2023
Jesus Christus – meine größte Kraftquelle im Kampf gegen die Drogensucht
Juli 2023


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Jesus Christus – meine größte Kraftquelle im Kampf gegen die Drogensucht

Der Verfasser lebt in Washington in den USA.

Ich war drogensüchtig und stand an einem Scheideweg – ich wusste, was mich am Ende der beiden möglichen Wege erwarten würde.

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Ein Mann steht an einer Weggabelung

Ich bin in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage aufgewachsen, wurde mit acht Jahren von meinem Vater getauft und war in meiner Jugend ein aktives Mitglied der Kirche. Nach meiner Mission wollte ich eine auserwählte Tochter Gottes finden, die ich im Tempel heiraten konnte.

Leider ging ich dann aber mehr dem Vergnügen nach und ließ mich in Versuchung führen. Ich ging mit Frauen aus, die keine Mitglieder der Kirche waren. Allmählich schraubte ich meine persönlichen Maßstäbe immer weiter zurück und ging auch nicht mehr zur Kirche. Schließlich heiratete ich eine Frau, die nicht der Kirche angehörte – die Ehe endete später in einer Scheidung.

Immer wieder gab ich Versuchungen nach. In meinem Innersten hatte ich nach wie vor ein Zeugnis und sehnte mich danach, im Tempel zu heiraten, aber ich fühlte mich dieser Segnungen nicht würdig. Ich gab die Hoffnung auf, jemals im Tempel zu heiraten oder Kinder zu haben. Meine Schuldgefühle verdrängte ich und mein schwindendes Selbstwertgefühl bewältigte ich, indem ich weltlichem Glück hinterherjagte.

Als ich um die Dreißig war, überfielen mich eines Abends peinigende Gedanken wegen all meiner sittlichen Übertretungen. Von gottgewollter Traurigkeit erfüllt angesichts der Sünden, die ich begangen hatte, fiel ich auf die Knie und schrie zum Herrn. Ich versprach, nach dem Gesetz der Keuschheit zu leben, und änderte mein Verhalten.

Aber das war nicht mein einziger Kampf. In den darauffolgenden sieben Jahren wurde ich immer wieder in den Strudel der Drogensucht hinabgezogen.

Ich fühlte mich völlig allein und gefangen in meiner Abhängigkeit von bewusstseinsverändernden Drogen. Ich fühlte mich sehr krank – mein Kopf, mein Herz und mein Körper litten, manchmal war ich dem Tode nah. Die Hoffnung, jemals die Ketten der Sucht und Depressionen abzuwerfen, die mich fesselten, hatte ich aufgegeben.

Eines Tages stand ich an einem Scheideweg. Ich musste mich entscheiden, ob ich der Sucht noch stärker verfallen wollte, was bedeutet hätte, auf der Straße ums Überleben zu kämpfen Aber ich wusste, dass diese Entscheidung mit Sicherheit zu meinem Tod führen würde. Allerdings war mir auch klar: Wenn ich mich von diesem Weg abwenden wollte, musste ich mein Leben komplett umkrempeln und zu Jesus Christus zurückkehren.

Ich saß in meinem Truck, von einer überwältigenden Angst übermannt. Ich umklammerte mein Handy und starrte auf die Kontaktdaten meines Vaters. Meine Seele war so betrübt und mein Herz so schwer, dass mir selbst zum Sprechen die Kraft fehlte. In diesem Moment wusste ich: Wenn ich anrufe und um Hilfe bitte, entscheide ich mich für das Leben – wenn ich es nicht tue, sind mir Tod und Verdammnis gewiss.

Über eine Stunde brauchte ich, um genügend Mut aufzubringen, meinen Vater anzurufen und zu fragen, ob ich vorbeikommen dürfe. Meine Eltern und ich führten ein langes Gespräch. Dann bot mein Vater an, mir einen Priestertumssegen zu geben.

