2020
Andachten treffen auf moderne Medien
September 2020


Andachten treffen auf moderne Medien

Halle (Saale) (AM): Die Zusammenkünfte in den Gemeinderäumen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mögen zwar seit dem 12. März 2020 vorerst untersagt sein, doch das hindert die Mitglieder der unterschiedlichen Gemeinden nicht daran, sich anderer Wege und Mittel zu bedienen, um den Kontakt untereinander aufrechtzuerhalten. Da die Not bekanntlich erfinderisch macht, ist es erstaunlich, welche Ideen für die Zeit der wochenlangen Quarantäne umgesetzt werden, um Ansprachen, Gebete und geistige Gedanken weiterzuverbreiten und auch den Seminarunterricht bei den Jugendlichen fortzusetzen.

Mit Dankbarkeit für die Möglichkeiten und Begeisterung für die Gemeinschaft berichteten Gläubige aus verschiedenen Pfählen und Gemeinden in Deutschland von ihren Erfahrungen in den letzten Wochen. Im Zentrum stand in vielen Familien zuallererst der sonntägliche Heimgottesdienst, der derzeit die Versammlungen in den Gemeindehäusern ersetzt. Familie Radnoti aus dem Pfahl München empfand diese besondere Zeit als stärkend. Der Familienvater berichtet: „Wir haben uns Gott beim Abendmahl, das ich … segnete, sehr nahe gefühlt und auch ruhig und beschützt.“ Stefan Pieper beschreibt dankbar, dass der Heilige Geist auch in den eigenen vier Wänden wirken kann: „Es scheint für einen Moment so, als ob einem nichts von seiner Religion und seiner Geistigkeit genommen wurde. Man trägt sie im Herzen und im Umgang mit anderen Mitgliedern.“

Eine andere Gemeinde in demselben Pfahl nutzte die Software Zoom, um es vielen Mitgliedern zu ermöglichen, sich per Telefon oder Videoschaltung für eine gemeinsame Zeit einzuwählen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das normalerweise besonders während der üblichen Versammlungen am Sonntag und unter der Woche empfunden wird, konnte auch so in die Herzen getragen werden. Familie Herber drückte ihre Dankbarkeit für die modernen Medien aus, die all das in dieser besonderen Zeit erst möglich machen: „Auch unsere älteste Schwester, mit 84 Jahren, wählte sich per Telefon ein und konnte so dabei sein,“ berichtet sie.

Das Gefühl, dass das eigene Heim durch das Abendmahl heiliger wird, teilen auch Bischof Fröhlich und seine Familie. Die Frage, wie er und seine Ratgeber noch weitere Mitglieder seiner Gemeinde erreichen könnten, beschäftigt die Gedanken der Priestertumsträger und Schwestern. Niemand soll vernachlässigt werden und jeder die Nähe Gottes spüren können.

Neben dem Abendmahl stehen in vielen Familien auch andere Aspekte des Sonntags im Fokus. Für Familie Reisinger ist die PV-Stunde ein Weg, gemeinsam mit den eigenen Kindern über die Bedeutung der heiligen Schriften zu sprechen und sich über Erlebnisse auszutauschen. Diese sonntägliche Zeit ist eine besondere, denn sie ist weniger hektisch.

Während viele Familien in ihren eigenen vier Wänden einen Gottesdienst abhalten können, haben andere Mitglieder nicht immer die Möglichkeit, dies zu tun. In Hannover hat eine Gruppe von Jungen Alleinstehenden diesen Umstand genutzt und eine Versammlung geplant, die über die Zoom-Plattform abgehalten werden kann. Auch Live-Übertragungen auf YouTube helfen besonders den Alleinstehenden, sich zugehörig zu fühlen und sich durch einen einfachen Klick mit ihren Freunden zu verbinden, um Gott zu verehren.

All diese Alternativen zu den üblichen Sonntagsversammlungen tragen die Mitglieder durch diese ungewohnten Wochen, in denen Hoffnung und Glaube eine besondere Grundlage sind, um die Veränderungen in der Welt verstehen zu lernen. Ungeachtet der Größe einer Gemeinde schaffen es die Mitglieder, sich durch die unterschiedlichsten Medien zu verbinden. Mirja Bray, die ein Mitglied einer kleinen Gruppe in Nordhausen ist, beschreibt, dass sich die Frauen bereits ein paar Wochen vorher – eher unbewusst – auf diese Anpassungen vorbereitet hatten. Über eine gemeinsame Chatgruppe nutzen sie nun die Chance, sich täglich durch geistige Gedanken und kurze Nachrichten gegenseitig aufzubauen.

Einige Mitglieder nutzen diese Zeit auch, um ihren Familien das Evangelium näherzubringen. Besonders dann, wenn Verwandte den eigenen Glauben nicht teilen, ist es schön, sie auf eine ganz ungezwungene Art und Weise an einem Gottesdienst teilhaben zu lassen.

Obwohl all diese Innovationen und Ideen dazu führen, dass viele Mitglieder auch in diesen ungewissen Wochen den Gottesdienst, das Abendmahl und die virtuelle Gemeinschaft trotz aller Veränderungen nicht missen müssen, bleibt der Wunsch nach den gewohnten Abläufen in den Gemeinderäumen dennoch bestehen. „Wie dankbar werden wir alle sein, wenn wir uns wieder treffen dürfen“, berichtet Mirja Bray. „Wie sehr werden wir verstehen, was für ein Segen das ist.“