Generalkonferenz
Zum Dienen vorherordiniert
Frühjahrs-Generalkonferenz 2024


Zum Dienen vorherordiniert

Der Vater im Himmel möchte euch eure persönliche Vorherordinierung offenbaren, und das wird er auch, wenn ihr euch bemüht, seinen Willen zu erkennen und demgemäß zu leben

Heute Abend wende ich mich an die Jugend der Kirche, die heranwachsende Generation der jungen Männer und jungen Frauen, welche die Bannerträger für die nächste Generation sind.

Im Oktober 2013 hat unser geschätzter Prophet, Präsident Russell M. Nelson, verkündet: „Der Vater im Himmel kennt [euch] schon sehr lange. Er hat [euch] auserwählt, zu genau dieser Zeit als sein Sohn oder seine Tochter zur Erde zu kommen und ein Führer in seinem großartigen Werk hier auf Erden zu sein.“1

Vor zwei Jahren hat Präsident Nelson dem hinzugefügt:

„Heute bekräftige ich nachdrücklich, dass der Herr jeden würdigen jungen Mann, der dazu in der Lage ist, aufgerufen hat, sich auf eine Mission vorzubereiten und sie zu erfüllen. Für die jungen Männer in der Kirche Jesu Christi ist der Missionsdienst eine Priestertumspflicht. Ihr jungen Männer wurdet für diese Zeit zurückbehalten, in der die verheißene Sammlung Israels stattfindet. …

Für euch junge Schwestern, die ihr dazu in der Lage seid, ist eine Mission ebenfalls eine wunderbare Gelegenheit, jedoch keine Pflicht. … Betet und fragt, ob der Herr möchte, dass ihr eine Mission erfüllt, dann wird der Heilige Geist euch in Herz und Sinn antworten.“2

Der Hinweis unseres Propheten, dass der Herr die heutige Jugend für diesen Zeitpunkt in der Sammlung Israels zurückbehalten hat, sowie seine Aufforderung, dass ihr beten sollt, um zu erkennen, was der Herr von euch erwartet, beziehen sich zum Teil auf das Leben, das ihr geführt habt, bevor ihr hier auf Erden geboren wurdet, und auf die Segnungen, die ihr damals von Gott erhalten habt.3 Wir alle, die wir hier auf Erden geboren wurden, haben zuvor beim Vater im Himmel als seine Geistkinder gelebt.4 Der Herr hat Mose kundgetan: „Ich, Gott, der Herr, erschuf alles … geistig, ehe es natürlich auf der Erde war.“5

Als er euch geistig erschuf, liebte er euch, seine Geistsöhne und -töchter, und verankerte in einen jeden von euch ein göttliches Wesen und eine ewige Bestimmung.6

Im vorirdischen Leben habt ihr euer Wesen entwickelt und eure geistigen Fähigkeiten erweitert.7 Ihr wurdet mit der segensreichen Gabe der Entscheidungsfreiheit ausgestattet, der Fähigkeit, Entscheidungen selbst zu treffen – und ihr traft dann auch wichtige Entscheidungen, etwa die, dem Plan des Glücklichseins zu folgen, den der himmlische Vater aufgestellt hatte und gemäß dem ihr „einen physischen Körper erhalten und die Erfahrungen des irdischen Lebens machen konnte[t], um [euch] weiterzuentwickeln und letztlich als Erben ewigen Lebens [eure] göttliche Bestimmung zu verwirklichen“8. Diese Entscheidung wirkte sich auf euer Leben damals in der vorirdischen Welt aus, und sie wirkt sich auch auf euer jetziges Leben aus.9 Als Kind Gottes habt ihr in eurem vorirdischen Leben an „Intelligenz … zugenommen, und [habt] die Wahrheit lieben gelernt“10.

