2006
Meine Tasche war leer
Dezember 2006


Meine Tasche war leer

1979 hatte unsere junge Familie nur wenig Geld. Ich studierte an der Colorado State University. Die geringen Beträge, die wir aus Darlehen und den Geschäften meiner Frau erhielten, zahlten wir direkt auf ein Sparkonto ein. Dann hoben wir jede Woche den in unserem Haushaltsplan vorgesehenen Betrag ab, um unsere Ausgaben zu decken. Als Weihnachten nahte, wurde uns klar, dass es ein schlichtes Fest werden würde.

An einem Freitagabend nahmen wir uns vor, dass ich mit den zwei älteren unserer vier Kinder in das örtliche Einkaufszentrum fahren würde, um zu schauen, was es dort alles zu bestaunen gab. Unterwegs hoben wir Geld ab und beschlossen, den gesamten Betrag für Dezember schon zu Beginn des Monats abzuheben, um die zusätzlichen Ausgaben für die Feiertage bestreiten zu können. Ich ließ mir den ganzen Betrag in kleinen Scheinen auszahlen.

Es hatte zwar nicht geschneit, aber das Wetter war kalt und rau, es blies ein eisiger Wind. Nachdem wir auf dem überfüllten Parkplatz angekommen waren, holte ich die Jungen schnell aus dem Kleinbus. Ich hatte es eilig, in das hell erleuchtete, warme Einkaufszentrum zu kommen.

Gut über eine Stunde lang gingen wir von Geschäft zu Geschäft und genossen die Vielfalt, die es dort zu sehen gab, und auch die herrlichen Düfte. Schließlich beschlossen wir, unseren Ausflug mit einem Eis abzurunden. Zu meinem Entsetzen bemerkte ich aber sofort, dass meine Hemdtasche, die kurz zuvor noch aufgrund des Geldes aus allen Nähten geplatzt war, leer war.

Ich unterdrückte die Panik, die in mir aufkam, als wir rasch noch einmal den ganzen Weg abliefen. Doch nach jeder negativen Antwort auf unsere eindringlichen Fragen, ob jemand etwas Geld gefunden habe, bekamen wir den Verlust deutlicher zu spüren. Nachdem wir noch ein letztes Mal vergebens an einem Schalter des Sicherheitsdienstes nachgefragt hatten, machten wir uns enttäuscht auf den Heimweg.

Wir erzählten meiner besorgten Frau, was geschehen war. Wie sollten wir jetzt Lebensmittel kaufen, die Miete und die Nebenkosten zahlen und für die anderen Ausgaben in diesem Monat aufkommen, geschweige denn für ein paar Weihnachtsüberraschungen? Die Kinder begannen, leise zu weinen und untereinander zu tuscheln. Mit gedrückter Stimmung kamen wir zu einem Familiengebet zusammen und baten um Führung. Dann, wir besprachen gerade jeden möglichen, aber unwahrscheinlichen Weg, den Verlust zu kompensieren, klingelte das Telefon.

Es war der Wachmann aus dem Einkaufszentrum. „Sind Sie die Leute, die vorhin gemeldet haben, sie hätten etwas Geld verloren?“, wollte er wissen.

„Ja, das sind wir“, antwortete ich.

„Wie viel war es denn, und wie war es gestückelt?“

Nachdem wir alle Angaben gemacht hatten, fragte er, ob wir noch einmal ins Einkaufszentrum kommen könnten.

Mit gedämpfter Erwartung legten wir noch einmal den kurzen Weg dorthin zurück. Der Wachmann sagte uns, dass mehrere Leute etliche kleine Geldscheine, die der Wind über den ganzen Parkplatz verteilt hatte, abgegeben hatten. Das Geld wurde gezählt, und es handelte sich genau um den Betrag, den wir verloren hatten. Es gab niemand, dem wir hätten danken können, denn diese ehrlichen Leute hatten ihren Namen nicht angegeben. Der Wachmann lächelte und wünschte uns frohe Weihnachten, als er uns den kleinen Stapel Geldscheine überreichte. Höchst erleichtert und zutiefst dankbar fuhren wir nach Hause.

Daheim knieten wir als Familie nieder und bekundeten unseren Dank für die Segnungen, die uns gewährt worden waren. Weihnachten war für unsere kleine Familie gerettet, und wir hatten etwas für die Ewigkeit gelernt. Diese ehrlichen Menschen waren uns gute Vorbilder. Wie könnte man dem himmlischen Vater besser für die Geburt seines Sohnes danken als dadurch, dass man den wahren Geist der Weihnacht an den Tag legt?