zeit zur Verfügung. Elder Cook merkt an, er und seine Frau Mary hätten sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Buch Mormon befasst und viel Freude an den Videos gehabt. Das Buch Mormon sei ihnen zwar schon ihr ganzes Leben lang vertraut, die Videos würden ihnen aber zusätzliche geistige Anregungen und Einsichten vermitteln.

Die Videos seien von Mitgliedern der Kirche produziert worden, die nicht nur außergewöhnlich begabt und empfindsam sind, sondern die Lehre des Evangeliums wirklich verstehen. „Sie haben dafür gesorgt, dass jede Szene im Einklang mit den heiligen Schriften steht“, so Elder Cook.

Heilige: Elder Cook bemerkt, dass gerade in dieser Zeit viele Mitglieder die ersten beiden Bände des Geschichtsberichts Heilige lesen. Dieser ausführliche Geschichtsbericht basiere auf den umfangreichen Forschungsarbeiten und Schriftstücken, die uns heute zur Verfügung stehen, erklärt er.

„Das Projekt mit den Joseph-Smith-Papieren hat es uns ermöglicht, Genaueres und Verlässlicheres über den Propheten Joseph Smith und die Anfangszeit der Kirche in Erfahrung zu bringen.“

Der kürzlich erschienene zweite Band beschreibe eine Zeit der Verfolgung und der Hindernisse für die Pioniere. Das unterscheide sich gar nicht so sehr von den Schwierigkeiten, die wir heute erleben, meint Elder Cook. Während des sogenannten Utah-Krieges im Jahr 1858 etwa seien die Mitglieder über die Täler ganz Südutahs verstreut gewesen. „Als die Heiligen [ins Salzseetal] heimkehrten, waren ihre Häuser, ihre Farmen und die öffentlichen Anlagen verwahrlost“, heißt es in dem Buch. „Die Gemeindearbeit war größtenteils zum Erliegen gekommen. Die meisten Frauenhilfsvereinigungen und Sonntagsschulen hatten sich komplett aufgelöst.“ Im selben Jahr wurde die Wirtschaft durch eine Finanzkrise gelähmt. „In den Städten hatten Zehntausende überall in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in Europa ihre Arbeitsstelle verloren“, heißt es in dem Buch weiter (siehe Heilige: Die Geschichte der Kirche Jesu Christi in den Letzten Tagen, Band 2, Keine unheilige Hand, 1846–1893, 2020, Seite 329ff.).

Die Mitglieder aus der Anfangszeit der Kirche hätten sich Problemen stellen müssen, die in vielerlei Hinsicht „viel schwieriger waren als die, die wir heute zu ertragen haben“, gibt Elder Cook zu bedenken. „Wenn uns klarwird, dass treue, rechtschaffene Menschen mit unglaublichen Schwierigkeiten fertiggeworden sind, sollte uns das den Mut und den Glauben geben, schwere Zeiten durchzustehen und uns dabei gesegnet zu fühlen – und gleichzeitig auch unseren Mitmenschen ein Segen zu sein.“

Mit Mut vorangehen

Elder Cook erwähnt, die führenden Brüder würden immer wieder mal darüber sprechen, was jemanden daran hindert, Gott für sich zu entdecken, also quasi „für ihn zu erwachen“. Sie seien zu dem Schluss gekommen, dass manch einer von der Welt übermannt oder vom natürlichen Menschen bezwungen wird. Manch einer wisse gar nichts vom Evangelium. Manch einer meine vielleicht, er brauche keinen Gott, oder würde sich – das genaue Gegenteil dazu – für verloren oder unwert halten. Manch einer sei aufgrund einer Übertretung in seinem Fortschritt gehemmt.

Oft versäume man es, „dankbar dafür zu sein, dass das Sühnopfer [des Erretters] die im Leben herrschende Ungerechtigkeit und die schlechten Entscheidungen derer überwindet, die ihre Entscheidungsfreiheit missbrauchen und ihren Mitmenschen schaden“, erklärt der Apostel. „Die meisten von uns verbringen jetzt viel Zeit zuhause und haben die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie man ‚für Gott erwacht‘. Die jüngsten Ereignisse können vielleicht eine Art geistiger Weckruf sein, der unseren Sinn auf das lenkt, was am wichtigsten ist. Wenn dem so ist, wird es für uns in dieser Zeit von großem Nutzen sein, uns darauf zu konzentrieren, was wir an uns verbessern können und wie wir unseren Mitmenschen Gutes tun können, während wir gleichzeitig für Gott erwachen und auf dem Weg der Bündnisse vorangehen.“

Die Anpassungen, die die Gottesverehrung der Heiligen der Letzten Tage beeinträchtigen, seien nur vorübergehender Natur, so Elder Cook.

„Zur rechten Zeit werden die Tempel wieder eröffnet, und wir werden uns wieder in unseren Gemeinden zusammenfinden und das Erlösungswerk fortsetzen können. Alles, was zur Verwirklichung des Plans des Herrn notwendig ist, wird weitergeführt und seinem Volk ein Segen sein. Gemeinsam werden wir uns wieder all dessen erfreuen können, was uns auch in der Vergangenheit schon glücklich gemacht hat.

Ich bezeuge, dass wir einen liebevollen Vater im Himmel und seinen geliebten Sohn haben – Jesus Christus. Sie verleihen uns jeden Tag die Kraft und den Mut, in schwierigen Zeiten voranzugehen.“