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Kapitel 10: Lehre und Bündnisse 23 bis 25


Kapitel 10

Lehre und Bündnisse 23 bis 25

Einführung und zeitlicher Überblick

Wenige Tage nach der Gründung der Kirche am 6. April 1830 wenden sich fünf Männer an den Propheten Joseph Smith und wollen wissen, welche Pflichten sie in Hinblick auf die wiederhergestellte Kirche haben. In fünf einzelnen Offenbarungen, die später zu Lehre und Bündnisse 23 zusammengefasst werden, wird jedem individuell eine Antwort gegeben.

Im Juni und Juli 1830 kommt es in der Gegend um Colesville im Bundesstaat New York gegen den Propheten Joseph Smith und weitere Mitglieder der Kirche zu heftiger Verfolgung. In dieser schwierigen Zeit stärkt der Herr den Propheten und Oliver Cowdery und gibt ihnen die in Lehre und Bündnisse 24 aufgezeichnete Offenbarung, in der sie angewiesen werden, in Bedrängnissen geduldig zu sein und weiterhin das Evangelium zu lehren und zu verkünden.

Emma Smith, die Frau des Propheten, lässt sich am 28. Juni 1830 taufen. Verfolgung führt dazu, dass sich ihre Konfirmierung um fast zwei Monate verschiebt und erst im August durchgeführt wird. Im Juli 1830 gibt der Herr die an Emma Smith gerichtete Offenbarung in Lehre und Bündnisse 25. In dieser Offenbarung sagt der Herr zu Emma Smith, dass sie eine Auserwählte ist, und gibt ihr Weisungen in Hinblick auf ihre Aufgaben in der Familie und in der Kirche.

6. April 1830Die Kirche Jesu Christi wird gegründet.

April 1830Lehre und Bündnisse 23 wird empfangen.

9. Juni 1830Im Haus von Peter Whitmer Sr. wird die erste Konferenz der Kirche abgehalten.

28. Juni 1830Emma Smith lässt sich taufen.

28. Juni bis 2. Juli 1830Joseph Smith wird als Ruhestörer verhaftet, dann aber von diesem Anklagepunkt freigesprochen, zuerst in South Bainbridge im Bundesstaat New York und dann in Colesville im selben Bundesstaat.

Juli 1830Lehre und Bündnisse 24 wird empfangen.

Juli 1830Lehre und Bündnisse 25 wird empfangen.

August 1830Emma Smith wird als Mitglied der Kirche konfirmiert.

Lehre und Bündnisse 23: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Kurz nach Gründung der Kirche im April 1830 empfangen Oliver Cowdery, Hyrum Smith, Samuel H. Smith, Joseph Smith Sr. und Joseph Knight Sr. durch den Propheten Joseph Smith persönliche Offenbarung vom Herrn. Diese Weisungen Gottes erscheinen 1833 im Buch der Gebote zunächst als fünf gesonderte Offenbarungen. Seit der Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse im Jahr 1835 sind sie allerdings in einem einzigen Abschnitt zusammengefasst.

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Karte 3: Der Nordosten der Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 23

Der Herr offenbart fünf Männern als Antwort auf ihren Wunsch seinen Willen

Lehre und Bündnisse 23:1,2. Hüte dich vor Stolz, damit du nicht in Versuchung gerätst

Oliver Cowdery war an der Übersetzung und Veröffentlichung des Buches Mormon beteiligt. Kurz bevor die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 23 empfangen wurde, war er zum zweiten Ältesten der Kirche ordiniert worden (siehe LuB 20:3). Der Herr, dem Oliver Cowderys Stärken und Schwächen bekannt waren, riet ihm allerdings, sich vor Stolz zu hüten. Über diesen Rat hat Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft gesprochen: „Oliver Cowdery war sehr intelligent und erfreute sich außergewöhnlicher geistiger Segnungen. Mit der Zeit vergaß er jedoch die Warnung des Herrn und wurde im Herzen stolz. Über diesen Stolz sagte Brigham Young später einmal: ‚Ich habe Männer gesehen, die diesem Reich angehört haben und ernstlich der Meinung waren, die Kirche könne ohne sie keinen Fortschritt mehr machen. Vor allem denke ich dabei an einen Mann, der … mit großem Selbstvertrauen und außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet war. Er gab dem Propheten Joseph Smith mehrmals zu verstehen, dass die Kirche keinen Fortschritt mehr machen könne, wenn er sie verließe. Ich spreche von Oliver Cowdery. Er verließ die Kirche und sie wuchs immer noch weiter, triumphierte nach wie vor über alle Widersacher und brachte alle in Sicherheit, die an ihr festhielten‘ [Journal of Discourses, 11:252].“ („The Prophetic Voice“, Ensign, Mai 1996, Seite 5f.)

Als 1837 unter den Heiligen in Kirtland Schwierigkeiten aufkamen, entzweite sich Oliver Cowdery mit dem Propheten Joseph Smith und weiteren Führern der Kirche und zog wieder nach Missouri. 1838 beschuldigten Führer der Kirche in Missouri Oliver Cowdery, „Führer der Kirche mit Gerichtsprozessen zu schikanieren, zu versuchen, Joseph Smith zu diskreditieren, den geistlichen Führern in zeitlichen Angelegenheiten nicht zu gehorchen, Land im Kreis Jackson zu verkaufen [was gegen den Rat des Herrn war], seine Aufgaben als Assistent des Präsidenten der Kirche nicht wahrzunehmen und sich als Anwalt zu betätigen. Oliver weigerte sich, vor den Hoherat zu treten, antwortete aber schriftlich. Er versagte der Kirche das Recht, ihm zu diktieren, wie er sein Leben gestalten solle, und beantragte den Ausschluss aus der Kirche.“ (Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Schüler, Seite 182f.) Oliver Cowdery wurde am 12. April 1838 ausgeschlossen. Zehn Jahre lang blieb er der Kirche fern, ließ sich aber am 12. November 1848 in Kanesville im Bundesstaat Iowa erneut taufen. Bevor Oliver Cowdery es einrichten konnte, sich den Heiligen im Salzseetal anzuschließen, wurde er in Richmond in Missouri sehr krank und verstarb dort am 3. März 1850.

