2019
„So ist das Leben!“
April 2019


„So ist das Leben!“

Anderson

Utah

Bild
man working on car

Illustration von John Kachik

Eines Winterabends kam ich spät nach Hause, nachdem ich als Bischof gerade viele Gespräche geführt hatte. Ich war erschöpft. Seit Wochen hatte ich Stress auf der Arbeit, und mit all meinen Aufgaben zuhause und in der Kirche fühlte ich mich völlig überlastet.

Doch ich musste an diesem Abend mein Auto reparieren, damit ich am nächsten Morgen zur Arbeit fahren konnte. Als ich meinen Arbeitsoverall anzog, schlüpfte ich von der Rolle des Bischofs in die des Mechanikers. Ich legte mich auf dem kalten Garagenboden unter mein Auto und machte mich an die Arbeit. Aber warum nur musste ich mir, erschöpft wie ich war, hier in der Kälte die Fingerknöchel aufschürfen, wo ich doch schon den ganzen Tag lang schwer geschuftet hatte? Allmählich war ich mit meiner Geduld am Ende und fing an, den Vater im Himmel nörgelnd um Hilfe zu bitten.

„Könntest du mir vielleicht ein bisschen helfen?“, fragte ich. „Ich strenge mich an, ein guter Vater, Ehemann und Bischof zu sein und die Gebote zu halten. Könnte ich das alles nicht noch besser machen, wenn ich mich mal etwas ausruhen könnte? Bitte hilf mir, hier schnell fertig zu werden, damit ich ins Bett gehen kann.“

Plötzlich kamen mir vier Worte klar und deutlich in den Sinn: „So ist das Leben!“

„Wie bitte?“, fragte ich.

Wieder kam mir in den Sinn: „So ist das Leben!“

Schließlich, als ich die Worte ein drittes Mal wahrnahm, verstand ich in Herz und Sinn, was sie bedeuteten: „So ist das Leben!“ Diese Worte waren eine Botschaft an meinen Geist. So ist das Erdenleben nun einmal: Ich steckte gerade mitten in einer Entwicklungsphase, die mir helfen sollte, das Potenzial zu entwickeln, das der Vater im Himmel in mir sah. Es war so, als ob der Heilige Geist zu mir sagte: „Hast du etwa gedacht, dass das Erdenleben keine Mühen mit sich bringt?“ Als ich von dem kalten Betonboden aufstand, war ich ein anderer Mensch.

Es liegt ja an uns, wie wir auf Prüfungen reagieren, und so können sie uns wie ein Geschenk von unserem liebevollen Vater im Himmel vorkommen. Er gibt uns die Gelegenheit, Prüfungen durchzustehen, damit wir lernen, uns ihm zuzuwenden. Wenn wir das tun, werden wir mit Erkenntnis und geistigem Wachstum gesegnet.

Die vier Worte, die mir an diesem kalten Abend auf dem Betonboden meiner Garage in den Sinn kamen, haben sich für mich seit über fünfunddreißig Jahren als Segen erwiesen. Ich bemühe mich sehr, meine Prüfungen gut zu nutzen. Ich betrachte sie als Chance, etwas zu lernen, was ich vielleicht auf keine andere Weise lernen könnte.