Mit den Ohren des Meisters hören

Linz (RHS): Jesus Christus ist der Meister des Zuhörens. Er bedient sich aber auch einfacher Menschen, um Großes zustande zu bringen. Mit der ausdrücklichen Erlaubnis meines guten Glaubensbruders Klaus möchte ich von einem Erlebnis berichten, das sich im Spätherbst 2022 zugetragen hat.

Als betreuende Brüder und Schwestern in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind wir dafür verantwortlich, uns nach dem Vorbild des Meisters Jesus Christus um unsere Brüder und Schwestern im Evangelium zu kümmern. Dabei vereinbaren wir oft ganz individuell, auf welche Weise wir helfen und uns austauschen. Klaus bat darum, dass es nur telefonischen Kontakt gab, und bei einem unserer Gespräche teilte er mir mit, dass sich sein Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte. Der Empfehlung, einen Arzt aufzusuchen, wollte er allerdings nicht nachkommen. Eines Abends, zu einer für unsere Anrufe ungewöhnlichen Zeit, meldete er sich bei mir und teilte mir mit, dass es ihm gar nicht gut ging. Anhand seiner Stimme verspürte ich sehr deutlich, dass es diesmal wirklich absolut gefährlich für ihn sein konnte. So bat ich ihn eindringlich, medizinische Hilfe anzunehmen. Aber er lehnte wiederum ab.

Ich schlief diese Nacht unruhig und versuchte gleich am nächsten Morgen, ihn zu erreichen, doch er meldete sich nicht. Schließlich folgte ich dem Rat meiner Frau, die mich darin bestärkte, mich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Mit der Polizei vor Ort, brachen Feuerwehr und Rettungsdienst die Tür auf. Wir fanden Klaus in einem Zustand, der eine sofortige Einlieferung ins Krankenhaus notwendig machte! Er kam mit einem Lungen- und Nierenversagen, einer Blutvergiftung an drei großen entzündeten Wunden sowie schwerer Diabetes auf die Intensivstation. Dank der beteiligten Helfer und der behandelnden Ärzte – von denen einige viel Mitgefühl zeigten – konnte Klaus das Leben gerettet werden.

Während mein Freund sich im Krankenhaus befand, war jedoch viel Arbeit zu tun. Seine alte Wohnung war nicht mehr bewohnbar und er benötigte eine neue, komplett eingerichtete Unterkunft mit allem, was man für einen Neuanfang braucht. Auch hier waren mir viele fleißige Brüder und Schwestern eine ganz besondere Unterstützung. Wochen später ist Klaus nun auf einer Rehastation und bereits auf dem Weg der Besserung.

Ich bin dankbar, dass der Herr mich anhand der Stimme meines Freundes verspüren ließ, dass dieser Hilfe brauchte. Ich bete darum, noch besser heraushören zu lernen, wie es meinen Mitmenschen geht. Auch Jesus Christus kennt die Stimmen aller Schafe in seiner Herde. Er war während seines Wirkens auf der Erde immer pragmatisch, hörte zu und half jedem, wie er es brauchte. Ich glaube, er hat sich bewusst dafür entschieden, sich mit jedem von uns, mit allen in seiner Herde, auseinanderzusetzen! Dadurch entstand sein persönliches Feingefühl für jeden Einzelnen, dadurch entwickelte er dieses besondere Mitgefühl, das uns in der Gemeinschaft mit ihm wiederum dazu führt, dass wir uns seinem Evangelium zugehörig fühlen.