Lehre und Bündnisse 23:3. Die Kirche ist für immer deine Pflicht, und dies wegen deiner Familie

Als älterer Bruder des Propheten Joseph Smith war Hyrum Smith Augenzeuge vieler der ersten Ereignisse in Zusammenhang mit der Wiederherstellung gewesen. Er arbeitete mit dem Drucker zusammen und trug dadurch zur Veröffentlichung des Buches Mormon bei. Er war Präsident des ersten Zweiges der Kirche in Colesville im Bundesstaat New York. Sein Leben lang unterstützte Hyrum Smith treu seinen Bruder. Er hatte ein festes Zeugnis davon, dass Joseph ein Prophet Gottes war.

Im Mai 1829 hatte der Herr zu Hyrum Smith gesagt, er solle die Bibel erforschen und auch das Buch Mormon, wenn dessen Übersetzung beendet sei. Er solle mit der Verkündigung des Evangeliums noch warten, bis die Kirche gegründet sei und er das Wort erhalten habe (siehe LuB 11:21,22). Als im April 1830, nachdem das Buch Mormon veröffentlicht und die Kirche gegründet worden war, die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 23 gegeben wurde, wurde ihm gesagt, seine Berufung sei es, zu ermahnen – also anzuspornen – und „beständig die Kirche“ zu stärken (LuB 23:3). Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel ist ein Ururenkel Hyrum Smiths. Er hat geschildert, wodurch Hyrum Smith die Kirche gestärkt und seinen Bruder, den Propheten, unterstützt hat:

„Sein ganzes Leben lang haben sich die Mächte des Bösen gegen ihn zusammengeschlossen und wollten Hyrum vernichten oder doch wenigstens vom Weg abbringen.

Nach dem Tod seines älteren Bruders Alvin im Jahr 1832 übernahm Hyrum wichtige Aufgaben in der Familie Smith. Gleichzeitig stand Hyrum seinem Bruder, dem Propheten Joseph, während des langen und mühseligen Vorgangs der Wiederherstellung zur Seite und half ihm. Am Ende ging er gemeinsam mit Joseph in die Reihe der Märtyrer ein, die es auch schon in vergangenen Evangeliumszeiten gegeben hatte. Sein Blut wurde als sein letztes Zeugnis an die Welt vergossen.

In alledem war Hyrum stets standhaft. Er wusste, wohin sein Leben führen würde, und entschied sich bewusst, diesem Kurs zu folgen. Für Joseph war Hyrum Begleiter, Beschützer, Versorger und Vertrauter, und am Ende starb er mit ihm den Märtyrertod. Unberechtigte Verfolgung hetzte die beiden ihr Lebtag lang. Hyrum war der Ältere, doch er achtete den Mantel, den Gott seinem Bruder auferlegt hatte. Gelegentlich gab er seinem jüngeren Bruder nachdrücklich einen Ratschlag, doch er ordnete sich Joseph immer unter.

Einmal sagte Joseph zu seinem Bruder: ‚Bruder Hyrum, was hast du doch für ein treues Herz! O, möge der ewige Jehova dich mit einer Krone ewiger Segnungen krönen als Lohn für deine Sorge um meine Seele! Wie viele Sorgen haben wir doch gemeinsam getragen.‘ [History of the Church, 5:107f.] …

Hyrum diente der Kirche unerschütterlich.“ („Hyrum Smith: ‚Firm as the Pillars of Heaven‘“, Ensign, November 1995, Seite 6f.)

Lehre und Bündnisse 23:4. Du bist jetzt noch nicht berufen, vor der Welt zu predigen

Samuel Smith, ein jüngerer Bruder des Propheten, war der Dritte, der sich im Mai 1829 nach der Wiederherstellung des Aaronischen Priestertums taufen ließ. Samuel ist nicht so bekannt wie seine Brüder Joseph und Hyrum, doch er war einer der acht Zeugen, die die goldenen Platten sehen durften. Als die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 23 gegeben wurde, gebot ihm der Herr noch nicht, das Evangelium zu verkünden. Nachdem Samuel Smith am 9. Juni 1830 zum Ältesten ordiniert worden war, wurde er jedoch als erster Missionar in der Kirche berufen. Er begann, Orte rings um Palmyra aufzusuchen, wo er das Buch Mormon verkaufte und das Evangelium predigte. Auf einer dieser Reisen verkaufte er ein Buch Mormon, das letztlich zur Bekehrung Brigham Youngs und Heber C. Kimballs und vieler ihrer Angehörigen führte.

Lehre und Bündnisse 23:5. Deine Berufung ist das Ermahnen und dass du die Kirche stärkst

Lehre und Bündnisse 23 ist die zweite an Joseph Smith Sr. gerichtete Offenbarung, von der Aufzeichnungen vorhanden sind. Der Vater des Propheten unterstützte und ermutigte seinen Sohn immens. Noch am Tag ihrer Gründung schloss er sich der Kirche an. Im August 1830 begab er sich mit seinem Sohn Don Carlos in den Norden des Bundesstaates New York auf eine Mission, um weitläufigen Verwandten die Botschaft des Evangeliums zu bringen. Später hatte er in seiner Berufung als erster Patriarch der Kirche Gelegenheit, viele der ersten Mitglieder zu segnen und zu ermahnen und ihnen Rat zu geben.