Vor eurer Geburt hat Gott einen jeden von euch dazu ernannt, im Erdenleben bestimmte Missionen zu erfüllen.11 Wenn ihr würdig bleibt, ermöglichen euch die Segnungen jenes vorirdischen Ratschlusses in diesem Leben allerlei Gelegenheiten, darunter Gelegenheiten zum Dienst in der Kirche und zur Mitwirkung am wichtigsten Werk, das heute auf der Erde stattfindet: der Sammlung Israels.12 Diese vorirdischen Verheißungen und Segnungen bezeichnet man als Vorherordinierung. „Die Lehre von der Vorherordinierung gilt für alle Mitglieder der Kirche.“13 Die Vorherordinierung garantiert nicht, dass ihr bestimmte Berufungen oder Aufgaben bekommt. Solche Segnungen und Gelegenheiten ergeben sich in diesem Leben, wenn ihr eure Entscheidungsfreiheit rechtschaffen ausübt, genau wie eure Vorherordinierung in eurem vorirdischen Leben aus Rechtschaffenheit resultierte.14 Wenn ihr euch als würdig erweist und auf dem Weg der Bündnisse vorwärtsgeht, erhaltet ihr in eurer Klasse bei den Jungen Damen oder in eurem Priestertumskollegium Gelegenheiten zum Dienst am Nächsten. Ihr werdet damit gesegnet, im Tempel zu dienen, betreuender Bruder oder betreuende Schwester zu werden und als Jünger oder Jüngerin Jesu Christi eine Mission zu erfüllen.

Warum ist es wichtig, dass ihr euch darum bemüht, eure Vorherordinierung zu erkennen und zu verstehen? In dieser Zeit voller Fragen, in der viele ihre wahre Identität sehnlichst erkennen wollen, schenkt uns die Tatsache, dass Gott jeden von uns kennt und schon vor der Geburt ganz individuell mit wesentlichen Merkmalen der „vorirdischen, irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung“ ausgestattet hat, in Herz und Verstand wunderbaren Frieden und Zuversicht.15 Zu erkennen, wer ihr seid, beginnt damit, dass ihr die Segnungen Gottes versteht, die euch durch Vorherordinierung schon zuteilwurden, bevor ihr auf Erden geboren wurdet. Der Vater im Himmel möchte euch eure persönliche Vorherordinierung offenbaren, und das wird er auch, wenn ihr euch bemüht, seinen Willen zu erkennen und demgemäß zu leben.16

Ich lese gern, was Präsident Nelson auf Instagram postet. Besonders gut hat mir gefallen, was er am 20. Juli 2022 geschrieben hat:

„Würde der Herr direkt zu euch sprechen, würde er euch, so meine ich, als Erstes vor Augen führen, wer ihr wirklich seid. Liebe Freunde, jeder von euch ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Geistkind Gottes. …

Lasst euch nicht beirren. Euer Potenzial ist von göttlicher Natur. Und wenn ihr eifrig danach strebt, gewährt euch Gott Einblicke darein, wer ihr werden könnt.“17

Ich möchte euch erzählen, wie mir mein irdischer Vater beigebracht hat, meine Identität und Gottes Plan für mein Leben in Erfahrung zu bringen.

Als ich 13 Jahre alt war, mähte ich eines Samstags den Rasen, denn das gehörte zu meinen wöchentlichen Pflichten. Als ich fertig war, hörte ich, wie die hintere Eingangstür geschlossen wurde, und schaute auf: Mein Vater rief mich zu sich. Ich ging zur Terrasse und er bat mich, mich zu ihm auf die Treppe zu setzen. Es war ein schöner Vormittag. Ich weiß noch, dass wir so eng nebeneinandersaßen, dass unsere Schultern sich berührten. Zuerst sagte mir mein Vater, wie sehr er mich liebhabe. Dann fragte er nach meinen Zielen im Leben. Ich dachte nur: „Wenn’s weiter nichts ist!“ Zweierlei war mir nämlich völlig klar: Ich wollte größer sein, und ich wollte öfter zelten gehen. Ich war ziemlich einfach gestrickt. Mein Vater lächelte, hielt kurz inne und sagte dann: „Steve, ich möchte dir etwas sagen, was mir sehr wichtig ist. Ich habe darum gebetet, der Vater im Himmel möge dafür sorgen, dass sich dir das, was ich jetzt sage, in Herz und Verstand so unauslöschlich eingeprägt, dass du es niemals vergisst.“

In diesem Moment hatte mein Vater meine volle Aufmerksamkeit. Er wandte sich mir zu, schaute mir in die Augen und sagte: „Mein Sohn, schütze die unbeobachteten Momente deines Lebens.“ Es folgte eine lange Pause, sodass mir die Bedeutung seiner Worte tief ins Herz dringen konnte.

