2013
Konzentriert euch auf die Ideale
Februar 2013


Konzentriert euch auf die Ideale

Aus einer Ansprache an Jugendliche in Nairobi in Kenia im November 2011.

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Elder Russell M. Nelson

Ewige Ideale anzustreben hilft uns, all das aus uns zu machen, was sich der Vater im Himmel für uns erhofft.

Ich möchte über einige der Ideale sprechen, auf die ihr euch im täglichen Leben konzentrieren sollt. Die Jungen Damen werden sie gleich erkennen. Die Jungen Männer sollen wissen, dass sie nicht nur für die Jungen Damen gelten. Diese Ideale verdienen eure Aufmerksamkeit ebenso wie die der Jungen Damen.

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youth in colored shirts

Rechts: Foto von Derek Israelsen

Glaube

Das erste Ideal der Jungen Damen ist Glaube. Der Glaube ist der erste Grundsatz des Evangeliums. Euer Glaube soll sich auf unseren liebevollen Vater im Himmel und seinen geliebten Sohn, den Herrn Jesus Christus, richten. Außerdem solltet ihr euren Glauben an Gottes Erlösungsplan beständig stärken.

Um alle Gebote Gottes halten zu können, muss man Glauben entwickeln. Dann wollen wir sie nämlich deshalb halten, weil wir wissen, dass sie gegeben wurden, um uns Segen und Freude zu bringen. Ihr werdet Menschen begegnen, die sich aussuchen, welche Gebote sie halten und welche sie außer Acht lassen. Sich bloß irgendwelche Gebote auszusuchen funktioniert nicht. Das führt zu Elend. Um euch darauf vorzubereiten, Gott zu begegnen, müsst ihr alle seine Gebote halten. Es erfordert Glauben, sie zu befolgen, aber das Halten der Gebote stärkt diesen Glauben.

Göttliches Wesen

Göttliches Wesen ist das zweite Ideal der Jungen Damen. Das bedeutet in der Sprache der Erwachsenen etwa dasselbe wie „Ich bin ein Kind von Gott“. Ihr habt etwas Göttliches in euch. Unser Vater im Himmel hat euch erschaffen.

Habt ihr schon einmal daran gedacht, für euer Herz dankbar zu sein? Überlegt doch mal, was es alles leistet. Es pumpt jeden Tag eine Blutmenge, die einen Eisenbahntank mit fast 8000 Litern füllen könnte. Im Herz befinden sich vier Herzklappen, die sich über hunderttausend Mal pro Tag – also 36 Millionen Mal in einem Jahr – öffnen und schließen. Und sie gehen dabei nicht kaputt. Kein von Menschenhand hergestelltes Material – ob Papier, Kunststoff, Metall oder Stahl – lässt sich so oft hintereinander öffnen und schließen, ohne Schaden zu nehmen. Jedes Körperorgan ist wunderbar gestaltet und in seiner Funktion faszinierend.

Ihr wisst, dass ihr nur eine bestimmte Zeit lang unter Wasser schwimmen könnt, ohne Luft zu holen. Was bringt euch dazu, aufzutauchen und Luft zu holen? Das Kohlendioxid wird sozusagen von zwei kleinen Messinstrumenten im Hals gemessen, die dann dem Gehirn melden: „Der Kohlendioxidgehalt ist zu hoch. Du musst das Kohlendioxid loswerden!“ Also schwimmt ihr an die Oberfläche und atmet das Kohlendioxid aus.

Was für unglaubliche Fähigkeiten euer Körper besitzt! Achtet gut auf euren Körper. Tut nichts, was die natürliche Schönheit dieser wunderbaren Schöpfung Gottes befleckt.

Selbstwertgefühl

Das nächste Ideal der Jungen Damen ist Selbstwertgefühl. Aus treuen Jüngern Jesu Christi werden wahre Söhne und Töchter Gottes, denen mehr daran liegt, rechtschaffen zu sein, als egoistisch, mehr daran, Mitgefühl zu zeigen, als Macht auszuüben, und Redlichkeit bedeutet ihnen mehr als Beliebtheit.

