Das Licht eines neuen Tages

Bild

President Gordon B. Hinckley

Ich kann mich noch gut an ein Treffen mit einem früheren Premierminister erinnern. Im Laufe seines Lebens hatte er viele Kriege und Schwierigkeiten miterlebt. Er erzählte mir eine interessante Geschichte über einen jüdischen Rabbi, der sich mit zwei Freunden unterhielt. Der Rabbi fragte einen der beiden: „Woher weiß man, dass die Nacht vorbei und ein neuer Tag angebrochen ist?“

Ein Freund antwortete: „Wenn man gen Osten schaut und ein Schaf und eine Ziege auseinanderhalten kann, dann weiß man, dass die Nacht vorüber ist und der Tag angefangen hat.“

Dem zweiten stellte er dieselbe Frage. Seine Antwort: „Wenn man in die Ferne blickt und erkennt, ob dort ein Ölbaum oder ein Feigenbaum steht, dann weiß man, dass der Morgen angebrochen ist.“

Dann fragten sie den Rabbi, woran er denn erkenne, dass die Nacht vorüber ist und der Tag beginnt. Er überlegte eine Weile und sagte dann: „Wenn man gen Osten schaut und dort das Gesicht einer Frau erkennt und sagen kann: ‚Sie ist meine Schwester‘, und wenn man gen Osten schaut und dort das Gesicht eines Mannes erkennt und sagen kann: ‚Er ist mein Bruder‘, dann weiß man, dass das Licht eines neuen Tages gekommen ist.“

Denkt kurz darüber nach, meine lieben Freunde. Dieser Mann spricht über die wahre Bedeutung von Brüderlichkeit.

Das Evangelium Jesu Christi ist die einzige Möglichkeit, den Hass auszulöschen, der unter den Menschen herrscht. Wenn sie das Evangelium annehmen, wird es viel mehr Frieden auf der Welt geben. Deshalb sind wir hier – das Evangelium des Herrn Jesus Christus zu lehren und den Menschen das Herz anzurühren, damit sie einander als Brüder und Schwestern, als Kinder des himmlischen Vaters betrachten.

Nach einer Ansprache an der Brigham-Young-Universität am 31. Oktober 2006; siehe auch „Worte des lebenden Propheten“, Der Stern, Dezember 1996, Seite 8.