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Kapitel 2: Lehre und Bündnisse 1


Kapitel 2

Lehre und Bündnisse 1

Einführung und zeitlicher Überblick

Bis November 1831 hat der Herr durch den Propheten Joseph Smith über 60 Offenbarungen zum Nutzen der Kirche und einzelner Mitglieder gegeben. Um diese Offenbarungen den Mitgliedern leichter zugänglich zu machen, beschließen die Führer der Kirche, sie als Buch, nämlich „Buch der Gebote“, herauszugeben. Am 1. November 1831 beruft der Prophet im Haus von John und Alice (Elsa) Johnson in Hiram im Bundesstaat Ohio eine Konferenz von Ältesten ein, bei der ein Komitee aus Ältesten, nämlich Sidney Rigdon, Oliver Cowdery und William E. McLellin, vergeblich versucht, ein Vorwort zum Buch der Gebote zu schreiben (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Hg. Matthew C. Godfrey et al., 2013, Seite 104). Nach diesem Versuch empfängt Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 1. Darin sagt der Herr: „[Diese Offenbarung] ist … mein Geleitwort für das Buch meiner Gebote.“ (LuB 1:6.) Weiter sagt er, dass alle Menschen seine „Stimme der Warnung“ (LuB 1:4) hören werden und dass diejenigen, die nicht auf seine Stimme und auf die Worte seiner Diener hören wollen, vom Volk Gottes abgeschnitten werden. Der Herr bestätigt, dass die Offenbarungen an den Propheten Joseph Smith wahr sind. Er gebietet seinem Volk, in ihnen zu forschen.

September 1831Joseph und Emma Smith ziehen von Kirtland im Bundesstaat Ohio nach Hiram.

November 1831Eine Konferenz von Ältesten stimmt dafür, 10.000 Exemplare des Buches der Gebote drucken zu lassen.

1. November 1831Lehre und Bündnisse 1 wird empfangen.

20. November 1831Oliver Cowdery und John Whitmer machen sich auf den Weg nach Missouri. Sie haben das Manuskript für den Druck des Buches der Gebote bei sich.

Lehre und Bündnisse 1: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Am 1. November 1831 kommt der Prophet Joseph Smith mit einer Gruppe von zehn Ältesten in Hiram in Ohio zu einer eigens einberufenen Konferenz zusammen, um mit ihnen die Zusammenstellung und Veröffentlichung der Offenbarungen zu besprechen, die er so weit empfangen hat. Durch die geplante Veröffentlichung sollen den Mitgliedern der Kirche die Offenbarungen des Herrn zugänglich sein, die auch für alle Welt als Zeugnis dafür dastehen, dass Gott noch einmal begonnen hat, seinen Kindern auf Erden seine Absicht und seinen Willen kundzutun.

Im Lauf der Konferenz kommen die Anwesenden überein, dass 10.000 Exemplare dieser zusammengestellten Offenbarungen als Einzelband gedruckt werden sollen (diese Zahl wird später auf 3000 herabgesetzt). Dieser Band soll „Buch der Gebote“ heißen. Ein Komitee von Ältesten wird gebeten, ein Vorwort zu der Veröffentlichung zu schreiben. Als das Komitee seinen Entwurf dazu vorlegt, wird dieser von den Versammelten abgelehnt. Sie bitten den Propheten, den Herrn um Führung zu ersuchen. „Nachdem sich [Joseph Smith] und die Ältesten zum Beten niedergebeugt hatten, diktierte [Joseph], der ‚an einem Fenster saß‘, ‚durch den Geist‘ die Einleitung, wobei [Sidney] Rigdon als Schreiber fungierte. ‚Joseph diktierte ein paar Sätze und Sidney schrieb sie nieder‘ [erinnerte sich William E. McLellin] und ‚las sie dann vor. Wenn sie richtig waren, diktierte Joseph weiter.‘“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Seite 104.) Diese Offenbarung wird 1833 als Einleitung zum Buch der Gebote veröffentlicht und bildet in der aktuellen Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse nun Abschnitt 1.

