2008
Nur ein Kontakt auf der Straße
August 2008


Nur ein Kontakt auf der Straße

Als ich eines Morgens meine E-Mails durchging, sah ich einen Namen, den ich nicht zuordnen konnte: Enrique Jorge Dias. In der Betreffzeile stand: „Saludos [Grüße] von einem ‚goldenen Kontakt‘.“

Ich hatte keine Ahnung, was diese Nachricht bedeuten sollte und wollte sie schon löschen. Aber meine Neugier siegte, und ich öffnete sie. Sie war in Spanisch geschrieben.

Als ich sie las, erfuhr ich, dass Enrique Dias, als er 18 Jahre alt war, in Adrogué in Argentinien lebte, dort, wo ich vor über dreißig Jahren als Vollzeitmissionar gedient hatte. Eines Morgens, als er durch die Stadt ging, sprach ich ihn an und gab ihm eine Broschüre über die erste Vision. Mein Mitarbeiter und ich teilten am Morgen oft in den Straßen von Adrogué Broschüren aus, in Übereinstimmung mit den Anweisungen unseres Missionspräsidenten. Wir sprachen wahrscheinlich mit hunderten von Menschen, auch wenn wir nur selten ihre Namen erfuhren. Die meisten dieser Gespräche dauerten nicht mehr als dreißig Sekunden.

Mehr als drei Jahrzehnte später konnte ich mich natürlich nicht an einen einzelnen jungen Mann erinnern, mit dem ich gesprochen hatte, aber er erinnerte sich an mich. Ein paar Wochen bevor ich seine E-Mail erhielt, hatte ich meinen Namen auf die Webseite der Argentinischen Mission gesetzt, dort fand ihn Bruder Dias.

In seiner E-Mail berichtete er, dass er die Broschüre mit nach Hause genommen und seiner Mutter gezeigt hatte. Sie ermutigte ihn, mehr über Joseph Smith herauszufinden. Als er sich dann ein paar Monate später auf die Suche nach den Missionaren machte, war ich schon in ein anderes Gebiet versetzt worden.

Enrique hörte sich die Lektionen an und ließ sich taufen und konfirmieren. Ich war noch weitere zwanzig Monate in Argentinien, aber ich hörte nie etwas von seiner Taufe.

Die kurze Unterhaltung, die wir an jenem Morgen auf der Straße geführt hatten, veränderte sein Leben und das Leben vieler anderer. Zwei Jahre nach seiner Taufe wurde er auf Mission in den Norden Argentiniens berufen. Danach heiratete er und blieb weiterhin der Kirche treu, er diente in verschiedenen Berufungen, darunter Bischof, Ratgeber in zwei Pfahlpräsidentschaften und Hoher Rat. Er schrieb auch noch, dass sein ältester Sohn eine Mission in La Paz in Bolivien erfüllt hatte.

Ich kann nicht in Worte fassen, wie viel Freude ich im Herzen verspürte, als ich diese E-Mail las. Es gab während meiner Mission viele glückliche Momente, aber diese verspätete Nachricht von Enrique Jorge Dias machte die Erinnerung an meine Zeit als Missionar noch viel wertvoller.