2016
„Lernt von mir‘
März 2016


Botschaft von der Ersten Präsidentschaft

„Lernt von mir“

Bild
Jesus with little boy

Ausschnitt aus dem Gemälde Lasst die Kinder zu mir kommen von Carl Heinrich Bloch

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind wir alle Lehrer und Lernende zugleich. An uns alle ergeht die sanfte Bitte unseres Herrn: „Lernt von mir; … so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“1

Ich möchte alle Mitglieder der Kirche auffordern, darüber nachzudenken, wie sie lehren und lernen. Blicken Sie dabei auf den Erlöser und orientieren Sie sich an ihm. Wir wissen, dass dieser „Lehrer, der von Gott gekommen ist“2, mehr war als nur ein Lehrer. Er, der uns lehrte, Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all unserer Kraft und all unseren Gedanken zu lieben und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, ist der größte aller Lehrer und der Inbegriff eines vollkommenen Lebens.

Er selbst hat verkündet: „Komm und folge mir nach.“3 „Ich habe euch ein Beispiel gesetzt.“4

Bekehrung

Jesus brachte, wie Matthäus berichtet, eine einfache, doch tiefgründige Wahrheit zum Ausdruck. Nachdem er und seine Jünger vom Berg der Verklärung hinabgestiegen waren, verweilten sie in Galiläa und machten sich dann auf den Weg nach Kafarnaum. Dort kamen die Jünger zu Jesus und fragten:

„Wer ist im Himmelreich der Größte?

Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte

und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“5

Das Ziel des Evangeliumsunterrichts in der Kirche, ob zu Hause, im Klassenzimmer oder auf Mission, besteht nicht darin, Gottes Kindern Faktenwissen einzutrichtern. Es geht nicht darum, aufzuzeigen, wie viel die Eltern, die Lehrer oder die Missionare wissen. Es geht auch nicht einfach nur darum, dass der Zuhörer dann mehr über den Erlöser und seine Kirche weiß.

Das grundlegende Ziel des Lehrens besteht darin, den Söhnen und Töchtern des Vaters im Himmel zu helfen, in seine Gegenwart zurückzukehren und sich des ewigen Lebens mit ihm zu erfreuen. Daher muss jeder Evangeliumsunterricht zum Ziel haben, sie anzuspornen, auf dem Weg der täglichen Nachfolge Christi und der heiligen Bündnisse weiter vorwärtszugehen. Es geht darum, den Einzelnen anzuregen, über Evangeliumsgrundsätze nachzudenken, in sich zu gehen und dann etwas zu unternehmen, um nach diesen Grundsätzen zu leben. Das Ziel besteht darin, dass wir Glauben an den Herrn Jesus Christus entwickeln und uns zu seinem Evangelium bekehren.

Wer so lehrt, dass andere gesegnet, bekehrt und gerettet werden, folgt dem Beispiel des Erlösers. Dem Lehrer, der diesem Beispiel nacheifert, liegen seine Schüler am Herzen. Er dient ihnen. Er inspiriert sie mit unvergesslichen Lektionen über göttliche Wahrheit. Er führt ein Leben, das nachahmenswert ist.

Liebe und Dienst am Nächsten

Das gesamte Wirken des Heilands ist ein Beweis für seine Nächstenliebe. Oft waren seine Liebe und sein Dienst am Nächsten die Lektion, die er vermitteln wollte. Auch ich erinnere mich vor allem an die Lehrer, die ihre Schüler kannten, lieb hatten und sich um sie sorgten. Sie suchten das verlorene Schaf. Sie lehrten Lektionen fürs Leben, die ich nie vergessen habe.

Eine solche Lehrerin war Lucy Gertsch. Sie kannte jeden aus der Klasse. Sie besuchte ausnahmslos einen jeden, der an einem Sonntag nicht zum Unterricht gekommen war oder der überhaupt nie kam. Wir wussten, dass wir ihr wichtig waren. Niemand von uns hat sie oder ihren Unterricht je vergessen.

Viele Jahre später, als Lucys Leben dem Ende zuging, besuchte ich sie. Wir sprachen über jene längst vergangenen Tage, als sie unsere Lehrerin gewesen war. Wir sprachen über jeden aus der Klasse und darüber, was sie jetzt alle so machen. Ihr ganzes Leben lang lagen ihr ihre Schüler am Herzen.

Mir gefällt die Aufforderung des Herrn im Buch Lehre und Bündnisse:

„Ich gebe euch das Gebot, einander die Lehre des Reiches zu lehren.

Lehrt eifrig, und meine Gnade wird mit euch sein.“6

Lucy Gertsch lehrte eifrig, weil sie nie aufhörte zu lieben.

Hoffnung und Wahrheit

Der Apostel Petrus mahnt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“7

Wohl die größte Hoffnung, die ein Lehrer weitergeben kann, ist die Hoffnung, die die wahren Lehren des Evangeliums Jesu Christi in sich bergen.

„Und was ist es, das ihr erhofft?“, fragt Mormon. „Siehe, ich sage euch, dass ihr durch das Sühnopfer Christi und die Macht seiner Auferstehung Hoffnung haben werdet, zu ewigem Leben erhoben zu werden, und dies wegen eures Glaubens an ihn.“8

Lehrer, erheben Sie Ihre Stimme und geben Sie Zeugnis für das wahre Wesen Gottes. Geben Sie Zeugnis für das Buch Mormon. Legen Sie die herrlichen, die großartigen Wahrheiten des Erlösungsplans dar. Verwenden Sie das von der Kirche genehmigte Material, vor allem die heiligen Schriften, und verkünden Sie anhand dessen die wahren Lehren des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi in ihrer Schlichtheit und Reinheit. Denken Sie an das Gebot des Herrn, die Schriften zu erforschen, „weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; gerade sie legen Zeugnis über mich ab“9.

Helfen Sie Gottes Kindern zu erkennen, was im Leben wahr und wichtig ist. Helfen Sie ihnen, die Kraft aufzubringen, sich für einen Lebensweg zu entscheiden, der sie sicher in Richtung ewiges Leben führt.

Lehren Sie wahre Lehre, dann unterstützt Sie der Heilige Geist dabei.

„Lernt von mir“

Weil Jesus Christus dem Vater vollkommen gehorsam war und sich ihm untergeordnet hat, „wuchs [er] heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“10. Sind wir entschlossen, es ihm gleichzutun? So wie Jesus „Gnade um Gnade empfing“11, müssen auch wir uns beim Lernen des Evangeliums geduldig und ausdauernd darum bemühen, von Gott Licht und Erkenntnis zu erlangen.

Das Zuhören gehört unbedingt zum Lernen dazu. Wenn wir etwas lernen wollen, beten wir für Eingebungen und eine Bestätigung durch den Heiligen Geist. Wir denken nach, wir beten, wir setzen das Gelernte in die Tat um und wir bringen den Willen des Vaters in Erfahrung.12

Jesus lehrte vieles „in Form von Gleichnissen“13. Dafür sind Ohren erforderlich, die hören, Augen, die sehen, und ein Herz, das versteht. Wenn wir so leben, dass wir dessen würdig sind, können wir die Einflüsterungen des Heiligen Geistes, „der [uns] alles lehren und [uns] an alles erinnern“14 kann, besser wahrnehmen.

Wenn wir der sanften Aufforderung Jesu, von ihm zu lernen, folgen, erhalten wir Anteil an seiner göttlichen Kraft. Lassen Sie uns deshalb im Geist des Gehorsams vorwärtsgehen. Folgen wir unserem großen Vorbild und lehren und lernen wir so, wie er das von uns erwartet.