Weihnachtsandachten
14oaks


Das Evangelium des Friedens

In der Weihnachtszeit feiert die ganze christliche Welt die Geburt Jesu Christi, des „Fürst[en] des Friedens“. Wir alle jubeln, wenn der Engel diese Geburt verkündet:

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Hirten blicken zu einem hellen Licht auf

„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. …

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:

Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“1

Ein schönes Beispiel dafür, wie Christen den Erlöser ehren, finden wir in den Worten, die Charles Dickens für seine Kinder verfasst hat:

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Porträt von Charles Dickens

„Meine lieben Kinder, es liegt mir sehr am Herzen, dass ihr etwas über die Geschichte Jesu Christi wisst. Denn jeder sollte von ihm wissen. Es gibt niemanden, der so gut, so freundlich und so sanft war und so voller Erbarmen für alle Menschen, die etwas falsch gemacht haben.“

So leitet Dickens sein Buch ein. Und er beendet es mit den Worten:

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Porträt von Charles Dickens

„Denkt daran! Christ zu sein bedeutet, immer Gutes zu tun – auch denen, die uns Unrecht tun. Christ zu sein bedeutet, unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben und alle Menschen so zu behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden möchten. Christ zu sein bedeutet, sanftmütig, barmherzig und versöhnlich zu sein, doch diese Eigenschaften still im Herzen zu tragen und sich ihrer nie zu rühmen, ebenso wenig wie unserer Gebete oder unserer Liebe zu Gott, hingegen immer zu zeigen, dass wir ihn lieben, indem wir demutsvoll versuchen, stets das Richtige zu tun. Wenn wir dies tun, an das Leben und die Lehren unseres Herrn Jesus Christus denken und versuchen, demgemäß zu handeln, können wir voll Zuversicht hoffen, dass Gott uns unsere Sünden und Fehler vergibt und uns ermöglicht, in Frieden zu leben und zu sterben.“2

Wie Dickens schrieb, führen uns das „Leben und die Lehren unseres Herrn Jesus Christus“ zum Frieden. Der Apostel Paulus bezeichnete die Lehren unseres Erlösers als „das Evangelium des Friedens“3.

Der Begriff Frieden hat in den heiligen Schriften viele verschiedene Bedeutungen. Als Jesus sprach: „Friede sei mit euch“, beschrieb er offenbar die Art von Frieden, die der Prophet Jesaja so erklärt: „Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer.“4 Diese Prophezeiung hat der Erlöser erfüllt. Er hat erklärt: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt.“5

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Jesus spricht zu seinen Aposteln

In seinen letzten Anweisungen an seine Apostel sagte der Herr Jesus Christus: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“6

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Jesus erscheint in Amerika

Bald darauf, als er zu den Rechtschaffenen in der Neuen Welt kam, zitierte der Erlöser folgende Worte Jesajas: „Und alle deine Kinder werden vom Herrn belehrt werden; und groß wird der Friede deiner Kinder sein.“7

Was unser Erlöser über den Frieden im Leben eines jeden Menschen gesagt hat, gilt ebenso für den Frieden in der Familie, den Frieden in einem Land und den Frieden in der Welt.

Der Erlöser und seine Apostel hatten nur ein einziges Rezept, wie der Weltfriede erlangt werden kann: persönliche Rechtschaffenheit. Sie wandten sich nicht gegen die Herrschaft Roms oder das Regime seiner Tyrannen vor Ort. Sie predigten persönliche Rechtschaffenheit und lehrten, dass die Kinder Gottes ihre Feinde lieben8 und „mit allen Menschen Frieden“9 halten sollten.

Kriege und Konflikte sind das Ergebnis von Schlechtigkeit; Friede wird durch Rechtschaffenheit bewirkt. Die Segnungen des Evangeliums sind allumfassend, ebenso wie die Formel für den Frieden: Haltet die Gebote Gottes.

