2015
Halten Sie an der Stange fest
März 2015


Halten Sie an der Stange fest

Aus der Ansprache „Becoming a Work of Art“, die am 5. November 2013 bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität gehalten wurde. Den englischen Text findet man in voller Länge unter speeches.byu.edu.

Wenn wir Glauben üben und die Gebote des Herrn eifrig befolgen, fällt es uns leichter, das Rechte zu wählen.

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Illustration of Nephi with fruit

Illustrationen von Katie Payne

Ein treues Mitglied der Kirche aus meinem Bekanntenkreis wurde in seiner Studentenzeit einmal zu einer Party eingeladen, die an einem Samstagabend bei einem Studenten zuhause stattfand. Auch Professoren waren eingeladen, vor allem diejenigen, die ein gutes Verhältnis zu den Studenten hatten. Es sah also ganz nach einer harmlosen Party aus.

Als mein Freund jedoch eintraf, merkte er schnell, dass die Atmosphäre ganz anders war als erwartet. Die Studenten tranken, rauchten und nahmen Drogen. In jedem Winkel des Hauses schien etwas Schreckliches vor sich zu gehen. Er war äußerst beunruhigt und wollte am liebsten gleich wieder gehen, aber der Heimweg war zu weit und er war mit Freunden mit dem Auto gekommen. Alleine konnte er also gar nicht fort.

Da betete er still zum Herrn und bat um Hilfe. Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, hatte er das Gefühl, er solle nach draußen gehen. Er folgte diesem Gefühl und blieb einfach im Freien, bis die Party zu Ende war.

Auf der Heimfahrt unterhielten sich seine Freunde über all das Üble, was auf der Party stattgefunden hatte. Mein Freund fühlte sich dabei überhaupt nicht wohl und es fiel ihm schwer, das Gerede zu ertragen.

Als er aber am nächsten Tag in der Kirche vom Abendmahl nahm, verspürte er Ruhe und Frieden. Er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er erkannte, was es bedeutet, die eiserne Stange zu ergreifen und nicht loszulassen, auch nicht im Nebel der Finsternis. Er wusste genau, was Nephi ausdrücken wollte, als er zu seinen Brüdern sagte, „wer auf das Wort Gottes höre und daran festhalte, der werde niemals zugrunde gehen; auch könnten die Versuchungen und die feurigen Pfeile des Widersachers sie nicht mit Blindheit schlagen, um sie weg ins Verderben zu führen“ (1 Nephi 15:24).

Stellen Sie sich vor, was hätte geschehen können, wenn der junge Mann aus Verlegenheit nicht stark genug gewesen wäre, sich an der eisernen Stange festzuhalten. Als Folge dieser und anderer Entscheidungen heiratete er später im Tempel, schuf ein rechtschaffenes Zuhause und wurde erfolgreich. Er ist heute eifrig in der Kirche tätig und bemüht, seinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein.

Der natürliche Mensch

Einfach ist es nicht, täglich Versuchungen ausgesetzt zu sein. Unser Umfeld steht dem Evangelium Jesu Christi eher abwertend gegenüber. Wir leben in einer Welt, die in moralischer Hinsicht verfällt. Durch die Medien und technische Mittel werden wir verlockt, uns an zerstörerischen Handlungen zu beteiligen, die Menschenleben ruinieren und im Widerspruch zu unseren Glaubensansichten und den Idealen des Evangeliums Jesu Christi stehen. Freunde, die unsere Wertvorstellungen nicht teilen oder die sie zwar teilen, jedoch im Glauben schwach sind, setzen uns unter Druck und drängen uns zu entwürdigenden Verhaltensweisen. Dazu kommt noch, dass wir mit dem natürlichen Menschen zu ringen haben, der in jedem von uns steckt.

Im Schriftenführer wird der natürliche Mensch so definiert: „Jemand, der sich entscheidet, lieber von den Leidenschaften, Wünschen, Neigungen und Sinnen des Fleisches beeinflusst zu werden als von den Eingebungen des Heiligen Geistes. So jemand kann Physisches verstehen, aber nicht Geistiges. … Jeder Mensch muss durch das Sühnopfer Jesu Christi von neuem geboren werden, um nicht länger ein natürlicher Mensch zu sein.“1

Präsident Thomas S. Monson zitiert oft einen einfachen Spruch, der uns eine Hilfe dabei ist, Ablenkung durch Versuchung zu meiden und weiter in die richtige Richtung zu gehen: „Man kann nichts richtig machen, wenn man das Falsche tut, und man kann nichts falsch machen, wenn man das Richtige tut.“2

Wenn wir Glauben üben und die Gebote des Herrn eifrig befolgen, fällt es uns leichter, das Rechte zu wählen.

Das Licht Christi

Der Prophet Mormon erklärte seinem Volk:

„Darum zeige ich euch den Weg zu urteilen; denn alles, was einlädt, Gutes zu tun, und dazu bewegt, dass man an Christus glaubt, geht von der Macht und Gabe Christi aus; darum könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, dass es von Gott ist.

Aber alles, was den Menschen dazu bewegt, dass er Böses tut und nicht an Christus glaubt und ihn verleugnet und nicht Gott dient, davon könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, dass es vom Teufel ist; denn auf diese Weise arbeitet der Teufel, denn er bewegt keinen Menschen dazu, dass er Gutes tut, nein, nicht einen; auch seine Engel tun das nicht; auch die tun das nicht, die sich ihm unterwerfen.“ (Moroni 7:16,17.)

