2023
Unser eigener Weg nach Emmaus
Juli 2023


„Unser eigener Weg nach Emmaus“, Liahona, Juli 2023

Komm und folge mir nach!

Lukas 24:13-35

Unser eigener Weg nach Emmaus

Fünf einfache Maßnahmen können uns vor Augen führen, dass der Erretter immer nahe ist.

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Jesus mit zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus

Auf dem Weg nach Emmaus, Darstellung von Wendy B. Keller, Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Havenlight

Mein Vater starb an Krebs, als ich vier Jahre alt war. Als Kind stellte ich mir oft die Frage, warum er sterben musste. Ich stellte Gott in Frage und wollte wissen, warum das Leben so ungerecht ist. Zehn Jahre später, als ich 14 war, lernte ich die Missionare kennen. Als sie sprachen, hatte meine Mutter das Gefühl, dass sie die Wahrheit lehrten und dass wir zuhören sollten. Wir schlossen uns der Kirche an. Das Evangelium Jesu Christi und das Verständnis vom Erlösungsplan kamen zu einer Zeit in meinem Leben, da ich beides wirklich brauchte.

Als ich später im Tempel an meine Eltern gesiegelt wurde, flüsterte mir meine Mutter zu: „Ich spüre die Gegenwart deines Vaters.“ Wenn ich über die Segnungen nachdenke, die mit der Siegelung verbunden sind, weiß ich, dass der Herr unsere Familie kannte und dass er oft bei uns gewesen war, auch wenn wir es gar nicht wussten.

Haben Sie sich je gefragt, ob der Erretter Sie kennt? Weiß er von Ihren Schwierigkeiten und Sorgen? Was würde er Ihnen sagen, wenn Sie neben ihm hergehen und mit ihm sprechen könnten?

Er ging mit ihnen

Drei Tage nach dem Tod Jesu Christi gingen zwei seiner Jünger den Weg zum Dorf Emmaus entlang, das etwa zwölf Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Sie waren in ihre eigenen Gedanken und Sorgen vertieft, als sich ihnen ein Fremder anschloss.

Dieser fragte: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“

Die Jünger sprachen über die jüngsten Ereignisse rund um „Jesus aus Nazaret“. Sie glaubten daran, dass Jesus gekommen war, um Israel zu erlösen, aber nun war er zu Unrecht verurteilt und gekreuzigt worden. Sie berichteten auch, dass diejenigen, die Christus am besten kannten, sagten, er sei von den Toten auferstanden.

Der Fremde sagte ihnen, sie seien unverständig und „zu träge …, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben“. Er ging darauf ein, was in den heiligen Schriften gelehrt wird und wie Christus Prophezeiungen erfüllt hat. Das Gespräch erfüllte die Jünger mit Freude.

Als sie in Emmaus ankamen, forderten sie den Fremden auf: „Bleibe bei uns.“ Beim Abendessen segnete der Fremde das Brot und brach es. Plötzlich erkannten die Jünger, dass der Fremde überhaupt kein Fremder war – es war der Erretter selbst! (Siehe Lukas 24:13-32.)

Er bleibt bei uns

Wir fragen uns vielleicht, warum die beiden Jünger nicht begriffen, dass der Erretter an ihrer Seite ging. Aber ist das nicht nachvollziehbar? Wie oft spüren wir selbst nicht, dass er an unserer Seite geht? Oft richten wir den Fokus im täglichen Leben so sehr auf die Probleme – und sogar auf die Freuden –, dass wir nicht sehen, dass der Erretter an unserer Seite ist.

Dann bemerken wir vielleicht nicht, dass er bei uns bleibt, sich mit uns abmüht, mit uns arbeitet und mit uns weint. Und doch – wenn wir darauf achten, können wir ihn selbst in unseren traurigsten Augenblicken bei uns spüren und seine Worte hören: „Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.“ (Lehre und Bündnisse 101:16, Hervorhebung hinzugefügt; siehe auch Psalm 46:11.)

Unser persönlicher Weg

Jeder von uns hat ein Ziel, das er in diesem Leben erreichen muss. Manchmal werden wir auf unserem Weg krank oder ringen mit unseren Schwächen. Wir haben vielleicht Geldsorgen oder Probleme, die mit Erfolg, Reichtum und Stolz einhergehen.

Doch auf unserem individuellen Weg nach Emmaus brauchen wir niemals allein zu sein. Wir können den Erretter bitten, bei uns zu bleiben. Hier sind fünf einfache Maßnahmen, die uns helfen, ihm näher zu sein.

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Eine Frau betet

Illustrationen von Lovetta Reyes-Cairo

1. Jeden Tag beten

Das Gebet sollte in unserem Alltag an erster Stelle stehen. Es kann uns helfen, den Vater im Himmel bei uns zu haben und Führung zu erhalten. Wir können um die nötige Kraft bitten, seinem Sohn nachfolgen zu können, und die Macht des Geistes ersuchen, vor allem dann, wenn unsere Gedanken uns zur Sünde verleiten könnten.

