2022
Wie ich zu einem Zeugnis vom Garment gefunden habe
Juni 2022


Nur online: Junge Erwachsene

Wie ich zu einem Zeugnis vom Garment gefunden habe

Als ich zum ersten Mal das Garment anzog, hatte ich das Gefühl, als würde ich das letzte Teil eines Puzzles einsetzen, das ich in Arbeit gehabt hatte

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Ein Mädchen auf dem Weg zwischen Zuhause, Schule und Tempel

Illustration von David Green

Eineinhalb Jahre bevor ich in den Washington-D.C.-Tempel ging, um mein Endowment zu empfangen, hatte ich noch nie etwas vom Buch Mormon oder von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gehört. Aber als ich den Missionaren begegnete und mich mit der Kirche befasste, spürte ich einfach, dass das Evangelium wahr ist.

Ich ließ mich mitten in meinem letzten Schuljahr an der Highschool taufen und hatte vor, gleich nach meinem Abschluss an der Georgetown University zu studieren. Kurz nach meiner Taufe erkundigten sich einige Mitglieder meiner Heimatgemeinde und auch die im Gebiet tätigen Missionare gelegentlich bei mir, ob ich nicht vielleicht auf Mission gehen wolle. Meine Antwort war immer ein nachdrückliches Nein. Wie konnte ich anderen eine Religion und einen Lebenswandel nahebringen, die ich mir selbst noch kaum zu eigen gemacht hatte?

Ein paar Wochen vor meinem Umzug nach Georgetown erhielt ich meinen Patriarchalischen Segen, was mir neue Ausblicke auf meine Zukunft bot. Bevor ich mich der Kirche anschloss, war es mir stets so vorgekommen, als liefe mein Leben wie geplant. Doch dieses Schema fiel urplötzlich in sich zusammen. Nichts von dem, was in meinem Patriarchalischen Segen stand, entsprach dem Leben, das ich mir immer vorgestellt hatte. Eine der Wahrheiten, die mir darin sofort auffiel, war der unbestreitbare Rat, auf Mission zu gehen.

Bald schon erwog ich – wenn auch etwas zögerlich –, meine Missionspapiere einzureichen.

Mir war bewusst, dass jemand, bevor er auf Mission geht, üblicherweise sein Endowment empfängt. Also bereitete ich mich auf den Tempel vor. Zudem wusste ich, dass zu den Veränderungen, die mir bevorstanden, nunmehr auch die Verpflichtung gehörte, das Garment zu tragen. Bevor ich mich auf den Tempel vorbereitete, hatte ich nicht viel über das Garment nachgedacht. Was das Tragen des Garments anging, war ich also vorurteilsfrei.

Als ich aufs College ging, war ich mit meinem Bischof in engem Kontakt und nahm jede Woche am Institut teil. Mein Institutslehrer war sehr nett. Bis der Termin für mein Endowment vor der Tür stand, setzte er mehrere Wochen lang die Vorbereitung auf den Tempel auf den Lehrplan. Das war liebevoll und mitfühlend. Immerhin war ich von meiner Heimatgemeinde getrennt und meine Familie war nicht in der Kirche, konnte mich also auch nicht anleiten. Schließlich erhielt ich meine Missionsberufung nach Paraguay und war bereit, zum ersten Mal in den Tempel zu gehen.

Mein Tempelbesuch

In den Tempel zu gehen war für mich, als würde ich nach Hause zurückzukehren. Selbst als ich das Garment zum ersten Mal anzog, hatte ich das Gefühl, als würde ich das letzte Teil eines Puzzles einsetzen, das ich in Arbeit gehabt hatte. Ich war mir darüber im Klaren, dass mein Gelöbnis, das Garment zu tragen, bei meinem geistigen Fortschritt ein wichtiger Schritt war. Obwohl es eine sehr persönliche und heilige Entscheidung war, fiel sie mir leicht, denn ich wusste, dass ich so viel eher das Göttliche in mir als Tochter Gottes entdecken konnte, als es die Welt mir jemals würde ermöglichen können.