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Karte 5: Die Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 1:1-23

Des Herrn Stimme der Warnung ergeht an alle Menschen

Lehre und Bündnisse 1:1. Horcht auf, o ihr Volk meiner Kirche

Der Herr beginnt seine Offenbarung in Lehre und Bündnisse 1 damit, dass er seinem Volk gebietet, aufzuhorchen. Der Begriff horchen oder hören und Abwandlungen davon sind im Buch Lehre und Bündnisse zigmal zu finden. Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Im hebräischen Text des Alten Testaments wird meist sogar für auf jemanden horchen (nämlich auf den Herrn) und für gehorchen (nämlich seinem Wort) ein und derselbe Begriff verwendet.“ („Listen to Learn“, Ensign, Mai 1991, Seite 24.) Nur wenn wir auf den Herrn horchen, ihm also gehorchen, können wir den Strafgerichten, die über die Welt hereinbrechen werden, entkommen.

Lehre und Bündnisse 1:2. Die Stimme des Herrn ergeht an alle Menschen

Der Herr hat gesagt, dass seine Worte und Warnungen nicht nur für das Volk seiner Kirche, sondern für alle Menschen gedacht sind. Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat dargelegt, wie der Herr seine Stimme der Warnung an alle Menschen erheben wird:

„Ich gehe nicht davon aus, … dass in diesem Leben jedes Herz durchdrungen werden und jedes Ohr hören muss. Wenn jemand nicht gehört hat (wenn er diese Möglichkeit weder durch das Predigen der Ältesten noch durch das veröffentlichte und offenbarte Gotteswort erhalten hat), wird ihm die Gelegenheit noch gegeben werden und er wird in der Geisterwelt davon hören.

So beabsichtigt der Herr in seiner Güte und Barmherzigkeit, jeder Seele, sei sie am Leben oder tot, die Wahrheit seines wiederhergestellten Evangeliums zu bringen. Auf diese Weise wird jedes Herz durchdrungen werden und jedes Ohr wird hören.“ (Herbst-Generalkonferenz 1931, Seite 16.)

Lehre und Bündnisse 1:8,9. Die Ungläubigen und Widersetzlichen siegeln

Wer das Evangelium Jesu Christi annimmt, die errettenden heiligen Handlungen empfängt und die Gebote befolgt, empfängt ewiges Leben (siehe LuB 14:7; 20:25,29). Die Schlechten, die nicht glauben wollen oder sich bewusst gegen das Licht des Evangeliums, das sie empfangen haben, auflehnen, erleiden die Strafe für ihren Ungehorsam (siehe LuB 133:71,72).

Lehre und Bündnisse 1:14. Den Worten der Propheten und Apostel Beachtung schenken

Der Herr hat warnend darauf hingewiesen, dass diejenigen, die seiner Stimme und den Worten seiner Propheten und Apostel keine Beachtung schenken, aus seinem Volk „abgeschnitten“ werden. „Abgeschnitten“ bedeutet, von Gottes Macht, seinem Einfluss und seinen Segnungen getrennt zu werden und letztlich nicht in seiner Gegenwart sein zu können. Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat Zeugnis für die Segnungen abgelegt, die folgen, wenn man dem Rat der Propheten Beachtung schenkt: „Jedes Mal, wenn ich mich dazu entschieden habe, inspiriertem Rat erst später zu folgen, oder wenn ich gemeint habe, ich sei eine Ausnahme, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mich in Gefahr begeben habe. Jedes Mal, wenn ich auf den Rat der Propheten gehört habe, sobald ich durch Beten eine Bestätigung dafür erhalten hatte, und ihn dann befolgt habe, habe ich gemerkt, dass ich der Sicherheit näherkam.“ („Finding Safety in Counsel“, Ensign, Mai 1997, Seite 25.)

Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über die Segnungen gesprochen, die uns zufließen, wenn wir den Rat des Propheten umgehend befolgen: „Es ist großartig, einen Propheten Gottes bei uns zu haben. Wenn wir auf die Worte hören, die der Herr uns durch ihn gibt, werden uns große und wunderbare Segnungen zuteil. … Wenn wir den Ratschlag des Herrn hören, der durch die Worte des Präsidenten der Kirche zum Ausdruck gebracht wird, sollen wir ihn gleich und gern befolgen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Sicherheit, Frieden, Wohlstand und Glücklichsein folgen, wenn wir wie Nephi vor alter Zeit auf den Rat des Propheten hören: ‚Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat.‘ (1 Nephi 3:7.)“ („Sein Wort sollt ihr empfangen“, Liahona, Juli 2001, Seite 80.)

Schwester Carol F. McConkie, Ratgeberin in der Präsidentschaft der Jungen Damen, hat darüber gesprochen, dass es wichtig ist, den Lehren der Propheten Gehör zu schenken, selbst wenn es uns ungelegen kommt oder unpopulär erscheint:

„Unser Vater im Himmel liebt alle seine Kinder und wünscht sich, dass sie seinen Plan des Glücklichseins kennen und verstehen. Deshalb beruft er Propheten, denen die Macht und Vollmacht verliehen worden ist, im Namen Gottes zur Errettung seiner Kinder zu handeln. …

Wir müssen selbst dann auf die Worte der Propheten hören, wenn sie uns unvernünftig oder unangenehm erscheinen oder uns ungelegen kommen. Nach weltlichen Maßstäben ist es vielleicht unpopulär und politisch oder gesellschaftlich nicht korrekt, dem Propheten zu folgen. Doch es ist immer richtig, dem Propheten zu folgen. …

Wenn wir auf die Worte der Propheten hören, bauen wir unser Zuhause und unser Leben auf einer ewigen und festen Grundlage, nämlich ‚auf dem Fels unseres Erlösers …, und das ist Christus, der Sohn Gottes‘. [Helaman 5:12.]“ („Nach den Worten der Propheten leben“, Liahona, November 2014, Seite 77ff.)

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Der heilige Hain

Der heilige Hain bei Palmyra im Bundesstaat New York, wo der junge Joseph Smith im Frühjahr 1820 (Foto um 1926) Gottvater und Jesus Christus gesehen hat

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche

Lehre und Bündnisse 1:16. Jedermann wandelt auf seinem eigenen Weg und nach dem Abbild seines eigenen Gottes

Wie in dieser inspirierten Einleitung zu den Offenbarungen im Buch Lehre und Bündnisse aufgezeichnet, beschreibt der Herr hier unredliche und glaubensferne Zustände in der Welt, da „jedermann … auf seinem eigenen Weg und nach dem Abbild seines eigenen Gottes“ wandelt (LuB 1:16). Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dieses Verhalten so geschildert:

„Viele von uns leben in einer Gesellschaft, die es schon seit mehr als einer Generation versäumt hat, zu moralischer Disziplin anzuhalten. Es wurde verbreitet, dass Wahrheit relativ sei und jeder für sich entscheide, was richtig ist. Begriffe wie Sünde und falsch wurden als ‚Werturteile‘ verworfen. Der Herr beschreibt dies so: ‚Jedermann wandelt auf seinem eigenen Weg und nach dem Abbild seines eigenen Gottes.‘ (LuB 1:16.)

Das hat zur Folge, dass Selbstdisziplin kaum noch eine Rolle spielt und die Gesellschaft jetzt darauf angewiesen ist, Ordnung und Anstand mit Gewalt durchzusetzen.“ („Moralische Disziplin“, Liahona, November 2009, Seite 106.)

Lehre und Bündnisse 1:16. Babylon, die Große

Der Herr spricht von der schlechten Welt als Babylon, der Großen (siehe LuB 1:16). Aufgrund der weltlichen Einstellung und der Verderbtheit des alten Babylon und weil es ein Ort war, an den die Kinder Israel verschleppt worden sind und wo sie in Gefangenschaft gelebt haben, steht Babylon in den heiligen Schriften häufig für Sünde und die Schlechtigkeit der Welt und für die geistige Gefangenschaft, die dieser Zustand über Gottes Kinder bringt (siehe LuB 133:14).

