2006
Komm doch zurück!
April 2006


Komm doch zurück!

Als Jugendführer in meiner Gemeinde kam ich eines Abends ins Gemeindehaus und war nicht überrascht, dass eine Gruppe junger Männer in der Turnhalle Basketball spielte, während sie darauf warteten, dass der Eröffnungsteil begann. Ich war jedoch überrascht, David dort zu sehen. Er war ziemlich neu in der Gemeinde, hatte aber bereits klar gemacht, dass er üblicherweise die Aktivitäten in der Kirche nicht besuchte. Dass er zur Aktivität der Jungen Männer gekommen war, war ein großer Schritt.

David gelang es recht gut, sich still in die Gruppe einzufügen, ohne bemerkt zu werden – bis der Basketball vom Korbrand absprang und direkt auf ihn zukam. Er fing den Ball und begriff, dass er nun werfen musste. Er dribbelte ein paar Mal, dann warf er den Ball unbeholfen in Richtung Korb. Der Ball prallte gegen den Korbrand, kam direkt wieder zurück und traf Davids Arme, die er zum Schutz über den Kopf hielt. Alle lachten, auch David.

Ein anderer Junge fing den Ball. Spöttisch imitierte er Davids ungeschickten Wurf. Wieder lachten die meisten Jungs, nur David lachte dieses Mal nicht. Er war gekommen, um Teil seines Priesterkollegiums zu werden, doch nun wurde er ausgelacht.

David drehte sich um und ging zum Ausgang.

Mir brach das Herz. Ich war nicht sicher, was ich tun sollte, aber ich wusste, dass ich alles versuchen musste, damit er blieb. Ich folgte David und überlegte, was ich sagen könnte, um ihn zu ermutigen, wieder zurückzukommen.

Während ich hinter David herging, war ich überrascht, dass Dennis, einer der Priester, an mir vorbeirannte und den Arm um David legte. Ich weiß nicht, was er sagte, aber Dennis muss inspiriert gewesen sein, denn er erreichte Davids Herz, und David drehte sich zögernd, aber bereitwillig um und ging zurück ins Gemeindehaus. Das war ein schöner Augenblick.

Nur wenige Wochen später geschah etwas Ähnliches. Einige Mitglieder der Gemeinde, darunter auch ein paar junge Männer, probten für ein Theaterstück. Todd, ein Priester, war einer der Darsteller. Während einer Probe imitierte und verspottete jemand Todds Auftritt. Er war gekränkt und ging deprimiert auf die Tür zu.

„O nein“, dachte ich, „nicht schon wieder!“ Ich wollte ihm folgen und ihn ermutigen, die Kränkung zu ignorieren und zurückzukommen.

Doch da erlebte ich eine wunderbare Überraschung.

Dieses Mal war es nicht Dennis, der an mir vorbeilief, sondern David. David, der nur wenige Wochen zuvor der Niedergeschlagene gewesen war, war nun der Inspirierte. Er rannte zu Todd, legte den Arm um ihn und bat ihn zurückzukommen. Todd nahm seine Einladung an, und Minuten später standen beide Jungs nebeneinander auf der Bühne. Nun war es David gelungen, einen anderen zum Bleiben zu überreden.

Als ich das Aaronische Priestertum auf diese Weise in Aktion sah, musste ich an eine Aussage von Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel denken: „Wir sind so sehr damit beschäftigt, unsere Temperatur zu messen, dass wir das brennende Fieber der anderen nicht bemerken, selbst wenn wir ihnen das eine oder andere dagegen geben könnten, was sie brauchen: Aufmunterung, Güte, Lob. Die Hände, die herabhängen und vor allen anderen emporgehoben werden müssen, gehören denen, die zu entmutigt sind, als dass sie sie noch ausstreckten.“ („Im Willen des Vaters verschlungen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 20.)

Davids Hände waren herabgesunken. Durch die selbstlose Tat eines jungen Mannes hoben nun Davids Hände die eines anderen empor.

Richard D. Hawks gehört zur Gemeinde Country Crossing 2, Pfahl Country Crossing in South Jordan, Utah.