Andacht und ehrfurcht

Vor ein paar Jahren habe ich den damaligen Präsidenten der Kirche zu einigen Gebietskonferenzen begleitet. Zwei davon, die kurz hintereinander abgehalten wurden, hätten kaum gegensätzlicher sein können.

Eine fand in einer großen Sporthalle statt, und uns, die wir auf dem Podium saßen, fiel die dauernde Unruhe unter den Zuhörern auf. Wir sahen etliche Teilnehmer, die sich zu ihren Sitznachbarn beugten, die mit Freunden und Angehörigen flüsterten. Wir wollten niemanden vorschnell beurteilen und dachten, vielleicht trage das große Gebäude zu der mangelnden Andacht bei.

Einige Tage später besuchten wir eine Gebietskonferenz in einem anderen Land und die dortigen Räumlichkeiten unterschieden sich nicht allzu sehr von der erwähnten Sporthalle. Doch als wir eintraten, wurde es sogleich still, und während der zweistündigen allgemeinen Versammlung gab es kaum Unruhe. Alle hörten aufmerksam zu. Sie schenkten jedem Sprecher Aufmerksamkeit und brachten ihm Achtung entgegen und als der Prophet sprach, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.

Nach der Versammlung fragte ich die Priestertumsführer, wie sie denn die Mitglieder auf die Konferenz vorbereitet hatten. Sie sagten mir, das sei recht einfach gewesen. Sie hätten jedem Priestertumsträger den Auftrag erteilt, seiner Familie und auch den Familien, die er als Heimlehrer besuchte, zu erklären, dass es ein großer Vorzug sei, bei der Gebietskonferenz den Propheten und Aposteln zuhören zu dürfen. Die Priestertumsführer sagten, dass die Mitglieder wegen der Ehrfurcht, die sie für Gott und seine Diener empfanden, bei der Konferenz so andächtig gewesen seien.

Andacht und Ehrfurcht haben etwas mit unserer inneren Einstellung zu tun. Wir zeigen dadurch, was wir für den himmlischen Vater und seinen Sohn Jesus Christus empfinden. Wir können im Herzen andächtig und ehrfürchtig sein, ganz gleich, was um uns herum vorgeht.

Nach einer Ansprache bei der Generalkonferenz im Oktober 1990.