Lehre und Bündnisse 23:6,7. Es ist deine Pflicht, dich mit der wahren Kirche zu vereinigen

Als die Offenbarung, die jetzt in Lehre und Bündnisse 23 steht, empfangen wurde, hatte sich Joseph Knight Sr. noch nicht durch die Taufe der Kirche angeschlossen. Er war ein guter Freund des Propheten Joseph Smith und war ihm gegenüber freundlich und gütig gewesen. Er hatte den Propheten während der Übersetzungsarbeit am Buch Mormon mit Vorräten versorgt. Er hatte zwar den Wunsch verspürt, sich mit einigen anderen gleich am Gründungstag der Kirche taufen zu lassen, hatte dies jedoch aufgeschoben, weil er sich noch ausgiebiger mit dem Buch Mormon befassen wollte. Er war der Einzige unter den fünf Männern in dieser Offenbarung, dem nicht ausdrücklich gesagt wurde, er sei „unter keinem Schuldspruch“ (LuB 23:1,3,4,5). Kurz nachdem diese Offenbarung empfangen worden war, ließ sich Joseph Knight Sr. taufen. Später bezeichnete ihn Joseph Smith als „treu und wahrhaftig, gerecht und beispielhaft, tugendhaft und gütig; niemals wich er nach rechts oder links ab“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 514).

Lehre und Bündnisse 24: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Ende Juni 1830 reisen Joseph und Emma Smith, Oliver Cowdery, David und John Whitmer von Harmony in Pennsylvania nach Colesville im Bundesstaat New York, wo sie Mitglieder der Kirche und andere Gläubige besuchen. Am Samstag, dem 26. Juni, wird ein kleiner Fluss gestaut, damit am folgenden Tag (einem Sonntag) Taufen stattfinden können, doch in der Nacht zerstört ein feindseliger Pöbel den Damm. Früh am Montagmorgen wird der Damm erneuert und dreizehn Menschen lassen sich taufen, darunter auch Emma Smith. Als alle Taufen vollzogen sind, beschimpft eine Bande von fast fünfzig Männern, die sich unterdessen zusammengerottet hat, die Heiligen und droht ihnen Gewalt an. Am selben Abend versammeln sich die Heiligen, um die Neugetauften zu konfirmieren. Doch ehe die Konfirmierungen vorgenommen werden können, wird Joseph Smith verhaftet. Ihm wird zur Last gelegt, er sei „ein Ruhestörer, der das Land mit dem Predigen des Buches Mormon in Aufruhr versetzt“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 396).

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Außenansicht des Hauses von Joseph Knight Sr. in Colesville im Bundesstaat New York

Originalhaus von Joseph Knight Sr. in Nineveh (Colesville) im Bundesstaat New York

Auf dem Weg zum Verhör gelingt es Joseph Smith mit Hilfe eines verständnisvollen Polizisten, der ihn begleitet, der wütenden Menge zu entkommen. Nachdem er vor Gericht erschienen und freigesprochen worden ist, wird er gleich darauf von einem Polizisten eines anderen Landkreises ein zweites Mal verhaftet. In der Nacht wird er von „einer Anzahl Männer“ verhöhnt und misshandelt (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Seite 402). Am nächsten Morgen steht Joseph Smith vor Gericht, wird aber wieder freigesprochen. Auf dem Heimweg entgeht er nur knapp einer aufgebrachten Menschenmenge.

Joseph Smith und Oliver Cowdery versuchen noch einmal, mit den gerade getauften Mitgliedern in Colesville zusammenzukommen, doch kurz nach ihrer Ankunft rottet sich wieder ein Pöbelhaufen zusammen. Joseph Smith und Oliver Cowdery sind gezwungen zu fliehen und entkommen nur knapp dem Pöbel, der sie die ganze Nacht lang verfolgt (siehe The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Seite 414). Irgendwann im Juli empfangen Joseph Smith und Oliver Cowdery nach ihrer Rückkehr nach Harmony die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 24.

Lehre und Bündnisse 24

Joseph Smith und Oliver Cowdery erhalten Weisung für ihre Berufung

Lehre und Bündnisse 24:3. Mache dein Amt groß

Im März 1829 erfährt der Prophet Joseph Smith, dass er „ordiniert werden und hingehen und den Menschenkindern [des Herrn] Wort überbringen“ (LuB 5:6) solle, wenn die Übersetzung des Buches Mormon beendet ist. Als die Kirche ein Jahr danach gegründet wird, wird Joseph Smith als erster Ältester ordiniert. Die Anweisungen Gottes in Lehre und Bündnisse 24 dienen ihm als Erinnerung daran, dass er seine Zeit und Aufmerksamkeit nunmehr weniger den zeitlichen Angelegenheiten widmen soll als vielmehr seinem Amt als Prophet des Herrn. Der Herr erklärt, dass die Mitglieder der Kirche Joseph Smith in zeitlicher Hinsicht unterstützen sollen und dafür gesegnet werden (siehe LuB 41:7; 43:12-14). Angesichts der Verfolgung, die Joseph Smith und die Mitglieder in der Anfangszeit der Kirche erleiden, hat sich vielleicht so mancher verständlicherweise gewünscht, sich weniger beim Aufbau der Kirche einbringen zu müssen und dadurch weiterer Verfolgung zu entgehen. Der Herr rät dem Propheten jedoch, sein Amt groß zu machen, nämlich seiner Berufung mehr Zeit und Eifer zu widmen. Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat zu den Priestertumsträgern gesagt:

„Der Begriff groß machen ist interessant. Wie ich es verstehe, bedeutet dies: vergrößern, deutlicher hervortreten lassen, näherbringen oder verstärken. …

Sie alle wissen ja, was ein Fernglas ist. Wenn Sie es an die Augen halten und scharfstellen, vergrößern Sie, ja, bringen Sie all das näher, was sich in Ihrem Blickfeld befindet. Wenn Sie es aber umdrehen und vom anderen Ende hindurchsehen, verkleinern Sie das, was Sie sehen, und rücken es in weite Ferne.

