2011
Der Aktivitätentag war die Antwort
März 2011


Der Aktivitätentag war die Antwort

„Ein Zeugnis empfangt ihr erst, nachdem euer Glaube geprüft ist.“ (Ether 12:6)

Was für ein schrecklicher Tag! Heute habe ich in der Schule mit niemandem geredet, in der Pause mit niemandem gespielt, und beim Mittagessen saß ich ganz allein. Ich wohne jetzt mit meiner Familie schon seit zwei Wochen hier in dieser neuen Stadt, und ich habe immer noch keine Freunde!

Als ich mich unserem Haus näherte, sah ich meine jüngere Schwester mit dem Mädchen von gegenüber spielen. Sie winkte mir zu. „Hallo, Rosa!“

Ich schaute weg und antwortete nicht. Drei Mädchen in unserer Straße sind so alt wie meine jüngere Schwester. Wie viele Mädchen in unserer Straße sind in meinem Alter? Keines. Nicht ein einziges!

Ich stapfte durch die Eingangstür und ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen.

„Schwester Garcia von der PV hat angerufen, um dich an den Aktivitätentag zu erinnern“, sagte Mutti.

„Ich hab keine Lust, dorthin zu gehen“, maulte ich. „Ich hab schon den ganzen Tag mit Kindern verbracht, die ich nicht kenne. Ich will nicht noch eine Stunde mit Mädchen verbringen, die ich nicht kenne!“ Mit Leuten zu sprechen, die man nicht kennt, fällt manchen vielleicht leicht, mir aber nicht.

„Ich weiß, dass es schwer war, wegzuziehen und deine alten Freunde zurückzulassen“, sagte Mutti. „Ich habe gebetet, dass wir bald neue Freunde finden werden.“

„Ich auch“, erwiderte ich. „Ich bete jeden Abend dafür, aber der Vater im Himmel hat meine Gebete bis jetzt nicht erhört. Es ist, als ob er gar nicht zuhören würde.“

Mutti drückte meine Hand. „Der Anruf von Schwester Garcia ist vielleicht deine Antwort“, meinte sie.

„Wie soll das die Antwort auf meine Gebete sein?“, fragte ich.

„Wenn wir um etwas beten, erwartet der Vater im Himmel manchmal, dass wir etwas unternehmen, damit unser Gebet erhört wird“, erklärte Mutti. „Das nennt man im Glauben handeln. Wir müssen mehr tun, als nur beten. Manchmal müssen wir voll Glauben handeln, ehe wir eine Segnung bekommen.“

„Kann das sein?“, überlegte ich. „Kann der Aktivitätentag wirklich die Antwort auf meine Gebete sein?“

Später fragte mich Mutti, ob sie mich zum Aktivitätentag fahren sollte. Ich holte tief Luft und nickte. Ich hatte zwar Angst, aber ich hatte auch das Gefühl, dass es richtig war, hinzugehen.

Ich hatte Herzklopfen, als wir im Gemeindehaus ankamen. Schwester Garcia begrüßte mich und führte mich zu einem Stuhl am Tisch. Ihre freundliche Stimme und ihr herzliches Lächeln halfen mir, mich besser zu fühlen.

Ein Mädchen, das mir gegenübersaß, schaute mich an. „Hallo, ich bin Teresa“, sagte sie. „Bist du neu hier?“

Ich hatte einen Kloß im Hals, deshalb nickte ich nur.

„Ich glaub, ich hab dich schon mal in der Schule gesehen“, sagte Teresa. „In welche Klasse gehst du?“

Ich schluckte nervös. „Frau Lees Klasse“, sagte ich ihr.

„Ich bin in der Klasse, die gleich nebenan ist“, meinte sie.

Wir sprachen über unsere Klassen und unsere Lieblingsfächer. Erstaunt stellte ich fest, wie viel wir gemeinsam hatten. Wir liefen sogar beide gern Rollschuh!

Als Mutti mich nach der Aktivität abholte, sprang ich ins Auto.

„Mutti, kann ich mit meiner neuen Freundin Teresa spielen?“ Ich winkte Teresa zu, und sie winkte zurück.

Mutti hielt das für eine gute Idee, und für den Rest des Abends lief ich mit meiner neuen Freundin auf Rollschuhen die Straße auf und ab.

Als ich am Abend an meinem Bett kniete, dankte ich dem Vater im Himmel, dass er meine Gebete erhört hatte. Zuerst hatte ich Angst, zum Aktivitätentag zu gehen, aber ich bin froh, dass ich dort war. Ich bin froh, dass ich mutig genug war, voll Glauben zu handeln.

Illustration von Natalie Malan