2006
Tätowierungen und die Mission
März 2006


Tätowierungen und die Mission

Stell dir vor, du stehst vor einem schönen, weißen Tempel. Mauern und Grundstück sind makellos. Auf dem Rasen nahe beim Eingang ist ein Maler. Für alle sichtbar stellt er dort seine Kunstwerke aus.

Ein paar Minuten später dreht sich der Maler um, packt ein paar Farbdosen aus und fängt an, die Mauern des Tempels zu bemalen. Die Malerei ist zwar nicht hässlich, aber irgendwie gehört sie dort nicht hin. Sprichst du den Maler an? Bittest du ihn, das Bild größer und bunter zu machen, und bietest du ihm Geld für seine Arbeit? Oder sagst du: „Das können Sie nicht tun! Das ist doch ein heiliger Tempel!“?

Was würdest du tun, wenn es dein eigener Tempel wäre? Der Apostel Paulus sagt: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? … Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.“ (1 Korinther 3:16,17.)

„Eine Tätowierung ist Graffiti auf dem Tempel des Körpers“, sagt Präsident Gordon B. Hinckley.1

Tätowierungen sind dauerhaft. Sie schädigen nicht allein den Körper; durch Ungehorsam gegenüber der Stimme der Propheten wird auch geistig Schaden angerichtet. Und obendrein: Möglicherweise hast du bisher noch nicht bedacht, dass sich eine Tätowierung auch auf den Missionsantrag auswirkt.

Bobbys Fehler

Bobby Collins (Name von der Redaktion geändert) hatte seine Missionsunterlagen abgeschickt und war nun überrascht, dass er keinen großen, weißen Umschlag mit der Missionsberufung bekam. Stattdessen kam ein Brief von der Missionsabteilung der Kirche; man erkundigte sich nach seiner Tätowierung.

Als Bobby die Highschool hinter sich hatte, war er nicht sicher, ob er auf Mission gehen wollte. Er zog von daheim aus und nahm eine Arbeit an; es gefiel ihm, unabhängig zu sein und die Eltern nicht ständig um sich zu haben. Etwa zur selben Zeit ließen sich sein bester Freund und sein Cousin tätowieren. „Das hat mich wohl unvorsichtig gemacht“, sagt er.

Bobby war schon immer ein guter Zeichner gewesen, und so entwarf er seine eigene Tätowierung. Er wusste, dass die Kirche von Tätowierungen abrät und dass es seiner Mutter nicht gefallen würde, also fragte er zunächst einmal seinen Bruder, was er davon halte. Sein Bruder gab ihm einen guten Rat. Er sagte: „Das Leben hinterlässt auch so schon viele Narben. Warum willst du denn noch eine?“

Aber Bobby hatte sich bereits entschieden. Sechs Wochen und 700 schwer verdiente Dollar gingen dahin, und dann war ein Bein von oben bis unten mit einer riesigen Tätowierung bedeckt. „Das hat so richtig wehgetan Und eine ziemlich blutige Angelegenheit war es auch“, erzählt Bobby. Und: „Wenn man erst einmal eine hat, denkt man leicht über noch weitere nach.“ Er ließ sich zwar keine weitere Tätowierung mehr machen, aber als sein Zeugnis vom Evangelium stärker geworden war, wollte er auf Mission gehen.

Das Tätowieren war schmerzhaft gewesen, aber das Bedauern, das Bobby nun empfand, war noch viel schlimmer. Er war sehr besorgt, ob er denn nun überhaupt auf Mission gehen konnte. Gern hätte er die Tätowierung entfernen lassen, aber das war viel zu teuer. Und was würden wohl später seine Frau und die Kinder davon halten?

„Der Brief von der Missionsabteilung hat mir richtig Angst eingejagt“, berichtet Bobby. „Meine größte Sorge war, dass ich wegen dieser einen Sache nicht auf Mission gehen könnte.“

Die Missionsabteilung behandelte Bobby genau wie alle anderen tätowierten Missionsanwärter. Im Antrag hatte er kurz seine Tätowierung erwähnt. Nun bat man ihn schriftlich um weitere Einzelheiten, so zum Beispiel um eine Erläuterung, wann und warum er sich hatte tätowieren lassen und wo genau sich die Tätowierung befindet sowie um eine Beschreibung oder ein Foto. Er sollte auch schildern, wie er nun dazu stand.