Ihr wisst, dass ihr unendlich wertvoll seid. Ja, die glaubenstreuen Jungen Damen in der Kirche verkünden, dass Selbstwertgefühl zu ihren größten Idealen zählt. Sie erklären: „Ich bin unendlich wertvoll und habe einen Auftrag von Gott, den ich nach besten Kräften erfüllen will.“ (Junge Damen, Mein Fortschritt, Broschüre, 2009, Seite 29.) Dasselbe gilt für die Jungen Männer. Jeder Sohn und jede Tochter Gottes ist unendlich wertvoll, weil er oder sie von Gott einen Auftrag erhalten hat.

Zum Ideal Selbstwertgefühl gehört auch, dass man selbst Glauben entwickelt. Niemand anders kann Glauben für euch entwickeln. Ihr könnt euch wünschen, Glauben zu haben wie Präsident Thomas S. Monson oder jemand anders, den ihr bewundert, aber ihr müsst ihn selbst entwickeln. Wenn ihr einen Fehler macht, kehrt ihr selbst davon um. Jeder hat sich selbst taufen lassen und selbst die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Jeder schließt selbst Bündnisse. Bei allen errettenden Verordnungen geht es um den Einzelnen.

Die bedeutendsten heiligen Handlungen und Segnungen der Mitgliedschaft in der Kirche empfangen wir im Tempel. Da gibt es das Endowment und die Siegelung an die Eltern, an den Ehepartner und an die Vorfahren. Bei allen für die Erhöhung notwendigen Verordnungen geht es um die Familie. Fällt euch der Unterschied auf? Die zur Errettung führenden Verordnungen betreffen den Einzelnen; die zur Erhöhung führenden Verordnungen betreffen immer mehr als einen.

Wissenserwerb

Das nächste Ideal der Jungen Damen ist Wissenserwerb. Wir in der Kirche betrachten es als eine religiöse Pflicht, eine Ausbildung und Wissen zu erwerben. Wir schulen unseren Verstand, damit wir eines Tages jemand anderem einen wertvollen Dienst erweisen können. Bildung macht den Unterschied zwischen einem, der Gutes tun will, und einem, der Gutes tun kann.

Ich werde oft gefragt, wie es ist, ein Arzt zu sein. Man fragt mich: „Wie lange hat Ihre Ausbildung gedauert?“ Nun, sie hat lange gedauert. Vom Abschluss meines Medizinstudiums bis zu dem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal für meine beruflichen Dienste eine Rechnung ausstellte, vergingen zwölfeinhalb Jahre. Es war eine lange Zeit. Aber wie alt wäre ich zwölfeinhalb Jahre später gewesen, wenn ich die Ausbildung nicht gemacht hätte? Natürlich genauso alt. Ihr könnt also ruhig anstreben, wirklich das Beste aus euch zu machen.

Meine medizinische Ausbildung hat es mir ermöglicht, 1972 bei Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) eine Herzoperation durchzuführen. Unterschätzt also nicht den Wert des Wissens. Die Herrlichkeit Gottes ist wirklich Intelligenz (siehe LuB 93:36).

Eigenverantwortung

Das nächste Ideal der Jungen Damen ist Eigenverantwortung. Hier geht es um unsere sittliche Entscheidungsfreiheit. Sie ist Teil des Lebens, weil der Vater im Himmel möchte, dass jeder von uns selbständig handelt und zu dem wird, was er werden möchte.

Eigenverantwortung besagt, dass ihr bei jeder Entscheidung, die ihr trefft, für die daraus entstehenden Folgen selbst verantwortlich seid. Wir müssen also verantwortungsbewusst Entscheidungen treffen. Es kommt wohl nicht darauf an, ob man eine blaue oder eine rote Krawatte trägt oder ein violettes oder ein grünes Kleid, aber es kommt sehr wohl darauf an, ob unsere Entscheidungen uns dem Herrn und seiner Lebensweise näherbringen oder ob sie uns davon abbringen. Und warum raten wir und bitten wir euch, dem Weg des Herrn zu folgen? Einfach deshalb, weil es der Weg zum Glück ist.

