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Lektion 26: Die Offenbarung über das Priestertum


Lektion 26

Die Offenbarung über das Priestertum

Einleitung

Als sich im 20. Jahrhundert die Missionsarbeit in aller Welt ausbreitete, beteten die Führer der Kirche um Führung hinsichtlich der Einschränkungen, was die Ordinierung zum Priestertum und die Tempelverordnungen für Mitglieder afrikanischer Abstammung betraf. Präsident Spencer W. Kimball, seine Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft und Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel empfingen am 1. Juni 1978 im Salt-Lake-Tempel eine nachdrückliche Offenbarung. Im Laufe der Lektion verinnerlichen die Teilnehmer besser, wie man an Fragen zum Evangelium voller Glauben herangeht und erfahren außerdem die Umstände und Grundsätze, die diese spezielle Offenbarung betreffen.

Zusätzlicher Lesestoff

Anregungen für den Unterricht

Einleitung zur Amtlichen Erklärung – 2

An Fragen zum Evangelium voller Glauben herangehen

Die Teilnehmer sollen sich diese Situation vorstellen:

Eines Tages wird Lukas von einem Kumpel angesprochen, der ebenfalls der Kirche angehört und den seit einiger Zeit ein paar Fragen zur Lehre der Kirche beschäftigt haben. Lukas hat zwar das Gefühl, dass er diesem Freund ein bisschen helfen konnte, aber hinterher fragt er sich, was er wohl nächstes Mal, wenn ihn wieder jemand aus der Kirche in einer ähnlichen Situation anspricht, machen würde.

Fragen Sie die Teilnehmer, wie sie schon reagiert haben, wenn jemand aus der Kirche ihnen aufrichtige Fragen zur Kirche und deren Lehre gestellt hat.

Lesen Sie gemeinsam diese Aussage von Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft:

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Präsident Dieter F. Uchtdorf

„Das Zeugnis hat seine Wurzeln in der Frage. Manch einem ist es peinlich oder er fühlt sich unwürdig, weil er eine dringende Frage zum Evangelium hat, doch es gibt keinen Grund dafür. Fragen zu stellen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern führt zu Wachstum.

Gott gebietet uns, Antworten auf unsere Fragen zu suchen, und verlangt nur, dass wir ‚mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz [fragen] und Glauben an Christus [haben]‘ (Moroni 10:4). Wenn wir das tun, kann uns die Wahrheit von allem ‚durch die Macht des Heiligen Geistes‘ (Moroni 10:5) kundgetan werden.

Haben Sie keine Angst; stellen Sie Fragen. Seien Sie neugierig, aber zweifeln Sie nicht! Halten Sie stets fest am Glauben und an dem Licht, das Sie schon erhalten haben.“ („Das Spiegelbild im Wasser“, CES-Andacht, 1. November 2009, ldschurchnewsarchive.com.)

  • Wie kann man laut Präsident Uchtdorf jemandem helfen, der Fragen zu doktrinären, historischen oder sozialen Themen in Bezug auf die Kirche hat? (Die Teilnehmer sollen diesen Grundsatz verstehen: Wenn wir Glauben an Jesus Christus haben, erhalten wir auf unsere aufrichtigen Fragen eines Tages Antwort vom Vater im Himmel.)

Erklären Sie, dass eines der historischen Themen, zu dem einige Mitglieder Fragen haben, von einer Bestimmung herrührt, die von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1978 in der Kirche in Kraft war. Sie besagte, dass männliche schwarze Mitglieder afrikanischer Abstammung nicht zum Priestertum ordiniert werden durften. Außerdem verbot sie schwarzen Frauen und Männern, das Endowment zu empfangen und gesiegelt zu werden. Lesen Sie gemeinsam diesen Auszug aus der Einleitung zur Amtlichen Erklärung 2 in der englischen Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse. Die Teilnehmer sollen darüber nachdenken, wie diese Aussage wohl jemandem helfen kann, der diesem Thema gegenüber kritisch eingestellt ist.