Das gilt auch für unser Verhalten als Priestertumsträger. Wenn wir unserer hohen und heiligen Berufung gemäß leben, Gott unsere Liebe dadurch zeigen, dass wir unseren Mitmenschen dienen, mit unserer Kraft und unseren Talenten den Glauben stärken und die Wahrheit verbreiten, dann machen wir unser Priestertum groß. Wenn wir jedoch selbstsüchtig leben und uns sündhaftem Verhalten widmen, wenn wir unseren Blick nur auf Weltliches statt auf Göttliches richten, dann machen wir unser Priestertum klein.“ („Magnify Your Calling“, Ensign, Mai 1989, Seite 46f.)

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Joseph Smiths Farm in Harmony im Bundesstaat New York

Joseph Smith wurde geboten, Saatgut auszubringen und sich dann schnell nach Colesville im Bundesstaat New York zu begeben und dort die Menschen zu belehren und ihnen geistlich zu dienen (siehe LuB 24:3,4).

Lehre und Bündnisse 24:4. Wenn sie dich nicht empfangen

Die Heiligen sollten den Propheten Joseph Smith geistig empfangen – ihn also unterstützen – und in zeitlicher Hinsicht für ihn sorgen. Wer den Propheten in unserer Zeit empfängt und seine Worte in die Tat umsetzt, empfängt Segnungen. Wer das nicht tut, muss die Konsequenzen tragen. Schwester Carol F. McConkie, Erste Ratgeberin in der Präsidentschaft der Jungen Damen, hat gesagt:

„Um in Einklang mit den göttlichen Absichten des Himmels zu stehen, bestätigen und unterstützen wir den Propheten und entscheiden uns dafür, nach seinen Worten zu leben. …

In dieser von einem Mangel an Rechtschaffenheit und einer geistigen Hungersnot bedrohten Welt ist uns geboten worden, den Propheten zu unterstützen. Wenn wir auf die Worte der Propheten hören, sie in Ehren halten und sie bekräftigen, dann bezeugen wir, dass wir den Glauben haben, uns demütig dem Willen, der Weisheit und dem Zeitplan des Herrn zu fügen.

Wir müssen selbst dann auf die Worte der Propheten hören, wenn sie uns unvernünftig oder unangenehm erscheinen oder uns ungelegen kommen. Nach weltlichen Maßstäben ist es vielleicht unpopulär und politisch oder gesellschaftlich nicht korrekt, dem Propheten zu folgen. Doch es ist immer richtig, dem Propheten zu folgen. …

Der Herr erweist denen Achtung und Gunst, die auf prophetische Weisungen hören.“ („Nach den Worten der Propheten leben“, Liahona, November 2014, Seite 77ff.)

Lehre und Bündnisse 24:8. Ich bin mit dir

Der Prophet Joseph Smith war 24 Jahre alt, als er die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 24 empfing. Bis dahin hatte Joseph Smith schon mancherlei Prüfung ertragen, zum Beispiel eine schmerzhafte Beinoperation, den Tod seines lieben Bruders, Spott und Verfolgung seitens Mitbürgern wegen der ersten Vision und der goldenen Platten, den Tod seines ersten Kindes, den Verlust der 116 Manuskriptseiten des Buches Mormon und neuerdings die Verfolgung durch den Pöbel in Colesville sowie die Verhaftungen und Gerichtsverhandlungen aufgrund falscher Anschuldigungen. Gewiss wurde Joseph Smith getröstet, als der Herr ihm sagte: „Ich habe dich aus deinen Bedrängnissen emporgehoben und habe dir Rat gegeben, sodass du von all deinen Feinden [und] aus der Macht des Satans und aus Finsternis befreit worden [bist.]“ (LuB 24:1.) Und dennoch erfuhr der Prophet, dass er „geduldig in Bedrängnissen“ sein müsse, denn er sollte „viele haben“ (LuB 24:8). Doch der Herr machte ihm Mut mit der Zusicherung: „Ich bin mit dir, ja, bis ans Ende deiner Tage.“ (LuB 24:8.)

Lehre und Bündnisse 24:9. In zeitlichen Arbeiten wirst du keine Kraft haben

Mitgliedern und Führern der Kirche wird nicht in vermehrtem Maß die Fähigkeit geschenkt, Reichtum anzuhäufen. Jeder sammelt Erfahrungen mit den Herausforderungen und Gefahren des Erdenlebens. Dennoch können einige mit dem besonderen Talent für Unternehmertum, Finanzen oder sonstige Belange gesegnet sein. Diese Gaben hatte Joseph Smith nicht. Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat sich dazu geäußert: „[Joseph Smith] befand sich fast immer am Rande einer finanziellen Notlage. Er versuchte, die überwältigenden Pflichten seiner heiligen Berufung zu erfüllen, und musste nebenher als Farmer oder Kaufmann den Lebensunterhalt für seine Familie verdienen. Dies tat er ohne die bemerkenswerten geistigen Gaben, die ihm in seiner Berufung als Prophet eine Stütze waren. Der Herr hatte ihn wissen lassen: ‚In zeitlichen Arbeiten wirst du keine Kraft haben, denn das ist nicht deine Berufung.‘ (LuB 24:9.)“ („Joseph, the Man and the Prophet“, Ensign, Mai 1996, Seite 71.)

Lehre und Bündnisse 24:13,14. Verlangt keine Wundertaten

Die Diener des Herrn können Teufel austreiben und Kranken einen Segen geben, doch geschehen Wunder stets gemäß dem Willen des Herrn und wenn Glaube ausgeübt wird. Sie werden nicht vollbracht, damit sich jemand zur Wahrheit bekehrt, sondern damit diejenigen gestärkt werden, die Glauben an den Herrn an den Tag legen. (Siehe auch Markus 16:16-18,20; Mormon 9:23-25; LuB 84:64-73.)