Elder David R. Stone von den Siebzigern hat Babylon und seinen alles durchdringenden Einfluss in unserer Zeit wie folgt beschrieben:

„Natürlich gibt es heute keine bestimmte Stadt, die Babylon verkörpert. Babylon war zur Zeit des alten Israel eine Stadt, die sinnlich, dekadent und korrupt geworden war. Das bedeutendste Gebäude in der Stadt war der Tempel eines falschen Gottes, den wir oft als Bel oder Baal bezeichnen.

Sinnlichkeit, Korruption, Dekadenz und die Verehrung falscher Götter sind jedoch in vielen Städten, groß und klein, auf der ganzen Erde zu sehen. …

Zu viele Menschen in der Welt sind dem alten Babylon ähnlich geworden, indem sie auf ihren eigenen Wegen gewandelt und einem Gott gefolgt sind, ‚dessen Abbild dem der Welt gleicht‘ [LuB 1:16].“ („Zion mitten in Babylon“, Liahona, Mai 2006, Seite 90f.)

Lehre und Bündnisse 1:17. Die Welt auf das Unheil vorbereiten, das kommen soll

In göttlicher Voraussicht berief Gott den Propheten Joseph Smith, der dazu beitragen sollte, die Welt auf das „Unheil“ vorzubereiten, „das über die Bewohner der Welt kommen soll“ (LuB 1:17). Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, dass wir dem Unheil der Letzten Tage dadurch aus dem Weg gehen können, dass wir den Worten der Propheten Gehör schenken: „Wenn wir auf die Propheten unserer Zeit hörten, gäbe es statt Armut liebevolle Fürsorge für die Armen und Bedürftigen. Viele schwere, tödlich verlaufende gesundheitliche Probleme ließen sich vermeiden, wenn das Wort der Weisheit und die Gesetze sexueller Reinheit befolgt würden. Das Zahlen des Zehnten wäre uns ein Segen, und wir hätten genug für unseren Bedarf. Wenn wir den Rat der Propheten befolgen, können wir hier auf der Erde so leben, dass wir uns keine unnötigen Schmerzen und Selbstzerstörung auferlegen. Das bedeutet nicht, dass wir dann keine Schwierigkeiten mehr haben. Die haben wir. Es bedeutet nicht, dass wir nicht geprüft werden. Wir werden geprüft, denn auch dazu sind wir hier auf der Erde. Aber wenn wir auf den Rat unseres Propheten hören, werden wir stärker und können die Prüfungen des Erdenlebens bestehen. Dann haben wir Hoffnung und Freude.“ („Hear the Prophet’s Voice and Obey“, Ensign, Mai 1995, Seite 17.)

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Ich sah ein Licht

Ich sah ein Licht, Gemälde von Jon McNaughton; Darstellung der ersten Vision, als Gottvater und Jesus Christus dem jungen Joseph Smith erschienen, als er betete

Lehre und Bündnisse 1:24-33

Der Herr gibt Joseph Smith Macht, das Buch Mormon zu übersetzen und seine wahre Kirche aufzurichten

Lehre und Bündnisse 1:24. Meinen Knechten in ihrer Schwachheit gegeben

Der Herr hat gesagt, dass er seinen Knechten „in ihrer Schwachheit, nach der Weise ihrer Sprache“ Gebote und Offenbarungen gibt (LuB 1:24). Präsident Brigham Young (1801–1877) hat erklärt, welcher Art die Offenbarungen sind, die sterblichen Männern und Frauen von göttlichen Wesen übermittelt werden: „Die Offenbarungen Gottes sind inhaltlich richtig, was die darin niedergelegten Grundsätze und Lehren angeht, doch ist es den armseligen, schwachen, kümmerlichen, kriecherischen und sündhaften Erdbewohnern nicht möglich, vom Allmächtigen eine Offenbarung in all ihrer Vollkommenheit zu erhalten. Er muss so zu uns reden, wie es dem Ausmaß unserer Fähigkeiten entspricht.“ („Discourse“, Deseret News, 1. August 1855, Seite 162.)