Ich nahm das Angebot an und setzte mich hin, erfüllt von echter Demut und tiefer Reue. Ich glaubte an die Macht Gottes und seines Priestertums. Ich bat den Vater im Himmel aus tiefstem Herzen um Hilfe. Während des Segens richtete ich meine Gedanken auf ihn und flehte ihn an, er möge mich in meinem Bemühen, die Sucht zu überwinden, mit Kraft und Stärke segnen. „Bitte, ich möchte nicht mehr so weiterleben“, betete ich im Stillen. „Bitte hilf mir, aus diesem Loch, in dem ich gefangen bin, herauszuklettern. Bitte hilf mir, ich schaffe es nicht alleine.“

Als mein Vater mit Macht und Überzeugung den Priestertumssegen spendete, zitterten seine Hände. Er sagte, der Satan arbeite an mir mit aller Gewalt, um mich von meinem großartigen Potenzial abzuhalten. Mir wurde klar, dass meine Entscheidungen es mir unmöglich machten, anderen ein Segen zu sein und sie zu erbauen, Menschen, die von meinem rechtschaffenen Beispiel und Einfluss einen Nutzen ziehen könnten. Der Segen erinnerte mich auch immer wieder daran, dass ich die Möglichkeit habe, meine Abhängigkeiten zu überwinden.

Ich wusste, dass ich keine Sünde begangen hatte, von der ich nicht umkehren konnte. Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) hat erklärt:

„Ich kenne keine Sünde im Zusammenhang mit moralischen Grundsätzen, für die es keine Vergebung gäbe. … Das Rezept lautet:

‚Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie.

Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er wird sie bekennen und von ihnen lassen.‘ [Lehre und Bündnisse 58:42,43.]“1

In dem Segen, den mein Vater mir gab, wurde ich auch mit Kraft und Stärke ausgestattet, um meine Bedrängnisse überwinden zu können. Ich weiß, dass mein Vater wirklich inspiriert war und mit der Vollmacht Gottes sprach.

Als der Segen gesprochen war, stand ich auf und umarmte meinen Vater. Wir hielten einander lange fest umarmt. Auch meine Mutter legte ihre Arme um uns beide, als ich meinem Vater die Schulter nass weinte. Ich spürte eine überwältigende Liebe und Dankbarkeit in meinem Herzen.

Meine Hoffnungslosigkeit löste sich in Luft auf. Das körperliche Verlangen durch die Sucht und die schwere Wolke aus Depression und Unzulänglichkeit, die mich so lange gequält hatten, schienen weggespült zu sein. Ich empfand fast unmittelbar eine neue Begeisterung für das Leben mit all seinen wunderbaren Möglichkeiten, die mir offenstehen würden, wenn ich das Rechte wählte und mich dem Willen des Vaters im Himmel unterordnete. Ich wollte die Einstellung an den Tag legen, die Jesus Christus in allem vorgelebt hat: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ (Lukas 22:42.)

Mit neuer Entschlossenheit und Kraft schritt ich nun auf meinem Weg zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus voran.

Einige Zeit später setzte mir der Widersacher erneut mit Versuchungen zu. Jemand, der mir nahestand, versuchte immer wieder, mich zu überzeugen, mit ihm einen trinken zu gehen. Er setzte mich unter Druck und behauptete, Alkohol sei harmlos, solange man kein Alkoholiker sei. Ich focht einen inneren Kampf aus. Einerseits wollte ich eine gute Beziehung und einen gemeinsamen Nenner mit diesem Menschen haben – andererseits wollte ich dem Vater im Himmel meine Liebe und Dankbarkeit zeigen, indem ich das Wort der Weisheit hielt. Als ich in diesem Gedankenkarussell steckte, piepte mein Handy und erhellte das ganze Zimmer. Was war das? Eine Facebook-Benachrichtigung mit einem Zitat aus der Ansprache „Grundsätze und Verheißungen“ von Präsident Thomas S. Monson:

„Das Wort der Weisheit … beinhaltet konkrete Weisungen in Hinblick auf Nahrungsmittel und verbietet den Konsum von Substanzen, die unserem Körper Schaden zufügen.