„Aus dem Buch Mormon geht hervor, dass ‚alle … vor Gott gleich [sind] … schwarz und weiß, geknechtet und frei, männlich und weiblich‘ (2 Nephi 26:33). Im Laufe der Geschichte der Kirche haben sich Menschen aller Rassen und Volkszugehörigkeiten taufen lassen und waren treue Mitglieder der Kirche. Zu Lebzeiten Joseph Smiths wurden ein paar schwarze männliche Mitglieder der Kirche zum Priestertum ordiniert. Bereits früh in der Geschichte der Kirche hörten die führenden Brüder damit auf, männlichen Mitgliedern afrikanischer Abstammung das Priestertum zu übertragen. Aus den Aufzeichnungen der Kirche lässt sich der Ursprung dieses Brauchs nicht mehr eindeutig feststellen.“ (Einleitung zur Amtlichen Erklärung – 2 in der englischen Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse.)

  • Welche wichtigen Informationen liefert diese Aussage für diejenigen, denen dieses Thema Kopfzerbrechen bereitet?

Verweisen Sie auf den Satz: „Aus den Aufzeichnungen der Kirche lässt sich der Ursprung dieses Brauchs nicht mehr eindeutig feststellen.“ Manche Leute nennen zwar Gründe dafür, weshalb Männer afrikanischer Abstammung eine Zeit lang nicht zum Priestertum ordiniert wurden, diese Gründe sind jedoch möglicherweise nicht zutreffend. Bitten Sie jemanden, die folgende Aussage von Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel vorzulesen.

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Elder Dallin H. Oaks

„Wenn Sie die heiligen Schriften mit der Frage im Hinterkopf lesen, weshalb der Herr dies oder jenes geboten hat, werden Sie feststellen, dass nicht einmal zu einem von hundert Geboten ein Grund genannt wird. Es ist nicht die Art des Herrn, Gründe zu nennen. Sterbliche Menschen können einer Offenbarung Gründe zuordnen. Wir können das auch bei den Geboten tun. Doch wenn wir das tun, sind wir auf uns alleine gestellt. Einige Leute haben auch Gründe für die Offenbarung angeführt, über die wir hier sprechen [Rassenzugehörigkeit und das Priestertum], aber sie haben sich als absolut falsch erwiesen. …

Machen wir hier und in anderen Bereichen nicht den gleichen Fehler wie in der Vergangenheit! Versuchen wir nicht, Gründe für eine Offenbarung zu finden. Die Gründe erweisen sich letztlich zum großen Teil als von Menschen erdacht.“ (Life’s Lessons Learned, 2011, Seite 68f.)

  • Warum ist es klüger, nicht darüber zu spekulieren, weshalb bis zum Jahr 1978 Mitglieder afrikanischer Abstammung nicht zum Priestertum ordiniert wurden und nicht an heiligen Handlungen des Tempels teilnehmen durften? (Der Mensch hat nur eine eingeschränkte Sichtweise und Gott hat uns keine Gründe dafür genannt.)

Betonen Sie, dass die Kirche heute die einstmals kursierenden Theorien zurückweist, dass schwarze Haut ein Zeichen göttlicher Ungnade oder eines Fluchs sei oder dass sie Taten im vorirdischen Leben widerspiegle; dass Mischehen eine Sünde seien oder dass Schwarze oder Menschen, die einer anderen Rasse oder Ethnie angehören, anderen gegenüber in irgendeiner Weise minderwertig seien. Heute sprechen sich die Führer der Kirche unmissverständlich gegen allen Rassismus in der Vergangenheit und in der Gegenwart aus, in welcher Form er sich auch darstellen mag (siehe „Rassenzugehörigkeit und Priestertum“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics).

  • Wie hilft einem der Glaube an Jesus Christus, Fragen und Bedenken in Bezug auf die Vorenthaltung des Priestertums, die vor 1978 galt, auszuräumen?

