Weihungsgebet

Bern-Tempel in der Schweiz, 11. September 1955

O Gott, unser ewiger Vater, zu diesem heiligen Anlass – der Fertigstellung und Weihung des ersten Tempels der Kirche in Europa – erheben wir in Lob und Dankbarkeit unser Herz und unsere Stimme zu dir. Hilf uns, unseren Sinn von unnützen Gedanken und unsere Seele von Selbstsucht und Neid zu befreien, auf dass wir uns aufrichtig und wahrhaftig und in Einmütigkeit in der Liebe zu dir, zueinander und zu allen aufrichtigen Menschen auf der Welt zusammenfinden mögen.

Wir sind dankbar, dass du und dein Sohn Jesus Christus im Frühjahr 1820 auf dem amerikanischen Kontinent dem jungen Mann Joseph Smith erschienen seid und du den Erretter der Menschheit mit den Worten vorgestellt hast: „Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“ Wir sind dankbar, dass unter deiner Führung und Inspiration die Kirche Jesu Christi vollständig organisiert wurde, mit „Apostel[n], Propheten, Hirten, Lehrer[n], Evangelisten und so weiter“, „um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zuzurüsten, für den Aufbau des Leibes Christi,

bis wir alle zur Einheit im Glauben und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht.“

Das ist die göttliche Botschaft in diesen Letzten Tagen an alle deine Kinder, die Lebenden wie die Toten!

Wir hören deinen Sohn, gehorchen seinem Wort und kommen dadurch zu dir, denn dies „ist das ewige Leben: dass [wir] dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus“.

Wir sind dankbar, dass du nach der herrlichen Offenbarung von dir und deinem geliebten Sohn durch himmlische Boten das Aaronische und das Melchisedekische Priestertum in dieser Evangeliumszeit wiederhergestellt hast und in der Folge alle Schlüssel des Priestertums, die deine Propheten von den Tagen Adams über Abraham und Mose jemals innehatten, bis hin zu Maleachi, der die Macht innehatte, „das Herz der Väter wieder den Söhnen [zu]zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern“, bis hin zur letzten Generation.

All diese Rechte, Mächte und Vorzüge wurden in dieser, der großartigsten Evangeliumszeit aller Zeiten, wiederhergestellt und mit Vollmacht eingeführt.

Wir sind dankbar für die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, die es ermöglicht hat, dass die Kirche Jesu Christi durch himmlische Boten gegründet werden konnte, und die jedem Menschen das Recht einräumt, Gott so zu verehren, wie es ihm das eigene Gewissen gebietet.

Wir sind dankbar für die freiheitsliebende Regierung der Schweiz, die seit Jahrhunderten an der freien Handlungsfähigkeit des Menschen und seinem unveräußerlichen Recht festgehalten hat, dich ohne Vorgaben irgendeines Menschen oder einer Gruppe Menschen zu verehren.

Wir sind dankbar, dass in der vollständigen Organisation der Kirche jedes Mitglied die Gelegenheit hat, seinen Mitmenschen zu dienen und dabei das Wort Gottes im Sinn zu haben: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Wir danken dir für die Führer deiner Kirche, angefangen beim Propheten Joseph Smith bis hin zu den jetzigen Generalautoritäten – der Ersten Präsidentschaft, dem Rat der Zwölf Apostel, den Assistenten der Zwölf, dem Patriarchen der Kirche, dem Ersten Rat der Siebziger und der Präsidierenden Bischofschaft.

Offenbare der Ersten Präsidentschaft weiterhin deine Gedanken und deinen Willen, was das Wachstum und den Fortschritt deines Werkes unter den Menschenkindern anbelangt.

In Demut und tiefer Dankbarkeit nehmen wir deine Nähe, deine göttliche Führung und deine Inspiration an. Mögest du unseren Geist noch empfänglicher für dich machen.

Segne die Präsidentschaften der Pfähle, die Hoheräte, die Missionspräsidentschaften, die Bischofschaften der Gemeinden, die Präsidentschaften der Zweige und Kollegien und die Führungsverantwortlichen und Präsidentschaften der Hilfsorganisationen in aller Welt. Schärfe ihr Bewusstsein für die Tatsache, dass ihnen als Führern vertraut wird und dass sie mit diesem Vertrauen so pfleglich umgehen müssen wie mit ihrem Leben.

