2023
Dann höre sie im Himmel
Februar 2023


Botschaft von der Gebietsführerschaft

Dann höre sie im Himmel

Eine der kostbarsten Gaben, an denen meine Eltern mich in meiner Kindheit teilhaben ließen, war ihre Liebe zum Tempel. Sie hatten stets den unerschütterlichen Wunsch, im Haus des Herrn Gott zu verehren – trotz der weiten Strecke zum nächsten Tempel und der damit verbundenen hohen Fahrtkosten.

Während der Renovierung des Bern-Tempels Ende der 80er Jahre fuhr unsere Familie nach Frankfurt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir beim Tempel ankamen. Ich war erst neun Jahre alt. Mein Bruder und ich hatten meine Eltern schon oft zum Tempel begleitet, aber diesmal war es anders als sonst. Als wir in den Empfangsbereich der Tempelherberge traten, verspürte ich Freude und Zugehörigkeit, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Ich weiß noch, wie ich dort saß, etwas für mich Neues verspürte und von der Liebe, die mich umfing, ganz überwältigt war. Ich weiß noch, wie meine Mutter mir erklärte, dass diese Gefühle vom Geist des Herrn kamen und dieser mir bezeugte, dass ich in seinem heiligen Haus war. Auch wenn ich es damals noch nicht voll und ganz verstand, so war mir doch klar, dass meine Gefühle ein Geschenk des Herrn an mich persönlich waren.

Im zehnten Jahrhundert vor Christi Geburt baute das Volk Israel nach vielen Generationen dem Herrn endlich einen Tempel. Im Buch 1 Könige steht das Weihungsgebet, das König Salomo sprach. Der König hatte das Volk versammelt, um eine Weihungszeremonie und ein Fest für den Herrn abzuhalten. Nachdem die Bundeslade in „das Allerheiligste“1 gebracht worden war, kam eine Wolke auf den Tempel herab und „die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn“2. Wie schon bei den Vätern des Volkes, die in der Wüste unterwegs gewesen waren, tat der Herr im Tempel seinem Volk seine Gegenwart deutlich kund.3 Der Herr machte keinen Unterschied zwischen dem provisorischen Offenbarungszelt aus Stoff und dem kostbaren Tempel aus Stein. Beide wurden von ihm angenommen, da sie das beste Opfer darstellten, das das Volk zur jeweiligen Zeit darbringen konnte.

Im Rahmen des Weihungsgebets bittet König Salomo den Herrn mehrmals, auf sein Flehen zu hören sowie das Volk des Herrn zu erhören, wenn es umkehrt und sich dem Haus des Herrn zuwendet.4 Salomo betet im Bewusstsein, dass der Tempel nicht nur Völkern und Nationen, sondern auch dem Einzelnen und Familien ein Segen ist. Daher fügt er hinzu: „Wenn sich dann Gebet und Flehen erhebt von jedem einzelnen Menschen …, weil alle die Not ihres Herzens kennen und ihre Hände zu diesem Haus ausstrecken, dann höre sie im Himmel, dem Ort, wo du wohnst, und verzeih! Greif ein und vergilt jedem, wie es sein Tun verdient! Du kennst ja ihre Herzen.“5

Im Laufe der Jahre wurde aus der persönlichen Freude und Liebe, die ich an jenem Tag in Frankfurt empfunden hatte, Erkenntnis und ein tieferes Verständnis vom Vater im Himmel, der mich mit seiner Liebe und maßgeschneidertem Rat segnet. Im Tempel habe ich erkannt, dass der Herr die Not meines Herzens kennt und mich erhört, wenn ich mich glaubensvoll dem Tempel zuwende. Ich habe auch herausgefunden: Um im Tempel eine persönliche Beziehung zu Christus aufzubauen und Erkenntnis von ihm zu erlangen, braucht man Opferbereitschaft, Glauben und den entsprechenden Wunsch. Elder Bednar hat es so formuliert: „Es gibt einen Unterschied zwischen Mitgliedern, die die Kirche besuchen, den Zehnten zahlen und gelegentlich zum Tempel hetzen, um an einer Session teilzunehmen, und denjenigen, die treu und unentwegt im Tempel dienen.“6

Präsident Nelson hat dem hinzugefügt: „Der Bau von Tempeln mag Ihr Leben nicht verändern, aber die Zeit, die Sie im Tempel verbringen, wird es ganz gewiss.“7 Mögen wir alle die Freude entdecken, die mit der Gottesverehrung im heiligen Haus des Herrn einhergeht, wo Gott „die Not [unseres] Herzens“8 kennt und unser Flehen erhört.9

Anmerkungen

  1. 1 Könige 8:6

  2. 1 Könige 8:10,11

  3. Siehe Exodus 33:7-11

  4. Siehe 1 Könige 8:28-30

  5. 1 Könige 8:38-40

  6. David A. Bednar, „Sich einen achtbaren Namen und Stand bewahren“, Frühjahrs-Generalkonferenz 2009

  7. Russell M. Nelson, „Wie wir beispielhafte Heilige der Letzten Tage werden“, Herbst-Generalkonferenz 2018

  8. 1 Könige 8:38

  9. Siehe 1 Könige 8:28-30