Amtliche Erklärung – 2

Die Segnungen des Priestertums und des Tempels werden allen würdigen Mitgliedern der Kirche zugänglich gemacht

Erklären Sie, dass vor 1978 Tausende Menschen afrikanischer Abstammung in verschiedenen Ländern zur Erkenntnis der Wahrheit des wiederhergestellten Evangeliums kamen. Die Führer der Kirche in Salt Lake City erhielten viele Briefe von ungetauften Bekehrten in Nigeria und Ghana mit der Bitte, doch Missionare nach Afrika zu senden. Jahrelang hatten sich die Führer der Kirche gebeterfüllt mit der Angelegenheit befasst, aber sie hatten immer das Gefühl gehabt, die Zeit sei noch nicht gekommen, Missionare nach Afrika zu schicken. In Brasilien hatten treue schwarze Mitglieder beim Bau des São-Paulo-Tempels mitgeholfen, obwohl sie wussten, dass sie niemals würden hineingehen dürfen.

Erklären Sie, dass die Amtliche Erklärung – 2 die offizielle Bekanntgabe einer Offenbarung ist, die Präsident Spencer W. Kimball, seine Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft sowie zehn Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel am 1. Juni 1978 empfangen haben. Bitten Sie einen Teilnehmer, den ersten Absatz unter „Liebe Brüder!“ vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was die Führer der Kirche laut eigener Aussage miterlebt haben.

  • Was konnten die Führer der Kirche in aller Welt sehen?

  • Wozu wurden die Führer der Kirche inspiriert, als sie sahen, wie sich das Werk des Herrn ausbreitet?

Bitten Sie einen Teilnehmer, den nächsten Absatz (ab „In Anbetracht der Verheißungen“) vorzulesen. Die Klasse soll darauf achten, wie die Führer aufgrund ihres inspirierten Wunsches gehandelt haben. Fragen Sie:

  • Was haben Präsident Spencer W. Kimball und die übrigen Führer der Kirche gemäß ihren inspirierten Wünschen unternommen?

  • Was wussten die Führer der Kirche den ersten Zeilen dieses Absatzes zufolge im Hinblick auf die Vorenthaltung des Priestertums? (Sie wussten, dass letztlich alle würdigen Männer einmal das Priestertum empfangen würden.)

Erklären Sie, dass die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel schon lange vor 1978 wegen dieser Einschränkungen zum Priestertum miteinander gesprochen und gebetet hatten, denn sie hatten das Gefühl, dass eine Offenbarung nötig sei, damit eine Änderung herbeigeführt werden konnte. Ein Teilnehmer soll diese Aussage von Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) vorlesen:

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Präsident Spencer W. Kimball

„Tag für Tag ging ich allein und mit großem Ernst in die oberen Räume des Tempels. Dort brachte ich meine Seele dar und verpflichtete mich, vorwärts zu gehen. Ich wollte das tun, was er wollte. Ich sprach mit ihm darüber und sagte: ‚Herr, ich möchte nur das, was richtig ist. Wir haben nicht vor, aufsehenerregende Schritte zu gehen. Wir möchten nur das, was du möchtest, und wir möchten es dann, wenn du es möchtest, und nicht früher.‘“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, 2006, Seite 282.)

  • Was erfahren wir von Präsident Kimball darüber, auf welche Weise sich Propheten um Offenbarungen bemühen? (Lassen Sie die Teilnehmer antworten und schreiben Sie dann diesen wahren Grundsatz an die Tafel: Die Propheten bemühen sich bei der Leitung der Kirche um den Willen des Herrn.)

Ein Teilnehmer soll die nächsten beiden Absätze der Amtlichen Erklärung – 2 vorlesen (ab „Er hat unsere Gebete vernommen“). Die Klasse soll darauf achten, was der Herr auf die Gebete Präsident Kimballs, seiner Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft und der Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel geantwortet hat.