Gute Werke

Gute Werke sind das nächste Ideal der Jungen Damen. Dieses Ideal orientiert sich am Leben Jesu Christi, der die Menschen liebte. Er zeigte seine Liebe, indem er den Menschen diente. Wenn wir jemanden lieb haben, zeigen wir ihm das, indem wir etwas Nettes für ihn tun. Lernt also zu dienen: Findet heraus, was gebraucht wird, und helft dann. Überrascht Menschen mit einer guten Tat, mit der sie nicht gerechnet haben. Solche Gelegenheiten haben wir zu Hause, in der Schule und in der Kirche.

Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal als Generalautorität nach Afrika kam. Auf dieser Reise begleitete mich Elder Russell C. Taylor. Jeden Morgen, wenn ich erwachte, hatte er meine Schuhe geputzt. Er brauchte sie nicht zu putzen, aber es war seine Art, mir zu sagen, dass er mich mochte.

Redlichkeit

Das nächste Ideal der Jungen Damen ist Redlichkeit. Ein weiteres Wort für Redlichkeit beziehungsweise Lauterkeit ist Integrität. Das lateinische Wort integer bedeutet „unversehrt“. Es gibt den Begriff „strukturelle Integrität“. Wenn etwa am Herzen etwas schief läuft – etwa durch eine Verletzung –, ist unter Medizinern die Rede davon, das Herz habe seine Integrität verloren. Es erfüllt also seine Funktion nicht mehr richtig. Die Begriffe „Integrität“, „Redlichkeit“ und „Lauterkeit“ bedeuten in etwa dasselbe, nämlich dass man sich auf euch verlassen kann.

In den heiligen Schriften lesen wir, dass Hyrum, der Bruder des Propheten Joseph Smith, vom Herrn wegen „der Lauterkeit seines Herzens“ geliebt wurde (LuB 124:15). Der Herr brachte damit zum Ausdruck, dass er sich auf Hyrum verlassen konnte.

Tugendhaftigkeit

Das neueste Ideal der Jungen Damen ist Tugendhaftigkeit. Tugend ist ein wundervolles Wort. Welche Bedeutung hat es für euch? Tugend bedeutet auch Reinheit. Im Englischen hat das Wort „virtue“ [Tugend] aber noch eine weitere Bedeutung. Ihr kennt doch sicher die Geschichte im Neuen Testament, als die Frau, die an Blutungen litt, den Saum am Gewand des Heilands berührte. Jesus sagte: „Es hat mich jemand berührt; denn ich fühlte, wie eine Kraft [im Englischen: virtue] von mir ausströmte.“ (Lukas 8:46.) Hier hat das Wort virtue [Tugend] eine andere Bedeutung. Im Griechischen steht an dieser Stelle das Wort dýnamis, von dem die Begriffe Dynamo und Dynamit abstammen. Es wird übersetzt mit „Kraft“. Wir wünschen euch kostbaren Jungen Männern und Jungen Damen beides: Tugendhaftigkeit und Kraft.

Entfaltet euch zu voller Größe

Wissen gibt Kraft; Reinheit gibt Kraft; Liebe gibt Kraft. Wir wünschen euch, dass ihr die Kraft habt, euch zu dem zu entwickeln, was der Herr für euch vorgesehen hat. Ihr lernt dazu, ihr verändert euch, und es liegt an euch, wer ihr am Ende sein werdet.

Ich denke nicht, dass es darauf ankommt, ob ihr Möbelverkäufer, Chirurg, Rechtsanwalt oder Architekt werdet. Jeder achtbare Beruf, der euch liegt, ist wunderbar. Worauf es wirklich ankommt, ist die Frage, zu was für einem Menschen ihr euch entwickelt.

Fragt euch selbst: Bin ich redlich? Bin ich rein? Empfinde ich Liebe für meine Mitmenschen? Bin ich mitfühlend? All diese Eigenschaften sind unendlich wertvoll. Wenn ihr euch über die Ideale der Jungen Damen Gedanken macht und danach lebt, helfen sie euch, euch zu eurer vollen Größe zu entfalten.

Rechts: Foto von Andrea Choy