Lehre und Bündnisse 24:15. Den Staub von den Füßen schütteln

Der Herr gab dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery die Erlaubnis, zum Zeugnis gegen diejenigen, die sie nicht empfingen, den Staub von den Füßen zu schütteln (siehe LuB 24:15). Zu dieser Handlungsweise hat sich Elder James E. Talmage (1862–1933) vom Kollegium der Zwölf Apostel geäußert: „Das feierliche Abschütteln des Staubes von den Füßen zum Zeugnis gegen einen anderen wurde von den Juden als Symbol dafür verstanden, dass man mit dem Betreffenden keine Gemeinschaft haben wollte und jede Verantwortung für die sich daraus ergebenden Folgen von sich wies. Durch die Anweisung des Herrn an seine Apostel [siehe Matthäus 10:12-14; Markus 6:10,11; Lukas 9:4,5] wurde dies zu einem Ritus des Anklagens und Zeugnisablegens. … In der gegenwärtigen Evangeliumszeit hat der Herr seine bevollmächtigten Diener in ähnlicher Weise angewiesen, gegen jene Zeugnis abzulegen, die sich der Wahrheit willentlich und vorsätzlich widersetzen, obwohl sie mit Vollmacht vorgetragen wird (siehe LuB 24:15; 60:15; 75:20; 84:92; 99:4). Die Verantwortung, durch diesen Ausdruck der Anklage vor dem Herrn Zeugnis abzulegen, ist jedoch so groß, dass auf dieses Mittel nur unter ganz außergewöhnlichen Umständen zurückgegriffen werden darf, wie der Geist des Herrn es eingibt.“ (Jesus the Christ, 1916, Seite 345.) Vollzeitmissionare sind heute nicht dazu bevollmächtigt.

Lehre und Bündnisse 24:18. Du sollst weder Beutel noch Tasche mitnehmen

Dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery wurde auch geboten, „weder Beutel noch Tasche mit[zu]nehmen“ (LuB 24:18), was bedeutet, dass sie ohne Geld unterwegs waren und in Hinblick auf Unterkunft und Verpflegung auf die Gastfreundlichkeit und Güte anderer, vor allem der Mitglieder der Kirche (siehe LuB 24:3), angewiesen waren. Der Herr wusste, dass die Anforderungen bei der Führung der Kirche alle Zeit und Energie des Propheten beanspruchen würden. Deshalb ordnete er an, dass die Kirche dem Propheten und seiner Familie die erforderliche materielle Unterstützung angedeihen ließ, damit dieser seine Zeit und Aufmerksamkeit dem Werk des Herrn widmen konnte. In späteren Offenbarungen wiederholte der Herr, dass die Kirche dem Propheten in zeitlichen Angelegenheiten Unterstützung zukommen lassen solle, damit er das Werk vollbringen könne, zu dem er berufen war (siehe LuB 41:7; 43:13). Obwohl es in der Kirche keine bezahlten Geistlichen gibt, befolgt die Kirche heute dieselben Grundsätze und gewährt den Führern der Kirche, die zu einer Vollzeittätigkeit im Dienst der Kirche berufen sind, eine bescheidene Zuwendung für ihren Lebensunterhalt, wodurch es ihnen möglich ist, ihre ganze Kraft, Zeit und Aufmerksamkeit dem Werk des Herrn zu widmen.

Lehre und Bündnisse 25: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Emma Smith ist eine von den dreizehn Heiligen, die sich am 28. Juni 1830 in Colesville taufen lassen. Infolge der Ausschreitungen des Pöbels und weil der Prophet Joseph Smith aufgrund falscher Anschuldigungen in Haft ist, werden diese neugetauften Mitglieder an jenem Abend nicht konfirmiert. Zwischen Emma Smiths Taufe im Juni und ihrer Konfirmierung im August gibt ihr der Herr durch ihren Mann Joseph die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 25. Von allen Offenbarungen, die Joseph Smith bis Juli 1830 für einzelne Menschen empfangen hat, ist dies die erste an eine Frau. Diese Offenbarung ist ein Hinweis auf die herausragende Rolle, die Emma Smith bei der Wiederherstellung zukommen sollte. 1842 wird sie in Nauvoo in Illinois als erste Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung ausgewählt. (Siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 162.)

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Das rekonstruierte Haus von Isaac und Elizabeth Hale in Harmony im Bundesstaat Pennsylvania

Das rekonstruierte Haus von Isaac und Elizabeth Hale, Emma Smiths Eltern, in der Kleinstadt Harmony im Bundesstaat Pennsylvania

Lehre und Bündnisse 25

Der Herr gibt Emma Smith ganz individuell Rat und Weisung

Lehre und Bündnisse 25:1. Söhne und Töchter in meinem Reich

Alle Menschen, die auf die Erde kommen, sind Geistkinder unseres Vaters im Himmel. Aus dem Buch Mormon und dem Buch Lehre und Bündnisse erfahren wir, dass diejenigen, die das wiederhergestellte Evangelium und die damit verbundenen Bündnisse und Verordnungen annehmen und wahrhaftig von neuem geboren werden, in die Familie des Herrn Jesus Christus aufgenommen werden. Christus wird zum Vater ihrer geistigen Neugeburt und der Vater ihrer Errettung. Das meinte König Benjamin, als er zu denen sprach, die eine mächtige Herzenswandlung erlebt hatten und den Bund einzugehen wünschten, die Gebote Gottes zu halten. Ihnen erklärte er: „Und nun, wegen des Bundes, den ihr gemacht habt, werdet ihr die Kinder Christi genannt werden, seine Söhne und seine Töchter; denn siehe, am heutigen Tag hat er euch geistig gezeugt; denn ihr sagt, euer Herz habe sich durch Glauben an seinen Namen gewandelt; darum seid ihr aus ihm geboren und seid seine Söhne und seine Töchter geworden.“ (Mosia 5:7; siehe auch Ether 3:14; LuB 35:2; 39:4-6; 45:8.) Emma Smith war kurz zuvor erst durch die Taufe Mitglied der Kirche geworden und wird daher vom Herrn in Lehre und Bündnisse 25 Tochter genannt.

