2018
Hier gibt es die Kirche?
Juni 2018


Hier gibt es die Kirche?

Jon Evans, Kalifornien

Bild
church building

Illustration von Allen Garns

Ich schloss mich mit 36 Jahren der Kirche an. Manchmal fühlte ich mich geistig stark, aber manchmal ließ ich mich auch nur treiben. Mein voller Terminplan, die neue berufliche Tätigkeit meiner Frau, gesundheitliche Probleme und andere Schwierigkeiten führten dazu, dass ich geistig zu kämpfen hatte. Ich ging zwar in die Kirche und half mit, das Diakonskollegium zu unterweisen, aber ansonsten konnte ich mich zu nichts überwinden. Ich brachte nicht die Kraft auf, die heiligen Schriften aufzuschlagen oder mich zum Beten hinzuknien.

Als ich geschäftlich nach Nordchile reiste, hatte ich immer noch zu kämpfen. Vom Flughafen in Copiapó fuhren wir zwei Stunden lang zu dem Standort für ein Installationsprojekt für Solaranlagen in der Atacama-Wüste in Chile. Ich war überrascht, wie abgelegen diese Region lag – kilometerweit war nichts als rötlicher Wüstensand zu sehen. Die Einsamkeit der Landschaft war erstaunlich.

Als wir etwa eine Woche an dem Standort gewesen waren, fuhren wir zur nächstgelegenen Stadt, um einzukaufen. Dort fiel mir ein Gebäude auf. Ich bat den Fahrer anzuhalten. Das Gebäude stand auf einem wunderschönen Grundstück, das von einem schwarzen schmiedeeisernen Zaun umgeben war. Vorne auf dem Gebäude befand sich ein vertrautes Schild: „La Iglesia de Jesucristo de los Santos de los Últimos Días“, also „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“.

Hier gibt es die Kirche?“, dachte ich. Ich war erstaunt, dass die Kirche bis in diesen abgelegenen Winkel der Welt vorgedrungen war. Ich machte ein Foto von dem Gemeindehaus und schickte es per Handy an meine Frau. Ihre Antwort stimmte mich sehr nachdenklich: „Der Vater im Himmel achtet überall auf sein Volk.“

Diese Nachricht an mich schien direkt vom Herrn zu kommen! Im Alltagsstress hatte ich vergessen, dass der Vater im Himmel alle seine Kinder liebt, und musste daran erinnert werden. Er liebt die Heiligen in diesem kleinen, abgelegenen Ort inmitten der Wüste, und er liebt auch mich.

An jenem Abend kniete ich mich hin und dankte dem Vater im Himmel für die Segnungen, die er mir an dem Tag geschenkt hatte. Das Wissen, dass er mich liebt, hat mich geistig wieder aufgebaut und stärkt mich weiterhin jeden Tag.