Präsident Howard W. Hunter hat deutlich gemacht:

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Howard W.<nb/>Hunter

„Der Friede, nach dem sich die Welt sehnt, ist eine Zeit ausgesetzter Feindschaften. Die Menschen erkennen jedoch nicht, dass Friede ein Zustand ist, den man nur unter den von Gott festgelegten Bedingungen erlangt, und auf keine andere Weise. …

Wenn wir auf die Menschen und die Methoden der Welt blicken, finden wir Aufruhr und Verwirrung. Wenn wir uns aber Gott zuwenden, finden wir Frieden für die ruhelose Seele. …

Dieser Friede behütet uns vor dem Aufruhr in der Welt.“10

In neuzeitlicher Offenbarung ist zu lesen: „Sondern lernt, dass derjenige, der die Werke der Rechtschaffenheit tut, seinen Lohn empfangen wird, nämlich Frieden in dieser Welt und ewiges Leben in der künftigen Welt.“11

Unser Erlöser hat uns Frieden verheißen, und Friede ist unser Ziel. Dieser verheißene Friede ist das Gefühl von Wohlbefinden und Gelassenheit, das sich einstellt, wenn wir Gottes Gebote halten. Präsident Spencer W. Kimball sagte dazu:

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Spencer W.<nb/>Kimball

„Friede ist die Frucht der Rechtschaffenheit. Er kann nicht mit Geld gekauft, weder gehandelt noch getauscht werden. Man muss ihn sich verdienen.“12 Wir singen: „Süß ist der Friede, den das Evangelium bringt.“13 Ein anderes schönes Lied ist wie ein gesungenes Gebet:

„Lass Frieden sein auf Erden,

lass ihn mit mir beginnen.“14

Es kann keinen Frieden unter den Nationen geben, wenn die Menschen, die ihnen angehören, nicht umfassende Rechtschaffenheit erreichen. Während der Wirren des Zweiten Weltkriegs stellte Elder John A. Widtsoe fest:

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John A.<nb/>Widtsoe

„Ein friedliches Zusammenleben kann man nur erreichen, indem man die Menschen lehrt, den Frieden zu lieben und selbst Frieden zu schaffen. Nach dieser Lehre von Christus und seiner Kirche hält jeder Mensch selbst den Frieden der Welt in Händen.

Das macht mich für den Frieden in der Welt verantwortlich, und es macht einen jeden von Ihnen für den Frieden in der Welt verantwortlich. Man kann die Verantwortung nicht auf jemand anderen abwälzen.“15

Etwa 30 Jahre später fasste eine weitere Generalautorität, Eldred G. Smith, dieselbe Wahrheit in Worte:

„Wenn jeder Mensch in sich Frieden hätte, dann gäbe es Frieden in jeder Familie. Wenn es Frieden in jeder Familie gibt, dann herrscht Frieden im Land. Wenn es in den Ländern Frieden gibt, herrscht Frieden auf der Welt.

Wir wollen deshalb nicht nur singen: ‚Lass Frieden sein auf Erden, lass ihn mit mir beginnen‘, sondern dies auch wirklich so meinen. Machen wir es zu unserem Ziel!“16

Eine meiner liebsten Weihnachtsgeschichten stand vor über 30 Jahren in den Deseret News. Darin ging es um ein elfjähriges Mädchen, das Angst hatte, ein heiß ersehntes Geschenk nicht zu bekommen. Doch dann lernte es, welche Bedeutung Weihnachtsgeschenke eigentlich haben, und empfand Frieden. Ich erzähle das jetzt besonders für die Kinder und Jugendlichen.

Ein elfjähriges Mädchen war traurig, weil es die neue Puppe nicht bekommen hatte, die es sich schon so lange wünschte.

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Eine Mutter spricht mit ihrer Tochter

Die Mutter versuchte, ihre Tochter zu trösten, und sagte: „Du bist doch schon zu alt für so was.“ Das Mädchen fragte sich, ob es wirklich schon zu alt für Weihnachten war. Der Vater erklärte seiner Tochter:

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Ein Vater spricht mit seiner Tochter

„Mein lieber kleiner Schatz. Älter werden bedeutet viel Kummer, aber auch Freude. Nein, mein Kind, du bist nicht zu alt für Weihnachten. Aber etwas viel Wichtigeres geschieht gerade: Du wirst nun alt genug zu erkennen, dass vieles eine tiefere und wichtigere Bedeutung hat, als du als Kind verstehen konntest. … Du hast gehört, dass wir Weihnachtsgeschenke machen, weil die Hirten und Weisen auch dem Christuskind Geschenke gebracht haben. Aber jetzt werde ich dir vom wahren ersten Weihnachtsgeschenk erzählen!“

Der Vater sprach dann von der großen Liebe unseres himmlischen Vaters zu seinem ältesten Sohn, der ihm trotz Bedrängnis und Widerständen treu geblieben war und der ihm sogar geholfen hatte, die Welt zu erschaffen, auf der wir leben. Er erzählte ihr, dass unser Vater im Himmel uns diesen Sohn, den Herrn Jesus Christus, geschenkt hatte, damit er unser Erlöser sein konnte.