Elder Marlin K. Jensen von den Siebzigern hat dargelegt, dass der Prophet Joseph Smith „die handschriftliche Aufzeichnung der Offenbarungen [augenscheinlich] als bestmögliches Ergebnis seines Versuchs [betrachtet hat], die Stimme des Herrn wiederzugeben, der sich herabließ, sich in der, wie Joseph sie bezeichnete, ‚gewundenen, holprigen, wirren und unvollkommenen Sprache‘ des Menschen mitzuteilen“ („Die Joseph-Smith-Papiere – die handschriftlichen Offenbarungsbücher“, Liahona, Juli 2009, Seite 9).

Einige Mitglieder in der Anfangszeit der Kirche kritisierten die Sprache der Offenbarungen. Sie verstanden nicht, dass sich die Wahrheit der darin enthaltenen Lehren nicht auf Rechtschreibung, Zeichensetzung oder Grammatik bezieht. Als man die Offenbarungen für die Veröffentlichung vorbereitete, nahmen Joseph Smith und andere unter seiner Leitung Änderungen und Korrekturen an einigen Texten vor, um Ausdrucksweise und Zweck der Offenbarungen klarzustellen.

Bereits im November 1831 wurde bei einer Konferenz der Kirche beschlossen, „Joseph Smith Jr. solle die Fehler, die er möglicherweise bei der Durchsicht der Offenbarungen [und] Gebote [und] auch der Fülle der heiligen Schriften der Kirche durch den Heiligen Geist feststellen würde, berichtigen“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Seite 123).

Dem Propheten Joseph Smith war jedoch bewusst, dass Offenbarungen abgeändert oder erweitert werden in dem Maß, wie der Herr weiterhin seine Wahrheit kundtut (siehe Gerrit Dirkmaat, „Great and Marvelous Are the Revelations of God“, Ensign, Januar 2013, Seite 47).

Lehre und Bündnisse 1:29. Der Herr hat die Übersetzung des Buches Mormon ermöglicht

Joseph Smith erhielt vom Engel Moroni den alten Bericht, der in Lehre und Bündnisse 1:29 als „die Aufzeichnungen der Nephiten“ bezeichnet wird. Als das Buch Mormon gerade hervorkam, kannte der junge Prophet außer Englisch keine andere Sprache. Somit war seine Fähigkeit, das Buch Mormon zu übersetzen, eine Gnadengabe, die ihm durch die Macht Gottes gewährt wurde (siehe auch LuB 5:4; 135:3).

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Hügel Cumorah

Der Hügel Cumorah (im Hintergrund) in der Nähe von Palmyra im Bundesstaat New York; dort erhielt Joseph Smith die alten Platten, auf denen das Buch Mormon geschrieben war (Foto um 1907 aufgenommen)

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche

Lehre und Bündnisse 1:30. Die Kirche wird aus dem Dunkel hervorkommen

Der Herr gab seinen Knechten Macht, seine Kirche zu aufzurichten und „sie aus dem Dunkel … hervorzubringen“ (LuB 1:30). Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, was mit diesem Ausdruck gemeint ist:

„Die Kirche kommt aus dem früheren Dunkel hervor und wird nun sichtbar. Verborgenheit und Dunkelheit bedeuten in diesem Zusammenhang das Unbekannte, das abseits Liegende, und daher gibt das Verborgene oftmals zu Missverständnissen Anlass.

Der Herr hat geschildert, wie er das Werk der Letzten Tage ‚aus dem Dunkel und aus der Finsternis‘ hervorbringen wird. (LuB 1:30; siehe auch 1 Nephi 22:12; 2 Nephi 1:23; 27:29.) Wie vorhergesehen, werden Christus und sein Werk somit zu einem Licht, das nicht mehr verborgen bleiben kann. (Siehe LuB 14:9.)“ („Out of Obscurity“, Ensign, November 1984, Seite 8.)