Als der junge Joseph Smith Gott im Gebet um eine Antwort anflehte, merkte er, dass der Widersacher ihn aufhalten wollte (siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:16). Wie Joseph müssen auch wir weiterhin beten und darauf vertrauen, dass der Vater im Himmel niemals nachlässt, uns zuzuhören. Er hilft uns, seinen Zeitplan und seine Antworten zu verstehen.

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Aufgeschlagene heilige Schriften

2. Sich an den heiligen Schriften weiden

Der Erretter hat uns ein Beispiel gegeben und selbst in den heiligen Schriften geforscht. Er zitierte oft daraus, wenn er lehrte. Regelmäßiges Schriftstudium hilft uns, einen klaren und offenen Sinn zu bewahren, ein aufnahmebereites Herz zu haben, welches das Wort Gottes schätzt, und unsere Hände zum Dienst bereitzuhalten.

Wenn wir uns mit den heiligen Schriften befassen, kann der Heilige Geist uns mit dem Wunsch erfüllen, Gutes zu tun. Dadurch wird unser Blick geschärft, und wir nehmen wahr, was natürliche Augen nicht sehen, und können die Schreie der Bedürftigen besser hören. Wir werden in die segensreiche Lage versetzt, dem Beispiel des Erretters zu folgen und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen (siehe Mosia 18:8,9). Wenn wir uns dann den Aufgaben des Tages stellen, werden wir niemals allein sein. Der Erretter wird Schritt für Schritt mit uns wandeln.

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Präsident Russell M. Nelson

3. Den lebenden Propheten folgen

Wir tun gut daran, die Ratschläge unseres geschätzten Propheten, Präsident Russell M. Nelson, und der anderen Propheten, Seher und Offenbarer zu befolgen. Dann nämlich stellen wir fest, dass unser Weg nach Emmaus sicher und frei ist. Die Propheten führen uns sicher und lassen uns erkennen, dass der Erretter bei uns ist.

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Zwei Hände, die einander entgegengestreckt werden

4. Den Erretter einladen zu bleiben

Indem wir mehr über Jesus Christus erfahren und seine Gebote halten, laden wir den Erretter ein, bei uns zu sein. Wir lernen, seinen Einfluss auf unser Leben zu erkennen.

Die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus gingen neben dem Erretter, sprachen mit ihm und spürten, wie ihr Herz in ihnen brannte (siehe Lukas 24:32). Ihre Bitte „Bleibe bei uns“ (Lukas 24:29) sollte auch unsere Bitte sein.

Als die Jünger den Erretter erkannten, verschwand er plötzlich aus ihren Augen. Die Jünger kehrten sofort nach Jerusalem zurück und bezeugten den Aposteln, dass der Erretter auferstanden war. Als sie Zeugnis gaben, „trat er selbst in ihre Mitte“ (Lukas 24:36). Auch wir können spüren, wenn er mitten unter uns ist.

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Abendmahlsgeschirr für Wasser

5. Bündnisse regelmäßig erneuern

Die heiligen Handlungen und Bündnisse des Evangeliums Jesu Christi können unser Wesen ändern. Präsident Dallin H. Oaks, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, formulierte es so: „Wenn wir Gott verehren und ewige Grundsätze anwenden, bringt uns das Gott näher und wir vergrößern unsere Fähigkeit, zu lieben.“1 Beispielsweise ermöglicht die Taufe es dem Herrn, uns zu reinigen. Wenn wir treu und gehorsam sind, bereiten uns die Tempelbündnisse und -verordnungen darauf vor, eines Tages in der Gegenwart des Vaters und des Sohnes zu leben.

Das Abendmahl hilft uns, an unsere Bündnisse zu denken und sie zu erneuern, umzukehren und es noch einmal zu versuchen. Wenn wir vom Abendmahl nehmen, zeigen wir unsere Bereitschaft, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, und verpflichten uns erneut, an ihn zu denken und seine Gebote zu halten. Dafür verheißt uns Gott, dass sein Geist immer mit uns sein wird (siehe Lehre und Bündnisse 20:77,79). Denken wir daher stets an die an uns vollzogenen heiligen Handlungen und an die Bündnisse, die wir geschlossen haben.

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Jesus wendet sich Menschen zu

Der Erretter wird uns nahe sein

Auf unserem Weg nach Emmaus lädt uns der Erretter liebevoll ein, zu ihm zu kommen und uns an ihm zu erfreuen. Wenn wir jeden Tag beten, uns an den heiligen Schriften weiden, den lebenden Propheten folgen, den Herrn einladen, bei uns zu bleiben, unsere Bündnisse erneuern und ehren, dann ist er uns nahe. Wie die Jünger auf dem Weg nach Emmaus werden wir erkennen, dass Jesus Christus auferstanden ist, wirklich lebt und uns liebt.

Ich bezeuge, dass Jesus Christus unser Erretter und Erlöser ist. Er möchte von Herzen gerne bei uns sein und uns sicher auf unserem Weg führen.