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Ein Vater liest seiner Tochter vor

Dann las er aus dem Buch Mormon vor, dass dieser Sohn „vom Himmel herabkommen wird unter die Menschenkinder und in einer irdischen Hülle wohnen wird. … Und siehe, er wird Versuchungen erleiden und körperliche Pein, Hunger, Durst und Erschöpfung, selbst mehr, als ein Mensch ertragen kann, ohne daran zu sterben; denn siehe, Blut kommt aus jeder Pore, so groß wird sein Schmerz wegen der Schlechtigkeit und der Gräuel seines Volkes sein. Und er wird Jesus Christus heißen, der Sohn Gottes, der Vater des Himmels und der Erde.“ (Mosia 3:5,7,8.)

Dann klappte der Vater des Mädchens das Buch zu und sagte:

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Ein Vater spricht mit seiner Tochter

„Obwohl unser Vater im Himmel wusste, dass all dies auf seinen geliebten Sohn zukommen würde, hat er ihn in seiner unendlichen Liebe und Weisheit der Welt geschenkt. Und der zweite Teil dieses wunderbaren Geschenks ist, dass Christus, dieser Sohn, der ja auch von all dem wusste, sich selbst bereitwillig hingegeben hat, damit wir das ewige Leben haben können.“

Jahre später schrieb die Frau, die einmal dieses kleine Mädchen gewesen war:

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Ein Mädchen schläft

„Das ist in meiner Erinnerung der erste Weihnachtsabend, an dem ich nicht mit einer neuen Puppe neben mir auf dem Kopfkissen schlafen ging. Ich hatte etwas viel Besseres! Mein Herz war von einem neuen, prickelnden Gefühl des Friedens erfüllt. Ich hatte ein Geschenk gefunden, das nicht abgenutzt werden oder verlorengehen konnte, ein Geschenk, für das ich nie zu alt sein konnte, sondern in das ich – mit Gottes Hilfe – hineinwachsen musste. … Und ich betete, … dass auch ich eines Tages selbst Kinder haben würde, denn dann würde ich das Geschenk der Liebe in seiner Gänze erkennen.“17

Ich möchte nun mit den Worten von Präsident Russell M. Nelson schließen, der bei der Weihnachtsandacht der Ersten Präsidentschaft im letzten Jahr erklärte: „Jesus Christus ist Gottes alles übersteigende Gabe – ein Geschenk, das der Vater allen seinen Kindern gemacht hat.“18

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“19

Ich bete dafür, dass diese ewige Wahrheit alles bestimmen möge, was wir in dieser Weihnachtszeit tun. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Lukas 2:11,13,14; Einheitsübersetzung 1980

  2. Charles Dickens, The Life of Our Lord, 1934, Seite 11, 127

  3. Siehe Epheser 6:15; Römer 10:15

  4. Jesaja 32:17

  5. Johannes 16:33

  6. Johannes 14:27

  7. 3 Nephi 22:13

  8. Siehe Matthäus 5:44

  9. Römer 12:18

  10. Lehren der Präsidenten der Kirche: Howard W. Hunter, Seite 55, 61

  11. Lehre und Bündnisse 59:23

  12. Teachings of Spencer W. Kimball, 2011, Seite 157

  13. „Sweet Is the Peace the Gospel Brings“, Hymns, Nr. 14

  14. Text von „Let There Be Peace on Earth“ international urheberrechtlich geschützt; Verfasser: Jill Jackson und Sy Miller; © 1955, 1983 Jan-Lee Music, ASCAP. Alle Rechte vorbehalten.

  15. John A. Widtsoe, „The Nature of Peace“, Herbst-Generalkonferenz 1943

  16. Eldred G. Smith, „Peace“, Ensign, Juli 1972, Seite 118

  17. Janice Jensen Barton, „The Christmas I Remember Best“, Deseret News, 24. Dezember 1959, Titelseite

  18. Russell M. Nelson, „Vier Gaben vom Erretter“, Liahona, Dezember 2019, Seite 7

  19. Johannes 3:16