2020
Missionare erstmals als Zehngestirn
Juni 2020


Panorama

Missionare erstmals als Zehngestirn

Wien (JW): Seit Dezember 2019 befinden sich zehn junge Erwachsene der Gemeinde Wien 2 auf Vollzeitmission. Welch Segen dies für die Gemeindefamilie bedeutet, zeigt ein Rückblick auf die Teilung der Gemeinde vor 25 Jahren. Als „Wien 2“ blieb damals nur ein Kern älterer Mitglieder und ein einziger junger Mann übrig. Eines Tages zehn Missionare gleichzeitig in die Welt zu senden, schien damals unvorstellbar.

Umso größer ist heute die Begeisterung bei den Mitgliedern und deren Bischof Levin Merl über die wiedererlangte Stärke. Sister Sophie Krywult und die jungen Missionare Elder Liam Vincent, Elder Lorenz Krywult, Elder Miguel Ferraz-Leite, Elder Timotheus Baumann, Elder Eric Benge, Elder Benjamin Soucek, Elder Leandro Bischof sowie Elder Constantin Helmrich und Elder Frederick Helmrich kennen einander schon viele Jahre, sind miteinander befreundet und haben gemeinsam am Jugendprogramm teilgenommen. Dennoch durchlief jeder von ihnen eine individuelle Vorbereitung und einen eigenen Weg zu der Entscheidung, auf Mission zu gehen.

„Wenn man Kinder großzieht, wünscht man sich, dass sie irgendwann in die Welt ziehen, um Gutes zu tun und sich selber fern von zuhause besser kennenlernen“, sagen die Eltern Frank und Johanna Helmrich. „Wenn es dann so weit ist, fällt der Abschied doch schwerer, als man denkt. Unsere Söhne hatten von klein auf den Wunsch, auf Mission zu gehen. Während ein Sohn unbeirrt darauf losmarschierte, war es für den anderen ein Pfad mit vielen Umwegen. Egal, wie sie zu dieser Entscheidung kamen, war es uns wichtig, dass sie diese nicht aus Tradition, Erwartung oder Druck getroffen haben, sondern weil sie den Wunsch hatten, die Liebe und das Glück, das sie in ihrem Leben verspüren, mit anderen zu teilen.“ Ihr Sohn Constantin dient seit Juli 2018 in der Ukrainisch-Moldauischen Mission Kiew, und Frederick ist seit Dezember 2019 in der Schottisch-Irischen Mission, wechselt aber laut seiner Berufung in die Arizona-Mission Mesa, sobald sein Visum eintrifft. Missionare und Eltern sind dankbar, dass ein ganzes „Gemeindedorf“ von engagierten PV-Lehrerinnen und -Lehrern, JM-Leitern, JD-Leiterinnen, Bischöfen sowie Seminarlehrern, Betreuern und Beratern beiderlei Geschlechts ihre Kinder auf ihrem Weg begleitet hat.

Thomas Soucek berichtet über seinen Sohn: „Benjamin wurde in die Russland-Mission Nowosibirsk berufen. Es war für ihn und auch für uns überraschend, niemand hatte je daran gedacht, dass es in Sibirien überhaupt eine Mission der Kirche gibt. Er kam Ende November 2018 in Nowosibirsk an. Sein erstes Gebiet umfasste zwei kleine Gemeinden einige Stunden Busfahrt von Nowosibirsk entfernt. Er musste mehrmals pro Woche zwischen diesen beiden Städten hin- und herfahren und besuchte die Versammlungen jeweils abwechselnd. Nach einigen Monaten kam er in einen etwas größeren Zweig in der Nähe des Baikalsees, in dem er an die acht Monate blieb und viele Freundschaften schloss. Seit Dezember ist er ganz im Osten Russlands, in der Gegend von Wladiwostok.“

Einerseits fehlen die starken jungen Erwachsenen ihren Eltern und Geschwistern, andererseits freuen sich ihre Familien aber auch, dass sie jede Woche eine Stunde per Skype oder Telefon mit ihnen kommunizieren können. „Eine Mission reduziert zwar den Kontakt mit den Kindern“, so Bruder René Krywult, „doch andererseits wird dieser viel intensiver. Wir fühlen nicht nur mit unseren Missionaren mit, wir stehen ihnen auch mit Rat und Tat und durch das Gebet zur Seite.“

„Durch die intensivere Kommunikation, die jetzt möglich ist, ist man seinen Kindern in einigen Situationen näher und man hat Erlebnisse, die alle verbinden“, findet das Ehepaar Helmrich. „So konnte Constantin an der Taufe seiner Schwester teilnehmen und sogar eine Ansprache halten. Auch die Ordinierung seines Bruders konnte er miterleben. Da beide am gleichen Tag ihren freien Tag haben, ist der Montag geprägt von dem einen oder anderen Familienchat. Natürlich freuen sich die Jungs auch, von uns einen Wochenbericht zu lesen, der am Sonntagabend verfasst wird.“

Obwohl Benjamin Soucek am äußersten Ende Asiens dient, spüren seine Eltern Frieden. Sie wissen: „Sein Dienst gefällt ihm sehr gut, er liebt die Menschen und die russische Sprache. Als seine Eltern wissen wir ihn in der Hand des Herrn und freuen uns mit ihm über seinen Fortschritt und seine missionarischen und persönlichen Erfolge.“

„Unserer jüngsten Tochter Helene war es wichtig, einen Russischkurs zu machen, um eine Geheimsprache mit ihrem großen Bruder zu haben“, schmunzelt Bruder Helmrich. „Es ist eine Freude zu erleben, wie die Kinder wachsen und sich auch nicht scheuen, große und schwierige Herausforderungen im Vertrauen auf den Herrn und mit seiner Hilfe anzunehmen. Wir fühlen uns als Familie durch den Dienst unserer Söhne sehr gesegnet.“

Und natürlich wird in den Familien der Wiener Missionare kein Familiengebet gesprochen, ohne dass man an diese denkt!