Wir sind dankbar, dass die Mitglieder der Kirche erkennen, dass es ein Segen ist, den Zehnten und die Opfergaben zu zahlen, was die Verkündigung des Evangeliums bis an die Enden der Welt ermöglicht und dazu beiträgt, dass mit dem Bau von Gemeindehäusern, Versammlungsstätten und schließlich auch Tempeln deine Ziele verwirklicht werden – in welchen Ländern und Gegenden die Kirche auch organisiert sein mag.

O Vater, wir spüren, dass das dringendste Bedürfnis der heutigen Welt darin besteht, dass Jesus Christus und sein Evangelium angenommen werden, damit falschen Lehren entgegengetreten wird, welche heutzutage den Frieden ehrlicher Menschen stören und den Glauben von Millionen untergraben, deren Vertrauen in dich erschüttert ist und schwankt, weil ihnen der ewige Erlösungsplan noch nicht vorgelegt worden ist.

Leite uns, o Gott, in unserem Bestreben, geschwind den Tag herbeizuführen, da die Menschen sich von Streit und Zwietracht lossagen und „nicht das Schwert [erheben], Nation gegen Nation, und … nicht mehr den Krieg [erlernen]“.

Segne zu diesem Zweck die Führer der Nationen, auf dass ihr Herz von Vorurteilen, Misstrauen und Gier frei sein und mit dem Wunsch nach Frieden und Rechtschaffenheit erfüllt sein mögen.

Dieser Tempel ist, wie jedes weitere heilige Haus des Herrn, das in deinem Namen errichtet wird, eines der Mittel, mit dem deine Kinder im Bund des Friedens und der Liebe vereint werden.

Hilf deinem Volk erkennen, dass nur durch Gehorsam gegenüber den ewigen Grundsätzen und Verordnungen des Evangeliums geliebten Menschen, die ohne Taufe gestorben sind, das herrliche Vorrecht gewährt werden kann, in das Reich Gottes einzutreten. Stärke unseren Wunsch, o Vater, noch größere Mühe darauf zu verwenden, deine Absichten zu verwirklichen, nämlich die Unsterblichkeit und das ewige Leben all deiner Kinder zustande zu bringen. Dieses Bauwerk ist ein weiteres Mittel, dieses göttliche Ziel herbeizuführen.

Daher weihen wir mit der Vollmacht des heiligen Melchisedekischen Priestertums den Schweizer Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und heiligen ihn zu dem Zweck, zu dem er errichtet wurde.

Wir weihen dir, unserem Vater im Himmel, den Grund und Boden, das Gebäude vom Fundament bis zum Turm und alles, was dazu gehört, einschließlich sämtlicher Vorrichtungen und der Einrichtung, und bitten dich, all dies in seiner Vollständigkeit anzunehmen, zu heiligen und in deiner Vorsehung zu bewahren, bis alles, wofür es bestimmt ist, erreicht wurde.

Befähige diejenigen, die als Wächter bestellt werden, es in Reinheit zu bewahren, auf dass kein unreiner Mensch oder Gegenstand jemals hineingelange. Du hast gesagt, dein Geist werde nicht in einer unreinen Wohnstatt wohnen. Er wohnt auch nicht in einem Haus, in dem ungesunde oder selbstsüchtige Gedanken herrschen. Möge darum jeder, der diesen heiligen Tempel betritt, mit reinem Herzen und reinen Händen herkommen, sodass der Heilige Geist stets gegenwärtig sein kann, um zu inspirieren, zu trösten und zu segnen.

Möge dieses Gebäude stets heilig gehalten werden, damit alle, die es betreten, einen friedlichen und heiligen Einfluss verspüren, und mögen diejenigen, die diesen Grund und Boden überqueren, ob Mitglied der Kirche oder nicht, einen heiligen Einfluss verspüren und, statt Zweifel oder gar Spott im Sinn zu haben, im Herzen ein Gebet sprechen.

Nun, o Gott, unser himmlischer, ewiger Vater, haben die treuen Mitglieder deiner Kirche aus Liebe zu dir und deinen Kindern dir mit dem Zehnten und Opfergaben dieses heilige Haus errichtet, in dem heilige Handlungen und Zeremonien vollzogen werden sollen, die dem Glück und der Errettung deiner Kinder dienen, die auf der Erde oder in der Geisterwelt leben.

Nimm unsere Gabe an, heilige sie durch deinen Heiligen Geist und schütze sie vor den zerstörerischen Elementen und der Bitterkeit der Unwissenheit sowie der Bosheit voreingenommener Seelen, bis deine göttlichen Absichten vollendet sind. Dein sei die Herrlichkeit, die Ehre und das Lob in Ewigkeit, durch Jesus Christus, unseren Herrn und Erretter. Amen und amen!