  • Wie lautete die Antwort des Herrn auf die Gebete seines Propheten? (Legen Sie Nachdruck auf die Botschaft des Herrn in dieser Offenbarung: Die Segnungen des Evangeliums sind allen Kindern des himmlischen Vaters zugänglich.)

Helfen Sie den Teilnehmern, den Hintergrund der Offenbarung aus der Amtlichen Erklärung – 2 nachzuvollziehen. Lesen Sie dazu gemeinsam diese Aussage von Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008), der an dem Tag, als die Offenbarung im Tempel empfangen wurde, anwesend war:

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Präsident Gordon B. Hinckley

„Eine ausgesprochen andächtige Atmosphäre erfüllte den Raum. Mir war es, als ob sich ein Kanal zwischen dem Thron des Himmels und dem mit seinen Brüdern vereint knienden und flehenden Propheten Gottes öffnete. Der Geist Gottes war anwesend, und durch die Macht des Heiligen Geistes erhielt der Prophet die Gewissheit, dass es richtig war, worum er betete, dass die Zeit gekommen war und dass nun die wunderbaren Segnungen des Priestertums allen würdigen Männern überall auf der Welt unabhängig von ihrer Abstammung zukommen sollten. …

Ein jeder von uns wusste, dass die Zeit für eine Änderung gekommen war und dass diese Entscheidung vom Himmel kam. Die Antwort war klar. Es bestand vollkommene Einigkeit unter uns, was unser Erlebnis und unser Verständnis betraf.“ („Priesthood Restoration“, Ensign, Oktober 1988, Seite 70.)

Erklären Sie, dass bald, nachdem die Offenbarung ergangen war, Missionare nach Afrika geschickt wurden. Seither sind auf diesem Kontinent Tempel errichtet worden, mehr als einhundert Pfähle wurden gegründet und Tausende von Menschen haben dort die heiligen Handlungen des Evangeliums für sich und ihre verstorbenen Vorfahren empfangen (siehe beispielsweise „Mormons in Africa: A Bright Land of Hope“, mormonnewsroom.org; „Emerging with Faith in Africa“, Teil 1 bis 3, lds.org/prophets-and-apostles/unto-all-the-world).

Bitten Sie einen Teilnehmer, die nachstehende Aussage von Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel vorzulesen:

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Elder Russell M. Nelson

„Auf jedem Kontinent und überall auf den Inseln des Meeres sammeln sich die Gläubigen in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Unterschiede in der kulturellen Herkunft, der Sprache, der Abstammung und im Aussehen werden bedeutungslos, wenn die Mitglieder sich im Dienst für ihren geliebten Heiland verlieren. Die Erklärung des Paulus erfüllt sich: ‚Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt.

Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.‘ (Galater 3:27,28.)

Nur wenn uns klar ist, dass Gott wirklich unser Vater ist, können wir ganz verstehen, dass alle Menschen Brüder sind. Dieses Verstehen erweckt den Wunsch, statt trennender Mauern lieber Brücken der Zusammenarbeit zu bauen.“ („Lehr uns Duldsamkeit und Lieb“, Der Stern, Juli 1994, Seite 62.)

  • Inwiefern bereitet uns das Evangelium darauf vor, mit Menschen unterschiedlichster Herkunft eins zu werden?

  • Wie haben Sie schon erlebt, dass Mitglieder der Kirche mit unterschiedlicher Herkunft in Einigkeit und Zusammenarbeit gemeinsam gewachsen sind?

Fordern Sie die Teilnehmer zum Abschluss des Unterrichts auf, darüber nachzudenken, wie sie antworten könnten, wenn sie einmal mit der Frage konfrontiert werden, weshalb den Männern afrikanischer Abstammung eine Zeit lang das Priestertum vorenthalten blieb. Bekräftigen Sie, dass es durchaus in Ordnung ist, wenn man erklärt, dass wir den Grund für diese Einschränkung nicht kennen und dass wir von dem Zeugnis geben sollen, was wir als wahr erkannt haben.

Lesestoff für die Teilnehmer