Wenn der Antrag eines tätowierten Missionsanwärters eingeht, prüfen Generalautoritäten eingehend, ob der Betreffende auf Mission gehen darf. Manche können nicht gehen.

Bobby erhielt seine Berufung. Er freut sich sehr, nun Missionar zu sein, und bedauert als Repräsentant der Kirche des Herrn, dass er sich damals für die Tätowierung entschieden hat.

Eine Tätowierung bedeutet für manche Missionare, dass sie nur in Gebieten dienen können, in denen Tätowierungen kulturell akzeptiert sind, oder wo es so kühl ist, dass lange Ärmel – oder, bei Damen, auch Strumpfhosen – die Tätowierung verdecken. Eine Tätowierung kann nicht nur die Wahl des Missionsgebiets einschränken, sie kann je nach dem Motiv und deiner Einstellung dazu sogar entscheidend dafür sein, ob du überhaupt auf Mission gehen kannst.

Ein Rat an die künftigen Missionare

Bobby sagt: „Ich hoffe sehr, dass Präsident Hinckleys Rat befolgt wird. Ich weiß, dass er ein Prophet Gottes ist. Wenn er sagt, es sei wichtig, dann ist es auch wichtig.“

Aber auch Bobby hat einen Rat für uns, und es ist derselbe, den ihm sein Bruder gegeben hat: „Uns kann zwar durch das Sühnopfer vergeben werden, doch warum sollten wir etwas tun, was Narben hinterlässt?“

Worte einer gesundheitsexpertin

Inna Prokopenko ist ausgebildete Krankenschwester und lizenzierte Schönheitsberaterin in Salt Lake City. In ihrem langen Berufsleben hat sie immer wieder Tätowierungen entfernen müssen. Unter anderem sagt Inna über Tätowierungen Folgendes:

Gesundheitliche risiken

  • Zu den großen gesundheitlichen Risiken zählt die Tintenallergie. Sie kann sofort auftreten, aber auch erst sechs Monate oder ein Jahr nach der Tätowierung. Die tätowierte Fläche schwillt dann an, wird rot und juckt. Hat man eine solche Allergie und gerät Tinte in den Blutkreislauf, kann das sehr gefährlich sein.

  • Durch Blut übertragene Krankheiten sind ein weiteres Risiko. Sind die Nadeln oder sonstigen Gerätschaften nicht ordentlich sterilisiert, kann man Aids oder sonst eine Krankheit bekommen.

Entfernung

  • Dass man die Tätowierung später bereut, ist mehr als nur im Bereich des Möglichen: Allen Patienten von Inna tut ihre Tätowierung Leid. Viele Menschen wollen ihre Tätowierungen entfernen lassen, um im Berufsleben professioneller zu wirken oder ihren Kindern ein gutes Beispiel zu geben.

  • Manche Körperbilder lassen sich – zumindest teilweise – mittels Laser entfernen, aber das ist viel schmerzhafter als das Tätowieren selbst.

  • Die Laserbehandlung hinterlässt gewöhnlich keine Narben, aber ausgeschlossen ist es nicht.

  • Gelbe Tätowierungen oder Bilder, bei denen gelbe Tinte verwendet wurde, können nur operativ entfernt werden.

  • Das Entfernen eines Körperbildes dauert lange und ist sehr teuer; es kostet viel mehr als das Tätowieren selbst.

Du bist gottes geschöpf

„Ihr seid ein Kind Gottes. Euer Körper ist seine Schöpfung. Würdet ihr diese Schöpfung mit der Abbildung von Menschen, Tieren und Wörtern auf eurer Haut entstellen?

Wenn ihr eine Tätowierung habt, sage ich euch: Die Zeit wird kommen, wo ihr das bedauern werdet. Sie lässt sich nicht abwaschen. Sie bleibt. Sie lässt sich nur durch ein teures und schmerzhaftes Verfahren entfernen. Wenn ihr eine Tätowierung habt, dann werdet ihr sie wahrscheinlich für den Rest eures Lebens mit euch herumtragen. Meiner Meinung nach wird die Zeit kommen, wo sie euch peinlich ist. Lasst euch nicht darauf ein. Als eure Brüder, die euch lieben, bitten wir euch: Geht nicht so respektlos mit dem Körper um, den der Herr euch gegeben hat.“

Gordon B. Hinckley, „Rat und Gebet eines Propheten für die Jugend“, Liahona, April 2001, Seite 37.

Anmerkung

  1. „Groß wird der Friede deiner Kinder sein“, Liahona, Januar 2001, Seite 67