Dann fuhr er fort: „Du weißt schon, die Momente, wenn niemand bei dir ist und keiner weiß, was du tust – wenn du meinst: Was immer ich jetzt tue, wirkt sich auf niemanden sonst aus, nur auf mich.“

Dann erklärte er: „Was du in diesen unbeobachteten Momenten tust, wirkt sich mehr als jeder andere Zeitpunkt im Leben darauf aus, wie du mit Herausforderungen und Kummer umgehst. Und was du in diesen unbeobachteten Momenten tust, wirkt sich auch mehr als jeder andere Zeitpunkt im Leben darauf aus, wie du mit Erfolg und Freude umgehst.“

Der Herzenswunsch meines Vaters ging in Erfüllung. Der Klang seiner Stimme, sein Tonfall und die Liebe, die aus seinen Worten sprach, prägten sich mir unauslöschlich in Herz und Verstand ein.

Im Lauf der Jahre ist mir klargeworden, dass das größte Wunder jenes Tages dort auf den Stufen meines Elternhauses darin bestanden hat, dass ich mich in den unbeobachteten Momenten meines Lebens im Gebet an Gott wenden und Offenbarung empfangen kann. Mein Vater brachte mir damals bei, wie ich die Segnungen Gottes, die auf Vorherordinierung beruhen, besser erkennen kann. In solchen unbeobachteten Momenten habe ich erkannt, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist. Ich habe erkannt, dass Gott mich dazu vorherordiniert hat, auf Mission zu gehen. Ich habe erkannt, dass Gott mich kennt und meine Gebete hört und erhört. Ich habe erkannt, dass Jesus der Messias ist, unser Erretter und Erlöser.

Auch wenn ich seit jenem unvergesslichen Tag mit meinem Vater so manchen Fehler gemacht habe, bin ich doch stets bestrebt gewesen, die unbeobachteten Momente meines Lebens zu schützen. Das ist mir stets ein Anker inmitten der Stürme des Lebens gewesen und hat es mir ermöglicht, einen sicheren Hafen anzusteuern und mich um die heilenden, stärkenden Segnungen der Liebe und des Sühnopfers unseres Erretters zu bemühen.

Meine jungen Brüder und Schwestern, wenn ihr eure unbeobachteten Momente mit sinnvollen Freizeitbeschäftigungen, aufbauender Musik, Schriftstudium und regelmäßigem, ernsthaftem Gebet ausfüllt und euch darum bemüht, euren Patriarchalischen Segen zu empfangen, und über ihn nachdenkt, werdet ihr Offenbarung empfangen. Präsident Nelson hat dies so ausgedrückt: Eure Augen öffnen sich dann „weit für die Tatsache …, dass dieses Leben in der Tat die Zeit ist, wo ihr festlegt, welche Art Leben ihr für immer wollt“18.

Unser Vater im Himmel wird eure Gebete erhören – vor allem die Gebete, die ihr in unbeobachteten Momenten sprecht. Er wird euch eure vorherordinierten Gaben und Talente offenbaren, und ihr spürt dann, wie seine Liebe euch umschließt – sofern ihr aufrichtig fragt und dieses Wissen wirklich erlangen möchtet. Wenn ihr die unbeobachteten Momente eures Lebens schützt, wird die Teilnahme an den heiligen Handlungen und den Bündnissen des Evangeliums für euch an Bedeutung gewinnen. Ihr bindet euch dann durch die Bündnisse, die ihr mit Gott schließt, umfassender an ihn, und ihr werdet aufgerichtet – hin zu mehr Hoffnung, Glauben und Zuversicht in Bezug auf die Verheißungen, die Gott euch gemacht hat. Wollt ihr wissen, wie Gottes Plan für euch aussieht? Ich gebe Zeugnis, dass er es euch wissen lassen möchte und dass er seinem für die ganze Welt zuständigen Propheten eingegeben hat, jeden von euch aufzufordern, zu beten und so selbst diese Erfahrung, die euch die Augen öffnen wird, zu erlangen.19 Ich gebe Zeugnis, dass das Sühnopfer unseres Erretters eine Tatsache mit großer Wirkung ist, die es möglich macht, so zu leben, dass man sich aller vorherordinierten Segnungen Gottes erfreuen kann. Im Namen Jesu Christi. Amen.