Nachdem ich das Endowment empfangen hatte, lag die Herausforderung für mich weniger darin, mich beim Tragen des Garments wohlzufühlen, als vielmehr darin, fast meine gesamte Garderobe erneuern zu müssen. Unter vielen Kleidungsstücken in meinem Schrank hätte man das Garment gesehen, also entsorgte ich sie.

Das war schon eine ziemliche Umstellung für mich. Doch es fühlte sich richtig an. Da ich mir die Zeit genommen hatte, mich auf den Tempel vorzubereiten, wurde die Erneuerung meiner Garderobe zu einem lockeren, vergnüglichen Erlebnis. In meinem Bestreben, dazuzulernen, erlangte ich ein tieferes Zeugnis davon, dass es bei meinem Gelöbnis, das Garment zu tragen, um mehr ging als nur um die Erneuerung meiner Garderobe. Es ist ein Symbol für meine Hingabe an meinen Erretter Jesus Christus und für meinen Entschluss, ihm nachzufolgen. Zudem ist das Garment eine Gabe – es erinnert mich ganz konkret an meine Tempelbündnisse und an die Macht, den Schutz und die Segnungen, die mir durch das Sühnopfer des Erretters offenstehen.

Als ich am Tag meines Endowments den Tempel betrat, bestand meine einzige Erwartung darin, Gottes Liebe zu mir wahrzunehmen. Dort im Tempel konnte ich diese Liebe in noch reicherem Maß verspüren als je zuvor und war fest entschlossen, meine Bündnisse zu halten und das Garment zu tragen. Dieses Gefühl wollte ich für immer festhalten.

Das Bemühen, meine Bündnisse zu halten

Wenn ich mal echt einsam bin oder das Leben mir übel mitspielt, bewegt mich mein Zeugnis von einfachen, unverrückbaren Evangeliumsgrundsätzen dazu, das Garment immer bewusst zu tragen und mich zu bemühen, die Bündnisse zu halten, die ich im Tempel geschlossen habe.

Mir geben diese Worte von Präsident Russell M. Nelson sehr viel Trost:

„Während jeglicher Unruhen in Ihrem Leben [ist es] in geistiger Hinsicht am sichersten, wenn Sie innerhalb Ihrer Tempelbündnisse leben!

Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere: Wenn Ihr geistiges Fundament fest auf Jesus Christus gebaut ist, brauchen Sie sich nicht zu fürchten. Wenn Sie Ihren Bündnissen, die Sie im Tempel geschlossen haben, treu sind, werden Sie durch die Macht des Herrn gestärkt. Kommt es dann zu geistigen Erdbeben, sind Sie in der Lage, ohne zu wanken stehen zu bleiben, weil Ihr geistiges Fundament fest und unverrückbar ist.“1

Seit ich mich der Kirche angeschlossen habe, ist mein Leben nicht einfacher geworden. Die bisher schwierigsten Zeiten machte ich nämlich durch, nachdem ich getauft worden war. Ich weiß jedoch, dass ich diese Herausforderungen deswegen ertragen konnte, weil ich über das wiederhergestellte Evangelium viel in Erfahrung gebracht habe und Kraft aus den im Tempel geschlossenen Bündnissen ziehe. Ohne meinen Glauben an Jesus Christus wäre es weitaus schlimmer gekommen.

Bewusst als Jüngerin Christi zu leben, ist nicht ganz einfach, da doch die weltlichen Maßstäbe offenbar im Widerspruch zu den Idealen stehen, die ich anstrebe. Aber Präsident Nelson hat ja darauf hingewiesen, die beste Zuflucht für mich sei, innerhalb meiner Tempelbündnisse zu leben. Dazu gehört auch, dass ich das Garment so trage, wie ich es gelobt habe. Ich weiß: Wenn ich weiterhin daran festhalte und auf dem Weg der Bündnisse bleibe, wird Freude mich begleiten.