Lehre und Bündnisse 25:2,3. Wandle auf den Pfaden der Tugend vor mir

Die christliche Eigenschaft Tugend „ist eine Denk- und Verhaltensweise, die auf hohen moralischen Grundsätzen beruht [und] eine Voraussetzung dafür, dass man vom Geist geführt werden kann“ (Verkündet mein Evangelium! – eine Anleitung für den Missionsdienst, Seite 139). Präsident Gordon B. Hinckley hat über die Weisung des Herrn, Emma Smith solle „auf den Pfaden der Tugend“ (LuB 25:2) wandeln, gesagt:

„Diese Worte wurden Emma Smith und damit uns allen wohl als Bedingung genannt, die wir beachten müssen, wenn wir ein Erbteil im Reich Gottes erlangen wollen. Es gibt keinen Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes, wo die Tugend fehlt. Etwas Schöneres als Tugend gibt es nicht. Es gibt keine Kraft, die größer wäre als die Kraft der Tugend. …

Es ist interessant, dass der Herr, nachdem er Emma Smith diese an eine Bedingung geknüpfte Verheißung genannt hat, so fortfährt: ‚Deine Sünden sind dir vergeben, und du bist eine auserwählte Frau.‘ [LuB 25:3.] Ich bin so dankbar dafür, dass unser barmherziger Vater uns Vergebung gewährt. Durch den Propheten Jesaja sagt der Herr zu allen, die umkehren und Vergebung erlangen: ‚Sind eure Sünden wie Scharlach, weiß wie Schnee werden sie. Sind sie rot wie Purpur, wie Wolle werden sie.‘ (Jesaja 1:18.)

Allen, die sich wegen eines schweren Fehlers in ihrem Leben Sorgen machen, gebe ich die Zusicherung, die in alter ebenso wie in neuzeitlicher Offenbarung zu finden ist, nämlich dass dort, wo Umkehr ist, auch Vergebung sein kann. Verweilen Sie nicht bei den tragischen Fehlern der Vergangenheit. Blicken Sie vielmehr auf Gott und leben Sie! (Siehe Alma 37:47.)“ („If Thou Art Faithful“, Ensign, November 1984, Seite 91.)

Lehre und Bündnisse 25:3. Inwiefern war Emma Smith eine Auserwählte?

Der Herr bezeichnete Emma Smith als „eine auserwählte Frau“ (LuB 25:3), womit gemeint ist, dass sie aufgrund ihrer Treue und Unterstützung des Werkes Gottes auserwählt war. Als der Prophet Joseph Smith (1805–1844) am 17. März 1842 die Frauenhilfsvereinigung gründete, ging er in seinen Aufzeichnungen auch auf diese Bezeichnung ein: „Dort im Versammlungsraum nahm ich an der Gründung der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo teil. Schwester Emma Smith als Präsidentin, Schwester Elizabeth Ann Whitney und Schwester Sarah M. Cleveland als Ratgeberinnen. Ich gab manche Unterweisung, las aus dem Neuen Testament und dem Buch Lehre und Bündnisse über die auserwählte Frau vor und legte dar: Auserwählt bedeutet, zu einer bestimmten Aufgabe auserwählt zu sein, … und die Offenbarung hat sich erfüllt, als Schwester Emma für die Präsidentschaft der Vereinigung auserkoren wurde, nachdem sie zuvor ordiniert worden war, die Schriften zu erläutern.“ (History of the Church, 4:552f.)

Lehre und Bündnisse 25:4. Was hat Emma Smith nicht gesehen? Was könnte dazu geführt haben, dass sie murrte?

Der Herr kannte und liebte Emma Smith. Seine Aufforderung „murre nicht“ (LuB 25:4) erging an sie, weil sie die Platten, auf denen das Buch Mormon geschrieben war, nicht gesehen hatte. Sie war bei der Übersetzung eines Teils der goldenen Platten anwesend gewesen und hatte kurzzeitig sogar als Schreiberin fungiert. Es mag für sie schwierig gewesen sein, als den drei Zeugen und den acht Zeugen gewährt wurde, die Platten zu sehen, ihr jedoch nicht. Obwohl Emma Smith die Platten nicht sehen durfte, versicherte sie später, dass die Platten im Zuge der Übersetzungsarbeit „oft offen auf dem Tisch [lagen]. Sie waren in ein kleines Leinentischtuch gewickelt, das ich ihm [Joseph Smith] gegeben hatte, damit er sie darin einschlagen konnte. Einmal fasste ich die Platten an, als sie so auf dem Tisch lagen, und konnte ihre Umrisse und ihre Form ertasten. Sie schienen biegsam zu sein wie dickes Papier, und sie raschelten metallisch, wenn man die Seitenränder mit dem Daumen entlangfuhr – so, wie man mitunter ein Buch durchblättert. …

Außer [durch das Leinentuch] habe ich nie versucht, die Platten anzufassen. Ich war mir sicher, dass es das Werk Gottes war, und hielt es deshalb nicht für nötig, so etwas zu tun.“ („Last Testimony of Sister Emma“, Saintsʼ Herald, 1. Oktober 1879, Seite 290.)

