2011
Auf einer sicheren Grundlage
Juni 2011


Bis aufs Wiedersehen

Auf einer sicheren Grundlage

Ein Zeugnis kann unerschütterlich werden.

Nicht weit vom Ohio entfernt liegt ein kleiner Ort außerhalb von Louisville in Kentucky. Er heißt Anchorage. Ursprünglich ein Bauerndorf, in dem ein Flusskapitän sich zur Ruhe setzte, ist Anchorage heute ein Ort, wo Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen leben.

Dort lernte ich in der Kirche, zu Hause und draußen in der Natur, wenn ich die erstaunliche Welt in den artenreichen Laubwäldern erforschte, eine der fundamentalen Wahrheiten des Christentums: dass Jesus als der vollkommene Lehrer gekommen war, um uns den Weg der Güte und der Redlichkeit zu lehren.

Meine Eltern waren gute Menschen, treue Mitglieder ihrer Kirche. Sie lehrten mich, ein guter Mensch zu sein, und brachten mir bei, dass manches richtig ist, etwa zu anderen freundlich zu sein, und manches falsch ist, wie etwa stehlen. Andererseits lernte ich von ihnen, dass etwas, woran der eine glaubt, genauso wahr und gültig sein kann wie das, woran jemand anderes glaubt, selbst wenn sich ihre Ansichten grundlegend unterscheiden. Bei dieser Anschauung gibt es, soweit ich sie verstehe, keine ewigen Grundsätze, die für alle gelten, nur persönliche Ansichten. Und jeder intelligente Mensch hat das Recht und die Pflicht, zu bestimmen, was für ihn als wahr gilt.

Da mir dieser sittliche Relativismus eingeprägt worden war, fiel es mir schwer zu glauben, was die Missionare der Kirche Jesu Christi lehrten – dass das Sühnopfer, die Priestertumsvollmacht und Propheten notwendig seien. Ja, mein Weg zur Bekehrung dauerte sechs lange Jahre, in denen ich ständig in Frage stellte, wer ich war, was ich glaubte und ob es tatsächlich einen Gott geben konnte, der ewige Grundsätze festgelegt hatte, was Wahrheit und Irrtum, Sünde und deren Folgen betrifft.

Erstaunlicherweise empfing ich tatsächlich eine Bestätigung durch den Heiligen Geist, aber erst, nachdem ich demütig genug war, sie anzunehmen. Zuerst erlangte ich ein Zeugnis von der Taufe, dann vom Buch Mormon und schließlich davon, dass Joseph Smith ein wahrer Prophet war. Weitere Zeugnisse folgten, Zeile um Zeile, auch im Hinblick auf neuzeitliche Propheten und Apostel.

Schließlich gelangte ich an einen Punkt, an dem ich nicht nur glaubte, dass das Evangelium wahr war – ich wusste es. Viele kleine Zeugnisse ergaben zusammen eine Grundlage, auf der mein Glaube sicher war, ein Bollwerk, an dem jegliche Angriffe auf mein Zeugnis zerschellten.

Es ist unser gottgegebenes Recht, den Herrn um Antworten zu bitten. Unser Geist braucht jeden Tag Nahrung, damit unser Zeugnis stark bleibt. Mir ist aber auch bewusst, dass es gemäß dem Plan des Herrn nicht sinnvoll ist, Grundsätze, von denen man bereits ein Zeugnis erhalten hat, immer wieder in Frage zu stellen. Das kann sogar zu Abtrünnigkeit führen.

Der sittliche Relativismus, den ich in meiner Jugend kennengelernt habe, bereitet mir keine Probleme mehr. Ich weiß, dass der Prophet Gottes Wort verkündet. Wenn meine Überzeugung aufgrund bestimmter Ereignisse angegriffen wird, vertraue ich auf das Zeugnis, das ich bereits empfangen habe, und setzte dies nach besten Kräften in die Tat um. Das ist der Weg zum Frieden, der Weg zum Glück.