Wer die Gebote des Herrn befolgt und treu das Wort der Weisheit hält, dem sind besondere Segnungen verheißen, zum Beispiel Gesundheit und größere körperliche Ausdauer [siehe Lehre und Bündnisse 89:18-21].“2

Ich habe ein Zeugnis davon, dass der Vater im Himmel es für richtig hielt, mir genau zu der Zeit, als ich zu kämpfen hatte, diese spezielle Botschaft zukommen zu lassen. Antworten kommen vielleicht nicht immer direkt, und wir sollten uns stets bemühen, die Gebote zu halten, aber ich war dankbar für diesen besonderen Segen. Ich wusste, wie ich mich entscheiden und welchem Kurs mein Leben folgen musste. Ich musste meine Sünden bekennen und von ihnen lassen und mich weiterhin von allem Ungöttlichen abwenden. Ich musste durch die Macht Jesu Christi und seines Sühnopfers geheiligt werden. Mir war klar: „Dieses Leben ist die Zeit, da [ich mich] vorbereiten soll, Gott zu begegnen.“ (Alma 34:32.) Deshalb würde Gott mich immer wieder prüfen, um zu sehen, ob ich alle seine Gebote befolge (siehe Abraham 3:25). Es war an der Zeit, meine körperliche Abhängigkeit zu überwinden, solange ich noch einen sterblichen Körper habe. Ich wusste auch, dass ich dem Vater im Himmel eine „mächtige Wandlung“ im Herzen zeigen (siehe Mosia 5:2; siehe auch Alma 5:12-14) und „keine Neigung mehr haben [durfte], Böses zu tun, sondern ständig Gutes zu tun“ (Mosia 5:2).

Durch Umkehr, wozu auch die Zusammenarbeit mit meinen Priestertumsführern gehörte, und jede rechtschaffene Entscheidung, die ich seither getroffen habe, öffneten sich die Türen des Himmels wieder und der Vater konnte seine Segnungen auf mich ausgießen.

Ein paar Monate nach meiner Herzenswandlung trat meine zukünftige Frau Malaina in mein Leben und wir begannen, miteinander auszugehen. Ich war dankbar, dass ich jetzt für eine gemeinsame Zukunft bereit war. Die Verabredungen mit Malaina waren ein wahr gewordener Traum. Beide waren wir in vorangegangenen Beziehungen verletzt worden – nun fanden wir Liebe und Verständnis. Wir wollten beide von ganzem Herzen einer Tempelehe würdig sein. Sechs Monate nach unserer ersten Verabredung wurden wir im Seattle-Washington-Tempel aneinander gesiegelt.

Der Vater im Himmel segnete mich mit einer liebevollen Frau, welche die Macht des Sühnopfers Jesu Christi versteht und weiß, was es bedeutet, durch Umkehr gereinigt zu werden. Malaina misst mich nicht an meinen Fehlern in der Vergangenheit, sondern liebt mich so, wie ich heute bin. Ihr persönliches Zeugnis und ihre Liebe zum Erretter geben mir beständig Kraft und nähren meinen Wunsch, das volle Maß meiner Erschaffung zu erfüllen. Sie ist wahrlich die Gefährtin, von der ich schon immer geträumt habe, und uns wurden zwei Kinder geschenkt.

Ich finde es erstaunlich, wie sehr sich mein Leben innerhalb weniger Jahre zum Besseren gewendet hat. Dass ich aus dem Loch herauskommen konnte, in dem ich mich befunden hatte, und es so weit gebracht habe, empfinde ich wahrhaftig als ein Wunder. Es ist mein persönliches Zeugnis, dass durch aufrichtige Umkehr und Glauben an Jesus Christus alles möglich ist! Ich bin der lebende Beweis dafür.

Anmerkungen

  1. Boyd K. Packer, „Unsere moralische Umwelt“, Der Stern, Juli 1992, Seite 63

  2. Thomas S. Monson, „Grundsätze und Verheißungen“, Liahona, November 2016, Seite 78