Lehre und Bündnisse 25:5-9. Das Amt deiner Berufung

Emma Smith musste viele Schwierigkeiten und großes Leid ertragen, auch wegen der Bedrängnisse, Misshandlungen und Verfolgungen, denen ihr Mann ausgesetzt war. Der Herr berief sie, ihren Mann zu trösten und in seiner besonderen Funktion als Prophet der Wiederherstellung zu unterstützen. Zusätzlich erhielt Emma Smith den wichtigen Auftrag, andere in der Kirche zu leiten und zu unterweisen. Schwester Julie B. Beck, ehemalige Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, hat über Emma Smiths Aufgaben bei der Wiederherstellung gesagt:

„Als der Herr seine Kirche durch den Propheten Joseph Smith wiederherstellte, wurden die Frauen [wie auch schon in alter Zeit] wiederum in ein Modell der Gefolgschaft eingebunden. Wenige Monate nach der offiziellen Gründung der Kirche offenbarte der Herr, dass Emma Smith dazu eingesetzt werden sollte, in der Kirche zu führen und zu lehren; und sie wurde offiziell dazu berufen, ihrem Mann, dem Propheten, zu helfen [siehe LuB 25]. In dieser Aufgabe, dem Herrn beim Aufbau seines Reiches zu helfen, erhielt sie Anweisungen, wie sie an Glauben und Rechtschaffenheit zunehmen, ihre Familie und ihr Zuhause stärken und anderen dienen konnte.

Meine Enkelinnen werden hoffentlich wissen, dass der Herr vom ersten Tag an, als das Evangelium in dieser Evangeliumszeit wiederhergestellt wurde, gläubige Frauen brauchte, die als seine Jüngerinnen mitwirkten.“ („Was meine Enkelinnen (und Enkel) hoffentlich über die FHV wissen werden“, Liahona, November 2011, Seite 110.)

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Darstellung von Joseph und Emma Smith an einem Zaun

Der Herr berief Emma Smith, ihrem Mann „ein Trost in seinen Bedrängnissen“ zu sein (LuB 25:5).

Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über den wesentlichen Beitrag, den Frauen in der Kirche leisten, gesagt:

„Die Frauen dieser Evangeliumszeit unterscheiden sich von denen anderer Zeiten, weil sich auch diese Evangeliumszeit von allen anderen grundlegend unterscheidet. Diese Unterschiedlichkeit bedingt sowohl Rechte als auch Pflichten.

1979 … sprach Präsident Spencer W. Kimball eine tiefgreifende Prophezeiung über den Einfluss aus, den bündnistreue Frauen auf die Zukunft der Kirche des Herrn haben sollen. Er sagte: ‚Ein Großteil des immensen Wachstums der Kirche in den Letzten Tagen wird daher rühren, dass viele der guten Frauen der Welt … sich in großer Zahl zur Kirche hingezogen fühlen werden. Das wird in dem Maße geschehen, wie die Frauen der Kirche Rechtschaffenheit und Klarheit ausstrahlen, und in dem Maße, wie wahrgenommen wird, dass sie sich – in positiver Hinsicht – ganz deutlich von den Frauen der Welt abheben.‘ [Die Töchter in meinem Reich, Seite 106.]

Meine lieben Schwestern, die Sie unsere unentbehrlichen Mitarbeiter in diesen Letzten Tagen sind: Der Tag, den Präsident Kimball vorhergesehen hat, ist da. Sie sind die Frauen, die er gesehen hat! Durch Ihre Tugend, Ihr Licht, Ihre Liebe, Ihr Wissen, Ihren Mut, Ihren Charakter, Ihren Glauben und Ihren rechtschaffenen Lebenswandel werden sich so viele gute Frauen wie nie zuvor auf dieser Welt samt ihren Familien zur Kirche hingezogen fühlen!

Wir, Ihre Brüder, brauchen Ihre Kraft, Ihre Bekehrung, Ihre Überzeugung, Ihre Fähigkeit zu führen, Ihre Weisheit und Ihre Stimme. Das Reich Gottes ist ohne Frauen, die heilige Bündnisse eingehen und diese dann halten, Frauen, die mit der Macht und Vollmacht Gottes sprechen, nicht vollständig und kann es auch gar nicht sein!

Präsident [Boyd K.] Packer hat gesagt:

‚Wir brauchen Frauen, die ihr eigenes Leben in Ordnung halten und die Organisationstalent haben. Wir brauchen Frauen mit Führungseigenschaften, die planen, führen und verwalten können; Frauen, die unterrichten können, und Frauen, die furchtlos den Mund aufmachen. …

Wir brauchen Frauen, die über die Gabe des Urteilsvermögens verfügen, mit der sie die Trends in der Welt betrachten und diejenigen aufdecken, die zwar beliebt, aber oberflächlich oder gefährlich sind.‘ [„The Relief Society“, Ensign, November 1978, Seite 8.]

Ich möchte dem heute hinzufügen, dass wir Frauen brauchen, die wissen, wie sie durch ihren Glauben Wichtiges zuwege bringen, und die in einer an Sünde erkrankten Welt mutig für Sittlichkeit und die Familie eintreten. Wir brauchen Frauen, die sich der Aufgabe widmen, Gottes Kinder auf dem Pfad des Bundes zur Erhöhung zu führen, Frauen, die wissen, wie man persönliche Offenbarung empfängt, und die erkannt haben, welche Macht und welcher Friede mit dem Endowment im Tempel verbunden sind, Frauen, die wissen, wie man zum Schutz und zur Stärkung der Kinder und der Familie die Mächte des Himmels herabruft, Frauen, die furchtlos unterrichten.“ („Eine Bitte an meine Schwestern“, Liahona, November 2015, Seite 96.)

