2004
Der Mut zum Beten
September 2004


Der Mut zum Beten

Es schien, als ob das Jahr 1987 niemals anbrechen würde. In dem Jahr wurde ich 18 und konnte in die brasilianische Luftwaffe eintreten. Als es dann so weit war, meldete ich mich und widmete mich ganz dem Dienst für mein Land.

Da ein Führer der Kirche uns aufgefordert hatte, mit anderen über das Evangelium zu sprechen, beschloss ich, nach jemandem Ausschau zu halten, der sich für die Kirche interessierte. Nach vielen enttäuschenden Anläufen war ich ziemlich mutlos. Dann las ich einmal in meinem Bett in den heiligen Schriften und bemerkte, dass ein anderer Soldat andächtig kniete und betete.

Ich beschloss, ihn zu fragen, welcher Religionsgemeinschaft er angehörte. Seine Antwort war wie ein Sonnenstrahl. Er erzählte, er habe beobachtet, dass ich mich nie beirren ließ und immer vor dem Essen und Schlafengehen betete. Er hatte immer den Wunsch gehabt zu beten, aber konnte nie den Mut dazu aufbringen. Doch dann beschloss er es zu tun, auch wenn er nicht genau wusste, was er in seinem Gebet sagen sollte.

Ich fragte ihn: „Möchtest du lernen, wie man betet?“ Seine Antwort war ein entschlossenes Ja. An jenem Abend besprach ich mit ihm im Großen und Ganzen die sechs Missionarslektionen und gab Zeugnis. Der Geist bezeugte uns beiden ganz klar, dass all das wahr ist.

Die Wochen zogen dahin und er nahm meine Einladung, mit zur Kirche zu kommen, an. Er fing an, sich von den Missionaren die Lektionen anzuhören, und nahm an den Aktivitäten der Gemeinde teil.

Eines Tages sprach er vor dem Mittagessen ein Gebet und blickte mir danach in die Augen und sagte: „Ich habe mich entschieden. Ich will mich taufen lassen.“ Seine Worte ließen mein Herz höher schlagen. Ich war überrascht und glücklich, aber es gab noch eine Steigerung. Er sagte: „Ich möchte, dass du mich taufst.“ Das war zu viel für mich. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten; ich umarmte ihn, und er sagte: „Danke, mein Freund.“

Später reichten wir unsere Papiere für die Mission ein, und schließlich ging er sogar vor mir auf Mission. Heute wohnen wir weit voneinander entfernt, aber zwischen uns gibt es eine starke Bindung, die uns auch nach diesem Leben erhalten bleibt. Er hat im Tempel geheiratet und hat eine gute Familie.

Ich bin dankbar für den inspirierten Führer, der mich aufgefordert hat, mit den Menschen in meinem Umfeld über das Evangelium zu sprechen und ein Vorbild zu sein.

Dalnei de Assunção de Castro gehört zum Zweig Santa Clara im Pfahl São José in Brasilien.