2016
Kann ich irgendetwas tun?
März 2016


Kann ich irgendetwas tun?

Loralee Leavitt, Washington

Bild
folding clothes

Illustrationen von Allen Garns

Ich saß im Wohnzimmer und weinte. Nur wenige Tage zuvor hatte ich eine Fehlgeburt erlitten, und meine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Verlust unseres Babys. So vieles erinnerte mich an das tragische Erlebnis, vor allem die vielen Umstandskleider in meinem Kleiderschrank.

Jedesmal, wenn ich das Schlafzimmer betrat, schienen mich diese Kleider von den Kleiderbügeln herunter anzustarren. Die meisten davon waren brandneu und noch nie getragen und erinnerten mich daran, dass ich nicht mehr schwanger war. Ich konnte sie nicht wegräumen, weil ich noch zu schwach war, um mehr als ein paar Sekunden auf den Beinen zu stehen.

Plötzlich klopfte jemand an die Tür. Als ich sie öffnete, sah ich meine Besuchslehrerin draußen stehen. Es war dieselbe Besuchslehrerin, die auf meine Kinder aufgepasst hatte, als mein Arzt meinem Mann und mir bestätigte, dass ich eine Fehlgeburt erlitten hatte.

„Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte sie.

„Ja“, erwiderte ich. „Ich brauche deine Hilfe beim Wegräumen der Umstandskleider.“

Ich führte sie ins Schlafzimmer, leerte die Schubfächer und streifte die Kleider von den Bügeln. Dann legte ich mich ins Bett, während sie alles zusammenlegte und sorgfältig in Kartons verstaute. Nachdem sie die Kartons zugeklebt und nach unten gebracht hatte, damit ich sie nicht ständig anschauen musste, spürte ich, wie sich meine Stimmung hob.

Danach ging sie in die Küche, belud den Geschirrspüler, wischte die Arbeitsplatte sauber und räumte auf – alles Arbeiten, die ich noch nicht erledigen konnte. Als sie ging, war unser Haus sauber, die Umstandskleidung außer Sicht und mein Herz nicht mehr ganz so schwer.

Der Apostel Johannes sagte: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“ (1 Johannes 4:18.) Wenn wir uns anderen zuwenden und die Liebe des Heilands an sie weitergeben, werden wir durch seinen Mut gestärkt. Weil meine Besuchslehrerin von der Liebe Christi erfüllt war, kam sie sofort, als der Heilige Geist ihr eingab, sie solle kommen.

Wir haben in dieser schlimmen Zeit viele Liebesbeweise erhalten wie Blumen, Karten, Muffins und Kinderbetreuung, über die wir uns alle sehr freuten. Aber am meisten half mir, als meine Besuchslehrerin, ohne zu wissen, wie sehr ich sie brauchte, an meine Tür klopfte und fragte: „Kann ich irgendetwas für dich tun?“