Lehre und Bündnisse 1:30. Die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem Antlitz der ganzen Erde

Der Herr hat unmissverständlich bestätigt, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage „die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem Antlitz der ganzen Erde“ ist (LuB 1:30). Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat einen Grund dafür genannt, weshalb dies die einzige wahre Kirche ist:

„Als wir [den Propheten und weitere Generalautoritäten der Kirche bestätigt haben], haben wir erlebt, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sowohl wahr als auch lebendig ist. …

Dies ist die wahre Kirche – die einzige wahre Kirche, weil in ihr die Schlüssel des Priestertums vorhanden sind. Allein in dieser Kirche hat der Herr die Macht verankert, auf Erden zu siegeln und im Himmel zu siegeln, so wie er es auch zur Zeit des Apostels Petrus getan hatte. Diese Schlüssel wurden bei der Wiederherstellung Joseph Smith gegeben, der dann ermächtigt wurde, sie auch den Mitgliedern des Kollegiums der Zwölf Apostel zu übertragen.“ („Die wahre und lebendige Kirche“, Liahona, Mai 2008, Seite 20.)

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat weiter erläutert, inwiefern die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sowohl wahr als auch lebendig ist: „Der Herr hat verkündet, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sei ‚die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem Antlitz der ganzen Erde‘ (LuB 1:30). Diese wiederhergestellte Kirche ist wahr, weil sie die Kirche des Erlösers ist. Er ist ,der Weg und die Wahrheit und das Leben‘ (Johannes 14:6). Sie ist eine lebendige Kirche, wegen des Wirkens und der Gaben des Heiligen Geistes. Wie gesegnet wir doch sind, in einer Zeit zu leben, da das Priestertum auf der Erde ist und wir den Heiligen Geist empfangen können.“ („Empfange den Heiligen Geist“, Liahona, November 2010, Seite 97.)

Weil die Kirche eine lebendige Kirche ist, die vom Herrn durch den Heiligen Geist geführt wird, wächst sie weiter. Durch fortdauernde Offenbarung von Gott an seine Propheten stellt sie sich auf geänderte Verhältnisse und Zustände in der Welt ein. Das Zeugnis des Herrn, worin er verkündet, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sei die einzige wahre und lebendige Kirche, bedeutet nicht, dass andere Kirchen nicht auch Teile der Wahrheit hätten. Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt:

„Das heißt nun aber nicht, dass an keiner dieser Kirchen etwas Wahres ist. An allen ist etwas wahr – an einigen sogar ziemlich viel. Ihnen ist eine gewisse Frömmigkeit zu eigen. Oft dienen ihre Geistlichen und die Mitglieder durchaus hingebungsvoll, und viele von ihnen üben sich außerordentlich gut in den christlichen Tugenden. Und trotzdem sind diese Kirchen unvollständig. Wie er gesagt hat, verkünden sie Menschengebote als Lehre und haben zwar eine Form der Gottesfurcht, leugnen jedoch deren Macht. [Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:19.] …

Wir sagen nicht, dass alles [an diesen Kirchen] falsch ist, sondern dass sie unvollständig sind. Aber die Fülle des Evangeliums ist wiederhergestellt worden. Die Macht und Vollmacht, für ihn zu handeln, ist unter uns. Auf dieser Kirche ruht die Macht und Vollmacht des Priestertums.“ („The Only True and Living Church“, Ensign, Dezember 1971, Seite 40f.)