Lehre und Bündnisse 25:7. Zur Bedeutung des Begriffs ordiniert

Bei der Gründungsversammlung der Frauenhilfsvereinigung von Nauvoo am 17. März 1842 wurde Emma Smith als Präsidentin auserkoren und Sarah M. Cleveland und Elizabeth Ann Whitney wurden als ihre Ratgeberinnen in der Präsidentschaft erwählt. John Taylor ordinierte Sarah Cleveland und Elizabeth Whitney zu ihrer Berufung. Als er jedoch „Mrs. Smith die Hände auf das Haupt legte, segnete er sie und bestätigte auf sie alle Segnungen, die ihr übertragen worden waren“ (The First Fifty Years of Relief Society: Key Documents in Latter-day Saint Women’s History, Hg. Jill Mulvay Derr, Carol Cornwall Madsen, Kate Holbrook und Matthew J. Grow, 2016, Seite 32). Der Prophet Joseph Smith machte deutlich, dass Emma in der Versammlung nicht ordiniert wurde, da „sie bereits damals, als die Offenbarung [LuB 25] gegeben wurde, ordiniert worden war“ (The First Fifty Years of Relief Society, Seite 32; siehe auch The Joseph Smith Papers, Journals, Volume 2: December 1841–April 1843, Hg. Andrew H. Hedges et al., 2011, Seite 45, Anmerkung 163).

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Darstellung Emma Smiths beim Unterrichten

Der Herr berief Emma Smith, „Schriften zu erläutern und die Kirche zu ermahnen“ (LuB 25:7).

Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat sich dazu geäußert, was gemeint war, als der Herr sagte, Emma Smith werde „unter [der Hand des Propheten Joseph Smiths] ordiniert werden (LuB 25:7): „In den Anfangstagen der Kirche wurde der Begriff ‚ordinieren‘ üblicherweise sowohl dafür verwendet, dass jemand ordiniert wurde, als auch dafür, dass jemand eingesetzt wurde. … Ein Mann, der das Priestertum trug, wurde damals ‚ordiniert‘, über einen Zweig zu präsidieren oder sonst eine Aufgabe zu übernehmen. Auch von Frauen sagte man, sie würden ordiniert, wenn sie zu einer bestimmten Aufgabe berufen wurden. Erst später haben wir zwischen den Begriffen ‚ordinieren‘ und ‚einsetzen‘ unterschieden. Männer werden zu einem Amt im Priestertum ordiniert, aber sie werden eingesetzt, um über einen Pfahl, eine Gemeinde, einen Zweig, eine Mission oder eine Hilfsorganisation zu präsidieren. Schwestern werden als Leiterin einer Hilfsorganisation oder als Missionarin und so fort eingesetzt und nicht ordiniert. Der Ausdruck, Emma Smith wurde ordiniert, ‚Schriften zu erläutern‘, soll nicht heißen, dass ihr das Priestertum übertragen wurde. Sie wurde vielmehr in diese Berufung eingesetzt, die dann in der Frauenhilfsvereinigung der Kirche voll und ganz zum Tragen kam.“ (Church History and Modern Revelation, 1953, 1:126.)

Lehre und Bündnisse 25:10. Du sollst die Dinge dieser Welt ablegen

Präsident Gordon B. Hinckley hat zu den Anweisungen, die der Herr in Lehre und Bündnisse 25:10 Emma Smith gegeben hat, festgestellt: „Ich meine, er hat Emma Smith damit nicht gesagt, sie solle sich keine Gedanken mehr um Obdach, Nahrung und Kleidung machen. Vielmehr sagt er ihr, sie solle sich nicht völlig davon vereinnahmen lassen, wie das heute bei so vielen von uns der Fall ist. Er sagt ihr, sie solle ihre Gedanken den höheren Belangen des Lebens zuwenden, der Rechtschaffenheit und Güte, der Nächstenliebe – dem, was die Ewigkeit betrifft.“ („If Thou Art Faithful“, Seite 91.)

Lehre und Bündnisse 25:11,12. Meine Seele erfreut sich am Lied des Herzens

In den heiligen Schriften finden wir Hinweise darauf, dass Musik für die Kinder Gottes oft ein wichtiger Teil der Gottesverehrung ist (siehe 1 Chronik 15:27; Matthäus 26:30; Kolosser 3:16; Alma 26:8; Mormon 7:7; Moroni 6:9; LuB 136:28). Der Herr hat gesagt: „Das Lied der Rechtschaffenen ist ein Gebet für mich.“ (LuB 25:12.) Er beauftragte Emma Smith, „eine Auswahl von heiligen Liedern zu treffen“ (LuB 25:11). 1835 wurde in Kirtland das erste Gesangbuch der Kirche herausgegeben. Auf der Titelseite steht Emma Smiths Name, weil sie die Lieder ausgewählt hat. Sie sammelte 90 Kirchenlieder aus zumeist protestantischen Quellen und daneben neue Lieder, die von Mitgliedern der Kirche, etwa W. W. Phelps, geschrieben worden waren.

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Titelseite des Gesangbuchs der Kirche aus dem Jahr 1835

Titelseite der Originalausgabe des von Emma Smith zusammengestellten Gesangbuchs aus dem Jahr 1835

Lehre und Bündnisse 25:16. Dies ist meine Stimme an alle

Einige Offenbarungen im Buch Lehre und Bündnisse wurden ursprünglich zwar bestimmten Menschen gegeben, es ist aber für den Leser angebracht und wichtig, die in den Schriftstellen enthaltenen Lehren und Grundsätze so zu sehen, als wären sie an ihn persönlich gerichtet. Eifriges Lesen in den Schriften erschließt dem Leser viele wichtige Lehren. Präsident Marion G. Romney (1897–1988) von der Ersten Präsidentschaft hat sich dazu wie folgt geäußert: „Man kann die heiligen Schriften nicht ernsthaft studieren, ohne dabei auch Grundsätze des Evangeliums zu lernen, denn die Schriften wurden ja dazu geschrieben, diese Grundsätze zu unserem Nutzen zu bewahren.“ („The Message of the Old Testament“, Ansprache vor Lehrern im Bildungswesen der Kirche, 17. August 1979, Seite 3.) Erst wenn Evangeliumswahrheiten erkannt werden und ihr Stellenwert geschätzt wird, können sie in die Tat umgesetzt werden.

Zusätzliche Quelle