2011
Er hat mein Leid auf sich geladen
Juni 2011


Wir sprechen von Christus

Er hat mein Leid auf sich geladen

„Gewiss hat er unsere Schmerzen getragen und unsere Leiden auf sich geladen.“ (Mosia 14:4)

Den Sommer und Herbst 2009 werde ich nie vergessen. Am 9. Juni starb mein Vater, der über zehn Jahre lang an Demenz gelitten hatte. Am 25. Juni starb unser 22-jähriger Sohn ganz unerwartet, und kaum einen Monat später verstarb mein Cousin. Am 13. August musste meine 82-jährige Mutter am offenen Herzen operiert werden, wovon sie sich nur langsam erholte. Am 18. Oktober starb mein 41-jähriger Bruder. Am 31. Oktober erlitt mein Mann einen schweren Herzinfarkt; sein Herz setzte acht Minuten lang aus. Feuerwehrleute, Notärzte und ein Priestertumssegen brachten ihn wieder zu uns zurück.

Ich wurde oft gefragt, wie wir mit all diesen Ereignissen fertig wurden. Ich gab stets zur Antwort, dass wir uns an den Heiland wandten und er sich um uns kümmerte. Er ließ uns in unseren Prüfungen nicht allein. Ich hatte das Gefühl, dass der Himmel mir beistand, und fühlte mich getragen. Der Erretter hat wahrhaftig meine Schmerzen getragen (siehe Mosia 14:4).

Trost erhielten wir auch von unserer Familie, von Freunden und von Mitgliedern der Gemeinde und des Pfahles. Sie kümmerten sich auf vielerlei Weise liebevoll um uns. Unsere 13-jährige Enkelin Krystal schrieb uns einen Brief, nachdem unser Sohn Michael gestorben war. Sie rief uns ins Gedächtnis, dass wir nicht alleine waren, indem sie schrieb: „Gott trägt euch.“ Ihr Brief erinnerte mich an die Schriftstelle Lehre und Bündnisse 84:88: „Ich werde vor eurem Angesicht hergehen. Ich werde zu eurer rechten Hand sein und zu eurer linken, und mein Geist wird in eurem Herzen sein und meine Engel rings um euch, um euch zu stützen.“

Auch eine Ansprache von Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apostel gab mir Kraft. Sie trägt den Titel „Auf den Herrn vertrauen“. Er sagte: „Gerade wenn alles gut zu laufen scheint, werden wir plötzlich von Schwierigkeiten überhäuft, die alle gleichzeitig auftreten. Wenn diese Prüfungen keine Folge Ihres Ungehorsams sind, dann zeigen sie nur, dass der Herr denkt, dass Sie bereit sind, weiter zu wachsen. … Deshalb gibt er Ihnen Erfahrungen, die Ihr Wachstum, Ihre Erkenntnis und Ihr Mitgefühl vermehren, wodurch Sie zu Ihrem immerwährenden Nutzen geläutert werden. Sie von dort, wo Sie sind, dorthin zu bringen, wo der Herr Sie haben möchte, das erfordert einige Anstrengung, die im Allgemeinen mit Unbehagen und Schmerz verbunden ist.“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 15.)

Er sagte, Fragen wie „Warum muss das mir passieren?“ oder „Warum muss ich das jetzt erleiden?“ führen uns in eine Sackgasse. Elder Scott schlug vor, dass wir uns stattdessen fragen: „Was soll ich aus dieser Erfahrung lernen?“, „Wem soll ich helfen?“ oder „Wie kann ich auch in schwierigen Zeiten meine vielen Segnungen in Erinnerung behalten?“

Ich habe der Versuchung widerstanden, nach dem Warum zu fragen. Stattdessen habe ich den Vater im Himmel gebeten, mich durch meine Prüfungen zu führen. Er hat mich mit Zuversicht gesegnet, er hat mir geholfen, dass mein betrübtes Herz heilen konnte, er hat mir bewusster gemacht, wie viel Gutes mich umgibt, hat mir Gelegenheit gegeben zu dienen, mein Mitgefühl vertieft und meine Liebe zu meiner Familie und meinen Freunden vermehrt.

Durch das alles habe ich ein Zeugnis davon erlangt, dass es letztlich darum geht, dass wir unseren Willen dem Vater im Himmel unterwerfen, denn nur dann können wir selbst geläutert und veredelt werden, und zwar auf die Weise, die er speziell für uns vorgesehen hat.

Umgang mit Schmerz

  • Wir werden in unserem Schmerz nicht allein gelassen, denn Jesus Christus – „ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut“ (Jesaja 53:3) – hat, als er das Sühnopfer vollbrachte, unsere Leiden auf sich geladen.

  • Wir können uns bemühen, der Versuchung zu widerstehen, nach dem Warum zu fragen. Stattdessen können wir den Herrn um Führung bitten.

  • Wir können die Aufforderung annehmen, unseren Willen dem Vater im Himmel zu unterwerfen.

In Getsemani zeigte Jesus Christus vollkommenes Vertrauen, als er seinen Vater bat: „Wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Doch dann sagte er: „Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ (Siehe Matthäus 26:39-44.)

Christus in Getsemani, Gemälde von Heinrich Hofmann, Abdruck mit freundlicher Genehmigung der C. Harrison Conroy Co.