Der Vater im Himmel hat uns das Licht Christi gegeben, nämlich „göttliche Energie, Macht oder Einfluss, der von Gott durch Christus ausgeht und allem Leben und Licht gibt“3. Es hilft dem Menschen dabei, sich zwischen richtig und falsch zu entscheiden. Diese Gabe, zusammen mit dem Beistand des Heiligen Geistes, hilft uns festzustellen, ob wir uns mit einer bestimmten Entscheidung auf die Seite des Herrn oder hinter die feindlichen Linien begeben. Ist unser Verhalten gut, sind wir von Gott inspiriert. Ist unser Verhalten schlecht, sind wir vom Feind beeinflusst.

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illustration of a young adult man sitting.

Mein Freund hat damals von diesen beiden Gaben Gebrauch gemacht. Das Licht Christi hat ihm gezeigt, was richtig ist, und der Heilige Geist hat ihn bei seiner Entscheidung, welchen Weg er nun einschlagen solle, geführt. Diese beiden Gaben stehen denen zur Verfügung, die sich an der eisernen Stange festhalten.

Die Gabe der Umkehr

Stellen wir uns einmal vor, wir hätten uns aus irgendeinem Grund von einer Versuchung täuschen oder verwirren lassen und hätten eine Sünde begangen. Was sollen wir tun? Wenn wir einer Versuchung nachgegeben und gesündigt haben, müssen wir uns wieder mit Gott versöhnen. In den heiligen Schriften wird dies als Umkehr bezeichnet.

Elder Neil L. Andersen vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:

„Wenn wir sündigen, wenden wir uns von Gott ab. Wenn wir umkehren, wenden wir uns Gott wieder zu.

Der Aufruf, umzukehren, ist selten eine züchtigende Stimme, sondern eher eine liebevolle Aufforderung, sich umzudrehen und sich Gott wieder zuzuwenden [siehe Helaman 7:17]. Diese Aufforderung ist der Ruf eines liebevollen Vaters und seines einziggezeugten Sohnes, mehr aus uns zu machen, uns in höhere Sphären zu begeben, uns zu ändern und glücklich zu werden, indem wir die Gebote halten. Als Jünger Christi genießen wir die Segnung der Umkehr und die Freude der Vergebung. Dies wird ein Teil von uns und prägt unser Denken und Fühlen.“4

Die Umkehr ist ein wunderbares Geschenk an alle, die den Wunsch haben, zu Gott zurückzukehren und ihn ihr Leben formen zu lassen.

Wir kommen mit der Saat des Göttlichen in uns zur Welt, denn wir sind Gottes Kinder. Diese Saat muss aber erst heranwachsen. Sie wächst, wenn wir unsere Entscheidungsfreiheit rechtschaffen ausüben, wenn wir richtige Entscheidungen treffen und uns bei den Entscheidungen, die wir im Laufe unseres Lebens treffen, vom Licht Christi und vom Heiligen Geist leiten lassen. Das geht nicht im Handumdrehen. Und doch können wir unseren Geist und unser Leben Tag für Tag weiterentwickeln.

Der Herr, der um unseren Eifer und unsere Beharrlichkeit weiß, gibt uns das dazu, was wir aus eigener Kraft nicht erreichen können. Er formt uns, weil er sieht, dass wir uns bemühen, unsere Unvollkommenheiten und menschlichen Schwächen zu überwinden.

Auf diese Weise wird die Umkehr zu einem Bestandteil unseres täglichen Lebens. Jede Woche vom Abendmahl zu nehmen – sanftmütig und demütig zum Herrn zu kommen, anzuerkennen, dass wir auf ihn angewiesen sind, ihn zu bitten, uns zu vergeben und uns zu erneuern, und ihm zu geloben, dass wir immer an ihn denken – das alles ist sehr wichtig.

In unserem tagtäglichen Bestreben, Christus ähnlicher zu werden, haben wir zuweilen immer wieder mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Es ist, als würden wir einen von Bäumen bestandenen Berg erklimmen. Manchmal sehen wir keinen Fortschritt, bis wir uns dem Gipfel nahen und von einem hohen Gebirgskamm aus zurückblicken können. Verlieren Sie nicht den Mut. Für den, der sich ernsthaft bemüht, umzukehren, hat die Umkehr bereits begonnen.

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Schlechte Gewohnheiten oder Abhängigkeiten zu überwinden bedeutet meistens, uns heute anzustrengen und morgen noch einmal und dann wieder, vielleicht viele Tage lang, ja, sogar Monate und Jahre, bis der Sieg errungen ist.“5

Mit jedem Entwicklungsschritt sehen wir klarer und spüren, dass der Heilige Geist stärker in uns wirkt. Allen wahrhaft Umkehrwilligen, die scheinbar keine Linderung erfahren, sage ich: Halten Sie weiterhin die Gebote! Ich verheiße Ihnen, dass die Linderung gemäß dem Zeitplan des Herrn kommen wird. Heilung braucht Zeit.

Mögen wir die Ewigkeit im Blick behalten und den natürlichen Menschen überwinden, alles mithilfe des Lichtes Christi beurteilen, uns vom Heiligen Geist führen lassen, umkehren, wenn wir einen Fehler gemacht haben, und zulassen, dass der Vater im Himmel unser Leben zu dem macht, was er für uns vorgesehen hat.