Lehre und Bündnisse 1:31-33. Wer umkehrt und die Gebote des Herrn tut, dem wird vergeben werden

In Lehre und Bündnisse 1:31-33 hat der Herr unmissverständlich dargelegt, wie er zur Sünde steht. In seiner Gnade hat er seiner Feststellung die Verheißung hinzugefügt, dass er denen vergibt, die umkehren und seine Gebote halten. Elder Richard G. Scott (1928–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, wie der Gehorsam gegenüber den Geboten zur Sündenvergebung beiträgt: „Diese Schriftstelle [LuB 1:31,32] macht deutlich, dass der Herr Sünde nicht billigen kann, dass er aber dem Sünder, der umkehrt, aufgrund seiner vollkommenen Liebe vergibt. Sie erklärt auch, dass es nicht nur wichtig ist, das Gebot zu halten, das Sie übertreten haben, sondern dass Sie durch das Halten aller Gebote zusätzliche Kraft und Unterstützung für die Umkehr erlangen.“ („Frei von schwerer Last“, Liahona, November 2002, Seite 87.)

Lehre und Bündnisse 1:34-39

Die Worte und Offenbarungen des Herrn im Buch Lehre und Bündnisse sind wahr und „werden sich alle erfüllen“

Lehre und Bündnisse 1:37. Forscht in diesen Geboten, denn sie sind wahr und treu

Der Herr hat Zeugnis für die Wahrheit der Offenbarungen im Buch Lehre und Bündnisse abgelegt. Er hat seine Heiligen ermahnt, „in diesen Geboten [zu forschen]“ (LuB 1:37). Präsident Brigham Young hat bezeugt: „Das Buch Lehre und Bündnisse ist den Heiligen der Letzten Tage ausdrücklich für ihr tägliches Leben und Handeln gegeben.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 120.)

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Titelseite des Buches der Gebote

Ein „Buch der Gebote“ aus dem Jahr 1833; es hatte Präsident Wilford Woodruff gehört

Lehre und Bündnisse 1:38. Durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte

Der Herr offenbart seine Worte und Warnungen durch seine erwählten und berufenen Knechte. Wenn ein Prophet als bevollmächtigter Knecht oder Diener des Herrn spricht, ist es so, als ob der Herr selbst spräche. Elder M. Russell Ballard hat gesagt: „Ich habe in meiner Amtszeit beobachtet, dass die Menschen, die verlorengehen [und] sich beirren lassen, üblicherweise diejenigen sind, die … vergessen haben, dass es die Stimme des Herrn selbst ist, wenn die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel mit vereinter Stimme sprechen. Der Herr ermahnt uns: ‚Sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.‘ [LuB 1:38.]“ („Bleiben Sie im Boot und halten Sie sich gut fest!“, Liahona, November 2014, Seite 90.)

Elder D. Todd Christofferson hat dargelegt, wie die Stimme des Herrn seinen Propheten und Aposteln bekanntgemacht wird:

„Der Präsident der Kirche ist befugt, auf der Grundlage von Offenbarung, die an ihn ergeht, Lehren zu verkünden oder auszulegen (siehe beispielsweise LuB 138). Erläuterungen der Lehre können auch durch den gemeinsamen Rat der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel erfolgen (siehe beispielsweise Amtliche Erklärung 2). In die Überlegungen des Rates fließen oftmals die kanonisierten heiligen Schriften, Aussagen der Führer der Kirche und die bewährte Praxis ein. Doch am Ende geht es … nicht darum, einen Konsens zwischen den Ratsmitgliedern zu erzielen, sondern darum, Offenbarung von Gott zu empfangen. Dabei sind sowohl Vernunft als auch Glauben gefragt, um die Absicht und den Willen des Herrn in Erfahrung bringen zu können.

Außerdem muss man bedenken, dass nicht jede Aussage eines Führers der Kirche, ob aus der Vergangenheit oder der Gegenwart, gleich notwendigerweise Lehre ist. Gemeinhin wird in der Kirche verstanden, dass eine Aussage, die von einem Führer zu einem bestimmten Anlass getroffen wird – so wohldurchdacht sie auch sein mag – seine persönliche Meinung darstellt und keine offizielle oder bindende Stellungnahme für die gesamte Kirche. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, dass ‚ein Prophet nur dann Prophet ist, wenn er als Prophet auftritt‘ [History of the Church, 5:265].“ („Die Lehre von Christus“, Liahona, Mai 2012, Seite 88.)